Anfang des Jahres erschien im Harrassowitz Verlag das Lexikon Bibliotheken von Frauen der Bibliothekswissenschaftlerin Dagmar Jank. Sie legt mit ihrem Werk nach eigener Aussage eine „erste Datensammlung für Deutschland" über Bibliotheken von Frauen aus dem 16. bis ins 20. Jahrhundert vor. Enthalten sind Angaben zu über 770 Bibliotheken und deren Besitzerinnen.
Die Auswahl der im Lexikon vorgestellten Bibliotheken nimmt Jank nach eigener Darstellung anhand der gesellschaftlichen Stellung und Bekanntheit, der schriftstellerischen Tätigkeit der Frauen sowie der Bekanntheit ihrer Ehemänner vor. Zwei weitere Auswahlkriterien sind für Jank das gegenwärtige Vorhandensein mindestens eines Teils der aufgeführten Privatbibliotheken in einer kulturellen Gedächtnisinstitution und die Belegbarkeit der Existenz einer Bibliothek im Besitz der genannten Frauen. Die letzten beiden Punkte verweisen bereits auf ein informatives Defizit: Zum Teil befinden sich nur Reste der Privatbibliotheken bis hin zu einzelnen Büchern in den Sammlungen öffentlicher Einrichtungen. Damit geht einher, dass oftmals weder Umfang noch Sammelschwerpunkte der dargestellten Bibliotheken von Jank benannt werden können. Dies liegt nicht vorrangig an der Autorin, die unermüdlich an Informationen zusammenträgt, was zu finden ist. Seien es Fachbücher, Internetquellen oder schriftliche Anfragen bei den besitzenden Institutionen – die Quellen, aus denen Jank die Darstellungen zusammensetzt sind vielfältig. Es liegt schlicht an nicht vorhandenen Informationen.
Hierbei folgt Jank nicht nur den Spuren sehr bekannter Persönlichkeiten und deren Bibliotheken, wie etwa Bettina von Arnim, Hannah Arendt, Christa Wolf oder Louise Otto-Peters, sondern es finden auch unbekanntere Frauen und deren Bibliotheken Erwähnung in diesem ambitionierten Nachschlagewerk. Die Informationen werden nach Bestandsgröße, Bestandsprofil, Bestandserschließung und Geschichte der einzelnen Bibliotheken gegliedert. Das Lexikon führt die Büchersammlerinnen in alphabetischer Namensfolge auf. Das umfangreiche Literaturverzeichnis rundet das Werk ab.
Die Auswahl der vorgestellten Bibliotheken bringt es mit sich, dass in Abhängigkeit von den verfügbaren biografischen Informationen und der Bekanntheit einzelner vorgestellter Frauen die Auskünfte über die Umfänge der einzelnen Sammlungen quantitativ und qualitativ sehr unterschiedlich ausfallen. Für einige der aufgeführten Büchersammlerinnen sind sie dicht, bei anderen Einträgen beschränken sie sich dagegen auf Namensnennung der Bibliothekseignerin, deren Lebensdaten und dem Hinweis auf einige in öffentlichen Einrichtungen nachgewiesene Bücher. Die so dargestellten Büchersammlerinnen und deren Bibliotheken sind nur schematisch greifbar. Es stellt sich bei der Lektüre Stück um Stück die Frage, warum einzelne Frauen Eingang in das Lexikon fanden. Was ist das Ziel, gerade auch unbekanntere Persönlichkeiten in das Nachschlagewerk aufzunehmen? Hierauf gibt Jank leider keine Antwort.
Sicher verweist gerade die Spärlichkeit einzelner Einträge im Lexikon auf noch zu erbringende Forschungsleistungen, weshalb Jank ihr Werk als Ausgangspunkt hierfür sieht. Jedoch ist fraglich, ob dann das gewählte Format – ein gedrucktes Lexikon – gut gewählt ist. Die Aufgliederung der Informationen nach Bestandsgröße, Bestandsprofil, Bestandserschließung und Geschichte der einzelnen Bibliotheken als auch die häufig unvollständigen Informationen über die Bibliotheken sprechen sehr stark dafür, dass das Lexikon Bibliotheken von Frauen auch in Form einer erweiterbaren Datenbank vorstellbar wäre. Vielleicht sogar als freie Ressource, die von einer interessierten Community gepflegt werden könnte.
