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Lars Hermanson / Auður Magnúsdóttir, Medeltidens genus. Kvinnors och mäns roller inom kultur, rätt och samhälle. Norden och Europa ca 300–1500. (Skrifter utgivna av Medeltidskommitén vid Göteborgs universitet, Vol. 1.) Göteborg, Acta Universitatis Gothoburgensis 2016

Kupferschmied, Irene
In: Historische Zeitschrift, Jg. 306 (2018-06-01), Heft 3, S. 814-815
Online review

Lars Hermanson / Auður Magnúsdóttir, Medeltidens genus. Kvinnors och mäns roller inom kultur, rätt och samhälle. Norden och Europa ca 300–1500. (Skrifter utgivna av Medeltidskommitén vid Göteborgs universitet, Vol. 1.) Göteborg, Acta Universitatis Gothoburgensis 2016 

Lars Hermanson, Medeltidens genus. Kvinnors och mäns roller inom kultur, rätt och samhälle. Norden och Europa ca 300–1500. Skrifter utgivna av Medeltidskommitén vid Göteborgs universitet, Vol. 1. 2016 Acta Universitatis Gothoburgensis Göteborg, 978-91-7346-861-9,

Der vorliegende Band versammelt neun Beiträge von Wissenschaftlern aus verschiedenen Disziplinen in allen skandinavischen Sprachen. Wie im Titel angekündigt, befassen sie sich mit der Rolle von „Frauen und Männern in Kultur, Recht und Gesellschaft“ im Mittelalter. Themen, Perspektiven und Methoden der einzelnen Aufsätze sind dabei sehr unterschiedlich. Dass auch die räumliche und zeitliche Dimension weit gefasst sind (laut Titel Norden und Europa von 300 bis 1500 n. Chr.) ist vor allem dem dritten Aufsatz geschuldet. Sigrid Schottenius Cullhed befasst sich darin mit Faltonia Betitia Proba, einer der ersten christlichen römischen Dichterinnen (ca. 310−370 n. Chr.). Da u. a. die variable Rezeption von deren Cento-Dichtung während des Mittelalters vorgestellt wird, erscheint die Aufnahme dieses Beitrags durchaus als Bereicherung. Die anderen beiden Aufsätze des ersten Teils, der mit „Frauen als Kulturvermittler“ überschrieben ist, befassen sich mit zwei Königinnen. Ulla Haastrup und John Lind untersuchen im vielleicht erkenntnisreichsten Beitrag des Bandes die familiären Verbindungen der dänischen Königin Margrete Fredskulla nach Russland und Byzanz. Die Autoren sehen sie als Vermittlerin des byzantinischen Einflusses in der Kunst, wie er in den Kalkmalereien mehrerer dänischer Kirchen zu erkennen ist. Kenntnisse byzantinischer Kunst könnten also nicht nur über Deutschland und Italien eingeführt worden sein, wie bisher meist angenommen. Henriette Mikkelsen Hoel beschäftigt sich mit der norwegischen Königin Eufemia. Sie argumentiert dafür, dass Eufemia die nach ihr benannten „Eufemiavisor“ für ihre Tochter, die 1312 den schwedischen Herzog Erik heiratete, ins Altschwedische übertragen ließ.

Die folgenden drei Beiträge sind unter dem Thema „Recht und Geschlecht“ versammelt. Wie die Ausübung von Gewalt – durch Männer, aber auch durch Frauen – in Isländer- und Gegenwartsagas geschildert wird, untersucht Auður Magnúsdóttir. Unter Einbeziehung von Gesetzesbüchern prüft sie, wie derartige Vorfälle bewertet wurden. Johan Zaini Bengtsson richtet in seinem Beitrag die Aufmerksamkeit vor allem auf die (erb-)rechtliche Behandlung von Kindern, die außerehelich gezeugt wurden. Die schwedischen Rechtstexte legen nahe, dass die Stellung dieser Kinder im Laufe des 13. Jahrhunderts eher geschwächt wurde. Agnes Arnórsdóttir kommt in ihrer Untersuchung zu dem Ergebnis, dass sich die „Christianisierung“ der Ehe in Island 1200−1600 in immer stärkeren vertraglichen Regelungen niederschlägt und damit größere öffentliche Kontrolle über die private Sphäre entsteht.

