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Friedrich Hölderlin. Kritisch-historische Ausgabe von Franz Zinkernagel 1914–1926. Werkteil Gedichte. Lesarten und Erläuterungen mit dem Text. Hg. von Hans Gerhard Steimer. Teil I: Herausgeberbericht mit Benutzung einer Briefedition von Frank Hieronymus. Teil II: Edition als PDF, beiliegend auf CD. Wallstein, Göttingen 2019. 282, 1355 S., € 39,90

Burdorf, Dieter
In: Arbitrium, Jg. 39 (2021-12-01), Heft 3, S. 337-342
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Friedrich Hölderlin. Kritisch-historische Ausgabe von Franz Zinkernagel 1914–1926. Werkteil Gedichte. Lesarten und Erläuterungen mit dem Text. Hg. von Hans Gerhard Steimer. Teil I: Herausgeberbericht mit Benutzung einer Briefedition von Frank Hieronymus. Teil II: Edition als PDF, beiliegend auf CD. Wallstein, Göttingen 2019. 282, 1355 S., € 39,90 

Friedrich Hölderlin. Kritisch-historische Ausgabe von Franz Zinkernagel 1914–1926. Werkteil Gedichte. Lesarten und Erläuterungen mit dem Text. Hg. von Hans Gerhard Steimer. Teil I: Herausgeberbericht mit Benutzung einer Briefedition von Frank Hieronymus. Teil II: Edition als PDF, beiliegend auf CD. Wallstein, Göttingen 2019. 282, 1355 S., € 39,90.

Wer ist Franz Zinkernagel? Der 1878 in Hanau geborene Germanist, der nach zehnjähriger Tätigkeit als Privatdozent und Direktor einer Mädchenrealschule in Tübingen 1917 in der Nachfolge von Rudolf Unger Ordinarius für Deutsche Sprache und Literatur mit besonderer Berücksichtigung der Neuen Literaturgeschichte an der Universität Basel wurde und 1935 in Basel starb, gehört zu den heute kaum noch bekannten Literaturwissenschaftlern seiner Zeit. Nach seiner Dissertation Die Grundlagen der Hebbelschen Tragödie (1904) und seiner Habilitationsschrift Die Entwicklungsgeschichte von Hölderlins Hyperion (1907) hat Zinkernagel – von der separaten Publikation einiger weniger Reden abgesehen – keine weitere Monographie vorgelegt. Stattdessen war er als Herausgeber von Werkeditionen tätig. So ist er Hauptherausgeber der sechsbändigen Kritisch durchgesehene[n] und erläuterte[n] Ausgabe von Hebbels Werke[n] im Rahmen von „Meyers Klassiker-Ausgaben" (1913). Nahezu gleichzeitig übernimmt Zinkernagel eine ungleich anspruchsvollere editorische Aufgabe: Schon im Juli 1911 schließt er mit dem von Anton Kippenberg geleiteten Insel-Verlag in Leipzig einen Vertrag über eine fünfbändige „vollständige, historisch kritische Ausgabe der Werke und Briefe Hölderlins mit Einleitung, Kommentar und Lesarten" (S. 225) ab. Die Bände erscheinen in den Jahren 1914, 1915, 1921, 1922 und 1926. Tatsächlich liegen damit die bis dahin bekannten Werke und Briefe Hölderlins vollständig vor. Um hervorzuheben, dass es ihm primär um einen „kritisch gereinigten" und weniger um einen „diplomatisch getreuen Text" geht, nennt Zinkernagel seine Edition entgegen der Gepflogenheit und auch der Formulierung im Verlagsvertrag Kritisch-historische Ausgabe. Das Manko der Ausgabe ist indes, dass Zinkernagel zunächst nur die Textbände vorgelegt hat. Die „Lesarten" und „Kommentare" waren für den zweiten Teil des fünften Bandes vorgesehen, dessen Textteil schließlich jedoch bereits über 550 Seiten umfasste, sodass in ihm kein Platz für den Kommentar zu allen Bänden mehr blieb. Zinkernagels Vorarbeiten für den Kommentarband hatten zwischenzeitlich ein Volumen erreicht, das es zwingend erforderlich machte, sie in einen „Supplementband" auszugliedern – der Titel der Ausgabe, Sämtliche Werke und Briefe in fünf Bänden, verbot es, von einem ‚sechsten Band' zu sprechen.

