Vorzustellen ist der 12. und letete Band der Quellen zur Geschichte Ahrweilers, der die 56 erhaltenen Kirchenrechnungen (St. Laurentius) von 1574-1786 enthält. In bewährter Weise hat der Bearbeiter die Rechnungen vollständig ediert, eingeleitet durch ausführliche Hinweise auf die Art und Struktur der Quellen, und abgeschlossen durch die entsprechenden Indices. Die Kirchenrechnungen werden hier als städtische Quellen behandelt, da die Kirchmeister das Kirchenvermögen als städtische Beamte unter städtischer Aufsicht verwalteten, auch die Rechnungen in der Regel von den Stadtschreibern geschrieben wurden. Diese Konstruktion scheint bis zur Auflösung des alten Rates im September 1795 bestanden zu haben. Während aus dem 16. Jahrhundert nur die Rechnung 1574/75 erhalten ist, konnten für das 17. Jahrhundert neun und für das 18. Jahrhundert 46 Jahre ediert werden.
Für die Regionalgeschichte interessant sind die Rechnungen, da sie, weil im Wortlaut wiedergegeben, die Einnahmen und Ausgaben im Einzelnen aufführen, sodass eine wirtschafts- und kulturgeschichtliche Auswertung in jeder Hinsicht möglich ist, von dem unglaublichen Namenmaterial abgesehen.
Die Einnahmen der Kirchenfabrik bestanden sowohl aus Naturalien, Wein und Korn, als auch Geldbeträgen, die sich hautsächlich aus Pensionen und Zinsen, Verpachtungen und, in geringem Maße, dem Opferstock speisten. Die Naturalabgaben stammten aus Besiteungen, die Zinsen von ausgegebenem oder gestiftetem Kapital. An Ausgaben waren die Gehälter der sechs Kirchenbediensteten (Pfarrer, zwei Vikare, Schulmeister, Glöckner und Organist), Ausgaben für den Gottesdienst (Kerzen, Weihrauch, Öl, Wein etc.), Prozessionen, Reparaturen der Kirche, Anschaffung von Geräten und Gewändern, Mittel für die Armenvorsorge, den Katechetenunterricht und Ausgaben im Zusammenhang mit dem Grundbesite zu leisten. Über die Pflicht zum Unterhalt der Kirche gab es Streit zwischen der Gemeinde (Kirchenfabrik), die für Chor und Turm und den Zehntherren, die für das Schiff zuständig waren. Ausführlich geht der Bearbeiter auch auf die von 1431 bis 1870 nachgewiesene Liebfrauen Bruderschaft ein, deren Einkünfte ebenfalls in den Rechnungen erscheinen. Mehrere Tabellen geben einen Überblick über Einnahmen und Ausgaben sowie über Weinerträge und Preise wie auch über Korneinnahmen.
Besonders hervorgehoben werden sollen die Indices, der Personenindex, der umfang- und aufschlussreiche Sachindex (von Abstauben der Altäre bis Zuspann [=Vorspann eines zusätelichen Pferdes]), der Ortsindex und das spezifische Glossar, das wieder über die Region hinaus mit Gewinn benutet werden kann.
Mit diesem abschließenden zwölften Band liegt für Ahrweiler eine außerordentliche Quellenbasis vor, die eine intensive Beschäftigung mit der frühneuzeitlichen Geschichte dieser überschaubaren, heute noch von ihrer mittelalterlichen Mauer umgebenen kurkölnischen Stadt möglich macht, gerade auch was die Kultur- und Alltagsgeschichte angeht.
By Clemens von Looz-Corswarem, Köln