Zusammenfassung: Eine gelingende Energiewende und sichere Stromversorgung erfordern die Verstärkung und den Ausbau der Netzinfrastruktur. Ende 2015 wurde der Vorrang von Erdkabeln vor Freileitungen in siedlungsnahen Bereichen beschlossen, um den Netzausbau schneller zu realisieren und lokale Widerstände zu minimieren. Der Beitrag betrachtet die Wahrnehmung und Akzeptanz eines geplanten Erdkabelprojekts zum Stromnetzausbau im ländlichen Raum (Rheinisches Braunkohlerevier) aus der Sicht lokal betroffener Gruppen. Mittels qualitativer Interviews werden die Perspektiven betroffener Anwohner und Landwirte bezogen auf die Energiewende, den Netzausbau, Akzeptanz und Bewertung von Erdkabeln und Freileitungen im Allgemeinen sowie der geplanten Erdkabeltrasse und zugehöriger Nebenanlagen im Speziellen erhoben und miteinander verglichen. Die Ergebnisse zeigen gruppenbezogene Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Generell ist eine positive Einstellung beider Gruppen gegenüber der Energiewende und eine Präferenz für Erdkabel im Vergleich mit Freileitungen zu konstatieren. In Bezug auf beide Themen gibt es aber auch kritische Äußerungen. Trotz der generellen Präferenz für Erdkabel wird die konkrete geplante Erdkabeltrasse in der Untersuchungsregion von den betroffenen Anwohnern eher neutral, teils gleichgültig und in verschiedenen Punkten kritisch bewertet. Die Haltung der Landwirte ist aufgrund der Vielzahl wahrgenommener Nachteile eher ablehnend und führt partiell zu (aktiven) Widerstandshandlungen, die das Vorhaben verzögern könnten. Es wird deutlich, dass regionale Standortmerkmale und raum-zeitliche Prozesse, Gewöhnungseffekte sowie Erfahrungswissen eine wesentliche Rolle bei der Bewertung der geplanten Erdkabeltrasse spielen, die bei der Planung von Netzinfrastrukturprojekten berücksichtigt werden sollten.
A successful energy turnaround – the so-called Energiewende – requires the reinforcement and expansion of the electricity grid. In late 2015, the German government approved a law prioritizing the use of underground cables over overhead lines near residential areas in order to speed up the grid expansion and to minimize local resistances. This paper deals with the perception and acceptance of concerned parties regarding an underground cable project planned in a rural area (Rheinisches Braunkohlerevier). By means of qualitative interviews the perspectives of local farmers and residents on the Energiewende, acceptance and evaluation of the grid expansion in general as well as the planned underground cable project and its ancillary facilities which are to be implemented in the living environment of the two affected parties were investigated and compared. The results show group-related similarities and differences. Overall, both groups were found to have a positive attitude towards the Energiewende and a preference for underground cables compared to overhead lines. However, criticism towards both issues was also voiced. Despite the general preference for underground cables, local residents evaluate the particular underground cable project in the investigated region rather neutral, partly indifferent, and in some aspects critical. In contrast, the attitude of local farmers is rather critical due to a multitude of perceived disadvantages, which partially lead to (active) acts of resistance that could slow down the project. It becomes obvious that regional site characteristics, spatio-temporal processes, habit-forming effects as well as experience and knowledge play a substantial role when evaluating the planned underground cables and that these aspects should be considered when planning grid infrastructure projects.
Keywords: Akzeptanz; Stromnetzausbau; Erdkabel, Energiewende; Infrastrukturprojekt; Akteure; Acceptance; Grid expansion; Underground cables; Energy turnaround; Infrastructure project; Energy transition
Der deutsche Atomausstieg bis 2022 und der Ausbau erneuerbarer Energien werden von der deutschen Bevölkerung mehrheitlich befürwortet.[
Studien zur Akzeptanz von Erdkabeln und Freileitungen deuten auf eine höhere Akzeptanz von Erdkabeln hin ([
Verglichen mit Freileitungen sind die Kosten für Erdkabel in der Regel höher und die Mehrkosten werden auf die Netznutzer über die Netzentgelte umgelegt ([
Am 31. Dezember 2015 wurde per Gesetz der Vorrang von Erdkabeln bei Trassen mit Hochspannungs-Gleichstromübertragung (HGÜ) beschlossen (§ 3 Abs. 1 BBPIG[
Der vorliegende Beitrag ist in den skizzierten Transformationsprozess der Netzinfrastruktur einzuordnen. Er betrachtet die Wahrnehmung eines aktuellen HGÜ-Erdkabelprojekts im ländlichen Raum (Rheinisches Braunkohlerevier) aus der Perspektive lokal betroffener Gruppen. Es werden zwei Forschungsfragen fokussiert:
- – Wie wird das HGÜ-Erdkabelprojekt von Landwirten und Anwohnern bewertet?
- – Wie unterscheiden sich die Positionen beider Gruppen?