Zwar hatte der Insel-Verlag 1922 eine preisgünstige Sonderausgabe der Gedichte auf der Basis von Zinkernagels Textkonstitutionen publiziert, aber die gediegen produzierte fünfbändige Ausgabe selbst erfüllte die Verkaufserwartungen des Verlages nicht. Nachdem der Herausgeber die Abgabe des satzfertigen Gesamtmanuskripts für den Kommentarband immer wieder hinausgezögert hat, erklärt der Verleger Kippenberg in einem Brief an Zinkernagel vom 4. Mai 1926, den Band überhaupt nicht mehr publizieren zu wollen (vgl. S. 69–71). In etlichen weiteren mühsamen Anläufen gelingt es Zinkernagel nicht mehr, mit dem Verlag eine Einigung über den Abschluss der Ausgabe zu erzielen; im Jahr 1932 bricht der Briefwechsel ganz ab (vgl. S. 81). Auch die Versuche Zinkernagels, den Kommentar in einem anderen Verlag zu veröffentlichen, scheitern. 1935 stirbt er aufgrund eines langjährigen Herzleidens. 1941 schenkt die Witwe Zinkernagels „den ganzen auf Hölderlin bezüglichen wissenschaftlichen Nachlass" (S. 99f.) ihres Mannes dem in Gründung befindlichen Hölderlin-Archiv an der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart, wo auch die Materialien zum Kommentarband seitdem für die Forschung zugänglich sind, aber eher wenig genutzt werden. Der übrige schriftliche Nachlass Zinkernagels, insbesondere seine umfangreiche Korrespondenz, geht 1951 an die Universitätsbibliothek Basel.

Die vorliegende, von Hans Gerhard Steimer erarbeitete und durch die in Köln ansässige „A und A Kulturstiftung", die sich schon mehrfach um die Hölderlin-Forschung verdient gemacht hat, geförderte Edition legt den Kommentarband Zinkernagels zu dem zentralen Werkteil der Gedichte Hölderlins fast 100 Jahre nach dem Erscheinen der Textbände (1922 und 1926) vor. Steimer bringt die besten Voraussetzungen dafür mit: Von 1986 bis 2003 war er zuerst Mitarbeiter, dann Mitherausgeber der Frankfurter Hölderlin-Ausgabe; insofern ist er selbst ein Nachfolger Zinkernagels als Hölderlin-Editor.

Steiners Publikation ist zweiteilig angelegt: Der als Buch gedruckte Teil I umfasst den etwa 220 Seiten langen Herausgeberbericht sowie eine Dokumentation des Verlagsvertrages und zweier Verlagsankündigungen der Ausgabe von 1914 und 1926, eine Bibliographie und zwei Verzeichnisse des Stuttgarter Zinkernagel-Nachlasses von 1941 und 1980, einige Faksimiles und eine Porträtfotografie Zinkernagels, schließlich eine Auswahl von „Lesarten" Zinkernagels, die Steimer den späteren Lesungen derselben Stellen in der Großen Stuttgarter Ausgabe Friedrich Beißners und der Frankfurter Hölderlin-Ausgabe Dietrich Eberhard Sattlers gegenüberstellt und im Vergleich zu diesen für „bedenkenswert" hält (S. 259–281). So liest Zinkernagel an einer Stelle des späten Gedichtfragments Griechenland „Ewig Feuer", wo Beißner „Ewigkeit" und Sattler „ewig Freie" vorschlägt; Steimer selbst bringt die Lesart „Ewig treue" ins Spiel (S. 280). Für seinen Herausgeberbericht greift Steimer auf eine von Frank Hieronymus erarbeitete, zwischenzeitlich in fünf Bänden erschienene Edition der Briefwechsel Zinkernagels aus dessen Basler Nachlass zurück.Franz Zinkernagel, Briefe und Schriften aus dem Nachlass. 5 Bde. Hg. von Frank Hieronymus. Basel 2020.

