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Hjalmar P. Petersen:Føroysk mállæra 1. Kyn, orðmyndan og bending.

Lindqvist, Christer
In: European Journal of Scandinavian Studies, Jg. 52 (2022-10-01), Heft 2, S. 327-333
Online academicJournal

Hjalmar P. Petersen:Føroysk mállæra 1. Kyn, orðmyndan og bending 

Hjalmar P. Petersen : Føroysk mállæra 1. Kyn, orðmyndan og bending. Tórshavn, 3 2020/ 1 2015. Føroysk mállæra 2. Grunddrøg í føroyskari syntaks. Tórshavn, 2020. Føroysk mállæra 3. Ljóðlæra. Tórshavn 2021.

Grammatiken des Färöischen füllen nicht gerade die Regale unserer Bibliotheken. Bis Lockwoods An introduction to modern Faroese[10] erschien, musste man sich mit V. U. Hammershaimbs archaisierender Sproglære aus seiner Færøsk Anthologi ([7]), welche auf einer Fassung aus dem Jahr [6] beruht, und Jacob Dahls ([3]) ebenfalls archaisierender Føroysk mállæra til skúlabrúks zufriedengeben. Im Jahre [14] kamen so Faroese. An Overview and Reference Grammar von Thráinsson et al. und 2009 die Lehrbuchgrammatik zu Faroese: A Language Course for Beginners von Adams/Petersen ([1]) heraus. Dabei ist letzteres Werk ein Meilenstein im Bereich Färöisch als Fremdsprache, auch wegen seines Fokus auf gesprochenes Alltagsfäröisch. Nun folgt mit Føroysk mállæra eine neu konzipierte Grammatik in drei Bänden mit insgesamt über 800 Seiten, welche Phonetik, Flexionsmorphologie, Wortbildung und Syntax abdeckt. Das Werk geht weit über die bisherigen Grammatiken hinaus, enthält viele neue Einsichten und zeigt immer wieder auf, wo Forschungsdesiderate vorliegen. Autor dieser Groß- und Wohltat ist Hjalmar P. Petersen vom Fróðskaparsetur Føroya, der Universität der Färöer. Das Werk ist im Wesentlichen eine deskriptive Darstellung des Gegenwärtsfäröischen, einschließlich vieler Angaben zu geläufigen Formen und Strukturen der mündlichen Alltagssprache. Nur gelegentlich werden sprachhistorische Hintergründe und dialektale Varianten aufgegriffen. Zu den primären Zielgruppen gehören die gymnasiale Oberstufe und vor allem Sprach- und Lehramtsstudierende. Damit hält einiges aus der Sprachwirklichkeit auf dem Schulhof Einzug in den Muttersprachenunterricht. Das wird nicht jedem auf den Färöern gefallen.

Band 1 Kyn, orðmyndan og bending beginnt mit den wichtigsten Genuszuordnungsregeln des färöischen Substantivs, wobei Petersen auf seine Dissertation zu Gender Assignment in Modern Faroese ([11]) zurückgreifen kann, in welcher er aufzeigt, dass Genus im Färöischen weitaus weniger arbiträr ist, als zunächst angenommen.

Sodann folgt ein eigenes Kapitel zu den definiten Formen des Substantivs, womit klar wird, dass Petersen den angehängten Artikel nicht zur Substantivflexion im eigentlichen Sinn zählt. In diesem Zusammenhang weist er auch auf das gelegentliche Auftreten von Leseaussprachen z. B. im Rundfunk hin, wenn bei den Pluralsuffixen -ar, -ir, -ur in Wörtern wie Def.Pl. fuglarnir, gestirnir, køkurnar das vor dem Artikel lautgesetzlich stumme buchstabengerecht /ɹ/ gesprochen wird (was bei bokm./nyn. fuglene/fuglane nicht möglich wäre). Damit ist die weitreichende Frage verbunden, ob sich hier erste Ansätze zu einer mundartenüberlagernden Standardlautung finden, welche nicht nur die historisierende Mundartenüberdachung als Orthographieprinzip in Frage stellen würden, sondern langfristig Rufe nach einer grundsätzlich lautgerechteren Schreibung stärken könnten.

