Das 1174 gegründete und 1197 von Eberbacher Zisterziensern besiedelte Kloster Arnsburg in der Wetterau (heute Stadt Lieh) südlich von Gießen ist früh mit reichem Landbesitz ausgestattet worden. Dieser befand sich nur zum Teil in unmittelbarer Nähe des Klosters, der größere Teil lag weit verstreut zwischen Frankfurt, Mainz, Gelnhausen, Wetzlar und Marburg. Bewirtschaftet wurden diese Höfe und Ländereien, gut organisiert wie bei den Zisterziensern üblich, wohl meist durch Konversen.
Zu dem Landbesitz des Klosters hat sich ein Urbar, teils auf Pergament aus dem 14. und 15. Jahrhundert, teils auf Papier aus dem 16. Jahrhundert, erhalten, das auf rund 390 Blatt diesen Besitz minutiös auflistet. Dieses Buch besitzt eine eigene Geschichte, wie der Bearbeiter in der Einleitung darlegt. Nach der Säkularisation 1803 kam Kloster Arnsburg als Entschädigungsland an die Fürsten Solms, wobei das Archiv, das zunächst im Kloster geblieben war, 1861 in das fürstliche Gesamtarchiv nach Lieh überführt wurde, wo sich das Urbar noch heute befindet. 1919 entdeckte ein Darmstädter Archivar das Buch und in den Jahren 1948 bis 1961 wurde es gelegentlich für ortskundliche Arbeiten herangezogen. 1964 beschloss die Historische Kommission für Hessen und Waldeck eine Veröffentlichung, die dem Pfarrer Waldemar Küther übertragen wurde, der die Handschrift 1968 abschrieb. Da das von ihm vorgelegte Manuskript nicht den Anforderungen an eine derartige Edition entsprach, wurde der Bearb. 1972 gebeten, den Text am Original zu kollationieren. Zwar seien die Korrekturen eingearbeitet und das Manuskript 1982 gesetzt worden, bei den mehrfachen Abschriften hätten sich aber zahlreiche Fehler eingeschlichen, die eine erneute Überprüfung am Original nötig machten, wofür aber damals kein geeigneter Wissenschaftler gefunden werden konnte. Im September 2015 hat dann der Bearb. die Arbeit an dem Arnsburger Urbar aufgenommen und die Fahnen an einem Scan der Handschrift überprüft. Dabei wurden so viele Änderungen nötig, dass dies einer Neuedition gleichkam.
Es ist der jahrzehntelangen editorischen Erfahrung des Bearb., der von 1981 bis 1994 Leiter des Staatsarchivs Marburg war, zu verdanken, dass mit der vorliegenden kommentierten Transkription des Arnsburger Urbars eine, wie die beiden beigegebenen Faksimiles von Textseiten zeigen, nicht leicht zu lesende Quelle zur Verfügung gestellt wird, die für die landes-und ortsgeschichtliche For-schung äußerst wertvoll ist. Für ca. 120 Orte werden viele hundert Grundstücke nachgewiesen, die in ihrer Größe sowie genauen Lage durch die Namen der Anrainer exakt bestimmt sind, was für diese Orte auch aus genealogischer Perspektive von Interesse ist. Aber auch Zehntrechte und Einkünfte werden zum Besitz gerechnet und aufgeführt. Ein Verzeichnis der Scheid-und Marksteine gibt die Grenzen einiger Besitzungen an. Nicht zuletzt für die Geschichte der zisterziensischen Grangien-wirtschaft bietet der Band eine beachtenswerte Grundlage. Man kann dem Bearb. nur dankbar sein, dass er diese umfangreiche Quelle so mustergültig mit Textvarianten und Erläuterungen ediert hat. Selbstverständlich wird das Werk durch mehrere ausführliche Indices erschlossen.
By Clemens von Looz-Corswarem, Köln