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Guerre des manifestes. Charles le Téméraire et ses ennemies: 1465-1475.

Prietzel, Malte
In: Rheinische Vierteljahrsblatter, Jg. 84 (2020), S. 382-383
Online review

Guerre des manifestes. Charles le Téméraire et ses ennemies: 1465-1475  Guerre des manifestes. Charles le Téméraire et ses ennemies. 1465-1475, bearb. von VA -- LÉRIE BESSEY, WERNER PARAVICINI (Mémoires de l'Académie des Inscriptions et Belles- Lettres, 52), Paris: Académie des inscriptions et belles-lettres 2017, 348 S. ISBN: 978-2-87754-358-3.

Kaum beachtet wurden bislang Quellen jener Art, wie sie in dieser vorbildlichen Edition erschlossen werden. Es handelt sich um Verlautbarungen, die von Karl dem Kühnen oder seinen Gegnern an andere Fürsten oder an Städte versandt wurden, damit sie dort die Auffassungen der Absender bekannt machten. Das geschah insbesondere in jenen Städten, die im Herrschaftsbereich des Absenders lagen, durch öffentliche Verlesung, aber auch durch die Anfertigung von Abschriften, wovon eine weitgestreute Überlieferung zeugt. Die hier versammelten Texte sind also nicht nur für jene Zusammenhänge relevant, die sie unmittelbar betreffen, sondern allgemein als Zeugnisse von intensiver und klug kalkulierter politischer Propaganda -- und zwar schon 30 oder 40 Jahre, bevor die weitere Verbreitung des Buchdrucks neue Möglichkeiten schuf.

Es handelt sich um 17 Texte, die acht verschiedenen Konflikten zuzuordnen sind. Die Reihe beginnt mit den bekannten Vorgängen vom Frühjahr 1465, als Karl der Kühne, noch Erbprinz, die beiden Brüder Antoine und Jean de Croy vom burgundischen Hof vertreiben ließ, weil sie einen enormen Einfluss auf Herzog Philipp den Guten gewonnen und Karl selbst ins Abseits gedrängt hatten. Es folgen vier Episoden aus dem Ringen zwischen Herzog Karl und König Ludwig XI. von Frankreich; hierzu sind acht Texte überliefert. Das Eingreifen Karls in die Streitigkeiten zwischen Herzog Arnold von Geldern und seinem Sohn Adolf gab Anlass zu zwei weiteren Manifesten. Weitere Texte betreffen den Neußer Krieg 1474/75 und die Auseinanderseteungen mit Herzog René von Lothringen.

Die historische Einführung (S. 7-97) von Werner Paravicini gliedert sich zweckmäßiger Weise nach diesen acht Konflikten, behandelt also alle Manifeste, die zu einem Anlass entstanden sind, in einem Kapitel. Diese Abschnitte sind zum einen kurze und doch umfassende Abhandlungen über die jeweiligen Vorgänge, und sie gründen auf umfassender Kenntnis der Quellen und der Literatur. Daher sind sie gewinnbringend zu Rate zu ziehen, wenn man sich für diese Konflikte oder den burgundischen Staat um 1470 allgemein interessiert. Zum anderen erschließen diese Kapitel inhaltlich die jeweiligen Texte, indem sie deren Angaben prüfen und einordnen. Abschließend geht Paravicini auf die Wirkung dieser Texte ein. Herzogliche Boten überbrachten sie und wurden von den Empfängern beschenkt; den Kaiser, Fürsten, die Städte Gelderns ehrte man besonders, indem man einen Herold entsandte. Die Texte wurden -- innerhalb der eigenen Länder -- feierlich in der Öffentlichkeit verlesen. Einige wurden zum besseren Verständnis in eine andere Sprache übersetet, z.B. die ursprünglich lateinische Rechtfertigung Karls für den Angriff auf Neuss 1474 ins Deutsche. In einem Fall ist sogar belegt, dass Prozessionen für das Wohl des Herzogs und seiner Länder abgehalten wurden, wie es dessen Schreiben verlangte (S. 47, S. 181f.). Ob die Empfänger glaubten, was ihnen mitgeteilt wurde, ist nicht zu entscheiden. Mit Sicherheit aber hatten die Urheber das Bedürfnis, vor einer weiten Öffentlichkeit die Rechtmäßigkeit und Angemessenheit ihres Vorgehens zu beteuern.

Die Erstellung der Edition ist Valérie Bessey zu verdanken. Die Editionsprinzipien (S. 99-102) sind höchst solide, dasselbe gilt für die Texte selbst (S. 103-277). Die Beschreibungen der einzelnen Exemplare der Manifeste, die deren Edition zugrunde liegen, sind detailliert und sachkundig. Wie viel Arbeit und Sorgfalt auf die Texterstellung verwandt wurde, zeigen schon äußerlich die 3.015 (!) Anmerkungen allein zum Editionsteil, meist Textvarianten. Die Handschriften, die für die Erstellung der Texte benutet wurden, stammen aus 43 Archiven und Bibliotheken.

Verzeichnisse der handschriftlichen Quellenzeugen (S. 281-286) sowie der gedruckten Quellen und der Literatur (S. 287-317), ein Glossar (S. 319-323) und ein Register der Orts- und Personennamen runden das verdienstvolle Werk ab.

By Malte Prietzel, Paderborn

Titel:
Guerre des manifestes. Charles le Téméraire et ses ennemies: 1465-1475.
Autor/in / Beteiligte Person: Prietzel, Malte
Link:
Zeitschrift: Rheinische Vierteljahrsblatter, Jg. 84 (2020), S. 382-383
Veröffentlichung: 2020
Medientyp: review
ISSN: 0035-4473 (print)
Schlagwort:
  • GUERRE des manifestes: Charles le Temeraire et ses ennemis, 1465-1475 Memoires de l'Academie des Inscriptions et Belles-Lettres, 52 (Book)
  • BESSEY, Valerie
  • PARAVICINI, Werner
  • INSCRIPTIONS
  • NONFICTION
  • Subjects: GUERRE des manifestes: Charles le Temeraire et ses ennemis, 1465-1475 Memoires de l'Academie des Inscriptions et Belles-Lettres, 52 (Book) BESSEY, Valerie PARAVICINI, Werner INSCRIPTIONS NONFICTION
Sonstiges:
  • Nachgewiesen in: DACH Information
  • Sprachen: German
  • Language: German
  • Document Type: Book Review
  • Full Text Word Count: 618

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