Zum Hauptinhalt springen

Was macht eigentlich Gerd Heider?: "Die Branche hat nicht viel dazu gelernt".

Wickerath, Christel
In: TextilWirtschaft Online, 2021-12-30, S. 6-6
Online serialPeriodical

Was macht eigentlich Gerd Heider?: "Die Branche hat nicht viel dazu gelernt" 

Business

Er war Mister Basler, ein geschätzter Fachmann, der große Erfolge vorweisen konnte. Als er das Unternehmen mit 65 Jahren verließ, war es kerngesund. Heute, 15 Jahre später, ist Gerd Heider der Branche immer noch verbunden. Er ist mit dem Herzen dabei und ärgert sich über die eine oder andere Tragödie, die die Marktentwicklung mit sich gebracht hat.

TextilWirtschaft: Herr Heider, wie geht es Ihnen heute?

Gerd Heider: Sehr gut, vielen Dank. Ich lebe immer noch am Rand des Spessarts bei Aschaffenburg, lese regelmäßig die TW, reise mehrmals im Jahr durch Italien und genieße meine Freiheit. Die Branche hat mir viel Spaß gemacht, auch die Zusammenarbeit mit der TW. Herrn Polte habe ich immer etwas verehrt. Ein belesener Journalist. Er hat mir imponiert.

Wie verbringen Sie Ihre Zeit?

Ich bin noch sehr fit, kann viel machen. Ich nehme immer noch Italienisch-Unterricht. Die Liebe zu Italien und dem mediterranen Lebensstil wächst immer weiter. Und ich freue mich über Zeit mit meinem Sohn und meiner Tochter. Zwei Enkelkinder machen auch viel Freude. Ich habe zur rechten Zeit aufgehört, aktiv zu arbeiten. Das war eine richtige Entscheidung. Aber bis heute hänge ich mit dem Herzen an der Branche.

Wie beurteilen Sie die Entwicklung bei Basler?

Das ist natürlich eine Tragödie. Als ich ging, war die Nachfolge mit Ingo Hesse und Jens Eilhardt perfekt geregelt. Wir haben 176 Mio. Euro Umsatz und 26 Mio. Euro Gewinn aufweisen können. Durch die Attraktivität der Marke war der Hunger von Finanzinvestoren zu groß. Das Unternehmen wurde vier Mal verkauft. Die falschen Berater haben damals Druck ausgeübt und den Kern der Marke verwässert.

Viele der damaligen Kunden gibt es ja auch nicht mehr.

Stimmt, zwei Drittel der ehemaligen Kundenliste existieren nicht mehr. Corona beschleunigt dieses Abschmelzen noch weiter. Aber es gibt nach wie vor großartige Händler wie Engelhorn, L&T oder Garhammer. Diese Häuser besuche ich sehr gerne. Da stimmt einfach alles. Aber daneben gibt es nicht viel Positives. Überall hängt viel zu viel Ware, es wird zu früh geliefert, zu früh reduziert. Man hat aus Fehlern nicht viel gelernt in den letzten 15 Jahren. Immer die gleichen Themen.

Würden Sie heute mit Basler noch Erfolg haben?

Wenn ich heute 40 oder 50 Jahre alt wäre, würde ich noch viele Chancen sehen. Vor allem in Sachen Passform. Man würde weniger Umsatz als früher machen, aber könnte sehr gut arbeiten. Man muss wie ein Einzelhändler denken. Als solcher würde ich gute Jeans kaufen, tolle Shirts, schöne Blusen, moderne Jacken. Keine Coordinates. Es muss sein wie in einem Restaurant. Früher kam es auf volle, große Teller an, heute will man nur noch die kleine, besondere Portion.

Welche Brands gefallen Ihnen?

Marc Cain ist besonders, hält auch das Qualitäts-Niveau. Auch Sportalm finde ich sehr spannend. Moncler für Jacken und unbedingt Raffaello Rossi für Hosen würde ich kaufen. Natürlich bin ich auch ein Fan von Zara, die einen tollen Job machen. Es ist ein Glück, dass Zara bei den größeren Größen nicht mithalten kann.

Worauf kommt es bei erfolgreichen Brands an?

Man muss seine Zielgruppe ganz genau kennen. Deren Lebensstil muss man verinnerlichen. Was machen die Frauen in der Freizeit, wo arbeiten sie? Bei Basler haben wir immer vor dem Jugendwahn gewarnt. Es gibt die Kundin jenseits der 50, die Größe 42, 44, oder 46 trägt. Diese Mode muss man modern anfassen. So wie es Peter Hahn perfekt macht. Einige andere haben Schwierigkeiten. Zu schnell die Zielgruppe zu verändern, ist immer tödlich. In erfolgreichen Unternehmen geben immer nur sehr wenige Leute den Ton an. Wenn zu viele verantwortlich entscheiden, geht es schief.

Was geben Sie der Branche noch mit auf den Weg? Man muss sich mit seiner Ware auch mal rar machen, ehrlich und klar agieren. Echte Preise wären ein Fortschritt anstatt der wenig authentischen Eckpreislagen.

By Christel Wickerath

Titel:
Was macht eigentlich Gerd Heider?: "Die Branche hat nicht viel dazu gelernt".
Autor/in / Beteiligte Person: Wickerath, Christel
Zeitschrift: TextilWirtschaft Online, 2021-12-30, S. 6-6
Veröffentlichung: 2021
Medientyp: serialPeriodical
Schlagwort:
  • HEIDER, Gerd
  • BASLER Fashion GmbH
  • Subjects: HEIDER, Gerd BASLER Fashion GmbH
Sonstiges:
  • Nachgewiesen in: DACH Information
  • Sprachen: German
  • Alternate Title: What does Gerd Heider actually do ?: "The industry has not learned much".
  • Language: German
  • Document Type: Interview
  • Full Text Word Count: 642

Klicken Sie ein Format an und speichern Sie dann die Daten oder geben Sie eine Empfänger-Adresse ein und lassen Sie sich per Email zusenden.

oder
oder

Wählen Sie das für Sie passende Zitationsformat und kopieren Sie es dann in die Zwischenablage, lassen es sich per Mail zusenden oder speichern es als PDF-Datei.

oder
oder

Bitte prüfen Sie, ob die Zitation formal korrekt ist, bevor Sie sie in einer Arbeit verwenden. Benutzen Sie gegebenenfalls den "Exportieren"-Dialog, wenn Sie ein Literaturverwaltungsprogramm verwenden und die Zitat-Angaben selbst formatieren wollen.

xs 0 - 576
sm 576 - 768
md 768 - 992
lg 992 - 1200
xl 1200 - 1366
xxl 1366 -