Wünschenswert wären weitere Informationsbeigaben wie Abbildungen der Frauen, ihrer Bibliotheken sowie verwendete Autogramme, Exlibris, letzter bekannter Standort der verschollenen Bibliotheken usw. gewesen. Die Kategorie „Bestandsprofil" hätte bei den nur noch unvollständig vorhandenen Bibliotheken durchaus mit einer Beschreibung dieser Torsi angereichert werden können. Gerade für historisch orientierte Bibliotheks- und Buchwissenschaftler*innen und Frauenforscher*innen sowie die Provenienzforscher*innen würde dies den Wert des Lexikons erheblich steigern.
Das Lexikon Bibliotheken von Frauen ist eine wertvolle Pionierarbeit, die in die Handbibliothek historisch interessierter Bibliothekswissenschaftler*innen und auf jeden Fall von Provenienzforscher*innen in Bibliotheken gehört. Es trägt Informationen über Büchersammlerinnen und deren Bibliotheken aus unzähligen Quellen zusammen und konzertiert diese in übersichtlichen, stark formalisierten Lexikoneinträgen. Obwohl engagiert, schöpft das Lexikon sein eigenes Potential letztlich leider nicht völlig aus. Viel würde es gewinnen, erschiene es zusätzlich zur gedruckten Fassung in elektronischer Form, vorzugsweise erweiterbar, frei zugänglich und offen. Für eine Fortsetzung der von Jank begonnen Arbeit würden sich sicherlich auch engagierte Mitstreiter*innen finden lassen.
OCLC und Europeana, die digitale Plattform für das europäische Kulturerbe, arbeiten zusammen, um WorldCat Millionen von Datensätzen digitalisierter Objekte hinzuzufügen, damit diese frei zugänglichen Inhalte für Leser, Wissenschaftler und Studierende sowie über Bibliotheken leicht auffindbar und frei zugänglich sind. Durch die Hinzufügung der Europeana Collections wird WorldCat, die weltweit umfassendste bibliografische Datenbank, erheblich um frei zugängliche Ressourcen erweitert.
Europeana arbeitet mit Tausenden von europäischen Archiven, Bibliotheken und Museen zusammen, um das kulturelle Erbe zu Zwecken der Bereicherung, Bildung und Forschung zu teilen. Europeana wird von der Europäischen Kommission finanziert und bietet freien Zugang zu mehr als 50 Millionen Büchern, Aufzeichnungen, Kunstwerken verschiedenster Themenbereiche und vieles mehr. Mehr als 24 Millionen dieser Datensätze sind offen lizenziert und kostenlos für Arbeit, Forschung und Lehre verfügbar.
„Das Bemühen, das kulturelle Erbe Europas online für alle zugänglich zu machen – zum Lernen, Forschen oder Genießen – ist der Antrieb für uns bei Europeana", sagte Harry Verwayen, Executive Director von Europeana. „Die Bereitstellung der Inhalte von Europeana Collections über OCLC, die unser Ziel teilen, Sammlungen für alle auffindbar und zugänglich zu machen, bringt uns einen Schritt näher an dieses Ziel heran."
„Wir freuen uns sehr, WorldCat um wertvolle Ressourcen aus den Europeana Collections zu erweitern", sagte Suzanne Kemperman, OCLC Director, Business Development und Publisher Relations. „Bibliotheken und Bibliotheksbenutzer möchten Zugriff auf kostenlose und offene Inhalte haben. Mit Europeana-Datensätzen in WorldCat können Suchende diese Inhalte durch das Durchsuchen der Bibliotheksbestände finden und darauf zugreifen."
OCLC hat nicht nur mit Europeana, sondern auch mit über 360 Content-Providern Vereinbarungen geschlossen, um das Auffinden und den Zugriff auf wichtige Ressourcen zu erleichtern. Weitere Informationen zu den Partnerschaften von OCLC finden Sie unter https://
Europeana ist Europas Plattform für digitales und kulturelles Erbe, die es zum Ziel hat, „die Welt durch Kultur zu verändern." Europeana Collections (https://
OCLC (https://
OCLC GmbH, Gabriele Wolberg
Tel.: 089 61308-326, E-Mail: gabriele.wolberg@oclc.org
URL: http://www.oclc.org, Twitter: @OCLC_DE
Die Bayerische Staatsbibliothek hat am 12.11.2019 ihr 2,5 millionstes Digitalisat online gestellt. Damit sind rund 70 Prozent ihres urheberrechtefreien Bestandes frei im Internet zugänglich. Dies ermöglicht Wissenschaft, Forschung und der breiten Öffentlichkeit einen schnellen und einfachen Zugang zu bedeutenden digitalen Kultur- und Wissensschätzen. Für die Bayerische Staatsbibliothek bedeutet heute die Digitalisierung nicht nur das Scannen ihrer Bestände. Im Mittelpunkt ihrer Aktivitäten rund um das Thema „Digitale Bibliothek" steht inzwischen die Entwicklung, Erprobung und Bereitstellung digitaler Services und Produkte.
