Weil's schmeckt: Die Nachfrage nach Süßwaren steigt, die Verpackungsbranche profitiert davon. Designs, die am Point of Sale auffallen, und nachhaltige Verpackungen sind gefragt. Lieferengpässe und stetiger Innovationsdruck sind einige der aktuellen Herausforderungen.
Noch stehen die Weihnachtsmänner aus Schokolade in den Einkaufsregalen. Aber bereits seit Wochen werden ihre Kollegen – die Osterhasen – für ihren Auftritt fertig gemacht. Die Süßwarenbranche blickt bereits auf die nächste Saison: In kaum einem Segment der Nahrungsmittelindustrie kommen jährlich mehr Produktinnovationen auf den Markt als in der Süßwarenindustrie. „Die Technologie spielt bei der Umsetzung neuer Ideen eine zentrale Rolle. Oft gibt die Technik Impulse für neue Kreationen", erklärt der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Nach Angaben des VDMA steigt international die Nachfrage nach süßen und salzigen Snacks: Das britische Marktforschungsinstitut Euromonitor International prognostizierte für Deutschland im Zeitraum 2018 bis 2023 einen Zuwachs von 8,5 Prozent auf 941.000 Tonnen. Von diesem Trend profitieren nicht nur die Hersteller von Faltschachteln, sondern gerade auch die von flexiblen Verpackungen und hier insbesondere von Standbodenbeuteln.
IMPULSKRAFT AM POS
Wie wichtig Verpackungen für eine hohe Impulskraft von Süßwaren am Point of Sale sind, möchte die ProSweets Cologne vom 31. Januar bis 3. Februar 2022 zeigen. Auf der Zulieferermesse für die Snack- und Süßwarenindustrie, die zeitgleich zur Internationalen Süßwarenmesse ISM stattfindet, präsentieren die ausstellenden Unternehmen ihre aktuellen Innovationen. Nachhaltige und digitale Verpackungskonzepte stehen dabei im Fokus.
Spätestens mit dem „Green Deal" der EU rücke das recyclingfreundliche Design ins Zentrum von Werbung und Kommunikation, so die ProSweets Cologne 2022, die diesen Trend widerspiegeln möchte. Sustainable Packaging ist zu einem bedeutenden Aspekt für die gesamte Süßwaren- und Snackindustrie geworden. Ein Schluss, der sich auch aus einer Umfrage ziehen lässt, die im März 2021 im Auftrag des Deutschen Verpackungsinstituts (dvi) durchgeführt wurde. Danach halten die Konsumenten in Deutschland Verpackungen für so nachhaltig wie nie zuvor. Mit 44 Prozent bescheinigt fast die Hälfte der Befragten den Verpackungen klare Fortschritte bei der Umweltfreundlichkeit.
Natürlichkeit und Nachhaltigkeit werden zunehmend von zentraler Bedeutung bei der Kaufentscheidung von Süßwaren und salzigen Snacks sein, sind sich Experten sicher. Neu ist dabei, dass immer mehr Verbraucher dabei auch bereit sind, mehr Geld für nachhaltige Produkte auszugeben, erklärt Christian Kopp, Studienleiter der Studie „Die europäische Verpackungsindustrie 2025", die die Horváth-Unternehmensgruppe herausgegeben hat. Die ISM bemerkt, dass es bereits in den vergangenen Jahren eine wachsende Anzahl an Anbietern auf der Messe gab, die in Köln unter dem Trendthema „fair gehandelte Produkte" registriert wurden. Nachhaltige Rohstoffe gehen einher mit nachhaltigen Verpackungen. Nachhaltigkeit geht dabei nicht selten mit Bio, vegan und vegetarisch in Verbindung. Eine Studie belegt: Die Kaufwahrscheinlichkeit für Bio-Produkte steigt an, wenn sie in Faltschachteln verpackt sind. Denn Bio-Artikel werden als besser, qualitativ hochwertiger, glaubwürdiger oder nachhaltiger wahrgenommen, wenn sie in Karton statt in Kunststoff verpackt sind. Das ist ein Ergebnis einer Studie, die die Justus-Liebig-Universität Gießen, Fachgebiet Marketing und Verkaufsmanagement, im Auftrag des Fachverbands Faltschachtel-Industrie (FFI) und Pro Carton durchgeführt hat. Interessant dabei: Außer bei Schokolade wird die Faltschachtel in neun genannten Kategorien als nachhaltigere Verpackungsalternative empfunden. Bei Schokolade erwarteten die Befragten eine Kunststoffverpackung.