Zunächst werden der Stand der Forschung und spezifische Studien zur Bewertung und Akzeptanz von Erdkabeln zur Stromversorgung vorgestellt (Kapitel 2). In
Kapitel 3 folgt die Darstellung des untersuchten Fallbeispiels, der methodischen Vorgehensweise sowie der Limitierungen der Untersuchung. Im Anschluss werden die Ergebnisse der Studie dargestellt und mit direkten Zitaten der befragten Landwirte und Anwohner untermauert (Kapitel 4). Abschließend folgt die Diskussion der Ergebnisse und es wird ein Fazit gezogen (Kapitel 5).
Zur gesellschaftlichen Akzeptanz von Energieinfrastruktur, z. B. (erneuerbaren) Energietechnologien oder Stromübertragungsleitungen, liegen viele Studien vor (z. B. [
Akzeptanz wird in diesem Beitrag als das Ergebnis eines Wahrnehmungs-, Bewertungs- und Entscheidungsprozesses – und als Reaktion auf Handlungen und Entscheidungen anderer – definiert ([
Eine deutschlandweite quantitative Online-Befragung mit 937 Befragten ([
Einige Studien versuchen, die Komplexität von Akzeptanzprozessen anhand konkreter, räumlich verorteter Fallbeispiele zu erfassen. Die umweltpsychologische Studie von [
[
[
Weitere Hinweise zur Akzeptanz von Nebenanlagen liefert die Untersuchung der Interkonnektoren NorGer und Nord.Link zwischen Deutschland und Norwegen von [
Nach [
[
Zur Akzeptanz von Gleichstrom- oder Drehstromübertragung liegen nur wenige Studien vor. [
Nach [
Die dem Beitrag zugrunde liegende Untersuchung erhebt und vergleicht am Beispiel eines konkreten HGÜ-Erdkabelprojekts die Perspektive der im näheren Umfeld lebenden Landwirte und Anwohner auf das Vorhaben. Das gesetzlich festgelegte Verfahren für den Stromnetzausbau umfasst fünf Schritte, die unter starker Beteiligung der Öffentlichkeit durchgeführt werden sollen: (
Nach Angaben des Vorhabenträgers[
für die Flächeninanspruchnahme sowie eventuelle Flur-, Aufwuchs- und Folgeschäden oder Mehraufwendungen hat der Vorhabenträger in einem Rahmenvertrag mit dem zuständigen Landwirtschaftsverband geregelt. Seit dem Frühjahr 2015 führt er nach eigenen Angaben Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern und erläutert die vertraglichen Regelungen. Nach Vertragsabschluss wird den Eigentümern eine Dienstbarkeit[
Die Fläche, auf der die Konverterstation errichtet werden soll, liegt in der Nähe von Oberzier und ist in Besitz des Vorhabenträgers. Am Standort existiert ein Umspannwerk, neben dem die etwa 6.500 m
Vor dem Hintergrund der technikorientierten Akzeptanzforschung (vgl. [
Im August und September 2017 wurden betroffene Anwohner (n=8) und Landwirte (n=8) zu dem geplanten HGÜ-Erdkabelvorhaben interviewt (Leitfadeninterviews). Die Teilnehmer wurden bei Informationsveranstaltungen zum Vorhaben und mit einem Aufruf zur Studienteilnahme (Flyer) akquiriert. Alle Interviews erfolgten in der privaten Lebensumgebung der Teilnehmer.
Der teilstandardisierte Interviewleitfaden wurde vorab in einem Pretest getestet und umfasst drei Themenbereiche (vgl. Abbildung 1): (
Graph: Abbildung 1 Auszug aus dem Interviewleitfaden
Die Interviews wurden mit dem Einverständnis der Befragten aufgezeichnet. Ihre Dauer betrug zwischen 33 und 76 Minuten. Anschließend wurden die Daten transkribiert. Die Auswertung erfolgte nach dem Verfahren der qualitativen Inhaltsanalyse, um „die manifesten und latenten Inhalte des Materials in ihrem sozialen Kontext und Bedeutungsfeld" ([
Die Studie ist durch eine sehr kleine Stichprobe gekennzeichnet. Die Akquise der Interviewpartner gestaltete sich schwierig, da aus Datenschutzgründen nicht bekannt war, welche Personen von dem Vorhaben betroffen sind. Bei den Ergebnissen handelt es sich um Einzelfallbeschreibungen, die „zufälliges Material" ([
Im Folgenden werden die zielgruppenspezifischen Ergebnisse dargestellt und mit Beispieläußerungen aus den Interviews mit den befragten Landwirten (L) und Anwohnern (A) veranschaulicht.
Die interviewten Landwirte sind alle in landwirtschaftlichen Betrieben der Untersuchungsregion aufgewachsen. Schon während der Kindheit waren sie stark in die Familienbetriebe eingespannt. Fast alle haben eine Ausbildung oder ein Studium zum Landwirt absolviert und den Betrieb ihrer Eltern später übernommen. Der überwiegende Teil der Landwirte ist Eigentümer der Betriebe und zugehörigen Flächen, nur in einem Fall handelt es sich um einen Pachtbetrieb. Die Betriebsgrößen liegen zwischen 50 und 160 ha. Die Landwirte betreiben Milch- und Viehwirtschaft und bauen unter anderem Zuckerrüben, Weizen, Gerste, Mais und Raps an. An ihrem Lebensumfeld schätzen die Befragten vor allem die starke Verwurzelung in der Region und Nachbarschaft sowie die ruhige Lage und die Nähe zur Natur. Die Tätigkeit als Landwirt nimmt einen hohen Stellenwert in ihrem Leben ein.