Die Zahl von 2,5 Millionen digitalisierten Handschriften, Büchern, Zeitungsausgaben und Sondermaterialien – das entspricht rund 960 Millionen Bilddateien oder einem Peta-Byte Speicherplatz – belegt die Dimension des Themas Digitalisierung. Neben der fachgerechten Digitalisierung der Werke entwickelt das hauseigene Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ) Software und Recherchetools wie die „Bildähnlichkeitssuche" oder das Zeitungsportal „digiPress", mit deren Hilfe Nutzer aus der ganzen Welt in den digitalen Sammlungen recherchieren können. Zudem sichert das MDZ die Inhalte für künftige Generationen durch Langzeitarchivierung.
Klaus Ceynowa, Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek: „Es spielt für uns keine Rolle, wie das Wissen gespeichert wird, ob auf Pergament, Papier oder in Peta-Byte. Wir sehen uns als ‚content library'. Die Digitalisierung unserer Bestände, daraus entwickelte digitale Dienstleistungen und die Bereitstellung und Gewährleistung eines freien Zugangs zu digitalen Inhalten sind eine zentrale Aufgabe unseres Hauses und neben den klassischen bibliothekarischen Services gelebter Alltag."
Das eben veröffentlichte 2,5 millionste Digitalisat ist ein wahres Schmuckstück: „Kolorierte Darstellungen von 193 Männern des bayrischen Fürstenhauses von Bavarus bis Albrecht 1546, mit historischen Reimsprüchen" (Papierhandschrift Cgm 2799). Der wohl kurz nach 1554 entstandene Codex gehört zu einer Reihe herausragender Bavarica zur Genealogie des Hauses Bayern. Der Codex besticht insbesondere durch seine Bilderfülle: Auf insgesamt 71 Blättern finden sich 193 kolorierte Federzeichnungen von männlichen Personen, darunter zumeist Fürsten, Könige, Bischöfe, Äbte und Kleriker.
Die Bayerische Staatsbibliothek, gegründet 1558 durch Herzog Albrecht V., genießt als internationale Forschungsbibliothek Weltrang. Mit rund 33 Millionen Medien gehört die Bibliothek zu den bedeutendsten Gedächtnisinstitutionen der Welt. Mit aktuell 2,5 Millionen digitalisierten Werken verfügt die Bayerische Staatsbibliothek über den größten digitalen Datenbestand aller deutschen Bibliotheken. Die Bibliothek bietet vielfältige Dienste im Bereich innovativer digitaler Nutzungsszenarien an.
- http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb00126521-1.
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Tel.: 089 28638-2429
E-Mail: presse@bsb-muenchen.de
Die „Systematik für Bibliotheken" (SfB) wird als Aufstellungsklassifikation für Öffentliche Bibliotheken in einer Kooperation zwischen der Büchereizentrale Schleswig-Holstein, der Stadtbibliothek Bremen, der Stadtbücherei Frankfurt am Main und der Stadtbibliothek Hannover gepflegt. Ein weiterer wichtiger Partner ist die ekz, die sich sowohl an der fachlichen Weiterentwicklung der SfB beteiligt, als auch das Hosting für die SfB-online übernimmt. Alljährlich wird ein Update online veröffentlicht.
Schwerpunkt der Überarbeitung war in diesem Jahr die umfangreiche Sachgruppe Literatur. Die Systematik wurde an ca. 300 Stellen geändert.
Ziel der Überarbeitung war es, eine sinnvolle Zusammenfassung und Straffung aufgrund der aktuellen Bestandsprofile in Öffentlichen Bibliotheken zu erreichen, die noch vorhandenen Notationen mit Kommastellen zu reduzieren und durch Neuformulierungen von Klassentexten die gesamte Systematik zu aktualisieren.
Sind Sie neugierig geworden? Alle Neuerungen, die vollständige SfB und Ihre Ansprechpartner für Anregungen, Fragen und Kritik finden Sie ab Januar 2020 unter
Die Ausstellung „Störenfriede. Kunst, Protest und das Ende der DDR" nimmt den 30. Jahrestag der Proteste im Herbst 1989 zum Anlass, anhand von Künstlerzeitschriften, Mailartprojekten, aber auch Punkkonzerten die kreative Vielfalt und Lust am Experiment zu zeigen, aber auch die anmaßenden und zerstörerischen Übergriffe der Staatssicherheit auf die Kunstszene. Die Wechselausstellung des Deutschen Buch- und Schriftmuseums ist in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Musikarchiv der Deutschen Nationalbibliothek und in Kooperation mit dem Institut für Musikwissenschaft der Universität Leipzig entstanden. Sie wurde am Donnerstag, den 28. November 2019, um 19:30 Uhr eröffnet.
