Forze motrici globali, "commercio universale" asburgico e connessioni translocali: Reti mercantili tra Europa centrale e Atlantico spagnolo in un secolo di trasformazioni (1713-1815).
In: Storia e Regione, Jg. 30 (2021-06-01), Heft 1, S. 153-180
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This article investigates the extent to which translocal and supraregional integration processes within the Habsburg Monarchy were influenced and stimulated by inclusion in the Spanish transatlantic trade during the eighteenth century. To this end, the author employs the methods of historical network analysis to trace the relationships between groups of traders from the Habsburg territories of Lombardy, Bohemia, Tirol and the Adriatic Littoral who migrated to the colonial harbour of Cádiz between 1700 and 1830. The analysis of a selected sample of merchants shows that there was a notable continuity with the polycentric, composite nature of the Habsburg Monarchy. The majority of business relationships and personal contacts, whether based on kinship or individual trust, occurred within the regional subgroups of the Habsburg community. At the same time, the coming together of traders from the Habsburg Monarchy favoured supraregional integration processes, which were both institutional and commercial in nature. The intenstification of networks between regional areas through inclusion in globalisation processes becomes more clearly visible if the local level is taken into consideration. In the case of Habsburg traders, globalisation advanced a translocal extension of networks and at the same time strengthened cross-cultural linkages within an institutional framework. [ABSTRACT FROM AUTHOR]
Traditionelle Narrative zur Politik- und Sozialgeschichte beschreiben das 18. Jahrhundert als Zäsur für die „zusammengesetzte” beziehungsweise „polyzentrische” Verfassung der Habsburgermonarchie. Mit der im Anschluss an den Österreichischen Erbfolgekrieg durchgesetzten Zentralisierung sei die herkömmliche regionale Vielfalt durch eine administrative und ökonomische Integration und Vereinheitlichung ersetzt worden. Diese linear-positiven Modernisierungsnarrative wurden in jüngeren Arbeiten zugunsten sozialer und institutioneller Interessenslagen differenziert, die auf die Ambivalenz der Konsequenzen von modernder Staatsbildung und der Ausbildung eines habsburgischen Binnenmarkts verwiesen. Der Aufsatz greift diese Debatten und Erkenntnisse auf und stellt die Frage, inwieweit überregionale wirtschaftliche Integrationsprozesse der habsburgischen Länder durch die Einbindung in frühneuzeitliche Globalisierungsprozesse während des 18. Jahrhunderts beeinflusst wurden. Dabei wird der traditionelle Binnenfokus der habsburgischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte aus Zentraleuropa auf die Interaktionen habsburgischer Regionen mit dem Spanischen Atlantikhandel im andalusischen Kolonialhafen Cádiz verlagert. Anhand der zwischen 1700 und 1830 aus den habsburgischen Ländern, insbesondere den Österreichischen Niederlanden, der Lombardei, Böhmen, Tirol und dem adriatischen Küstenland in das andalusische „Portal der Globalisierung” auswandernden Kaufleute wird gefragt, inwieweit Vernetzungsprozesse der Akteur*innen weit entfernt der Herkunftsgebiete überregionale Integrationsprozesse beschleunigten und verdichteten. Damit soll anhand eines globalhistorischen Beispiels und mittels verflechtungshistorischer Methoden gezeigt werden, ob die kameralistischen Diskurse seit dem späten 17. Jahrhundert mit ihrem Postulat eines Universalkommerzes zwischen allen habsburgischen Besitzungen durch translokale Vernetzungsprozesse globalen Ausmaßes von merkantilen Akteur*innen „von unten” forciert wurden. Dabei wird zunächst anhand des rechtlich-diplomatischen Diskurses der spanischen Behörden gegenüber den zentraleuropäischen Einwandernden gezeigt, dass das kaiserliche Konsulat zunehmend als Institution für alle Untertanen der habsburgischen Eigenländer und nicht (mehr) als gemeinsame Einrichtung des Heiligen Römischen Reichs fungierte. Zugleich war die institutionelle Bindungskraft der Konsularinstitution für die habsburgischen Kaufleute relativ schwach ausgeprägt -- insbesondere böhmische Kaufleute blieben dem Konsulat großteils fern, flämische Händler*innen etablierten überhaupt ihre eigene Nation. Mit den Methoden der Historischen Netzwerkanalyse werden anhand eines ausgewählten Samples an 109 Händler*innen aus Böhmen, der Lombardei, Tirol und dem adriatischen Küstenland sowie Wien geschäftliche, verwandtschaftliche sowie persönliche Vertrauensbeziehungen dieser Kaufleute untereinander analysiert. Dabei werden auf die Informationen aus Testamenten und Testamentsvollmachten der Notariatsakten aus dem Historischen Bezirksarchiv in Cádiz zurückgegriffen, ergänzt durch Notariatsakten aus Triest, Konsulats- und Botschaftsberichten, Quellensammlungen sowie Angaben aus anderen Studien. Die Netzwerkanalyse belegt einerseits das hohe Ausmaß an Persistenz des polyzentrischen Charakters der Habsburgermonarchie, indem die Vernetzung innerhalb der habsburgischen Händlernation vorwiegend den regionalen Subgruppen folgte. Allerdings war die Mehrheit der habsburgischen Kaufleute überhaupt nicht innerhalb der Händlernation verknüpft, sondern bevorzugte Bindungen mit Akteur*innen von anderen kulturellen und räumlichen Hintergründen. Die sich daraus ergebende niedrige Dichte der habsburgischen Handelsnetzwerke -- sowohl insgesamt als auch innerhalb der regionalen Gruppen -- soll jedoch nicht die unterschiedlich starken Vernetzungsgrade überdecken: So war insbesondere die kleine Gruppe Tiroler Kaufleute fast komplett durch indirekte Beziehungen miteinander vernetzt, wofür eine Großfamilie verantwortlich war. Auch die böhmischen Kaufleute wiesen eine vergleichsweise hohe Konnektivität aus. Zugleich wird deutlich, dass die regionalen Subgruppen aus starken innerregionalen und lokalen Clustern bestanden. Dies bedeutete, dass die eher spärlich stattfindende überregionale Integration der habsburgischen Kaufleute von einer viel stärkeren translokalen Vernetzung übertroffen wurde, die durch die Migrationsprozesse und die Partizipation am spanischen Kolonialhandel im Atlantikhafen Cádiz ausgelöst wurden. [ABSTRACT FROM AUTHOR]
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Forze motrici globali, "commercio universale" asburgico e connessioni translocali: Reti mercantili tra Europa centrale e Atlantico spagnolo in un secolo di trasformazioni (1713-1815).
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Autor/in / Beteiligte Person: | Kaps, Klemens |
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Zeitschrift: | Storia e Regione, Jg. 30 (2021-06-01), Heft 1, S. 153-180 |
Veröffentlichung: | 2021 |
Medientyp: | academicJournal |
ISSN: | 1121-0303 (print) |
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