Auch die befragten Anwohner leben schon lange (über 20 Jahre), zum Teil von Geburt an, in der Region, „Ich bin von hier und kenne jeden Stein" (A1). Alle sind Hausbesitzer. Sie schätzen die ruhige Wohnlage und die schöne ländliche Umgebung, die nette Nachbarschaft und die gute Versorgungsinfrastruktur und Verkehrsanbindung. Einige sind zudem in lokalen Vereinen aktiv.
Die Landwirte sind gut informiert über aktuelle Themen der Energiewende, den Stromnetzausbau oder Elektromobilität und neuen (technischen) Entwicklungen gegenüber aufgeschlossen. Ihr Interesse an der Energieversorgung sowie dem Klima- und Umweltschutz ist primär beruflich motiviert und bezieht sich auf Aspekte, die sie unmittelbar betreffen, wie Klimaveränderungen, gesetzliche Regelungen oder Infrastrukturprojekte auf ihren Flächen. Einige Befragte sind bereits von anderen, älteren Leitungsausbauvorhaben (Gaspipeline und Überlandleitungen) betroffen. Die Leitungen werden bis heute genutzt.
Die Transformation des Energieversorgungssystems von fossilen Energieträgern und Atomenergie zur Nutzung erneuerbarer Ressourcen wird kontrovers diskutiert. Die Argumente reichen von befürwortenden bis zu kritischen Haltungen gegenüber dem Atom- und Kohleausstieg. Mehrere Befragte meinen, dass ein solcher Wandel Zeit brauche und eine Umstellung nicht „von heute auf morgen" möglich sei. Mehrfach geäußerte Kritikpunkte betreffen die hohen Kosten der Energiewende und den starken Einfluss von Großkonzernen auf Entscheidungsprozesse. Die Einstellung gegenüber erneuerbaren Energien ist überwiegend positiv, doch auch hier zeigen sich Konfliktpotenziale, z. B. Flächennutzungskonflikte: „[...] in dem Bereich Landwirtschaft, wie Biogas oder Bioenergie, sind sehr viele sinnvolle Sachen dabei, aber man konkurriert immer zwischen Nahrungsmitteln und Energiepflanzen" (L2).
Die eher positive Haltung der Landwirte zu erneuerbaren Energien zeigt sich unter anderem in ihrem Handeln: Sechs der acht Befragten haben (mehrere) Anlagen, z. B. Photovoltaik-Anlagen, (Anteile an) Windenergie- und/oder Biogasanlagen. Zwei Landwirte würden gern in Anlagen zur Produktion erneuerbarer Energien investieren, können dies jedoch nicht. Einer von ihnen hat einen Pachtbetrieb und darf dort keine Anlagen errichten, der andere erhielt keine Genehmigung für eine geplante Windenergieanlage. Die Befragten setzen außerdem Energiesparmaßnahmen in ihren Betrieben und Haushalten um, z. B. durch effizientere Maschinen oder Heizungssysteme.
Das Interesse der befragten Anwohner an der Energiewende differiert stark, es reicht von keinem bzw. geringem bis zu sehr großem Interesse. Ähnliches gilt für die Informiertheit über den Um- und Ausbau des deutschen Energieversorgungssystems und die Bewertung der Energiewende. Zwei der acht Befragten äußern sich sehr kritisch zur deutschen Energiepolitik und die politische Reaktion auf die Reaktorkatastrophe in Fukushima im Jahre 2011. Einer der Befragten bezeichnet die Energiewende als „Panikreaktion", aus der sich eine „Chaossituation" (A8) ergeben habe. Die beiden Befragten bezweifeln zudem, dass die Versorgungssicherheit durch erneuerbare Energien gewährleistet werden könne. Sie meinen, der Wandel gehe zu schnell. Kritisiert werden nicht nur politische Entscheidungen zur Subventionierung von erneuerbaren Energien, sondern auch zu hohe Kosten der Anlagen: „Wieso hat denn die Dinger [Photovoltaik] keiner auf dem Dach? Entweder sind das Bauern, die richtig Kohle kriegen, die subventioniert und bezuschusst werden [...]" (A1). Andere Einwände adressieren Eingriffe durch die Anlagen in die Landschaft sowie den Bau von Atomkraftwerken in den deutschen Nachbarländern. Der „Ausstieg Deutschlands" bringe „relativ wenig" (A7), wenn man keine europäische Lösung fände.
