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Wichtiger Baustein.

In: Tagungs-Wirtschaft, 2019-09-19, Heft 4, S. 74-79
Online serialPeriodical

Wichtiger Baustein 

Städte, die sich im Wettbewerb um Wissen profilieren und in der weltweiten Wissensgesellschaft positionieren wollen, schaffen neue Räume für Wissensträger und ihre Treffpunkte: Kongresse.

„Berlin ist gut gerüstet für die Anforderungen des internationalen Wettbewerbs im Messe- und Kongressgeschäft. Der hub27 ist ein wichtiger Baustein für wesentliche Investitionen in die Zukunft Berlins", sagt Ramona Pop. Die Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe spricht zur Eröffnung der neuen Messe- und Kongresshalle „hub27" der Messe Berlin am 16. August 2019. Die Wirtschaftssenatorin betont: „Der hub27 nutzt zudem nicht nur dem weiteren Wachstum der Messe Berlin, sondern vor allem auch der Berliner Wirtschaft."

Die 100 mal 100 Meter große stützenfreie Halle ist das 27. Veranstaltungsgebäude der Messe Berlin und mit 10.000 Quadratmetern die größte Halle auf dem Gelände. Unterteilbar in zehn Räume birgt der „hub27" ein Foyer, 20 Konferenzräume und eine 200 Quadratmeter große Dachterrasse. Die Bauarbeiten haben im November 2017 begonnen und die Berliner sind mit 18 Monaten im Zeitplan geblieben. Und im Kostenrahmen mit 75 Millionen Euro. „Der hub27 wird gut vom Markt angenommen. 2020 sind nur noch wenige Slots frei", berichtet Dr. Christian Göke. Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Messe Berlin ist überzeugt: „Der hub27 ist ein wesentlicher Eckstein für die Zukunft der Messe Berlin. Er schafft die in Berlin dringend benötigten Kapazitäten für Großkongresse und andere Veranstaltungen mit mehreren tausend Teilnehmern."

Kapazitäten, die Deutschlands Hauptstadt dringend benötigt, wenn sie unter den Top-Fünf der internationalen Meeting-Metropolen nach Paris, Wien, Madrid und Barcelona (ICCA) bleiben will. Selbst wenn sich am Messeeingang Süd zur Kongress- und Eventarena „CityCube" nun der „hub27" gesellt, so gammelt am Eingang Ost vis-a-vis vom Funkturm seit nunmehr fünf Jahren das Internationale Congress Centrum Berlin (ICC Berlin) vor sich hin und mit ihm zwei große Säle sowie 80 kleine Säle und Räume. Vor 40 Jahren eröffnet wurde das ICC Berlin durch seine futuristische Architektur und silberglänzende Aluminiumhaut ein Wahrzeichen für Weltkongresse in der deutschen Hauptstadt, ja in Deutschland. Zuletzt fiel ihm die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit in der Flüchtlingskrise zu – als Notunterkunft.

Den Plänen zur Zukunft des ICC Berlins schenken Beobachter so viel Glauben wie der Eröffnung der Flughafens BER. Erst zu Jahresbeginn suchte Berlin in einer europaweiten Ausschreibung Investoren. „Im Rahmen dieses Interessenbekundungsverfahrens bieten wir den Investoren an, sich an der Sanierung, der Finanzierung und dem Betrieb des ICC zu beteiligen und auf zusätzlichen Flächen ihre eigenen Nutzungsideen zu verwirklichen", so Wirtschaftssenatorin Pop. „Gemeinsam mit den Investoren wollen wir die erforderliche Schadstoffsanierung schon bald beginnen und das ICC als modernes Kongresszentrum wieder eröffnen." Für die ICC-Sanierung sind rund 200 Millionen Euro im Investitionsplan des Landes vorgesehen.

Anders Hamburg. In über 40 Jahren ist auch das CCH – Congress Center Hamburg in die Jahre gekommen. 2012 entscheiden die politisch Verantwortlichen für seine Revitalisierung für 194 Millionen Euro. Im Januar 2017 schließt das Kongresszentrum, um Ende 2019 wiederzueröffnen. Doch die Eröffnung verzögert sich um elf Monate, die Kosten erhöhen sich um 36 auf 230 Mio. Euro. „Wir werden das neue CCH mit dem World Congress on Endourology and SWL (WCE) am 26. August 2020 mit 1.500 Teilnehmern eröffnen",versichert Heike Mahmoud, COO des Congress Center Hamburg. Dann mit einem neuen Eingangsbereich, einem Foyer mit über 3.000 Quadratmetern Fläche und einer Glasfassade, einem neuen Flügel „CCH-Ost" mit neuen und flexiblen Tagungsräumen.

