Theodoros of Smyrna: Epitome of Nature and Natural Principles according to the Ancients. Editio princeps Introduction-Text-Indices by Benakis, Linos G. = Corpus Philosophorum Medii Aevi: Βυζαντινοὶ Φιλόσοφοι – Philosophi Byzantini 12 Athens Academy of Athens 2013 36*+77 € 30 978-87060-174-7
Theodoros von Smyrna gehört zu den byzantinischen Philosophen des 11./12. Jahrhunderts. Vermutlich ist er nach 1112 gestorben. Er unterrichtete Philosophie an der Höheren Schule von Konstantinopel, wo er zuerst als Magistros tätig war und 1082 zum Hypatos tôn Philosophôn (Leiter der Philosophen) ernannt wurde. In letzterer Position diente er nach Johannes Italos, der seinerseits Michael Psellos ablöste. Alle drei Philosophen gehören zu den Vertretern des byzantinischen Aristotelismus; ihre Texte jedoch zeigen, dass ihre Kenntnisse der antiken griechischen Philosophie breiter sind. Das Werk von Theodoros von Smyrna mit dem Titel Ἐπιτομὴ τῶν ὅσα περὶ φύσεως καὶ τῶν φυσικῶν ἀρχῶν τοῖς παλαιοῖς διείληπται ἐκτεθεῖσα παρὰ Θεοδώρου ὑπάτου τῶν φιλοσόφων τοῦ Σμυρναίου ἐν τμήμασι τέταρσι (=Epitome der Auffassungen, die die Alten über die Natur und die Naturprinzipien entwickeln, dargestellt vom Hypatos tôn Philosophôn Theodoros von Smyrna in vier Teilen) wird in editio princeps von Linos G. Benakis in der Reihe Philosophi Byzantini herausgegeben. Es handelt sich um den Band 12 dieser Reihe, die -wie auch die Reihe Commentaria in Aristotelem Byzantina- von Linos G. Benakis geleitet wird[
Wie Benakis betont, kennt Theodoros sehr gut die griechische Philosophie, die Kommentatoren des Aristoteles und die verschiedenen Interpretationen, er unterstreicht die Unterschiede zwischen der christlichen Theologie und der griechischen Philosophie. Tatsächlich ergibt sich aus den Indices der Nachweis, dass Theodoros die Texte selbst studiert hat. Hauptsächlich behandelt er Themen aus den naturphilosophischen Werken des Aristoteles. Aber er zieht auch Elemente aus den logischen Schriften und aus der Metaphysik heran. Es ist zu ergänzen, dass Theodor direkte Kenntnis auch der Nikomachischen Ethik hat. Weiter berücksichtigt er die Texte der Kommentatoren, er nimmt Bezug auf die Auffassungen anderer griechischen Philosophen, auf das Alte und das Neue Testament und auf die Texte christlicher Autoren. Daraus können wir das Bild von den Themen, die das Studium der Philosophie in der Höheren Schule von Konstantinopel umfasste, sowie von der Präsenz dieser Texte in der byzantinischen Kultur des elften und zwölften Jahrhunderts erweitern.
Die Hauptprobleme, mit denen sich Theodoros befasst, sind die Materie, die natürlichen Dinge, die Bewegung, die Veränderung, der Raum, der Ort, die Ordnung der Körper. Benakis analysiert Theodoros Auffassung vom Ort als spezifischem Element des Raumes. Weiter betrachtet er die Schrift von Theodoros einerseits als hermeneutischen Kommentar zu der Physik des Aristoteles und andererseits als Handbuch, das der byzantinische Philosoph für seine Studenten geschrieben hat. Dadurch werden zwei wichtige Aspekte der Interpretation hervorgehoben. Einerseits handelt es sich um die Einordnung der Schrift in die Philosophiegeschichte, insofern hervorgehoben wird, dass Theodoros sich von der griechischen Philosophie nicht entfernt, obwohl er vom christlichen Standpunkt einige Auffassungen der griechischen Philosophen kritisiert. Andererseits handelt es sich um den Beitrag der Schrift zur philosophischen und wissenschaftlichen Kommunikation ihrer Zeit.
Für die weitere Forschung bleibt die Frage, inwiefern Theodoros bei aller Kritik der griechischen Philosophie konkrete philosophische Probleme im Zeichen des Christentums transformiert und dabei eine eigene systematische Position entwickelt, die auf der Ebene des Aristotelismus manche Elemente des Platonismus einführt. Es lohnt sich den Stellenwert des ersten Schönen und der schönen Dinge oder der platonischen und der aristotelischen Elemente in der Interpretation des Theodoros von der Weltschöpfung zu bestimmen. Dabei ergibt sich, dass die systematische Position von Theodoros gewisse Originalität beansprucht, insofern sie auch als ein antizipatorischer Hinweis auf die allmähliche Wendung zum Platonismus, die später die Renaissance einleitet, betrachtet werden kann.
By Georgia Apostolopoulou
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