Sechs der acht befragten Anwohner äußern sich eher positiv zur Energiewende; sie befürworten den Atom- und Braunkohleausstieg. Sie sehen in der Braunkohle eine „Übergangstechnologie" (A2) oder „Brückenenergie" (A4) für die Zeit bis zur Versorgungssicherheit durch erneuerbare Energien. Ein wichtiger Punkt für die Befragten sind die Arbeitsplätze, die die Kohle in der Region sichere bzw. schaffe, auch wenn „die Zeit ja absehbar" (A4) sei. Das Interesse und die Informiertheit der Anwohner nimmt bei persönlicher Betroffenheit bzw. „persönlichen Berührungspunkten" (A8) zu. Ein Anwohner gibt an, er habe sich informiert und über die Medien viel mitbekommen. Ein anderer habe sich dagegen bisher nicht „schlau gemacht" (A8). Keiner der Anwohner hat bisher in Erneuerbare-Energien-Anlagen investiert. Dies wird ökonomisch begründet. Die Hälfte der Befragten ist skeptisch bezüglich der Kosten und Amortisierung einer Photovoltaik-Anlage. Andere Typen von Anlagen werden nicht genannt. In Bezug auf Energiesparmaßnahmen im eigenen Haushalt zeigen sich alle Befragten engagiert, z. B. durch effiziente Beleuchtung, Heizung und Elektrogeräte.
Alle befragten Landwirte sind über den Stromnetzausbau in Deutschland, insbesondere den Nord-Süd-Ausbaubedarf, grundsätzlich informiert und können den Netzausbaubedarf nachvollziehen. „Wenn man solche Energien wie hier den Tagebau nicht mehr haben kann und will, dann muss der Strom ja trotzdem irgendwo herkommen. Das kann durch Windräder [...] vor Ort [passieren], aber eben nicht in dem Maße, wie in Norddeutschland [...]. Daher haben wir auch das Problem, dass eben [Erdkabel-]Leitungen verlegt werden müssen" (L8).
Welche Übertragungstechnologie (HGÜ oder HDÜ) eingesetzt wird, ist unwichtig: „Das ist für mich alles Strom" (L8), „Interessiert uns nicht ([lacht])" (L7). Das Wissen zu und das Interesse an Übertragungstechnologien sind eher gering. Ein Befragter äußert sich zu Vor- und Nachteilen und führt die Umwandlung von Gleichstrom in Drehstrom (und umkehrt) am Anfangs- und Endpunkt einer HGÜ-Trasse als „Problem" an. Er sei aber nicht betroffen von „so einem Schaltdings [Konverter]" (L7).
Die Anwohner sind über die Verteilung von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energie und Verbrauchszentren in Nord- bzw. Süddeutschland wie auch den resultierenden Netzausbaubedarf grundlegend informiert. Nur einer weiß „gar nichts" (A2) über den Stromnetzausbau. Die Perspektiven auf den Einsatz von HGÜ oder HDÜ variieren stark. Sie reichen von Gleichgültigkeit bis zur Befürwortung der HGÜ. Welche Übertragungstechnologie zum Einsatz kommt, ist vier Befragten egal, solange der Strom aus der Steckdose komme. Ein Anwohner findet den Einsatz der HGÜ „sinnvoll" (A4), kann dies aber nicht begründen. Das Interesse an HGÜ und HDÜ (Unterschiede, Vor- und Nachteile) wächst mit der Nähe des Wohnorts zum zukünftigen Konverter. Die Kenntnis technologiespezifischer Vor- und Nachteile reichen von – nach eigener Aussage – „gefährlichem Halbwissen" (A8) bis zu Faktenkenntnis, zum Teil aus dritter Hand: „Ich habe mich einmal mit einem älteren Herrn unterhalten, [...] der hat mir erklärt, was hier vor sich geht. Der Gleichstrom ist für den Transport wesentlich günstiger [i.S.v. vorteilhafter], da er weniger Verlustleistung hat, [kein Blindleistungsbedarf, somit auch beim Vergleich gleicher Leistung geringere Verluste], wenn man den Strom über hunderte Kilometer transportiert. Man muss ihn natürlich wieder [mit einem Konverter] umwandeln zu Drehstrom" (A3).
Unter den Landwirten gibt es eine generelle Präferenz für Erdkabel (pro Erdkabel n=5; unentschlossen n=1; pro Freileitung n=2). Sie wird primär praktisch begründet, denn die Bewirtschaftung einer Parzelle mit Strommasten mache Arbeitsaufläufe komplexer: „Ich möchte die Flächen bewirtschaften und ich möchte dann nicht den Masten in der Parzelle haben. [...] Es geht um den Arbeitsablauf. [...] Dann komm ich nicht dran vorbei, weil der mitten im Feld steht. Und beim Pflügen habe ich dann keine gerade Furche mehr [...]. Das ist also einfach viel mehr Aufwand" (L5).
Weitere Argumente für Erdkabel bzw. gegen Freileitungen betreffen den Flächenverbrauch durch Masten sowie die visuelle Beeinträchtigung des Landschaftsbildes. Argumente gegen Erdkabel bzw. für Freileitungen adressieren vor allem ökologische Aspekte, beispielsweise eine mögliche Wärmeentwicklung und resultierende Bodenaustrocknung sowie negative Auswirkungen auf im Boden lebende Organismen und Kleintiere und den Wasserhaushalt, vor allem während des Baus der Trasse. Eine gute Bodenqualität ist für die Landwirte wichtig.
