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Frank Wächters Job bei Puma hat mit Sustainability erst einmal nichts zu tun. Genau das macht den 52-Jährigen als Gesprächspartner so interessant. Wächter ist als Global Director Treasury & Insurance der Banker und Versicherer im Konzern. „Wir Finanzer haben Werkzeuge in der Hand, mit denen wir bestimmten Themen eine höhere Bedeutung geben können, etwa über besonders vorteilhafte Zinssätze." Zum Beispiel Nachhaltigkeit.
Puma hat seit vielen Jahren Nachhaltigkeitsziele definiert, die jüngsten sind in der Agenda „10 for 25" zusammengefasst. Auch die Zulieferer müssen seit Jahrzehnten ein Rating vorweisen. Eigentlich liegt die Idee nahe: „Diejenigen, deren Nachhaltigkeits-Rating überdurchschnittlich ist, sollen davon auch profitieren." 2016 wurde daher ein Programm zur Lieferantenfinanzierung ins Leben gerufen, das diesen Link herstellt: besseres Rating, bessere Finanzierungskonditionen.
So funktioniert es: Der Zulieferer schickt seine Rechnung an Puma. Wenn er vor Ablauf des vereinbarten Zahlungsziels über das Geld verfügen möchte, kann er die Forderung bei einer Partnerbank einlösen. Soweit das klassische Factoring-Modell. Bei Puma aber richtet sich der Zinssatz, den der Zulieferer dafür zahlt, dass er das Geld innerhalb von fünf Tagen bekommt, auch nach seinem Sustainability-Rating. Wer besonders gut ist, bekommt einen Bonus, wer schlechter ist als der Durchschnitt, muss mehr zahlen. „Ein im Hinblick auf Nachhaltigkeit am besten gerateter Zulieferer, der im Jahresdurchschnitt 10 Mio. Dollar über das Programm finanziert, spart gegenüber dem ,lediglich' durchschnittlich gerateten Zulieferer 12% Finanzierungskosten. Das Nachhaltigkeits-Rating zahlt sich also wirklich aus."
Auf Puma-Bilanz und -Ergebnis hat die Höhe dieses Zinssatzes keinen Einfluss. Das ist das Geschäft der beteiligten Finanzinstitute. Pumas Beitrag ist das sehr konsistente Rating seiner Lieferanten, das den Banken einen nachvollziehbaren Link von nachhaltigem Wirtschaften zu den Finanzierungskosten ermöglicht. Das ist in ihrem Sinne. Denn die Banken sind genauso bestrebt, den Faktor Nachhaltigkeit stärker in ihre Konditionen einfließen lassen, brauchen aber dafür einen glaubhaften Nachweis.
Das Programm hat seit 2020 enorm an Fahrt aufgenommen. 2016 wurden rund 100 Mio. Dollar finanziert. „Allein im ersten Halbjahr 2021 hat sich das Volumen auf 322 Mio. Dollar kumuliert. Da ist also mittlerweile ein gewisser Wumms dahinter." Denn: „Vielen Unternehmen wurden in Corona-Zeiten Kreditlinien gestrichen, oder sie sind teurer geworden. Und plötzlich wurde unser Programm für immer mehr unserer Zulieferer attraktiv."
2021 wurde das Programm um den Punkt der Produkthaftung erweitert. Je nachhaltiger Zulieferer arbeiten, desto einfacher ist es für sie nun, eine Produktversicherung zu bekommen, die sie gegen etwaige Haftungsansprüche absichern soll.
Der Nutzen des Finanzierungsprogramms für die Supplier liegt auf der Hand, der für die Umwelt auch. Was hat Puma davon? „Zum einen liegt in der Supply Chain der größte Hebel zum Erreichen unserer Nachhaltigkeitsziele. Dabei brauchen wir unsere Lieferanten. Zum anderen investieren wir auf diese Weise schlicht in unsere eigene Resilienz. Wir brauchen eine wirtschaftlich stabile Zuliefererbasis und wollen unseren Suppliern Wachstum mit uns ermöglichen."
By Mara Javorovic