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Marten Düring, Verdeckte soziale Netzwerke im Nationalsozialismus. Die Entstehung und Arbeitsweise von Berliner Hilfsnetzwerken für verfolgte Juden. Berlin/München/Boston, De Gruyter Oldenbourg 2015.

Blasius, Dirk
In: Historische Zeitschrift, Jg. 306 (2018-06-01), Heft 3, S. 904-904
Online review

Marten Düring, Verdeckte soziale Netzwerke im Nationalsozialismus. Die Entstehung und Arbeitsweise von Berliner Hilfsnetzwerken für verfolgte Juden. Berlin/München/Boston, De Gruyter Oldenbourg 2015 

Marten Düring, Verdeckte soziale Netzwerke im Nationalsozialismus. Die Entstehung und Arbeitsweise von Berliner Hilfsnetzwerken für verfolgte Juden. 2015 Walter de Gruyter GmbH Berlin/München/Boston, 978-3-11-037466-7, € 79,95

Die vorliegende Untersuchung ist eine Dissertation, die sich in ihrem methodischen Vorgehen an das Forschungsprojekt „Referenzrahmen des Helfens“ anlehnt. Konkret wird die Struktur Berliner Hilfsnetzwerke für verfolgte Juden in den Kriegsjahren 1942 bis 1945 beschrieben. Zentraler Quellenbestand der Arbeit sind die „Dossiers“, die die Berliner Gedenkstätte deutscher Widerstand über Personen angelegt hat, die aktiv Hilfe für Juden leisteten und sich durch Solidarität auszeichneten. An sechs Fallgeschichten erprobt der Verfasser seine These, „dass Hilfeverhalten nicht in erster Linie auf ein Persönlichkeitsmerkmal zurückzuführen ist“ (S. 10). Die Bereitschaft wie auch die Möglichkeit zu helfen seien „aus der Praxis der Hilfsleistungen selbst“, eben aus der Arbeitsweise von Hilfsnetzwerken erwachsen.

Die Gliederung der Untersuchung verweist auf den gesetzten Schwerpunkt. Dem Kapitel „Fallgeschichten“ ist ein umfangreiches Kapitel „Methode“ vorangestellt. Der Verfasser plädiert für netzwerktheoretische Konzepte auch in der Geschichtswissenschaft und greift in seiner Darstellung auf die Methoden der Sozialen Netzwerkanalyse zurück. Für seine Fallgeschichten sammelt er „relationale Daten“ (Zahl der Beteiligten; häufigste Form der Hilfe; Verhaftungen der Helfer u. a.) und erschließt dieses Material durch die Codierung von Beziehungen zwischen nichtverfolgten Helfern und Verfolgten. Die Visualisierungen von Personenbeziehungen in den jeweiligen Fallgeschichten erfassen circa 1500 Personen (S. 73).

Will man ein Fazit ziehen, stellt sich die Frage, welchen Erkenntnisgewinn der aufwändige Netzwerkansatz gegenüber einer traditionellen Quellenauswertung abwirft. Der Verfasser kann mit Recht auf eine „Verstetigung der Hilfen“ nach 1942 verweisen, als jüdisches Leben auch in Deutschland extrem gefährdet war. Doch zum Hilfeverhalten während des Nationalsozialismus sind „persönlichkeitsorientierte Studien“, gegen die sich der Verfasser wendet, unverzichtbar. Erst ein wertbezogener Persönlichkeitsbegriff bleibt Mittelpunktsbegriff für ein Erinnern, das menschliches Handeln in einer Zeit abhanden gekommener Menschlichkeit würdigt.

By Dirk Blasius

Titel:
Marten Düring, Verdeckte soziale Netzwerke im Nationalsozialismus. Die Entstehung und Arbeitsweise von Berliner Hilfsnetzwerken für verfolgte Juden. Berlin/München/Boston, De Gruyter Oldenbourg 2015.
Autor/in / Beteiligte Person: Blasius, Dirk
Link:
Zeitschrift: Historische Zeitschrift, Jg. 306 (2018-06-01), Heft 3, S. 904-904
Veröffentlichung: 2018
Medientyp: review
ISSN: 0018-2613 (print)
DOI: 10.1515/hzhz-2018-1264
Schlagwort:
  • VERDECKTE soziale Netzwerke im Nationalsozialismus: Die Entstehung und Arbeitsweise von Berliner Hilfsnetzwerken fur verfolgte Juden (Book)
  • DURING, Marten
  • NATIONAL socialism
  • NONFICTION
  • HISTORY
  • Subjects: VERDECKTE soziale Netzwerke im Nationalsozialismus: Die Entstehung und Arbeitsweise von Berliner Hilfsnetzwerken fur verfolgte Juden (Book) DURING, Marten NATIONAL socialism NONFICTION HISTORY
Sonstiges:
  • Nachgewiesen in: DACH Information
  • Sprachen: German
  • Language: German
  • Document Type: Book Review
  • Author Affiliations: 1 = Essen, Germany.
  • Full Text Word Count: 322

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