Alle befragten Anwohner präferieren Erdkabel gegenüber Freileitungen. „Also Erdkabel sind deutlich besser als Überlandleitungen" (A7). Sie begründen dies vor allem mit landschaftsästhetischen Aspekten und einer wahrgenommenen höheren Sicherheit, z. B. bei Unwettern. Die Antworten gründen eher auf einer gefühlten Wahrnehmung der Technologie, denn auf der Kenntnis realer Vor- und Nachteile: „Gefühlsmäßig würde ich das Erdkabel bevorzugen. Oder ist das schlecht?" (A8). „Ich weiß nicht, ob es für die Anwohner besser ist, wenn die Kabel in der Erde liegen" (A5). „Wie das jetzt für die Umwelt aussieht, wenn man das [Kabel] einbuddelt oder über das Land zieht, kann ich nicht beurteilen" (A8). Zum Teil werden eigene Erfahrungen mit Freileitungen im Wohnumfeld genannt. Ein Befragter gibt an, ein Kribbeln im Lenkrad zu verspüren, wenn er mit dem Rad unter einer Freileitung fahre, zwei andere bemängeln wetterbedingte Geräuschemissionen der Freileitungen. Wenn es feucht sei, hören sie im Bereich der Freileitungen ein Summen. Nur ein Befragter unterscheidet zwischen dem siedlungsnahen und siedlungsfernen Einsatz der Technologien. In Siedlungsnähe bevorzuge er Erdkabel. Ansonsten sehe er in Freileitungen kein Problem, solange diese niemanden stören.
Die Landwirte bewerten das HGÜ-Erdkabelprojekt relativ. Sie sehen das Vorhaben als Beitrag zur Versorgungssicherheit und schreiben ihm einen gesamtgesellschaftlichen Nutzen zu, erwarten jedoch keine persönlichen Vorteile: „[...] weil die Leute mit Strom versorgt werden müssen, [...] das ist voll zu verstehen. Aber als Landwirt habe ich keinen Vorteil durch den Ausbau [...] nur mehr Aufwand mit der Baumaßnahme" (L1). „Man sieht das so, dass es für die Allgemeinheit ist [...]. Und wir werden ja auch alle Schäden dokumentieren, wenn da Schäden auftreten. [...] Da glaub ich nicht, dass man da Nachteile hat" (L3). „Also ich sehe keine Vorteile. Ich sehe nur Nachteile –wirtschaftliche Nachteile für meinen Betrieb. [...] Also, Ausbau ja, aber nicht auf meine Kosten" (L4).
Das Vorhaben wird eher kritisch gesehen. Wahrgenommene Nachteile und Risiken betreffen Aspekte der Bauphase, spätere Mindererträge, Zeitverlust bzw. Mehrarbeit, Wertminderung der Flächen sowie unzureichende Entschädigungszahlungen. Besonders der hohe Flächenbedarf in der Bauphase wird kritisiert. Die Befragten gehen von einer etwa 30 Meter breiten Bautrasse aus. Sie befürchten, dass während der Bauarbeiten mehr Arbeitsfläche benötigt wird, als zuvor angegeben, und die zusätzliche Fläche nicht entschädigt wird. Landwirte, durch deren Parzellen die Trasse diagonal verläuft, bemängeln den Mehraufwand bei der Flächenbewirtschaftung. Durch den diagonalen Trassenverlauf entstehen kleine Parzellen, deren Bewirtschaftung sich aufgrund der Größe nicht mehr lohne, die jedoch weiterhin bewirtschaftet werden müssen, um sie unkrautfrei zu halten. Für Teilabschnitte der Trasse gab es Auflagen, wo Kabel partiell unter Wirtschafts-, Feld- und Radwegen verlegt werden. In anderen Abschnitten ist dies laut Vorhabenträger nicht möglich. Die Begründung dafür wird partiell nicht akzeptiert. Ein Befragter moniert, dass einige Flurstücke zusätzlich und aus Sicht der Landwirte unnötig durchschnitten würden, um wirtschaftlichen Interessen gerecht zu werden. Andere Kritikpunkte betreffen die Wertminderung der Flächen durch Nutzungsauflagen und Einschränkungen. Weitere Kritik bezieht sich auf eine mögliche Zerstörung des ursprünglichen Bodenprofils und Bedenken gegenüber der ordnungsgemäßen Verfüllung des Bodenmaterials und zusätzliche Arbeitsaufwände: „Die Baumaßnahme ist halt eben der Hauptknackpunkt eines Gleichstromkabel[projekt]s. [...] Der Boden liegt ja seit Ewigkeiten [...]. Der wird dann aufgebuddelt. Der wird dann locker verfüllt. Und durch das lockere Verfüllen entstehen Bodenverdichtungen. Das muss ich rekultivieren. [...] Das Ganze muss ich in Eigenregie machen. Ich kriege das, denke ich mal bezahlt, also die Fläche, die ich rekultivieren muss mit Pflanzen, die ich nicht ernten kann. Aber ich habe halt eben den Mehraufwand. [...] Man möchte ja gerne, dass der Boden die gleiche Qualität hat wie vorher" (L1).