Der dritte Teil steht unter dem Thema „Geschlecht und soziale Organisation“. Bjørn Bandlien untersucht Ideen von Männlichkeit und Weiblichkeit in Mythen und Gesetzen und betont, dass vor allem Grenzüberschreitungen und die Sphäre zwischen beiden Kategorien als (latent) gefährlich empfunden wurden. Lars Bisgaard beschäftigt sich in erhellender Weise mit den teilweise unterschiedlichen, teilweise ähnlichen Funktionen von Frauen und Männern in Gilden. Deutlich wird, dass in diesem Feld mittelalterlichen Lebens Frauen zum Teil erstaunlich selbständig und gleichberechtigt mit Männern agieren konnten. Jessica Sundström schließlich befasst sich mit den sogenannten Schildmaiden. Diskutiert wird, inwiefern diese mythischen, kriegerischen Figuren einen Reflex gesellschaftlicher Realität in sich tragen, also etwa Hinweise auf die oft postulierte freiere Stellung der Frau in heidnischer Zeit liefern können.

Dass der Band (natürlich) keine umfassende Abhandlung über sein im Titel angegebenes Forschungsfeld liefert und damit bei dem einen oder anderen Rezipienten eventuell höhere Erwartungen weckt als er erfüllen kann, sollte ihm nicht angelastet werden. Er steht in dieser Hinsicht innerhalb der Sammel- und Tagungsbände sicher nicht alleine. Die etwas nachlässige Korrektur der Druckfassung einzelner Beiträge, der inkonsequente Umgang mit fremdsprachigen Quellen, auffällig z. B. im letzten Text, und die bisweilen spärliche Einbeziehung von weiterführender Literatur, wie z. B. im Aufsatz über Königin Eufemia, sind allerdings kritisch anzumerken. Insgesamt bietet der Band einen kaleidoskopartigen Blick auf die Rolle von Frauen und Männern in unterschiedlichsten Zusammenhängen im skandinavischen Mittelalter. Die Frage nach dem für das Individuum anhand seiner Genderzuweisung festgelegten Handlungsspielraum sowie der Aspekt der Grenzüberschreitung tritt dabei als Thema hervor, das die meisten der Beiträge eint.

By Irene Kupferschmied

Titel:
Lars Hermanson / Auður Magnúsdóttir, Medeltidens genus. Kvinnors och mäns roller inom kultur, rätt och samhälle. Norden och Europa ca 300–1500. (Skrifter utgivna av Medeltidskommitén vid Göteborgs universitet, Vol. 1.) Göteborg, Acta Universitatis Gothoburgensis 2016
Autor/in / Beteiligte Person: Kupferschmied, Irene
Link:
Zeitschrift: Historische Zeitschrift, Jg. 306 (2018-06-01), Heft 3, S. 814-815
Veröffentlichung: 2018
Medientyp: review
ISSN: 0018-2613 (print)
DOI: 10.1515/hzhz-2018-1214
Schlagwort:
  • MEDELTIDENS genus: Kvinnors och mans roller inom kultur, ratt och samhalle: Norden och Europa ca 300-1500 (Book)
  • HERMANSON, Lars
  • MAGNUSDOTTIR, Authur
  • GENDER
  • NONFICTION
  • HISTORY
  • Subjects: MEDELTIDENS genus: Kvinnors och mans roller inom kultur, ratt och samhalle: Norden och Europa ca 300-1500 (Book) HERMANSON, Lars MAGNUSDOTTIR, Authur GENDER NONFICTION HISTORY
Sonstiges:
  • Nachgewiesen in: DACH Information
  • Sprachen: German
  • Language: German
  • Document Type: Book Review
  • Author Affiliations: 1 = Georg-August-Universität Göttingen, Skandinavisches Seminar, Göttingen, 37073, Germany.
  • Full Text Word Count: 680

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