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SINGEN ALS INTERRELIGIÖSE BEGEGNUNG.

Schäffler, Philipp
In: Musik und Bildung, Jg. 49 (2017-04-01), Heft 2, S. 62-62
Online review

REZENSIONEN SINGEN ALS INTERRELIGIÖSE BEGEGNUNG  SINGEN ALS INTERRELIGIÖSE BEGEGNUNG Musik für Juden, Christen und Muslime Schöningh, Paderborn 2016, 226 S., 29, 90 €

2013 wurde von Bernhard König ein interreligiöses Chorlabor für Juden, Christen und Muslime ins Leben gerufen, begleitet von den Fragen, wie und ob Vertreter der drei monotheistischen Religionen miteinander Musik machen können, ja ob dafür sogar neue Musik komponiert werden kann. Ein Komponistenteam schuf schließlich das Werk Die vielen Stimmen Davids, das am Kirchentag 2015 uraufgeführt und begeistert gefeiert wurde. Auch wenn es um die Musik als Medium der Begegnung geht, haben die Initiatoren nun ein Buch vorgelegt, in dem der Leser an den vielen grundlegenden Vorüberlegungen teilnehmen kann, um interreligiöses Singen und eine musikalische Begegnung der Religionen auf Augenhöhe zu ermöglichen. Quasi performativ macht dieses Buch den interkulturellen Anspruch erlebbar, das Fremde als Fremdes erst einmal anzuerkennen und nicht zu vereinnahmen, indem es viele Stimmen zu Wort kommen lässt: Experten zu jüdischer, muslimischer, christlicher Theologie und Musik werden interviewt und veranschaulichen so die Differenzen und Ähnlichkeiten der Religionen. Beispielsweise zählt die Koranrezitation für den Islam gerade nicht zur Musik, wenngleich sie für christliche Ohren wie Musik klingt. Das Andere erscheint dann hier als Möglichkeit, sich selbst zu hinterfragen und sich zu positionieren, wie es Bernhard König immer wieder exemplarisch vorführt. Johann Sebastian Bach bildet dafür den roten Faden und es wird der Versuch unternommen, diesen für einen muslimischen-jüdischen-christlichen Trialog fruchtbar zu machen. Dabei wird kaum hervorgehoben, wie sehr der historische Bach in der mittelalterlichen Musikauffassung verwurzelt war, die sich von der im katholischen Raum ausbreitenden "Zeitalter der Ästhetik" grundlegend unterschied. Pythagoras wird zwar als "Stammvater" islamischen und christlichen Singens angeführt, doch was dieses letztlich nicht auf innere Erregung, sondern auf höhere Ordnung zielende Hören für das musikalische Projekt Trimum konkret bedeutet, wird nicht weiter reflektiert und verbleibt im Assoziativen.

Dennoch liefert dieses Buch einen wichtiger Beitrag zu einem differenzierten, freundlichen und offenen Umgang der Religionen und macht so auch indirekt Angebote, wie man der religiösen Vielfalt im Klassenzimmer begegnen kann. Bleibt zu hoffen, dass dieses "leise" und in einer angenehmen Sprache verfasste vielstimmige Buch mehr Aufmerksamkeit erhält als die schrillen Töne der immer lauter werdenden Populisten.

PHOTO (COLOR): Bernhard König, Tuba Isik, Cordula Heupts (Hg.)

By Philipp Schäffler

Titel:
SINGEN ALS INTERRELIGIÖSE BEGEGNUNG.
Autor/in / Beteiligte Person: Schäffler, Philipp
Zeitschrift: Musik und Bildung, Jg. 49 (2017-04-01), Heft 2, S. 62-62
Veröffentlichung: 2017
Medientyp: review
ISSN: 0027-4747 (print)
Sonstiges:
  • Nachgewiesen in: DACH Information
  • Sprachen: German
  • Language: German
  • Document Type: Book Review
  • Full Text Word Count: 379

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