Die Bedenken werden zudem durch Erfahrungen mit früheren Leitungsvorhaben begründet, wo der Boden nicht richtig aufgetragen wurde und Mindererträge folgten. Fast alle Landwirte befürchten, dass das aktuelle Vorhaben zu vergleichbaren Problemen führe. Einige Landwirte äußern Bedenken zum Umfang und den Auswirkungen der Wärmeentwicklung durch Erdkabel im Boden, andere geben an, nichts über die Wärmeentwicklung und deren ökologische Auswirkungen zu wissen oder haben keine Bedenken. Einige Befragte befürchten negative Auswirkungen auf den Boden- und Wasserhaushalt und Mindererträge durch die Erwärmung im Trassenbereich, insbesondere aufgrund der schweren tonigen und lehmigen Böden der Region (vgl. [
Weitere Sorgen betreffen die Erwartung zu geringer Entschädigungszahlungen. Zum Erhebungszeitpunkt lagen laut Befragten keine genauen Informationen zur Entschädigung vor. Sie fordern eine regelmäßige, beispielsweise jährliche Ausgleichszahlung, statt einer einmaligen Entschädigung.[
Gesundheitliche Risiken durch von der Erdkabeltrasse ausgehende elektromagnetische Felder werden nur nachgeordnet diskutiert. Die Befragten haben sich bislang wenig oder nur am Rande mit elektromagnetischen Feldern befasst. Ein Landwirt befürchtet zwar gesundheitliche Risiken, ergänzt aber, dass er wenig dazu wisse und davon ausgehe, dass entsprechende Gutachten gemacht würden, und er sich darauf verlasse, dass die Werte kontrolliert werden.
Mehrere Befragte äußern Unverständnis, warum für die Energieübertragung nicht freie Arme der bestehenden Freileitungstrasse genutzt werden. Sie präferieren die Verstärkung bestehender Übertragungsleitungen gegenüber dem Neubau einer Erdkabeltrasse: „[...] da sind vor 15 Jahren neue Masten hingekommen, die mehr Kabel tragen können, die mehr kW durchlassen. Aber die sind noch nicht ausgenutzt [...] die eine Hälfte ist leer. Die sollte man erst einmal vollhängen" (L4).
Die Bewertung des Vorhabens durch die befragten Landwirte führt zu Handlungen, die teils auf passiven, teils auf aktiven Widerstand deuten, z. B. Boykott von Informationsveranstaltungen, Unterschriftsverweigerung bei der Einwilligung für den Kampfmittelräumdienst oder Grundbucheintragungen. Ein Landwirt hat versucht, den Leitungsverlauf zu beeinflussen. Auffällig ist die insgesamt schlechte Informiertheit und die hohe Unkenntnis der Betroffenen zum Vorhaben, obwohl sie schriftlich und teils auch persönlich vom Vorhabenträger über das Projekt informiert wurden. Der Informationsmangel führt bei einigen Befragten zu Verärgerung und Widerstandsbereitschaft.
Auch die befragten Anwohner bewerten die Erdkabeltrasse relativ. Sie sehen die Notwendigkeit des Vorhabens und dessen gesamtgesellschaftlichen Nutzen als Beitrag zur Versorgungssicherheit, aber keine direkten eigenen Vorteile. Hoffnungen betreffen die Beschleunigung der Abschaltung der Atomkraftwerke in Thiange (Belgien). Die Anwohner sehen die Erdkabeltrasse insgesamt eher neutral bis gleichgültig. „Ich muss immer Kompromisse eingehen. Es ist nichts Gefährliches" (A1). Die meisten Kritikpunkte beziehen sich auf die Bauphase und damit verbundenen Lärmemissionen oder Einschränkungen sowie Bedenken, dass die Arbeiten länger andauern als angekündigt. Potenzielle Risiken durch die Erdkabeltrasse werden unterschiedlich stark wahrgenommen und thematisiert. Einige Befragte haben „keine Bedenken" (A1), da die Kabel unterirdisch verlegt werden, oder vergleichen das Projekt mit anderen Bauvorhaben: „Vor- und Nachteile wird es wahrscheinlich keine geben [...]. Die Bevölkerung an sich hat nur eine Belästigung in der Bauzeit. Wenn die Leitung einmal liegt, dann ist das vollkommen uninteressant [...] es sei denn, sie würden irgendwann durch einen Defekt ein Loch machen. Aber das ist bei einem Kanal und bei Wasserleitungen das Gleiche" (A2).
Bezogen auf eine mögliche Erdkabelerwärmung und resultierende Auswirkungen werden keine Bedenken geäußert. Sechs der acht befragten Anwohner haben ebenfalls keine Bedenken in Bezug auf elektromagnetische Felder und vertrauen, dass „alles sicher ist" (A8); zwei Befragte zeigen sich (leicht) besorgt. Einer führt an, dass es aufgrund der Nähe des geplanten Trassenverlaufs zu seinem Grundstück keine Kompromisse geben dürfe, wenn es um die Gesundheit gehe: „Speziell bei mir ist das so, dass das wirklich 5 m neben meinem Grundstück verwirklicht werden soll. Das halte ich auch aufgrund der Tatsache, dass es ein Pilotprojekt ist und niemand genau weiß, welche Folgen so etwas hat, für bedenklich. Langzeitstudien bestehen da ja nicht. [...] Das Projekt selber sehe ich als sinnvoll an. Die Infrastruktur muss ausgebaut werden, aber man sollte oder man kann natürlich nicht die Gesundheit der einzelnen Anwohner in Gefahr bringen" (A6).