Nach der Ausbürgerung von Wolf Biermann 1976, den anschließenden Protesten von Intellektuellen und den harschen Gegenmaßnahmen des Staates folgte eine erste große Ausreisewelle: Über 40.000 verließen bis 1983 das Land. Zahlreiche in der DDR verbliebene Künstlerinnen und Künstler zogen sich aus Enttäuschung über die staatliche Kulturpolitik aus dem offiziellen Kunstbetrieb zurück.
Auf der Suche nach Freiräumen entwickelten Kunstschaffende, Intellektuelle, aber auch Jugendliche alternative Lebenskonzepte und Gestaltungsmöglichkeiten: Sie besetzten leerstehende Wohnungen und Fabrikgebäude, die sie als Ateliers oder Probenräume nutzten und zu selbstbestimmten Orten einer „zweiten Öffentlichkeit" machten. So fanden zahlreiche Konzerte und Lesungen im privatem Umfeld statt, aber auch öffentliche Institutionen wie Kulturhäuser wurden „unterwandert" und von der alternativen Szene für Ausstellungen oder Performances genutzt.
Einen Schwerpunkt der Ausstellung bilden Künstlerzeitschriften aus dem Bestand des Museums, die als „Samisdat" im Selbstverlag jenseits der Zensurwege der DDR als Kleinstauflagen gestaltet und verteilt wurden. Künstlerische Mailart-Projekte –Postkartenkunst als „Fenster zur Welt" – waren ebenfalls eine Alternative zum offiziellen Kulturbetrieb mit seinen reglementierenden Vorgaben. Beispielhaft werden anhand von Ausstellungsplakaten, Originaldokumenten und Fotografien Leipziger Orte einer selbstbestimmten „Zweiten Öffentlichkeit" dargestellt, in denen Kulturakteure gemeinsam intermediale Projekte und Lesungen mit systemkritischen Autoren realisierten. Verschiedene musikalische Strömungen wie experimentelle Kompositionen, das Freejazz-Festival in Peitz, Straßenmusik, Punkkonzerte der Jugendsubkultur und die vielfältigen Beziehungen der Akteure zueinander ergänzen den musikalischen Aspekt von Kunst und Protest im letzten Jahrzehnt der DDR.
- Ausstellung des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig
- 29. November 2019 bis 26. Juli 2020
- Dienstag bis Sonntag 10–18 Uhr, Donnerstag 10–20 Uhr, Feiertage (außer montags) 10–18 Uhr. Der Eintritt ist frei.
- Bildmaterial für die Berichterstattung unter www.dnb.de/presse.
- Michael Fernau, Direktor der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig
- Dr. Stephanie Jacobs, Leiterin des Deutschen Buch- und Schriftmuseums
- Dr. Paul Kaiser, Dresdner Institut für Kulturstudien: „Wutanfälle und Flugversuche. Eine Topografie der Leipziger Gegenkultur (in den 1980er Jahren) zwischen Revolte und Gegendruck". Musik: Robert Lucaciu (Kontrabass) und Philipp Scholz (Schlagzeug)
- Anschließend Kuratorenführung mit Julia Rinck und Ruprecht Langer
Ansprechpartnerin: Dr. Stephanie Jacobs, Tel.: 0341-2271-575, s.jacobs@dnb.de
Das Buch hat wie kein anderes Medium unsere Kultur und Zivilisation geprägt: Seit Jahrhunderten wird unser Wissen über die Welt und über den Menschen in Büchern gespeichert. Die Sammlung, Ausstellung und wissenschaftliche Bearbeitung buch- und mediengeschichtlicher Zeugnisse ist die Aufgabe des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek. 1884 als Deutsches Buchgewerbemuseum in Leipzig gegründet gilt es als das weltweit älteste und nach Umfang und Qualität der Bestände als eines der bedeutendsten Museen auf dem Gebiet der Buchkultur.
Deutsche Nationalbibliothek
Stephan Jockel, Pressesprecher
Adickesallee 1, 60322 Frankfurt am Main
Tel.: 069 1525 – 1005, E-Mail: s.jockel@dnb.de
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By Ringo Narewski
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