Januar: Aus für Werkverträge
Am 1. Januar tritt das Arbeitsschutzkontrollgesetz in Kraft. Werkverträge sind damit in der Fleischindustrie passé, ab 1. April auch die Leiharbeit im Bereich der Schlachtung und Zerlegung. In der Fleischverarbeitung ist die Leiharbeit zwar grundsätzlich untersagt, bleibt aber möglich, sofern ein Tarifvertrag besteht.
Februar: Brexit bremst Fleischhandel
Der Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU provoziert mehr Bürokratie und beeinträchtigt spürbar den beiderseitigen Handel mit Vieh und Fleisch: Bis Ende Februar gehen die EU-Fleischausfuhren einschließlich Nebenerzeugnissen um 27,0 Prozent zurück. Die Importe aus UK brachen gar um die Hälfte ein.
März: Hoffen auf die Impfung
Auch 2021 beschäftigt das Coronavirus die Branche. Immer wieder kommt es zu Ausbrüchen in den Belegschaften. Nicht selten steht die Produktion vorübergehend still. BVDF und BVE fordern Gesundheitsminister Jens Spahn auf, die Impfung der Priorisierungsgruppe 3 voranzutreiben. Am 7. Juni geht's bei den Betriebsärzten endlich los.
April: Die ersten 1000 ASP-Fälle
Im April knackt die Zahl der ASP-Fälle in Deutschland die 1000er-Marke. Und die Seuche grassiert weiter im Osten Deutschlands. Bis zum Jahresende meldet das Friedrich-Loeffler-Institut mehr als 3000 Ausbrüche bei Wildschweinen und drei in Hausschweinebeständen. Im Juli erreicht das Virus den Nutztierbestand.
Mai: Tierwohl-Label scheitert
Das staatliche Tierwohlkennzeichen kommt nicht mehr in der Ära Merkel und Klöckner. Die Bundesernährungsministerin scheitert mit ihrem Gesetzentwurf letztlich an der Fraktion der SPD. Statt eines freiwilligen Labels hatten die Sozialdemokraten von Beginn an auf eine europaweite verpflichtende Lösung gepocht.
Juni: Einigung im Tarifstreit
Die zähen und teils festgefahrenen Tarifverhandlungen kommen zum Durchbruch. Kernstück des Tarifvertrags für die Fleischbranche ist ein neuer Mindestlohn, der von 10,80 Euro pro Stunde schrittweise bis auf 12,30 Euro angehoben werden soll. Ziel ist die Allgemeinverbindlichkeit des neuen Tarifvertrags.
Juli: Jahrhundert-Hochwasser
Im Juli erlebt die Bundesrepublik eine der schlimmsten Flutkatastrophen jüngerer Zeit. Auch 19 Fleischereien in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen sind betroffen. Überwältigend ist die Hilfsbereitschaft der Metzger. Die Innung Rosenheim um Obermeister Hubert Lohberger etwa half mit 250 kg Wurst und einem dicken Scheck.
August: Bekenntnis zu „5D"
Rewe und Penny wollen bis Sommer 2022 rund 95 Prozent ihres konventionellen Sortiments an frischem Schweinefleisch auf deutsche Herkunft umstellen. Andere Handelsketten ziehen nach. Zudem kündigt Aldi an, bei Frischfleisch von Rind, Schwein, Pute und Hähnchen bis 2030 auf Haltungsform 3 und 4 umzusteigen.
September: Endlich wieder Messe
Mit der Süffa startet das erste große Branchenevent seit Corona – in Präsenz. Rund 4800 Besucher zog es nach Stuttgart, wo über 170 Aussteller neue Markttrends und Produkte präsentierten. Das Fazit von Besuchern, Ausstellern, Veranstaltern nach drei Tagen Messetrubel unter Pandemiebedingungen: „Gute Gespräche, gute Geschäfte."
Oktober: Neues DFV-Präsidium
Beim Verbandstag in Sinsheim spricht das Fleischerhandwerk seinem Präsidenten auch für die anstehenden fünf Jahre sein Vertrauen aus. Neu ins DFV-Präsidium um Herbert Dohrmann (3.v.r.) wählen die Delegierten Dagmar Groß-Mauer (2.v.l.) aus Kempenich in Rheinland-Pfalz. Sie folgt auf Michael Durst, der nicht mehr antrat.
November: Schweinehalter in Not
Die Lage in der Schweinehaltung ist dramatisch. Exportbeschränkungen wegen ASP, coronabedingte Einschränkungen in der Gastronomie sowie ein rückläufiger Inlandsverzehr sorgen für eine anhaltende Absatz- und Preiskrise. Geschäftsführer Dr. Torsten Staack spricht bei der Mitgliederversammlung der ISN gar von „Strukturkrise."