Weitere Kritik betrifft einen generellen Trassenverlauf über Privatgrundstücke. Es wird kritisiert, dass Grundstücksbesitzern „zwangsweise" eine Trasse über ihr Grundstück gelegt werden solle „ob die wollen oder nicht" (A6). Der Verlauf entlang öffentlicher Straßen bzw. Flächen sei eine bessere Lösung. Immobilien- bzw. Grundstückswertverluste wie auch Fragen der Entschädigung werden nur am Rande thematisiert. Ein Befragter bemängelt, dass er durch die Trasse künftig nicht mehr sein Grundstück bebauen könne, da der Schutzstreifen eingehalten werden müsse und das Stück somit „wertlos" (A6) sei. Die teils passiv ablehnenden Haltungen führen nicht zu aktiven Widerstandshandlungen.
Die Nebenanlagen des Trassenvorhabens werden primär durch Interviewpartner bewertet, die in der Nähe des Umspannwerks bzw. der künftigen Konverteranlage wohnen. Da sich nur einer der Landwirte dazu äußert, der sich bisher nicht informiert hat, ist eine Differenzierung Landwirt–Anwohner an dieser Stelle nicht sinnvoll. Ein anderer, weiter entfernt lebender Landwirt hat aufgrund der Distanz keine Bedenken. Alle weiteren im Umfeld des Umspannwerks bzw. der künftigen Konverteranlage wohnhaften Befragten sind an das Umspannwerk gewohnt und ,,kenne[n] es gar nicht anders" (A1). Zum Erhebungszeitpunkt wurden am Umspannwerk Baumaßnahmen zur Vorbereitung des HGÜ-Erdkabelvorhabens durchgeführt. Die Befragten wollen wissen, was künftig passieren und wie sich die neue Konverteranlage auf ihr Leben auswirken wird. Zwei Befragte loben die extra angelegte Baustraße, die den Ort entlaste. Alle Anwohner kritisieren die hohe Lärmbelastung durch Baufahrzeuge sowie betriebsbedingte und wetterabhängige Lärmemissionen des Umspannwerks: „Auch wenn es [...] ein bisschen laut ist, wenn die morgens um sechs Uhr anfangen. Die arbeiten mit Räumfahrzeugen, Raupen, [...]. Die alten Transformatoren hat man ja schon getauscht. Die hörte man auch nachts hier, dieses Brummen. Die waren sehr laut. Aber die sind ausgetauscht worden, weil viele Bürger und die Gemeinde sich auch beschwert haben" (A4). „Bei dem Wetter hört man das [Umspannwerk] knistern. Aber wir kennen das ja, seitdem wir hier wohnen. Wir nehmen das nicht mehr wahr" (A1).
Der Bau des Konverters wird neutral gesehen. Die Befragten geben an, dass es in Ordnung sei, sein müsse und der Bau der Anlage nicht mehr „wegzudenken" (A3) bzw. unumgänglich sei. Ein Pro-Argument einiger Anwohner ist die Sicherung von Arbeitsplätzen, was gut für die Region sei. Demgegenüber gibt es die Befürchtung weiterer Lärmemissionen durch die Anlage sowie die Hoffnung, dass der Lärm durch die Konverterhalle abgehalten werde. „In welcher Form und wie die Dämmung [der Konverterhalle] ist bzw. wie laut oder leise es im Endeffekt sein wird, das weiß ich noch nicht. Wenn es im Bereich des Summens ist, wie es sich hier [bei den Freileitungen] bei Regenwetter darstellt, dann wäre das schon sehr unangenehm, wenn es permanent so wäre" (A3).
Ein Befragter mit Herzschrittmacher hinterfragt gesundheitliche Auswirkungen der Anlage und ob er im Umfeld noch spazieren gehen könne, aber „er vertraue der Technik" (A3). Weitere Fragen betreffen die optische Gestaltung der Anlage, wie z. B. die Farbe der Konverterhalle oder eine mögliche Begrünung. Interessanterweise bewerten Befragte, die nicht durch die Konverteranlage betroffen sind, die Anlage wesentlich kritischer als die Betroffenen selbst. Bedenken der Nicht-Betroffenen richten sich auf die technische Reife der Anlage und fehlende Erfahrungswerte, „gebaut ist so ein Ding ja noch nirgendwo" (A5), bis hin zur generellen Ablehnung, da „niemand so eine Konverterstation vor der eigenen Nase haben" (A7) wolle.
Die Untersuchung zeichnet ein sehr detailliertes Bild der Wahrnehmung des Trassenvorhabens durch betroffene Gruppen. Die betrachteten Akteursgruppen – Landwirte und Anwohner des Rheinischen Braunkohlereviers – haben Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Sie sind beide stark in der Region verwurzelt und schätzen ihr ruhiges, ländliches Lebensumfeld. Beide Gruppen sehen die Energiewende weitestgehend positiv, äußern sich jedoch auch kritisch. Es zeigt sich unter anderem ein geringes Vertrauen in Energieunternehmen und energiepolitische Entscheidungen (vgl. [
Die Art der Übertragungstechnologie (HGÜ bzw. HDÜ) ist für beide Gruppen eher uninteressant (vgl. [
sowie Vor- und Nachteilen der Übertragungstechnologien, was Befunde der Literatur zu Distanzeffekten bestätigt.
