Das vorliegende Buch wurde von Simon Mateerath für den Junggesellenverein Körrenzig 1843 e.V. anlässlich dessen 175-jährigen Jubiläums unter Mitwirkung des Geschichtsvereins Körrenzig 1992 e.V. herausgegeben. Es gliedert sich in eine Einführung und drei Hauptbeiträge von Simon Mateerath, Alois Döring und Guido von Büren zu Maibräuchen im Rheinland sowie Listen der Maikönigspaare und der geschäftsführenden Vorstandsmitglieder des Junggesellenvereins Körrenzig. Im Anhang finden sich zudem Karten, in denen das Vorkommen der Maibräuche im Rheinland festgehalten ist, sowie eine Liste der finanziellen Förderer des Bandes.
Im Mittelpunkt des vorliegenden Buches steht der sogenannte organisierte Maibrauch im Rheinland: Die Beiträge reichen dabei anhand regional-spezifischer Beispiele von einem allgemeinen Überblick über Maibräuche, die auf vereinsinstitutionalisierter Basis ausgeübt werden, bis hin zu einem Einblick in das Brauchgeschehen des Jubiläumsvereins.
Der organisierte Maibrauch wird zunächst von Alois Döring aufgegriffen. Döring stellt Varianten von Maibräuchen im Rheinland anhand exemplarischer Fallbeispiele vor (S. 6-41). Hierbei führt er verschiedene Bräuche wie 'Maibaumstellen' oder 'Eiersammeln' an und ordnet diese in ihren historischen Kontext ein. Wenngleich eine tiefergehende Erläuterung der einzelnen Bräuche und ihrer Bedeutung an mancher Stelle wünschenswert wäre, ist es umso erfreulicher, dass neben aktuellen Brauchphänomenen auch vergangene, wie etwa das 'Schlutgehen', Eingang in den vorliegenden Band finden. Besonders zu betonen ist, dass auch die Rolle der Frau in den traditionell meist männlich konnotierten Geschehnissen hervorgehoben und dazu insbesondere auf Maibräuche der Junggesellinnen eingegangen wird. Einen Einblick in die fortschreitende emanzipatorische Ausrichtung der Maibräuche gibt Döring hierbei durch eine Sammlung von Belegen für stärker von Frauen praktizierte Brauchformen aus dem Rheinland.
Guido von Büren und Simon Matzerath schließen an Dörings Überblick mit Ausführungen zum Maibrauch an (S. 42-75) und führen dabei, stellvertretend für viele Kreise, in die Jülicher Vereinslandschaft ein. Sie geben einen Überblick über den Eingang von Maibräuchen in Vereinsstrukturen, zeichnen beispielhaft den Quellenstand über den Mai-Club Baren nach und zeigen Relationen zwischen Maibräuchen und Religion sowie Schüteenvereinen auf. Dabei konstatieren sie insbesondere, dass der zu beobachtende Niedergang vieler Vereine, auch im Bereich der Maibräuche, auf eine fehlende Netewerkstruktur zurückzuführen sei. Ihrer Analyse zufolge beleben der Austausch und die Konkurrenz zwischen verschiedenen Vereinen das Vereinsleben gleichermaßen und sorgen für eine Stabilität der Vereinsstrukturen, insbesondere in ländlichen Regionen.
Abschließend gibt Simon Matzerath eine Innenansicht des Junggesellenvereins Körrenzig 1843 e.V. (S. 76-121). Hierfür verbindet er eine Übersicht über die Quellenlage mit einem aus den Junggesellenbüchern des Vereins stammenden chronologischen Abriss über das Vereinsgeschehen. Mateerath stellt zudem die Maibräuche und Aktivitäten des Vereins vor und zeigt auch hier dessen Einbindung in ein regionales Netewerk, basierend auf verschiedenen sogenannten Vereinsfreundschaften, auf. Zu begrüßen ist, dass Mateerath einzelne Aspekte des Vereinsgeschehens, wie den Alkoholkonsum während der Aktivitäten oder die Rolle der Frau im Brauchgeschehen, kritisch hinterfragt. Gleichermaßen betont er jedoch die identitätsstiftende Wirkung eines aktiven Vereinslebens innerhalb des jeweiligen Ortes sowie den zunehmenden Event-Charakter mancher Vereinsaktivitäten, die sich ebenfalls positiv auf das Leben im Ort auswirken können.
Die im Anhang befindlichen Listen der Maikönigspaare und geschäftsführenden Vorstände (S. 122-125) verschaffen den Leser*innen schließlich einen Überblick über Akteur*innen des Jubiläumsvereins. Die exemplarisch ausgewählten Karten erlauben zusätelich einen tieferen Einblick in Verteilung und Vorkommen der verschiedenen Maibräuche im Rheinland. Damit unterstreichen die angehängten Listen und Karten den beispielhaften Charakter der Publikation, anhand derer ein erster Eindruck von Maibräuchen im Rheinland und ihrem Niederschlag auf regionaler sowie lokaler Ebene gewonnen werden kann.
By Corinna Schirmer, Bonn