Sie wirbt: „Mit 12.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche, 12.000 Quadratmetern Foyerfläche und 12.000 Sitzplätzen in bis zu 50 Sälen wird das CCH zukünftig zu einem der größten und modernsten Kongresszentren Europas." Eine virtuelle Reise ins „Neue CCH" haben die Besucher auf der IMEX in Frankfurt im Sitzen auf dem „Motion Seat" angetreten. Seine Bewegung wird von einer hydraulischen Plattform gesteuert und mit einem Film synchronisiert. Der Nutzer sieht diesen über eine VR-Brille und fährt – scheinbar in einem Achterbahnwaggon – durch das neue CCH – Congress Center Hamburg. Für das Auge nicht erkennbar ist, dass die Architektur auf Grundlage der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) geplant ist. Das CCH strebt die Zertifizierung in „Gold" an, schließlich liegt es neben „Hamburgs grünes Herz", dem traditionsreichen Park „Planten un Blomen". Das verpflichtet der Natur und den Bürgern gegenüber.

„Es war der ‚Wunsch und Wille' der Hamburger Bürgerschaft, um Hamburg als moderne Kongressdestination weiterzuentwickeln", erzählt Mahmoud. Wichtig ist ihr, dass ihre Kunden und Dienstleister wie PCOs in den Prozess einbezogen waren, um die Funktionalität zu garantieren. Kunden wie den Markt hat Mahmoud im Auge und beobachtet die Entwicklungen während der Schließung. „Die Stadt Hamburg hat sich enorm entwickelt", fasst sie zusammen und verweist auf die Hansestadt als Standort für Digitalisierung, Startups und die Kreativindustrie. Hier sieht sie neue Formate und Veranstaltungen, die Platz im neuen CCH finden.

„Seit kurzem ist die 100-jährige Universität Hamburg Exzellenz-Universität – ein großer Erfolg für die Stadt", freut sich Mahmoud. Die Universität liegt unmittelbarer Nachbarschaft des CCH, und die Kooperation soll noch enger werden, um gemeinsam internationale wissenschaftliche Kongresse nach Hamburg zu holen. Medizinkongresse spielen dabei weiterhin eine wichtige Rolle, weshalb auch die enge Kooperation mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) ausgebaut werden soll. Über LinkedIn informieren Heike Mahmoud und ihr Team wöchentlich über Neuigkeiten.

Auf LinkedIn ist auch Markus Schiedeck aktiv. Der neue Chief Customer Officer (CCO) und Mitglied der Geschäftsführung im Kongresshaus Zürich informiert laufend über die Instandsetzung von Kongresshaus Zürich und Tonhalle, die sich seit 2017 im Umbau befinden. Wie in Hamburg verschiebt sich die Wiedereröffnung und ist mit sechsmonatiger Verspätung für März 2021 geplant. Für Umbau und Instandsetzung sind 174,4 Millionen Franken budgetiert. Der Finanzierungsvorlage hatte Zürichs Stimmbevölkerung 2016 mit einer Dreiviertel-Mehrheit zugestimmt. Der Entscheid, das Kongresszentrum nicht neu sondern umzubauen, stützt sich auf die 2013 erarbeitete Kongresshausstrategie. Einer im gleichen Jahr erstellten Studie zufolge sei das Marktsegment für Kongresse der mittleren Größenordnung am größten und könne künftig abgedeckt werden.

Die entsprechenden Umbaumaßnahmen machen das Kongresshaus zugänglicher, übersichtlicher und flexibler nutzbar. Auf 5.300 Quadratmetern Veranstaltungsfläche finden sich in mehr als 20 unterteilbaren Sälen, Räumen und Foyers bis zu 4.500 Sitzplätze. Der Eingangsbereich wird durchgehend geöffnet. So entsteht eine zusammenhängende Fläche mit einer neuen Bar, die sich eignet für Empfänge. Der Kongresssaal kommt mit Foyer auf 1.627 Sitze bei Theaterbestuhlung. Der bestehende Gartensaal hat neben einem Foyer einen neuen Konferenzsaal, der neue Gartensaal hin zum General-Guisan-Quai mündet in eine Terrasse mit Aussichtsrestaurant. Das Ensemble ermöglicht die parallele Durchführung mehrerer Veranstaltungen.

In Laufentfernung zum Kongresshaus Zürich liegt die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, kurz ETH Zürich. Schiedeck weiß wie Mahmoud um die Verzahnung von Wissenschaft und Weltkongressen. Im August titelt er auf LinkedIn: „Breeding ground Zurich for science conventions – Result of the new ranking!" und verweist die ETH Zürich als beste Universität in Kontinentaleuropa. Gemeinsam mit der Zürich Universität und den Forschungszentren bedeutender Technologieunternehmen bildet sie den Nährboden für zukunftsweisende Forschung und innovative Startups.