REDUCE, REUSE, RECYCLE
Ob Kunststoff oder Karton: Das Prinzip – Reduce, Reuse, Recycle – ist fest in den Strategien der Branche verankert, denn die jüngsten Fortschritte umfassen sowohl Materialeinsparungen als auch den Einsatz neuer Packmittel bis hin zu optimierten Prozessen sowie intelligenten Designs für das Recycling. Die Geschäftsführerin des Deutschen Verpackungsinstituts (dvi), Kim Cheng betont, dass bei allen Umweltfortschritten die Kernfunktionen der Verpackung nicht vernachlässigt worden sei. „Verpackungen werden nachhaltiger und erfüllen ihre Aufgabe gleichzeitig immer besser. Sie sorgen für Hygiene, schützen Waren vor Schäden und Verderb, machen sie haltbar, transportfähig und sicher in der Anwendung", so Cheng. Für die ausstellenden Unternehmen auf dem Kölner Messegelände ist folglich ausschlaggebend, ob und wie sich die Umstellung auf nachhaltige Packstoffe ohne Abstriche bei Funktionalität und Convenience realisieren lässt.
Dort, wo auf Kunststoff verzichtet werden kann, wird inzwischen Papier oder Karton eingesetzt. Die innovativen Papierlösungen verfügen über eine integrierte Heißsiegelfähigkeit und Feuchtigkeitsbarrieren gegen Wasserdampf. Gleichzeitig bestehen sie bis zu 95 Prozent und mehr aus erneuerbaren Materialien. „Was vor ein paar Jahren noch undenkbar für die meisten Hersteller war, hat sich inzwischen sehr weit entwickelt, denn immer mehr faserbasierte Verpackungsalternativen mit Barrierefunktion lösen Kunststoffe ab", bestätigt Peter Désilets, Geschäftsführer der Pacoon GmbH.
Das nachhaltige Verpacken der unterschiedlichsten Süßwaren und Snacks verlangt nicht nur innovative Materialien, sondern auch hochflexible und effiziente Maschinen, die diese verarbeiten können. „Die Maschinenhersteller können technisch meist mehr umsetzen, als es die Kunden verlangen", sagt ein Geschäftsführer eines großen Maschinenbauers im Gespräch mit packREPORT.
DESIGNCODES
Auch die Verpackungsdesigner suchen stetig nach Innovationen, um insbesondere in der Süßwarenbranche marktführende Trends zu setzen. Roman Klis, dessen Agentur Klis Design GmbH für bekannte Markenhersteller arbeitet, sieht das nonverbale Key Visual als bedeutendes Designelement auf der Verpackung. „Ein nonverbales Key Visual muss intuitiv verstanden werden. Es spiegelt die Markenessenz durch semiotische Decodierung wider. Dieses Element auf der Verpackung muss auf drei bis fünf Meter Entfernung sichtbar sein und für einen Impuls sorgen. Neben dem nonverbalen Key Visual gibt es noch fünf weitere Brand Properties, die für die Wiedererkennung der Marke wichtig und schützenswert sind. Dazu gehören Farbe und Form genauso wie die Marke, Sound und Textur. Bei der Snacking-Verpackung sind Farbe und Form enorm wichtig. Es ist eine Riesenherausforderung, eine Form zu entwickeln, die die Marke schützt und Trends bedient", erklärt er.