Zu den vielen Vorzügen von Band 1 gehört, dass Petersen auch die Entstehung neuer Paradigmen diskutiert. So hat sich z. B. wegen des stummen Artikels in arbeiði-ð [aɹpaijɪ]-Ø nicht nur eine neue (und somit auch mündlich additiv-segmentale) Form arbeiði- [aɹpaijɪ-j-ɪ] herausgebildet, sondern sich zu ihr eine weitere (normverletzende) Schreibung mit ahistorischem – aber sozusagen synchron „lautgerechtem" – <ð> für den zweiten Hiatusfüller gesellt: arbeiði-ð- [aɹpaijɪ-j-ɪ] (hierzu Zieseler [15]; [16]).

Nach den Ausführungen zum bestimmten Artikel folgt eine umfassende Wortbildungslehre, die viele produktive Muster aufzeigt wie z. B. bitsjutur (denominales Adjektiv zu engl. bitch). Ebenso erfährt man u. a., wie das Kofferwort fär. sjálfi aus sjálvur und engl. selfie entstanden ist.

Den Löwenanteil von Band 1 machen indes die ausführlichen Erläuterungen zur Flexionsmorphologie aus. Dabei zeigt Petersen nicht nur die aus den eingangs erwähnten Grammatiken bekannten Paradigmen auf. Hier wird auch die Flexion von kovboyur, identitetur, hippiari, kompjútari, app, crew, fonem, sushi behandelt – vielfach alltägliche Wörter, zu denen sich aber u. a. das große Standardwerk Føroysk orðabók ([13]) von Poulsen et al. ausschweigt, auch in der regelmäßig aktualisierten und sehr häufig konsultierten Internetversion auf sprotin.fo. Wie bei den Substantiven sind die Darstellungen der anderen Wortklassen ebenfalls umfangreich und enthalten viele neue Erkenntnisse.

Wie in vielen Grammatiken selbst ausgiebiger untersuchter Sprachen kommen auch bei Petersen die Interjektionen etwas zu kurz. Die aufgelisteten Beispiele (denen u. a. auch avv, fanans, gudsdoyð, hygga gamli, nettupp, o, pínadoyð, skál, skít hinzuzufügen wären), laden regelrecht zu phonotaktischen und morphologischen Analysen sowohl syn- als auch diachron ein. Es findet sich sogar mancher syntaktische Zug (etwa in (Gud) náði teg!, tví verði tær!, vei mær!, vei tí manni, sum ..., (ey)eya meg, hygga síggj, nú so, Gud viti, tað var sum fanans, devulin (hann) steiki, for devulin, halt kjaft), der eine Nennung in Band 2 verdient hätte.

Band 2 Grunddrøg í føroyskari syntaks ist von den drei Bänden der umfangreichste. Damit liegt eine systematische Beschreibung der färöischen Syntax vor, die aber auch von Jeffrei Henriksens ([4]) Orðalagslæra profitiert. Zu den vielen wichtigen Neuerungen im Vergleich zu den älteren Grammatiken gehören u. a. Petersens detailreiche Ausführungen zur Kasusverwendung bei den Präpositionen. Ebenso ist das Kapitel zu den Modalverben hervorzuheben. Insbesondere die vielen behandelten Typen von Kasusschwankungen vermitteln den Eindruck von einer Sprache, die zur Zeit eine umfassende Transformation von einem synthetischen zu einem analytischen Sprachbau durchmacht. In diesen Zusammenhang gehört auch der Vergleich erwartbarer Passivierungen wie Teir takkaðu honumHonum varð takkað ‚Ihm wurde gedankt' mit Hon hjálpti honum → *Honum varð hjálpt, aber Hann varð hjálptur. Das erinnert nicht nur an die TV-Spots von Telegate ab 1999 mit Verona Feldbusch („11880 – Da werden Sie geholfen"), sondern auch an die festlandnordischen Sprachen, z. B. schwed. Han blev hjälpt im Vergleich zu obsoleten Formen wie Honom blev hulpet. Hierzu gehören ebenso Topikalisierungen wie Hann doyði ikki av tíTí/Tað doyði hann ikki av oder Spaltsätze wie Tað er ein nýggjur motorur/nýggjan motur, sum skipinum tørvar. Eine solche Vielfalt an systematisch analysierten Belegen hat es – bis auf einige Einzeluntersuchungen – in der färöischen Grammatikschreibung noch nicht gegeben. Dort wo der diachrone Wandel sich als synchrone Variation manifestiert, hätten die Ausführungen von noch mehr Angaben zur Stilistik, gerade auch mit Blick auf die Akzeptanz in der Schriftlichkeit, profitieren können.