Dezember: Neue Bundesregierung
Deutschland hat eine neue Regierung: Erstmals wird der Bund von einer Ampel aus SPD, Grünen und FDP regiert. Als Bundeskanzler wird Olaf Scholz vereidigt. Das Ressort Landwirtschaft und Ernährung übernimmt Cem Özdemir. In dieser Rolle sieht sich der Grünen-Politiker als „oberster Tierschützer des Landes".
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Nur noch ein schmales Plus
Vor einem Jahr herrschte noch Ausnahmezustand: Im ersten Halbjahr 2020 kletterten die Erlöse der Fleischer-Fachgeschäfte um knapp sechs Prozent. In den ersten sechs Monaten 2021 war es nur noch ein schmales Plus, wie das afz-Barometer und die Analyse der Geschäftsentwicklung von Januar bis Juni dieses Jahres zeigen: Nach dem ordentlichen Wachstumsschub im vergangenen Jahr erzielten die fleischerhandwerklichen Betriebe im ersten Halbjahr 2021 noch ein durchschnittliches Umsatzplus von 1,32 Prozent. Im Vergleichszeitraum 2020 waren die Erlöse noch wesentlich dynamischer nach oben geklettert, und zwar um 5,7 Prozent.
Erzeugung weiter rückläufig
Der Rückgang der Rind- und Schweinefleischerzeugung setzt sich 2021 fort. Laut Destatis lag die Zahl der Rinderschlachtungen im ersten Halbjahr mit knapp 1,59 Mio. Tieren zwar um 0,1 Prozent über dem Niveau des Zeitraums in 2020, doch ging das daraus resultierende Fleischaufkommen um 0,5 Prozent auf 524560 t zurück. Bei den Schweinen kamen 26,13 Mio. Stück an die Haken; damit wurden 2,5 Prozent Tiere weniger zerlegt. Die Produktion von Schweinefleisch sank im Halbjahresvergleich mit 1,2 Prozent auf 2,53 Mio. t nur halb so stark. Gleichzeitig sank die private Nachfrage nach Fleisch, Wurst und Geflügel im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1,2 Prozent. Nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 war das Kaufinteresse privater Haushalte an Fleisch deutlich gestiegen. Der Grund hierfür lag in den temporären Schließungen der Gastronomie.
Immer weniger Tiere im Stall
Die Tierbestände sinken in diesem Jahr auf einen neuen Tiefstand. Die Anzahl der gehaltenen Schweine nimmt im Mai 2021 gegenüber Mai 2020 um 3,3 Prozent auf 24,6 Mio. ab. Weniger Tiere gab es zuletzt im Jahr 1997. Die Rinderherde sinkt um fast 250000 Tiere auf 11,18 Mio. Stück. Binnen Jahresfrist gaben laut Destatis rund 700 Schweinehalter beziehungsweise 3,2 Prozent ihre Produktion auf; innerhalb von zehn Jahren ist deren Zahl um mehr als ein Drittel auf 19800 gesunken. Besonders deutlich waren die Betriebsaufgaben bei den Sauenhaltern ausgeprägt, von denen seit Mai 2020 etwa 600 oder 8,6 Prozent die Erzeugung aufgaben. Die Zahl der noch verbliebenen Ferkelerzeuger mit zuletzt 6400 Betrieben hat sich in der vergangenen Dekade mehr als halbiert.
» Wir erwarten keine Schutzräume und keine Geschenke. Wir wollen aber faire und gerechte Rahmenbedingungen. « DFV-Präsident Herbert Dohrmann
Die Handwerker sind zu Schriftstellern umerzogen worden. Bernhard Ruhland, Obermeister der Innung Oberer Bayerischer Wald, in der „Mittelbayerischen".
» Die Pandemie hat etliche Leute zu Feinschmeckern gemacht.« Jörg Erchinger, Fleischermeister aus Berlin, in der „Berliner Zeitung"
» Wenn ich noch im Aufsichtsrat von VW säße, hätte es so etwas nicht gegeben.« Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder über die Abschaffung der Currywurst in einer der Werkskantinen des Wolfsburger Autobauers
» Wer jetzt Abwrackprämien fordert, der reißt die Ställe in Deutschland ab und baut sie in Polen, Spanien und Dänemark wieder auf.« Clemens Tönnies in der „F.A.Z."
» Die Zukunft von Fleisch- und Milchprodukten ist hybrid.« Prof. Dr. Otto A. Strecker, Vorstand der AFC Consulting Group AG