Als Beispiel nennt der Verpackungsdesigner die vegane Schokolade von Ritter Sport, für das seine Agentur das Design übernommen hat. Für den Designansatz wurde das vorhandene „V" aufgegriffen und in ein nonverbales Key Visual übertragen. Durch die direkte Verknüpfung des nonverbalen „V"-Elements über Zutaten und Farbcodes zu einer bestimmten Geschmacksrichtung und durch die Verwendung von Mattfolie als Verpackungsmaterial konnten wichtige vegane Codes aufgegriffen werden, erklärt er.
Nicht unbedingt das Design, sondern das Material ist das Besondere bei den neuen „Ritter Sport minis". Seit Februar 2021 gibt es die bunt verpackten Schokoladentäfelchen in einer Sekundärverpackung aus Papier. Für den Süßwarenhersteller Ritter Sport ist dies ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu nachhaltigeren Verpackungen, mit dem man eine Vorreiterrolle im Wettbewerbsumfeld der kleinen portionierten Schokoladenprodukte einnehmen will. Ziel von Ritter Sport sind Verpackungen, die aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden und als Wertstoff in Kreisläufen wiederverwertbar sind, wie das Unternehmen betont. Auch Nestlé verpackt die bunten Schokolinsen der Marke Smarties seit diesem Jahr in Papier und zeigt, dass die Nachhaltigkeit im farbenfrohen Süßwarensegment angekommen ist.
Materialeffizienz, Ressourcenschonung und Recyclingfähigkeit sind auch bei Folien gefragt. Bei flexiblen Verpackungen werden aber auch optimale Druckbilder und Spezialeffekte – zum Beispiel bei Special Editions – gewünscht, um am POS aufzufallen. Hier geht der Trend derzeit zu Speziallacken, bei denen die Pigmente in Verbindung mit Druckfarben und Lacken einzigartige farbliche und haptische Effekte erzeugen, erklärt zum Beispiel Südpack.
LANGE LIEFERZEITEN
Die Branche ist aktuell auch von einer anderen Herausforderung betroffen. Die deutsche Süßwarenindustrie beobachtet sorgenvoll die Entwicklungen bei wichtigen Verpackungsarten wie Kartonagen, Papier sowie Pappe. Hier waren neben gravierenden Kostensteigerungen zusätzlich Lieferengpässe und Verknappungen eingetreten, teilte der Verband mit. Ausschlaggebend dafür sei die steigende internationale Nachfrage, die zu einer Kostenexplosion und zu einer Knappheit bei vielen Rohstoffen für diese Verpackungsmaterialien führt. Auch bei Rohstoffen für Kunststoffverpackungen kommt es zurzeit – nicht nur pandemiebedingt – zu verschärften Versorgungsengpässen. Die Industrievereinigung Kunststoffverpackungen und der Verband der WellpappenIndustrie e. V. (VDW) wiesen ebenfalls auf dieses Problem hin. Lange Lieferzeiten für Karton bleiben noch weiter bestehen, das werde anhand einer Umfrage ersichtlich, erklärte jetzt auch der Fachverband Faltschachtel-Industrie (FFI). Die Lieferzeiten für Karton und Faltschachteln haben sich zuletzt in einer noch nie gekannten Art verlängert, heißt es. Das Preisgefüge habe sich analog markant nach oben bewegt. In der aktuellen Situation haben daher für Andreas Helbig, Sprecher des FFI Vorstands und Managing Director der SEDA Germany GmbH, realistische Forecasts der Kunden eine hohe Bedeutung: „ In der aktuellen Marktsituation ist eine gute, vorausschauende Planung essenziell. Panik- und Sicherheitskäufe führen zu zusätzlicher Verknappung und sind kontraproduktiv. Kunden sind daher gut beraten, gerade bei neuen Projekten mit ausreichender Vorlaufzeit zu planen, um neue Verwerfungen zu vermeiden."
Graph: PRODUKTIONSSCHRITTE EINER VERPACKUNGSANLAGE - am Beispiel einer Schokoladenriegel-Verpackung
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