Teil II ist als CD dem Buch beigelegt. Deren Inhalt besteht aus einer einzigen PDF-Datei, auf der sich im gleichen Satzbild wie demjenigen des ersten Teils die um eine Zeilenzählung ergänzten Gedicht-Texte aus den Bänden 1 und 5 der Zinkernagel-Ausgabe sowie, den Texten jeweils zugeordnet, die Varianten und die Erläuterungen aus Zinkernagels Stuttgarter Nachlass befinden. Die Gedicht-Titel im Inhaltsverzeichnis und im Register sind mit den Texten verlinkt. In das Register ist eine Konkordanz zu den Gedicht-Titeln und -Anfängen der Stuttgarter und der Frankfurter Ausgabe integriert, allerdings ohne die Angabe der Seiten in diesen Editionen. Der zweite Teil enthält außerdem eine kurze Einführung Steimers, eine Legende der editorischen Zeichen, ein Abkürzungsverzeichnis, Zinkernagels methodologisch wichtige, als Typoskript überlieferte und bislang ungedruckte „Vorbemerkung" zum editorischen Apparat und seine Auflistung der Sammelhandschriften Hölderlins sowie ein Verzeichnis der von Zinkernagel zitierten Literatur.

Der Umfang von 1355 Seiten macht es plausibel, warum der zweite Teil, die eigentliche Edition von Zinkernagels Textkonstitutionen und Apparat, nicht auch in gedruckter Form vorgelegt wurde: Er hätte etwa fünf weitere Bände von der Größe des ersten Teils gefüllt. Dennoch stellt die gewählte Lösung einen nicht recht zufriedenstellenden Kompromiss dar. Schon heute erscheint das Medium CD als veraltet, verfügt doch kaum ein Notebook neuerer Produktion überhaupt noch über ein CD-Laufwerk. Das PDF ist mit nahezu 7 MB relativ umfangreich und entsprechend langsam in der Handhabung. Bedauerlich ist auch, dass Teil I, der kein Register enthält, auf der CD nicht elektronisch verfügbar und damit durchsuchbar ist. Auf die Grenzen der gewählten Lösung weist Steimer selbst hin: „Die vorliegende Ausgabe will dem an den Ergebnissen Zinkernagels interessierten Leser die Benutzung seiner Handschriften ersetzen. Für den an Zinkernagels Arbeitsweise interessierten Leser kann sie das nicht. Die Textdynamik ist nicht dokumentiert, wiedergegeben ist in der Regel nur gültiger Text" (Teil II, S. 17). Der Einsatz avancierterer, heute durchaus verbreiteter Techniken der digitalen Edition hätte es fraglos ermöglicht, der textdynamischen Dimension stärker gerecht zu werden.

Dennoch ist die eminente editorische Leistung Steimers unbedingt zu loben. Wie seinerzeit Zinkernagel hat nunmehr er in einer entsagungsvollen Einzelleistung ein editorisches Material erheblichen Umfangs und Komplexitätsgrades mit großer SorgfaltIm Herausgeberbericht sind nur zwei falsche Jahreszahlen (S. 75 und 115) und zwei Tippfehler („dem", S. 171, und „ein", S. 217) zu korrigieren sowie ein fehlendes „als" zu ergänzen (S. 176). aufbereitet und für die heutige Benutzung zur Verfügung gestellt. Zinkernagels Kommentar ist fast durchgehend nur handschriftlich überliefert und mit zahllosen Korrekturen versehen. Insgesamt schätzt Steimer Zinkernagels kritischen Apparat zur gesamten Ausgabe auf etwa 4350 Manuskript-Seiten (S. 111). Die fünf Textbände umfassen etwas über 2500 Seiten. Es wären also selbst bei Petit-Satz mindestens noch einmal so viele Bände anstatt des beim Verlag auch schon nicht durchsetzbaren einen Bandes für den Kommentar notwendig gewesen.