Die Mehrzahl der Befragten bevorzugt generell Erdkabel gegenüber Freileitungen, wie auch andere Studien zeigen ([
Beide Gruppen sprechen dem geplanten HGÜ-Erdkabelvorhaben in ihrem Umfeld einen gesamtgesellschaftlichen Nutzen zu, jedoch keinen eigenen. Beide Gruppen sehen die Bauphase kritisch. Das Vorhaben wird von den Anwohnern eher neutral, teils gleichgültig und in verschiedenen Punkten kritisch bewertet. Die kritische Haltung hat keine Auswirkungen auf der Verhaltensebene. Die Haltung der Landwirte dagegen ist aufgrund der Vielzahl wahrgenommener Nachteile eher ablehnend, sie führt partiell zu (aktiven) Widerstandshandlungen, die das Vorhaben verzögern könnten. Ein Teil beider Gruppen betrachtet Widerstand als zwecklos und hat sich mit dem Trassenbau weitestgehend abgefunden.
Der systematische Vergleich zeigt weitere Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Wahrnehmung des Vorhabens, von Erdkabeltechnologie und Nebenanlagen (vgl. Tabelle 1), die akzeptanzrelevant sind und gruppenbezogene Perspektiven auf den Gegenstand verdeutlichen.
Tabelle 1 Gruppenspezifische Bewertung von Aspekten des Vorhabens, Erdkabeltechnologie und Nebenanlagen
Wahrgenommene bzw. befürchtete Auswirkungen bezogen auf... Bewertung durch Landwirte Anwohner Versorgungssicherheit Sicherheit bei Unwetter k.A. Landschaftsbild Lebensqualität Lärmbelastung in der Bauphase Lärmbelastung in der Betriebsphase (Erdkabel) Lärmbelastung in der Betriebsphase (Nebenanlagen) Elektromagnetische Felder Eingriff in das Ökosystem Bodenqualität Bodenerwärmung Flächenbedarf in der Bauphase Flächenbedarf in der Betriebsphase Landwirtschaftliche Flächenbewirtschaftung in der Bauphase Landwirtschaftliche Flächenbewirtschaftung in der Betriebsphase Landwirtschaftliche Erträge Finanzielle Situation Grundstücks-/Immobilienwert Zeitliche Ressourcen/Arbeitsaufwand Lokale Wertschöpfung (Nebenanlagen) Gesamtgesellschaftlicher Nutzen Persönlicher Nutzen
2 positive Auswirkung; • keine Auswirkung; negative Auswirkung; k.A. keine Angabe bzw. Einschätzung
Die Ergebnisse liefern Hinweise zur Wahrnehmung und Akzeptanz von Nebenbauten (wie z. B. Konverteranlagen), die in der Literatur wenig berücksichtigt werden ([
Regionale Standortmerkmale, Identitäten und raumzeitliche Prozesse spielen eine wesentliche Rolle bei der Bewertung der geplanten HGÜ-Erdkabeltrasse. Alle Befragten sind in einer durch den Braunkohletagebau geprägten, infrastrukturell stark belasteten Energieregion aufgewachsen und daran gewöhnt. Negative Erfahrungen der Befragten – insbesondere betroffene Landwirte – mit anderen Infrastrukturprojekten in der Vergangenheit beeinflussen die Bewertung des Vorhabens nachhaltig. Diese Aspekte sollten bei der Planung von Netzinfrastrukturprojekten durch Behörden, Planer und Vorhabenträger berücksichtigt werden wie auch der Einfluss von Nähe-Distanz-Effekten. Die Ergebnisse zeigen, dass es wichtig und zielführend ist, die Bedenken und Sorgen der betroffenen Gruppen zu kennen. Sie erlauben, erfolgskritische Bedarfe (z. B. Perspektivendivergenzen in puncto Entschädigung) frühzeitig zu erkennen und kooperativ im Dialog zu bearbeiten. Das Einbeziehen der Betroffenen erlaubt Mehrwerte durch Nutzung ihrer Ortskenntnis wie auch Akzeptanz durch Wertschätzung.
Die dem Beitrag zugrunde liegende Studie und der Beitrag entstanden im Kopernikus-Projekt ENSURE – Neue EnergieNetzStruktURen für die Energiewende (RWTH Aachen University, Förderkennzeichen 03SFK1C0), gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Die Verantwortung für den Inhalt der Veröffentlichung liegt bei den Autoren. Wir danken dem Förderer für die Unterstützung wie auch den Studierenden Nils Hellmuth und Fabian Jung für Zuarbeiten. Ebenso danken wir den beiden anonymen Gutachtern für die hilfreichen Anmerkungen und Kommentare.
By Christine Mauelshagen and Eva-Maria Jakobs
Reported by Author; Author