Baldric of Bourgueil, History of the Jerusalemites. A Translation of the Historia Ierosolimitana. Translated by Susan B. Edgington. Crusading in Context. 2020 Boydell & Brewer Ltd. Woodbridge, 978-1-78327-480-2, £ 60,–
Das Konzil von Clermont im November 1095, auf dem Urban II. vor zahlreichen Menschen zum Kreuzzug aufrief, darf sicherlich als eines der bekanntesten Ereignisse des Mittelalters betrachtet werden. Jene berühmte Rede des Papstes wurde in mehreren Versionen überliefert, wovon eine aus der Feder Balderics von Bourgueil stammt. Dieser war Augen- und Ohrenzeuge der Vorgänge, weshalb sein Bericht weithin zur Kenntnis genommen und auch übersetzt wurde. Für den Rest seiner Chronik des Ersten Kreuzzuges galt dies bislang nicht, was wohl daran lag, dass das Geschichtswerk in früheren Jahrzehnten von der Forschung als eher unwichtig eingestuft worden war. Bereits vor einigen Jahren legte Steven Biddlecombe eine Neuedition des Textes vor, wobei er aufzeigen konnte, dass dieser in deutlich mehr Handschriften überliefert ist als bislang angenommen, wodurch die Chronik etwas mehr Gewicht erhielt. Dementsprechend fertigte Susan Edgington nun eine englische Übersetzung von Balderics „Historia Ierosolimitana" an, wozu Biddlecombe erneut die Einführung beisteuert.
Hierbei legt er dar, wer Balderic war, woher er seine Informationen bezog, wie zuverlässig er ist, inwiefern er seine eigenen Gedanken und Überzeugungen einflocht und in welcher Beziehung sein Text zu anderen Kreuzzugschroniken steht. Wie andere Chronisten arbeitete Balderic bekanntlich mit den „Gesta Francorum", deren Darstellung des Kreuzzuges damals als unzureichend empfunden wurde. Doch auch wenn diese die Informationen für Balderics Bericht lieferten, so ließ er zumindest zahlreiche Zitate aus der Bibel, der Patristik und auch der römischen Dichtung einfließen, zumal der Autor Zugriff auf eine gut bestückte Bibliothek im Kloster Bourgueil gehabt haben dürfte.
Biddlecombes Edition hatte dem noch nicht wirklich Rechnung getragen, erst die nun vorliegende Übersetzung weist die einzelnen Zitate vernünftig in einem Anmerkungsapparat nach. Darüber hinaus finden sich Erläuterungen zu Personen und Ereignissen, die das Verständnis des Textes erleichtern. Es ist etwas schade, dass das lateinische Original nicht nochmals abgedruckt wurde, denn die Übersetzerin begründet ihre Formulierungen bisweilen in Fußnoten. Überhaupt scheint sie manchmal ganz bewusst von Biddlecombes Edition abgewichen und einer anderen Handschrift gefolgt zu sein, worauf nicht verwiesen wird. Wie immer bei gedruckten Übersetzungen, so ist die Wortwahl auch hier keine exakte Wiedergabe des originalen Textes und Mehrdeutigkeiten werden nicht unbedingt als solche kenntlich gemacht, doch liegt dies in der Natur der Sache und kann der Übersetzerin nicht angelastet werden. Hin und wieder finden sich kleinere Fehler. So wurden mehrere kurze Sätze übersehen (S. 54, 57, 94), einmal wurde „moriamur" versehentlich mit „hang back" übersetzt (S. 85) und aus „hostem Dei" wurde an einer Stelle nur „the host" (S. 83). Insgesamt ist die Übersetzung eine nützliche Ergänzung der Neuedition, insbesondere in Zeiten abnehmender Latinität.
By Boris Gübele
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