Worin liegt die wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung dieser um fast ein Jahrhundert verspäteten Neuedition? Sie befreit, so lässt sich vorab sagen, eine der vier historisch-kritischen Hölderlin-Ausgaben des 20. Jahrhunderts aus der jahrzehntelangen Vergessenheit im Archiv. Die Geschichte dieser Editionen wird meist als eine Erfolgs- und Überwindungsgeschichte erzählt: Norbert von Hellingrath (1888–1916) gilt mit der von ihm begründeten und von Ludwig von Pigenot und Friedrich Seebass zum Abschluss gebrachten sechsbändigen historisch-kritischen Ausgabe (1913–1923) als Entdecker von Hölderlins Spätwerk, den freirhythmischen Hymnen und Fragmenten sowie den Pindar- und Sophokles-Übersetzungen. Die Ausgabe enthält nahezu alle Texte, aber nur eine Auswahl der Varianten. Beißners Stuttgarter Ausgabe (acht Bände in 15 Teilbänden, 1943–1985) verbindet den Anspruch auf Vollständigkeit auch der Varianten mit einem neu entwickelten, sehr anschaulichen und daher Schule machenden textkritischen Apparat. Sattlers 20-bändige Frankfurter Ausgabe (1975–2000) arbeitet alle Texte aus den vollständig faksimilierten Handschriften und deren diplomatischen Umschriften heraus und setzt daher auf die Überprüfbarkeit aller editorischen Entscheidungen durch mündige Lesende.

In diesem Konkurrenzfeld bewegt sich Zinkernagel von vornherein in einem Zwischenraum. Für die meisten Nachlass-Texte ist er nicht der Erste, der sie publiziert, sondern er muss sich seinen drei jüngeren, gleichzeitig an mehreren Bänden arbeitenden Konkurrenten geschlagen geben. In zwei polemischen Rezensionen, 1914 und 1924 im Euphorion erschienen, versucht er Hellingrath als „blutjungen Anfänger" und „jugendlichen Enthusiasten" zu denunzieren, der als Jünger Stefan Georges dessen „Entgeistigung der Dichtkunst" zur Grundlage seiner Edition gemacht habe (S. 30). Die durch George geprägten Editoren, so Zinkernagel 1922 in der „Einleitung" zum ersten Band seiner Ausgabe, hätten in dem „kranke[n] Hölderlin" einen „Ahnherrn" gesehen, der „in dem Zurückdrängen alles rein Gedanklichen bereits geleistet" habe, „was die Moderne vielfach bewußt erstrebt". Demgegenüber beansprucht Zinkernagel, „trotz aller fast unüberwindlichen Schwierigkeiten das Lebenswerk des Dichters" so darzubieten, „wie es sich dem besonnenen Betrachter und dem philologisch geschulten Fachmanne darstellt, ohne verschönernde Retouchen und ohne verwirrenden Panegyrikus" (alle Zitate S. 35). Für Zinkernagel heißt das eine vollständige Berücksichtigung aller Fassungen und eine ebenso vollständige Verzeichnung aller Varianten, und zwar mit genauer Angabe ihrer topographischen Position zum konstituierten Text. Die heute undenkbare Ausleihe der unschätzbaren Hölderlin-Autographen, die er monate- oder manchmal jahrelang, teilweise sogar am heimischen Schreibtisch nutzt, ermöglicht es ihm, jede Spur, etwa durch eine tintenleere Feder, in der Handschrift zu entdecken und zu verzeichnen. Im fünften Band (1926) entwickelt er für die späten Fragmente eine typographisch differenzierte Darstellungsweise, in der spätere Bearbeitungsstufen in Petit-Schrift gedruckt werden (vgl. etwa Teil II, S. 1223–1225) – ein wegweisendes, erst Jahrzehnte später wieder praktiziertes Verfahren. Zinkernagels Ziel ist die Möglichkeit der „Nachprüfung der Textgestaltung" durch die Benutzer; dazu müsse „jedem ernsthaften Benutzer des Lesartenapparats die Möglichkeit" gegeben werden, „sich zu jeder beliebigen Stelle die handschriftliche Vorlage auf einem Blatt Papier selber zu rekonstruieren" (so in der späten „Vorbemerkung"; Teil II, S. 29 und 32). Auch wenn die von Zinkernagel in seinem lemmatisierten Apparat angewandten Mittel zur Erreichung dieser Ziele ungeeignet sind, so greift doch die Zielsetzung selbst weit über die spätere Stuttgarter Ausgabe hinaus, an der sehr bald kritisiert wurde, dass es unmöglich sei, anhand ihres Apparats die Handschriften zu rekonstruieren und die editorischen Entscheidungen zu überprüfen. Selbst dass eine „Faksimile-Ausgabe dieses Nachlasses [...] zweifellos einmal kommen wird", sieht Zinkernagel voraus (ebd., S. 30).

