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Vom Rhein an die Somme und an den Bug. Auf den Spuren Bonner Soldaten im Ersten Weltkrieg.

Rosin, Philip
In: Rheinische Vierteljahrsblatter, Jg. 79 (2015-10-01), S. 402-403
Online review

BESPRECHUNGEN Vom Rhein an die Somme und an den Bug. Auf den Spuren Bonner Soldaten im Ersten Weltkrieg  Vom Rhein an die Somme und an den Bug. Auf den Spuren Bonner Soldaten im Ersten Weltkrieg (1914-1918), bearb. von HORST-PIERRE BOTHIEN (Forum Geschichte 12. Eine Schriftenreihe des Stadtmuseums zur Geschichte Bonns im 18. bis 20. Jahrhundert), Essen: Klartext 2014,127 S. ISBN: 978-3-8375-1297-7.

Die Frage, wie sich die Erinnerungskultur an den Ersten Weltkrieg in der Enkel- und Urenkelgeneration vollzieht, war im Jahr 2014 ein zentraler Aspekt der vielen Veranstaltungen im Gedenken an den Kriegsbeginn vor hundert Jahren. Ein Ansatz bestand darin zu ergründen, welche Erinnerungsstücke an die Jahre 1914 bis 1918 sich in den betroffenen Familien bis heute erhalten haben. So wandten sich beispielsweise das Museum Schallaburg in Österreich oder das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MKG) an die Öffentlichkeit und machten die eingegangenen Objekte jeweils zum Bestandteil von Ausstellungen. Einen ähnlichen Weg hat auch das Stadtmuseum Bonn beschritten. Es behandelt im Rahmen einer Publikation die Schicksale von Bonner Soldaten im Ersten Weltkrieg vorwiegend anhand von Erinnerungsstücken aus der Bevölkerung, insbesondere Feldpostbriefen und -karten, Tagebüchern und Fotografien. Das Tagebuch der Bonnerin Adele Röhl bestätigt hierbei exemplarisch die Tendenzen der jüngeren Forschung, wonach es -- anders als lange Zeit behauptet -- keinen einheitlichen Jubel zu Kriegsbeginn gab, wenn sie beim Auszug der Soldaten ausführt: auch uns zog sich das Herz zusammen vor Weh und manche Träne rollte hernieder (S. 13). Das sogenannte , Augusterlebnis' war zumindest in Teilen ein Produkt der Propaganda.

Im ersten Teil der Publikation wird das Agieren der in Bonn stationierten Regimenter, des Bonner Husaren-Regiments König Wilhelm I. Nr. 7 (1. Rheinisches) sowie ausführlicher des Infanterie-Regiments 160, II. Bataillon (9. Rheinisches) dargestellt. Soldaten der letztgenannten Armeeeinheit waren beim deutschen Vormarsch durch das neutrale Belgien offensichtlich an den erst in den letzten Jahren näher erforschten Gräueltaten gegenüber der Zivilbevölkerung beteiligt, so in Porcheresse und in Bièvre am 22./23. August 1914, anschließend nahm das Regiment an der Marne-Schlacht teil. Die Verluste waren hoch, von den anfänglichen 22 Offizieren und 920 Mannschaften waren Mitte September 1914 nur fünf Offiziere und 400 Mannschaften einsatzfähig. Die legendären Bonner Königshusaren konnten ihre traditionelle militärische Aufklärungsarbeit im modernen Stellungskrieg kaum noch verrichten. Sie kamen zunächst beim deutschen Vormarsch an der Westfront zum Einsatz, im Jahr 1915 fand noch das 100. Jubiläum des Regiments statt, doch erfolgte zum Juli 1916 die Auflösung.

Schicksale einzelner Bonner Soldaten sind Bestandteil des zweiten Teils, darunter die Schilderungen des späteren Bonner Oberbürgermeisters Eduard Spoelgen, der zum Zeitpunkt des Kriegsbeginns als Baudezernent in Essen tätig war. Er überlebte den Krieg und wechselte 1920 zur Stadtverwaltung Bonn. Ein besonderes Schicksal ereilte den Bonner Heinrich Körner, der sich 1913 zur Marine gemeldet hatte. Im August 1914 war er im chinesischen Tsingtau stationiert, erlebte den schnellen Fall der damaligen deutschen Kolonie und geriet im November 1914 in japanische Kriegsgefangenschaft. Erst im Jahr 1920 kehrte er nach DeutscJiland zurück.

Für das damalige Bonner Stadtgebiet liegen genaue Verlustzahlen vor. Von 17.681 Soldaten fielen laut der standesamtlichen Statistik 2.097, etwa 2.700 Personen waren zudem kriegsversehrt. Bezogen auf das heutige Bonner Stadtgebiet ist schätzungsweise von 3.200 Gefallenen auszugehen. Auch wenn sich viele tragische Soldatenschicksale älineln und der einzelne Soldat im Massenheer bisweilen untergeht, das Leid ist am Ende immer individuell, wie die teils bewegenden Traueranzeigen der Angehörigen dokumentieren. Und es zeigt sich nicht zuletzt im geschichtsbewussten Verhalten der Nachfahren, die die persönlichen Dokumente ihinen unbekannter Personen als Teil der Familiengeschichte über Generationen bewahren, wovon die dicht bebilderte Publikation des Stadtmuseums Bonn Zeugnis ablegt.

By Philip Rosin, Bonn

Titel:
Vom Rhein an die Somme und an den Bug. Auf den Spuren Bonner Soldaten im Ersten Weltkrieg.
Autor/in / Beteiligte Person: Rosin, Philip
Link:
Zeitschrift: Rheinische Vierteljahrsblatter, Jg. 79 (2015-10-01), S. 402-403
Veröffentlichung: 2015
Medientyp: review
ISSN: 0035-4473 (print)
Schlagwort:
  • VOM Rhein an die Somme und an den Bug: Auf den Spuren Bonner Soldaten im Ersten Weltkrieg (Book)
  • BOTHIEN, Horst-Pierre
  • WORLD War I
  • NONFICTION
  • Subjects: VOM Rhein an die Somme und an den Bug: Auf den Spuren Bonner Soldaten im Ersten Weltkrieg (Book) BOTHIEN, Horst-Pierre WORLD War I NONFICTION
Sonstiges:
  • Nachgewiesen in: DACH Information
  • Sprachen: German
  • Language: German
  • Document Type: Book Review

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