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Babett Edelmann-Singer, Koina und Concilia. Genese, Organisation und sozioökonomische Funktion der Provinziallandtage im römischen Reich. (Heidelberger Althistorische Beiträge und Epigraphische Studien, Bd. 57.) Stuttgart, Steiner 2015.

Fujii, Takashi
In: Historische Zeitschrift, Jg. 308 (2019-04-01), Heft 2, S. 461-462
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Babett Edelmann-Singer, Koina und Concilia. Genese, Organisation und sozioökonomische Funktion der Provinziallandtage im römischen Reich. (Heidelberger Althistorische Beiträge und Epigraphische Studien, Bd. 57.) Stuttgart, Steiner 2015 

Babett Edelmann-Singer, Koina und Concilia. Genese, Organisation und sozioökonomische Funktion der Provinziallandtage im römischen Reich. Heidelberger Althistorische Beiträge und Epigraphische Studien, Bd. 57. 2015 Franz Steiner Verlag GmbH Stuttgart, 978-3-515-11100-3, € 59,–

Babett Edelmann-Singers Studie geht zurück auf ihre 2013 von der Fakultät für Philosophie, Kunst-, Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften der Universität Regensburg angenommene Habilitationsschrift. Seit dem Erscheinen der Arbeit von J. Deininger aus dem Jahre 1965 war eine Untersuchung der Provinziallandtage im römischen Reich, die in antiken Quellen als koinon, concilium oder commune bezeichnet werden, lange ein Desiderat. Deiningers Thesen gegenüber bringt E. in Kapitel I (S. 13–30) zwei Grundlinien in ihre Arbeit. Zum einen versucht sie, die Gründung der meisten Provinziallandtage in die erste Phase des Prinzipats zu datieren, nicht in die Zeit der Flavier, in der laut Deininger das System der Provinziallandtage eingerichtet worden sei. Zum anderen analysiert E. unter anderem die innere Struktur der Provinziallandtage, ihre Rolle als ein Medium zur Formulierung der Identität der Provinzialen und ihre politische, administrative und wirtschaftliche Bedeutung sowohl für die Provinzen und Städte als auch für die Verwaltung des Reichs. Deininger habe dagegen die Provinziallandtage mit ihrer fast einzigen Funktion der Durchführung des Kaiserkultes nur als ein Karrieresprungbrett für die Eliten der Provinzen betrachtet. Vor dem Hintergrund dieser Thesen untersucht E. die erstaunlich vielfältigen Quellen aus dem ganzen Reich (die literarischen, epigraphischen, juristischen sowie numismatischen), ohne sich auf eine Provinz oder eine Quellengattung zu beschränken. Ihr Ziel besteht darin, mit einer longue durée-Perspektive die gemeinsamen Eigenschaften der östlichen und westlichen Provinziallandtage und ihren Zusammenhang mit der Entwicklung der Reichsverwaltung zu beleuchten, wobei dieser Studie zugleich die nötige Aufmerksamkeit für die Verschiedenheit der historischen und kulturellen Hintergründe der Provinziallandtage nicht fehlt.

In Kapitel II (S. 31–140) geht es um die Gründung der Provinziallandtage unter der julisch-claudischen Dynastie und ihren Zusammenhang mit den Herrschaftskonzeptionen des Reichs. Mit einigen wenigen Ausnahmen (z. B. Asia) war die Gründung der koina und concilia eine proaktive Herrschaftsmaßnahme des Kaisers für die Stabilisierung der eroberten Gebiete. Durch die überzeugende Untersuchung des Titels „Koinarchen" in Kapitel III (S. 141–191) ergibt sich, dass die Provinziallandtage den griechischen Eliten ein Referenzsystem boten, das es erlaubte, die kollektive Erinnerung an die hellenistische Vergangenheit mit der römischen Herrschaft zu harmonisieren. Kapitel IV (S. 193–308), der wichtigste und originellste Teil dieser Studie, beschäftigt sich mit der wirtschaftlichen und finanziellen Dimension der Provinziallandtage. Diese verfügten über ein eigenes Budget und übernahmen im Inneren eine wichtige Rolle in der Wirtschaft (z. B. Infrastruktur, Spiele, Münzprägung), während nach außen hin die Reichsverwaltung bei der Steuererhebung auf ihre personellen und materiellen Netzwerke zurückgreifen konnte. Der kurzen Schlussbetrachtung (Kapitel V, S. 309–312) folgen die ausführliche Bibliographie und die Quellen-, Personen-, Orts- und Sachindizes.

Es besteht kein Zweifel, dass E. mit der sorgfältigen Analyse der neu gefundenen (meistens epigraphischen) Quellen und mit den neuen Interpretationen der alten Fragen (z. B. Romanisierung, Provinzialidentität, Reichsverwaltungssystem) das Thema der Provinziallandtage in verschiedenen Punkten neu akzentuiert. Diese Studie hat das seit Deiningers Arbeit bestehende Desiderat in der Forschung beseitigt.

By Takashi Fujii

Reported by Author

Titel:
Babett Edelmann-Singer, Koina und Concilia. Genese, Organisation und sozioökonomische Funktion der Provinziallandtage im römischen Reich. (Heidelberger Althistorische Beiträge und Epigraphische Studien, Bd. 57.) Stuttgart, Steiner 2015.
Autor/in / Beteiligte Person: Fujii, Takashi
Link:
Zeitschrift: Historische Zeitschrift, Jg. 308 (2019-04-01), Heft 2, S. 461-462
Veröffentlichung: 2019
Medientyp: review
ISSN: 0018-2613 (print)
DOI: 10.1515/hzhz-2019-1110
Schlagwort:
  • KOINA und Concilia: Genese, Organisation und soziookonomische Funktion der Provinziallandtage im romischen Reich (Book)
  • EDELMANN-Singer, Babett
  • NONFICTION
  • ECONOMIC history
  • ROME
  • Subjects: KOINA und Concilia: Genese, Organisation und soziookonomische Funktion der Provinziallandtage im romischen Reich (Book) EDELMANN-Singer, Babett NONFICTION ECONOMIC history
Sonstiges:
  • Nachgewiesen in: DACH Information
  • Sprachen: German
  • Language: German
  • Document Type: Book Review
  • Geographic Terms: ROME
  • Author Affiliations: 1 = Kwansei Gakuin University, School of Humanities, Nishinomiya, Japan, 662-8501, Japan.

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