Hoffnung keimt bei manchen Landwirten auf. Sie wollen sich nicht mehr allein auf die Vermarktung ihrer Ackerfrüchte verlassen, sondern zusätzlich Kohlenstoff im Acker versenken. Die unschädlich gemachten Treibhausgase können die Landnutzer dann in Form von Klimazertifikaten verkaufen. Endlich schränkt der Klimawandel nicht mehr nur intensive Produktionsmethoden ein, sondern öffnet Landwirten neue Betätigungsfelder und zusätzliche Gewinnchancen. Goldgräberstimmung kommt auf. Die EU-Kommission schürt diese in ihren Mitteilungen über das „Carbon Farming", die sie in dieser Woche in Brüssel vorstellte. Die Humusanreicherung im Boden bietet die EU-Kommission den Landwirten als neues Geschäftsmodell an, das freilich, wie könnte es im Agrarsektor anders sein, noch der Anschubfinanzierung bedarf.
Nüchtern betrachtet, bietet das Carbon Farming nicht viel, weder für die Geschäftsbilanzen noch für das Klima. Das Lager für Kohlenstoff im Boden in Form von Humus ist nämlich klein und die Lagerkapazitäten lassen sich kaum erweitern. Das liegt in der Natur des Bodens, der nur über eine begrenzte Aufnahmefähigkeit für organische Substanz verfügt. Noch dazu ist die Bindung des Kohlenstoffs im Boden labil und Humus kann sich schnell wieder abbauen. Damit fußen die landwirtschaftlichen Klimazertifikate auf einer begrenzten und noch dazu schwankenden Grundlage. Eine weitere Schwierigkeit kommt hinzu. Wer soll entlohnt werden? Der schon viel Humus im Boden hat oder der, der den Kohlenstoff erst zukünftig einlagert? So haben beispielsweise Ökobetriebe beim Carbon Farming das Nachsehen. Auch wenn der Zertifikatehandel in einigen Jahren zur Marktreife gebracht werden sollte, bleibt das Carbon Farming nur eine Nische. Mit dem Verkauf der Zertifikate lassen sich möglicherweise zusätzliche Kosten für eine extensive Erzeugung ausgleichen. Als Marketingargument für die Anbieter von klimaneutralen Lebensmitteln dienen sie allemal.
By Axel Mönch
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