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Das Konzil von Konstantinopel 536.

Blaudeau, Philippe
In: Historische Zeitschrift, Jg. 313 (2021-08-01), Heft 1, S. 184-186
Online review

Patrick Brimioulle, Das Konzil von Konstantinopel 536. (Roma Aeterna. Beiträge zu Spätantike und Frühmittelalter, Bd. 8.) Stuttgart, Steiner 2020 

Patrick Brimioulle, Das Konzil von Konstantinopel 536. Roma Aeterna. Beiträge zu Spätantike und Frühmittelalter, Bd. 8. 2020 Franz Steiner Verlag GmbH Stuttgart, 978-3-515-12666-3, € 58,–

Die Arbeit von Patrick Brimioulle ist die überarbeitete Version einer Frankfurter Dissertation von 2017. Das engagiert geschriebene Werk verfolgt einen reichen, originellen und schlüssigen Ansatz, der wenige Irrtümer enthält (S. 158: Theodosius von Alexandria war nicht in Konstantinopel, als Anthimos dort noch offiziell Patriarch war; S. 252: Man mag bezweifeln, dass der Trishagion-Hymnus erst 451 auftaucht). In einer intensiven Auseinandersetzung mit den Forschungen Volker Menzes (Justinian and the Making of the Syriac Orthodox Church. Oxford 2008) widmet Brimioulle sich dem Konzil von Konstantinopel 536. Die herangezogenen Quellen beschränken sich indes nicht auf die entsprechende Sammlung, die Schwartz als „Sabbaitica" bezeichnet hat (ACO III). Die Studie räumt auch der Vielfalt von Gattungen (Historiographie, Hagiographie und Epistolographie), Autoren (Severus von Antiochia, Johannes von Ephesos, Justinian selbst) und konfessionellen Orientierungen einen angemessenen Platz ein. So bildet die ereignisgeschichtliche Untersuchung die Grundlage für Überlegungen, die sich nicht auf eine Analyse der Arbeiten der Synode beschränkt, die vom 2. Mai bis zum 4. Juni 536 ging. Sie betreffen einen entscheidenden Wendepunkt der Kirchengeschichte, genau zwischen der Herrschaftszeit des Anastasius und dem Konzil von Konstantinopel II (553).

Die Arbeit ist angemessen in zwei Teile (2–5: chronologisch; 6: analytisch) gegliedert. Der zentrale Gedanke geht in überzeugender Weise von der Politik intensiver Kontakte auf, die Justinian Anfang der dreißiger Jahre betrieb, um einen Konsens mit den Miaphysiten zu finden. Nach den Religionsgesprächen von 532/33 findet diese Absicht in der Amtseinsetzung des Anthimos von Trapezunt ihren Ausdruck (535). Zu Recht betont Brimioulle, dass dieser weder vor noch während seines Episkopats als Miaphysit gelten könne (S. 127). Andererseits wäre es hilfreich gewesen zu erwähnen, dass manche seiner christologischen Ausführungen vermuten lässt, dass er wenig später einer wurde (Albert van Roey/Pauline Allen [Eds.], Monophysite Texts from the Sixth Century. Löwen 1994). Wie dem auch sei, der Autor arbeitet den weitgehend fragmentierten Charakter des Chalkedonismus in diesen entscheidenden Jahren heraus und schreibt die Kehrtwende 536 den Mönchen und Bischöfen einer oppositionellen Richtung des Chalkedonismus zu, die an dem Horos von 451 und am Tomus Leonis festhielten. Indem sie den Präzedenzfall von 518 geschickt nutzte, sei es dieser eng zusammenarbeitenden Gruppe während der Synode von 536 gelungen, eine verschleierte Kritik an dem Vorgehen des Kaisers vorzubringen, den spezifischen Charakter der chalkedonischen Position zu unterstreichen und auch durchzusetzen, dass man Dioskoros nicht vom Vorwurf der Häresie reinwusch. Auf diese Weise sei die Perspektive einer Einigung mit den Miaphysiten in weite Ferne gerückt. Der Vorschlag ist brillant, überzeugt aber nicht vollständig. Man wird ihr die Position Jakob Speigls, Die Synode von 536 in Konstantinopel, OS 43 (1994), 105–153, 122 vorziehen, dass Justinian unter der Hand die Arbeiten der Synode von 536 gesteuert habe. Sie erlaubte ihm, bei relativ geringen Kosten die Wende in der Kirchenpolitik bestätigen zu lassen, die Papst Agapet bewirkt hatte und der der Kaiser wenige Wochen zuvor hatte zustimmen müssen, im Namen eines Interesses, das noch gebieterischer erschien, der Wiederherstellung der Romanitas, kaiserlich wie christlich, in ihrer Wiege selbst, in Italien.

Anders als sonst in dieser Reihe weist die Arbeit leider eine Reihe formaler Schwächen auf. Störend sind Druckfehler, syntaktische Mängel, immer wieder bei französischen Titeln und Zitaten (S. 94, 265, 271, 320, 332) oder auch Versehen (so wird Epiphanios von Tyros Euphemios genannt S. 79 oder Paul der Jude ein Petros, S. 232. Anm. 9). Zudem vermisst man etliche Verweise auf die Bibliographie. Nicht zuletzt ist das Fehlen eines Registers und von Karten zu bedauern.

(Übersetzt aus dem Französischen von Hartmut Leppin)

By Philippe Blaudeau

Reported by Author

Titel:
Das Konzil von Konstantinopel 536.
Autor/in / Beteiligte Person: Blaudeau, Philippe
Link:
Zeitschrift: Historische Zeitschrift, Jg. 313 (2021-08-01), Heft 1, S. 184-186
Veröffentlichung: 2021
Medientyp: review
ISSN: 0018-2613 (print)
DOI: 10.1515/hzhz-2021-1237
Schlagwort:
  • DAS Konzil von Konstantinopel (Book)
  • BRIMIOULLE, Patrick
  • CHURCH history
  • COUNCIL of Constantinople (2nd : 553 : Constantinople)
  • NONFICTION
  • Subjects: DAS Konzil von Konstantinopel (Book) BRIMIOULLE, Patrick CHURCH history COUNCIL of Constantinople (2nd : 553 : Constantinople) NONFICTION
Sonstiges:
  • Nachgewiesen in: DACH Information
  • Sprachen: German
  • Language: German
  • Document Type: Book Review
  • Author Affiliations: 1 = Université d'Angers, Professeur d'Histoire romaine, Maison des Sciences Humaines 5 bis, Angers,, 49045, France.
  • Full Text Word Count: 623

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