Zinkernagels klarer Blick auf Hölderlins Gesamtwerk, das für ihn jeden einzelnen entzifferbaren Buchstaben einschließt, ist also nicht durch seine häufig wiederholte Einschätzung getrübt, große Teile des Werks seien durch Hölderlins hereinbrechende Geisteskrankheit geprägt, ja entstellt. Doch das Fehlen des Apparatbandes gab seinen gleichzeitigen Konkurrenten die Chance, ihre Ausgabe als die einzige ernst zu nehmende historisch-kritische Hölderlin-Edition darzustellen. Beißner wiederum konnte für seine Ausgabe von vornherein auf den 1941 nach Stuttgart gekommenen Apparat Zinkernagels zurückgreifen. Er nutzt ihn als Steinbruch, äußert sich öffentlich jedoch meist kritisch über den unglücklichen Vorgänger, sofern er dessen Leistungen nicht ganz verschweigt.

Mit wenigen Ausnahmen werden Zinkernagels Ausgabe und erst recht ihr bis dato ungedruckter Apparat in der Forschung marginalisiert oder gar nicht erst erwähnt. Demgegenüber wird der früh verstorbene Hellingrath als avantgardistischer Vertreter einer „Ästhetik der europäischen Moderne" heroisiert. Symptomatisch ist etwa das folgende Verdikt Paul Hoffmanns, eines Schülers des späten Karl Wolfskehl: „Die in Zinkernagel exemplifizierte positivistische Literaturwissenschaft, bemüht um den Erweis der kausal faßbaren Werkdeterminanten, bewährt in akribischer Editionstätigkeit und umfassenden Biographien, hat, konfrontiert mit Hölderlin, durch den Mangel an poetischer Sensitivität und genuinem ästhetischen Interesse, eklatant versagt." Der hieraus sprechende anti-akademische Affekt war auch ein Grundimpuls der Frankfurter Hölderlin-Ausgabe. Selbst wenn diese Kontexte in der vorliegenden, durch Steimer sachlich-nüchtern kommentierten Ausgabe nicht zur Sprache kommen, so kann die Edition doch als ein sehr erfreulicher Schritt in Richtung auf eine Auflösung dieser unproduktiven Konfrontation bewertet werden, da nunmehr ausgerechnet ein besonders akribisch arbeitender Mitherausgeber der Frankfurter Ausgabe die fast 100 Jahre in der Handschrift und im Archiv schlummernde Krönung der Lebensleistung des verkannten Franz Zinkernagel endlich ans Licht geholt und in die heutige Forschungsdiskussion gestellt hat.

