Nach einem Vorjahr mit Zuwächsen erleben Aldi Süd und Nord in diesem Jahr einen Rückschlag. Flaute bei Food und zu wenig Ware bei Nonfood lassen 2021 enttäuschend ausklingen. Jetzt richten sich alle Hoffnungen auf das kommende Jahr.
Das Jahr 2021 hatten sich die Aldi-Manager wohl etwas anders vorgestellt. Sie hatten investiert, Märkte erneuert und die Sortimente angepasst. Damit sahen sie den Discounter wieder besser aufgestellt, um die Kundschaft mit ihren veränderten Bedürfnissen abzuholen. Doch es kommt anders. Statt Corona-Boom wie bei Rewe und Edeka erlebt Aldi den Corona-Blues. Statt der erhofften Umsatzzuwächse sieht es Marktforschungszahlen zufolge nach einem deutlichen Umsatzrückgang aus.
Und als wäre das nicht genug, müssen die Manager in Essen und Mülheim auch erleben, dass nahezu alle Wettbewerber eine bessere Umsatzentwicklung verzeichnen. Das ist ein Warnsignal für den immer noch unangefochtenen Discount-Marktführer, der in früheren Zeiten die Messlatte für die Konkurrenz sehr hoch gelegt hatte. Aus dem Zugpferd ist ein Mitläufer geworden, der in diesem Jahr den Branchendurchschnitt sogar nach unten zieht. Aldi verliert weiter Marktanteile.
Das ist insbesondere ein Rückschlag für Aldi Nord. Die Essener hatten 2020 erstmals nach zwei Jahren wieder schwarze Zahlen im Heimatmarkt geschrieben. Für das aktuelle Jahr rechnete das Management mit einem leicht steigenden Umsatz und stabilem Gewinn. Zur Ergebnissituation ist noch nichts bekannt, die Umsatzziele aber verfehlte Aldi definitiv.
Damit das nicht so bleibt, verändert sich bei Aldi Süd und Nord viel. Der Einkauf arbeitet nach Kräften daran, die Interessen von Süd, Nord und dem internationalen Einkauf in Salzburg unter einen Hut zu bekommen. Das ist ein langwieriges Unterfangen, das viel Abstimmungsaufwand erfordert. Mit mehr Markenartikeln im Sortiment versucht der Discounter zudem, dem Trend zum One-Stop-Shopping zu entsprechen. Dabei ist Aldi Nord in Essen etwas aktiver als die Kollegen in Mülheim, vielleicht auch weil viele Neuzugänge mit Lidl-Erfahrung dort angeheuert wurden. Die Kunden sollen das Gefühl haben, trotz discount-typischer Sortimentsbegrenzung ein vollständiges Angebot vorzufinden. Zudem werden die Aktionspreise für Markenartikel aggressiver, um den Anspruch auf Preisführerschaft unter Beweis zu stellen.
Der Norden arbeitet an IT-Strukturen, die bislang zum größten Teil noch nicht auf der Höhe der Zeit sind. Dafür holt das Unternehmen viele Spezialisten, die 2022 in die neue Zentrale einziehen. Auch an den Filialformaten wird weiter intensiv gearbeitet. Der Händler ist also viel mit interner Organisation beschäftigt. Trotzdem werden auch neue Geschäftsfelder angepackt. Während fast im Monatsrhythmus Lieferdienste ihre Geschäfte aufnehmen oder ausweiten, stellt der Discounter die Weichen für ein aktiveres Online-Geschäft. Aus „Aldi liefert" wird der „Aldi Onlineshop". Dafür gründen beide sogar eine gemeinsame Gesellschaft. Das ist ein Novum für die stets separat aufgestellten Gesellschaften von Nord und Süd.
Die unterbrochenen Lieferketten machen das Geschäft in diesem Jahr allerdings nicht einfach. Aldi muss Kunden wochenlang mitteilen, dass diverse Nonfood-Artikel nicht vorhanden sind. Das gilt für die Filialen und den Onlineshop. Das ist für Kunden ärgerlich und für den Händler schmerzhaft, weil dadurch Umsätze und Erträge wegfallen, die das Kerngeschäft mit Lebensmitteln kaum wettmachen kann.
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Aldi bleibt klar Marktführer im Discount, aber die Konkurrenz holt auf
PHOTO (COLOR): Rückschlag: Aldi muss 2021 erleben, dass die Konkurrenz im Kampf um die Kunden erfolgreicher ist. Foto: Hans-Rudolf Schulz
By Hans-Jürgen Schulz
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