Jeuk, Stefan : Deutsch als Zweitsprache in der Schule. Grundlagen – Diagnose – Förderung. 5. überarbeitete Auflage. Stuttgart : W. Kohlhammer, 2021 (Lehren und Lernen). – ISBN 978-3-17-039002-7. 173 Seiten, € 25,00.
Jeuks Deutsch als Zweitsprache in der Schule liegt mittlerweile in der fünften überarbeiteten Auflage vor. Besonders die Kapitel 1, 2 und 5 hat der Autor überarbeitet und dabei neue Erkenntnisse aus der Forschung übernommen. Zielgruppe seiner Darstellung sind vorrangig Erzieher*innen und Lehrkräfte, die sensibilisiert und in ihrer Kompetenz gestärkt werden sollen, mehrsprachige Kinder und Jugendliche besser zu unterrichten und nicht mehr als „Problemgruppe" wahrzunehmen (vgl. 9).
Jeuks Überblicksdarstellung gliedert sich in sechs Kapitel und beginnt mit einer Standortortbestimmung des Stellenwerts des Fachs Deutsch als Zweitsprache in Deutschland. Wichtig ist es dem Autor zu betonen, dass Kinder mit einem Migrationshintergrund immer noch durch das deutsche Schulsystem benachteiligt sind. So herrscht an vielen schulischen Einrichtungen das Prinzip der Submersion im Unterricht vor (‚schwimm oder ertrink'), wodurch Kinder mit Migrationshintergrund dazu verpflichtet sind, sich dem Sprachgebrauch der Mehrheit anzupassen (vgl. 51).
Im Vergleich zur vierten Auflage hat der Autor Grafiken aktualisiert und neuere Forschungsergebnisse – wie etwa zur Bildungsbenachteiligung – hinzugefügt und liefert dadurch der/dem Leser*in neuere Zahlen und Forschungsergebnisse im Zusammenhang Deutsch als Zweitsprache im deutschen Bildungssystem. Ein drängendes Problem hat sich im Verlauf der vergangenen rund zehn Jahre nach Erkenntnissen von Studien immer noch nicht lösen lassen. So sind zwar zahlreiche Maßnahmen im Vorschulalter unternommen worden, um den Sprachförderbedarf bei Kindern zu verbessern, aber trotzdem haben immer noch zahlreiche Schulkinder einen erheblichen Sprachförderbedarf, „[...] und auch in der Sekundarstufe sind sprachliche Schwierigkeiten mehrsprachiger Jugendlicher ein drängendes Problem" (
Nach einer Begriffsbestimmung und Einschätzung des Stellenwerts des Fachs Deutsch als Zweitsprache in Deutschland folgt ein Kapitel über Theorien der kindlichen Sprachaneignung und Zweitspracherwerbstheorien. Jeuk beschreibt knapp und prägnant die Entwicklung der Spracherwerbsforschung; dabei hebt er wichtige Erkenntnisse aus der Forschung gesondert in Texteinschüben hervor.
Im dritten Kapitel relativiert Jeuk praktische Ansprüche an die Theorien der Spracherwerbsforschung, sodass Theorien für ihn „kaum die Frage beantworten können, wieso viele mehrsprachige Kinder und Jugendliche Schwierigkeiten in der deutschen Sprache haben" (
Das vierte Kapitel behandelt die Themen Sprachstandserhebung und Leistungsbewertung. Unterschiedliche Verfahren stellt der Autor vor und nennt konkrete Beispiele, wie Lernstandserhebungen durch spezielle Tests vorgenommen werden können. In Kapitel fünf benennt Jeuk einzelne didaktische Modelle, die im Unterricht in Deutsch als Zweitsprache Eingang gefunden haben. Abschließend erwähnt der Autor im sechsten Kapitel Methoden für den Sprachunterricht, die von Lehrkräften eingesetzt werden können (wie z. B. das Arbeiten mit Lehrwerken oder Filmen im Unterricht; Methoden der Grammatikvermittlung). Jeuk betont aber auch die Schwierigkeit der Unterrichtsplanung, sodass für ihn „Rezepte oder klare methodische Entscheidungsgrundlagen zu formulieren [nicht möglich ist], denn Auswahl und Begründung von Unterrichtsmethoden sind von der jeweiligen Lerngruppe und den Kompetenzen der Kinder und Jugendlichen abhängig" (
Jeuk liefert eine gelungene Darstellung ab, die wichtige Fragen herausstreicht und Probleme zum Thema Deutsch als Zweitsprache in der Schule auf rund 160 Seiten behandelt. Dabei nennt er auch zahlreiche Methoden zur praktischen Unterrichtsgestaltung. Im Vergleich zur vorherigen Auflage hat der Autor einzelne Abschnitte überarbeitet und dabei neue Erkenntnisse und Kennzahlen eingefügt sowie wichtige Literatur zum Thema eingearbeitet. Der inhaltliche Aufbau wurde unverändert gelassen. Es zeigt sich im Vergleich zur vierten Auflage, dass die Herausforderungen im Bereich Deutsch als Zweitsprache in der Schule immer noch dieselben sind und sich ein Aufbrechen von generellen Strukturen in der Bildungsbenachteiligung von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund nur langsam und mühsam erreichen lässt. Leser*innen, die einzelnen Fragen oder Themen nachgehen möchten, finden im Anhang ein umfangreiches Literaturverzeichnis.
By Markus Beek
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