Footnotes 1 Vgl. jedoch: Red[aktion], „Zinkernagel, Franz August Anton". In: Christoph König (Hg.), Internationales Germanistenlexikon. 1800–1950. Bd. 3. Berlin – New York 2003, S. 2104f. 2 Soweit nicht anders angegeben, beziehen sich alle Seitenzahlen auf Teil I der Edition. 3 Franz Zinkernagel, „Antwort des Referenten". In: Euphorion 25 (1924), S. 711–713, hier S. 712. 4 Vgl. Werner Volke / Bruno Pieger / Nils Kahlefendt / Dieter Burdorf, Hölderlin entdecken. Lesarten 1826–1993. Tübingen 1993; Dierk O. Hoffmann / Harald Zils, „Hölderlin-Editionen". In: Rüdiger Nutt-Kofoth / Bodo Plachta (Hgg.), Editionen zu deutschsprachigen Autoren als Spiegel der Editionsgeschichte. Tübingen 2005, S. 199–243. 5 Uwe Maximilian Korn weist auf den Briefwechsel zwischen beiden Editoren in den Jahren 1933 bis 1935 hin, in dem der damalige Nachwuchs-Editor Beißner (1905–1977) die Priorität Zinkernagels bei einigen Lesarten zum Empedokles nicht anerkennt. Vgl. Korns Rezension der vorliegenden Ausgabe in editio 34 (2020), S. 246–255, hier S. 254f.; dazu auch schon Rüdiger Nutt-Kofoth, „Friedrich Beißner. Edition und Interpretation zwischen Positivismus, Geistesgeschichte und Textimmanenz". In: Roland S. Kamzelak / Rüdiger Nutt-Kofoth / Bodo Plachta (Hgg.), Neugermanistische Editoren im Wissenschaftskontext. Biografische, institutionelle, intellektuelle Rahmen in der Geschichte wissenschaftlicher Ausgaben neuerer deutschsprachiger Autoren. Berlin – Boston 2011, S. 191–217, hier S. 204, Anm. 52. 6 Vgl. Henning Bothe, „Ein Zeichen sind wir, deutungslos". Die Rezeption Hölderlins von ihren Anfängen bis zu Stefan George. Stuttgart 1992, S. 63–73; Dieter Burdorf, Hölderlins späte Gedichtfragmente: „Unendlicher Deutung voll". Stuttgart – Weimar 1993, S. 60–63; Hoffmann/Zils (Anm. 6), S. 206–212. 7 Symptomatisch etwa: Stefan Metzger / Johann Kreuzer, „Editionen". In: Johann Kreuzer (Hg.), Hölderlin-Handbuch. Leben – Werk –Wirkung. 2., revidierte und erweiterte Aufl. Berlin 2020, S. 3–14, hier S. 5. Fälschlich wird hier behauptet, Zinkernagel bringe „vom Spätwerk nur eine Auswahl". 8 Vgl. Jürgen Brokoff / Joachim Jacob / Marcel Lepper (Hgg.), Norbert von Hellingrath und die Ästhetik der europäischen Moderne. Göttingen 2014. 9 Paul Hoffmann, „Hellingraths ‚dichterische' Rezeption Hölderlins". In: Gerhard Kurz / Valérie Lawitschka / Jürgen Wertheimer (Hgg.), Hölderlin und die Moderne. Eine Bestandsaufnahme. Tübingen 1995, S. 74–104, hier S. 77.

By Dieter Burdorf

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Titel:
Friedrich Hölderlin. Kritisch-historische Ausgabe von Franz Zinkernagel 1914–1926. Werkteil Gedichte. Lesarten und Erläuterungen mit dem Text. Hg. von Hans Gerhard Steimer. Teil I: Herausgeberbericht mit Benutzung einer Briefedition von Frank Hieronymus. Teil II: Edition als PDF, beiliegend auf CD. Wallstein, Göttingen 2019. 282, 1355 S., € 39,90
Autor/in / Beteiligte Person: Burdorf, Dieter
Link:
Zeitschrift: Arbitrium, Jg. 39 (2021-12-01), Heft 3, S. 337-342
Veröffentlichung: 2021
Medientyp: review
ISSN: 0723-2977 (print)
DOI: 10.1515/arb-2021-0080
Sonstiges:
  • Nachgewiesen in: DACH Information
  • Sprachen: German
  • Language: German
  • Document Type: Book Review
  • Author Affiliations: 1 = Universität Leipzig, Institut für Germanistik, Beethovenstraße 15, D-04107 Leipzig, Germany

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