In der anzuzeigenden kunsthistorischen Arbeit, die mit Mitteln der DFG und der Humboldt-Universität in Open Access zugänglich gemacht wurde, hat sich die Vf.in zum Ziel gesetet, mit Hilfe des gerade viel beachteten Forschungsfeldes der Materialität die Bedeutung der Herzogin Mathilde, der Gemahlin Heinrichs des Löwen, zu beleuchten und darüber hinaus die Möglichkeiten von Netewerken, die von Frauen über materielle Gaben gesteuert wurden, aufzuzeigen, indem sie Mathildes Schwestern zum Vergleich heranzieht.
In der Einleitung legt Jasperse dar, auf welche Weise materielle Gaben genutet werden konnten, um Macht auszuüben, zu perpetuieren und zu versinnbildlichen. Heinrich der Löwe heiratete eben nicht nur eine Frau mit Geld, über das er verfügen konnte, sondern eine Frau, deren Ressourcen ihr eigenes Handeln ermöglichten, das unabhängig von ihrem Ehemann gesehen werden muss. Besonders eindrucksvoll sind die Ergebnisse der Forschungen in Kapitel eins, in dem Jasperse die Stationen der Brautreise Mathildes darlegt und anhand von Schenkungen nachvollzieht, wie diese zur Knüpfung von Verbindungen genutet wurde. In Kapitel zwei stehen Münzen und Siegel im Mittelpunkt, wobei sich die Beobachtungen gut in das vorhandene Forschungsfeld zu den Siegeln weiblicher Herrschaftsträger und Frauensiegeln einpassen. Ein weiteres Kapitel ist der Visualisierung des herzoglichen Ehepaars in Manuskripten und Illustrationen gewidmet, wobei mit dem Evangeliar Heinrichs des Löwen, das Jasperse in der Zeit gemeinsamen Agierens des Herzogspaares verortet wissen möchte, natürlich ein besonders eindrückliches Beispiel vorliegt. Schließlich wird in Kapitel vier nicht nur die Kleidung der Mathilde selbst diskutiert, sondern auch, was wir über Textilien, insbesondere aber über Schenkungen dieser an Kirchen, sagen können. Es ist Jasperse darin voll zuzustimmen, dass diese Beteiligung von Frauen an der Liturgie, diese Möglichkeit zur Anknüpfung an kirchliche Herren, das Potential von liturgischer Gewandung als Gabe (auch als Versöhnungsgabe) bisher noch lange nicht ausreichend beleuchtet worden sind.
Die überaus anregenden Thesen zu Mathilde, die Handlungsoptionen für Frauen aufzeigen, die bisher kaum beachtet worden sind, werden mit Beobachtungen zu ihren Schwestern Johanna und Eleonore unterfüttert, so dass dies keinesfalls eine Einzeluntersuchung ist, sondern die Bedeutung des Themas für die europäische Geschichte deutlich wird. Hier liegt eine gelungene, leicht lesbare und innovative Arbeit vor, und die Rezensentin kann nur dazu raten, das anregende Büchlein zu "erstehen" (auch wenn das elektronische Format für den einen oder die andere ungewohnt sein dürfte).
By Alheydis Plassmann, Bonn