Startups und Gründer, Unternehmen und Unternehmer reisen vom 4. bis 7 November 2019 erneut nach Lissabon zum Web Summit 2019. Letztes Jahr hörten die 70.000 Teilnehmer 1.200 Speaker, darunter Twitter-Co-Founder Evan Williams oder EU-Kommissarin Margrethe Vestager. Dort auf der großen Bühne kündigten Paddy Cosgrave, CEO des Web Summit, und Portugals Premierminister António Costa an, dass der Web Summit weitere zehn Jahre in Lissabon bleibt. 2009 in Dublin von Paddy Cosgrave, David Kelly und Daire Hickey gegründet, blieb der Web Summit bis 2016 in Irland und findet seither in Lissabon statt. Um den Web Summit in Portugal zu halten, gab es eine europaweite Ausschreibung und einen 110-Millionen-Euro-Deal: Der Web Summit bekommt elf Millionen Euro im Jahr, die Fläche der Altice Arena und der Messe Feira Internacional de Lisboa (FIL) werden bis 2021 verdoppelt. Das erfordern die Wachstumsprognosen des Web Summits, in dem die portugiesische Regierung einen Wirtschaftseffekt von 300 Millionen Euro für das Land sieht.

CEO Cosgrave bekräftigt: „Wir freuen uns riesig, in Portugal zu bleiben. Ohne einen größeren Veranstaltungsort wäre das nicht möglich." Die erste Ausbauphase erfolgt bis zum Web Summit 2019. Die Altice Arena, Portugals größte Veranstaltungshalle für 20.000 Personen, wurde als „Pavilhão da Utopia" für die Weltausstellung Expo98 im Stadtviertel „Parque das Nações" errichtet. Ebenso die Feira Internacional de Lisboa mit vier Hallen à 10.000 qm und dem FIL Meeting Centre.

Doch der Web Summit ist weitaus mehr als ein Infrastrukturprogramm für Lissabon: Der Summit und das Regierungsprogramm „StartUP Portugal" heben das Land und seine Unternehmen auf die Weltbühne. Lissabons Bürgermeister Fernando Medina betont: „Diese zehnjährige Vereinbarung mit dem Web Summit ist für Lissabon ein Schlüssel zu Kapital und Innovation, zu Unternehmertum und Talent. Wir freuen uns sehr, diese Geschichte mit Web Summit zu schreiben."

KERSTIN WÜNSCH

www.hub27-berlin.de

www.das-neue-cch.de

www.kongresshaus.ch

www.fil.pt

Die Fläche der Altice Arena und der Messe Feira Internacional de Lisboa (FIL) werden bis 2021 verdoppelt.

PHOTO (COLOR): Eröffnen die neue Messe- und Kongresshalle „hub27" (v.l.): Dr. Christian Göke, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Berlin, Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin, Ramona Pop, Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe, und Wolf-Dieter Wolf, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Messe Berlin. Foto: Messe Berlin Anders als die Berliner investieren die Hambuger in ihr CCH – Congress Center Hamburg. Foto: Planung Arbeitsgemeinschaft agn Leusmann mit Tim Humpe Architekten, Hamburg Gelegen am See will das denkmalgeschützte Kongresshaus Zürich eine erste Adresse werden. Foto: Kongresshaus Zürich

1 ICC BERLIN UNTER DENKMALSCHUTZ

Das Landesdenkmalamt Berlin hat das Internationale CongressCentrum Berlin (ICC Berlin) unter Denkmalschutz gestellt. Das von 1973 bis 1979 errichtete Kongresszentrum ist aus künstlerischen, geschichtlichen und städtebaulichen Gründen denkmalwert. „Auch ohne formale Unterschutzstellung war der Denkmalwert des ICC seit langem in der Diskussion und wurde auch im jüngsten Interessensbekundungsverfahren berücksichtigt", erklärt Wirtschaftssenatorin Ramona Pop. „Der Berliner Senat ist sich einig, dass nun die Sanierung des ICC auf den Weg gebracht werden muss, um das ICC künftig wieder als Kongress- und Kulturzentrum zu nutzen."

www.berlin.de

Titel:
Wichtiger Baustein.
Zeitschrift: Tagungs-Wirtschaft, 2019-09-19, Heft 4, S. 74-79
Veröffentlichung: 2019
Medientyp: serialPeriodical
ISSN: 0342-7951 (print)
Sonstiges:
  • Nachgewiesen in: DACH Information
  • Sprachen: German
  • Language: German
  • Document Type: Article

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