Die EU-Kommission will mit Farm-to-Fork den CO_2-Fußabdruck des Lebensmittelsystems verkleinern und die Umstellung auf eine nachhaltige Ernährung erleichtern. Das spiegelt sich in ersten Maßnahmen wieder.
Europas Lebensmittelsystem soll nachhaltiger werden. So will es die „Farm-to-Fork"-Strategie (F2F). Eine erste Maßnahme dieses Flaggschiff-Vorhabens liegt bereits auf dem Tisch: Im Juli unterzeichnen 65 Verbände und Unternehmen gegenüber der EU-Kommission einen „Verhaltenskodex für verantwortungsvolle Geschäfts- und Marketingpraktiken in der Lebensmittelkette". Dazu zählen: FoodDrinkEurope, EuroCommerce, ABInBev, Coca-Cola, Danone, Ferrero, Kellogg, Metro, Mondelez, Nestlé, PepsiCo, Rewe und Unilever. „Der Code of Conduct bündelt die zahlreichen privatwirtschaftlichen Nachhaltigkeits-Ansätze, macht sie sichtbarer und verleiht einen Push", betont man beim Lebensmittelverband Deutschland. Falls die Selbstverpflichtungen nicht ausreichen, erwägt die Kommission eine Regulierung.
Mit der Zustimmung des EU-Parlaments im Oktober nimmt die F2F-Strategie eine weitere Hürde. Die Abgeordneten unterstützen das 27 „Aktionen" umfassende Vorhaben, fordern in einigen Punkten aber Nachschärfungen. Die Kommission wird nun in den kommenden Monaten konkrete Regulierungsvorschläge vorlegen, die dann mit den EU-Staaten und dem EU-Parlament ausgehandelt werden müssen.
Ebenfalls im Oktober formuliert der europäische Verbraucherverband BEUC seine Forderungen zu einem viel beachteten Nachhaltigkeits-Vorhaben, das indes nicht auf F2F fußt: die sogenannte „Green-Claims-Initiative". Im kommenden Jahr wird die EU-Kommission ihren Entwurf zur Regulierung von Öko-Marketing vorlegen; sie will Greenwashing bekämpfen. BEUC empfiehlt ein strenges Vorab-Zulassungsverfahren für Öko-Claims, etwa durch die Europäische Umweltagentur. Zudem, so der Verband, soll Brüssel eine regelmäßig zu aktualisierende „Schwarze Liste" verbotener Umweltaussagen erstellen. Claims wie „CO2 neutral" oder „klimafreundlich" sollen untersagt sein, solange es hierfür keine Standard-Definition gibt.
Öko-Marketing steht hierzulande bereits seit Mai im Fokus. Da verkündet die Wettbewerbszentrale, juristisch gegen mehrere Unternehmen vorzugehen, die mit der Aussage „klimaneutral" werben, unter gegen anderem Aldi Süd. Bis Jahresende fällen zwei Gerichte Urteile, die die Sicht der Selbstkontrollinstitution der Wirtschaft stützen. Sowohl das Landgericht Kiel als auch das Landgericht Koblenz sehen im Hinblick auf klimaneutral-Reklame strenge Aufklärungspflichten der Unternehmen. Auch die deutschen NGOs stürzen sich auf das Thema Greenwashing. So mahnt Foodwatch Rewe ab – „wegen irreführender Klima-Werbung" zu Hähnchenfleisch. Und die Deutsche Umwelthilfe wittert Schönfärberei beim Pflanzenvermarkter Landgard sowie bei der Privatmolkerei Bauer.
Zum Jahresende startet die Kommission die öffentliche Konsultation im Rahmen der F2F-Strategie zum Thema Lebensmittelkennzeichnung. Unternehmen und Bürger können ihre Meinung zur verpflichtenden Nährwertkennzeichnung, Herkunftskennzeichnung, Datumskennzeichnung, zu Nährwertprofilen und zur Kennzeichnung alkoholischer Getränke übermitteln. Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides erklärt, den Verbrauchern und ihren Kaufentscheidungen komme eine zentrale Rolle beim Übergang zu einer gesünderen, nachhaltigeren Ernährung zu. Je eindeutiger die Kennzeichnung, umso leichter könnten die Konsumenten eine informierte, nachhaltige und gesunde Wahl treffen. gmf/lz 52-21
»Der Code of Conduct bündelt die vielen privatwirtschaftlichen Nachhaltigkeits-Ansätze, macht sie sichtbarer und verleiht einen Push« Angelika Mrohs, Lebensmittelverband Deutschland
PHOTO (COLOR): Vom Hof auf den Tisch: Brüssel will ein nachhaltiges Lebensmittelsystem schaffen. Fotos [M]: AleksandarDickov/iStock; OlenaMykhaylova/iStock
By Gerrit-Milena Falker
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