Aus der Fülle an Material springt unter vielem anderen auch ins Auge, dass im Färöischen die Unterscheidung ±beseelt zu einem kasusdifferenzierenden Merkmal geworden ist: Hann vaskaði bilinAkk./hundinumDat. (Hunde sind also im Färöischen beseelt). Schon Henriksen ([4], 188) macht auf Belege wie Teir vaskaðu dukkuna/dukkuni aufmerksam, wonach deutlich wird, dass es bei der Kasuswahl (manchmal) auch auf die Weltsicht ankommt, so dass sich bei Verben wie vaska variationslinguistische Fragen stellen.

Erfreulich ausgiebig sind zudem die Ausführungen u. a. zur (generalisierenden) Verwendung des possessiven sa-Klitikons (mammusa bilur, sjómaðurinsa besti vinur). Petersen erinnert daran, dass diese in der Schriftsprache verpönte Form eine Tradition hat, die sich in der Balladensprache belegen lässt.

In einem abschließenden Kapitel fasst Petersen den dänischen Einfluss auf die färöische Syntax zusammen, wobei er sich auf seine Studie The Dynamics of Faroese-Danish Language Contact ([12]) stützen kann. Wie jede andere Sprache in Kontakt hat auch das Färöische entlehnt und ist damit elaborierter geworden. Hier geht es u. a. um Modalpartikeln und Modalverben, aber auch um die morphosyntaktische Ausdifferenzierung verbaler Zukunftsbezeichnungen. So belegen Sätze wie Hon fer/kemur at skriva eina bók eine Opposition mit ererbtem de-andativem fara und aus dem Dänischen entlehntem de-venitivem koma. Hinzu kommen ebenfalls aus dem Dänischen entlehnte Konstruktionen mit vilja (de-volitiv) und skula (de-obligativ). Ebenso findet man in Band 2 erfreulich viele Angaben zu der sonst in vielen skandinavischen Grammatiken vernachlässigten Pseudokoordination (Hon liggur og lesur). Allerdings wird die einschlägige Arbeit von Hesse ([5]) nicht rezipiert, in der u. a. nachgewiesen wird, dass die färöische Pseudokoordination einige wenige Züge hat, die sich nicht im Dänischen finden.

Rektion mit Genitiv findet man vereinzelt in den färöischen Tanzballaden, aber auch als erstarrte Form nach manchen Präpositionen wie in til Havnar. Etwas gewöhnungsbedürftig ist indes die Umbenennung solcher Formen zu hvønnfall2 ‚Akkusativ2'. Petersen argumentiert dafür anhand von Belegen wie ímillum Sumbiarhólms og landið. Allerdings bedeutet dies auch, dass ein und dieselbe Genitivform je nach Verwendung als hvønnfall2 oder – bei konservativ-schriftlichem Stil – als restituierend-produktiver echter Genitiv anzusehen ist. Aus rein deskriptiver Sicht bleibt somit unentscheidbar, ob in einer (freilich nicht sehr geläufigen) PP wie ímillum Grønlands og Íslands ein hvønnfall2 oder ein restituierter Genitiv vorliegt. Da vor allem attributive Genitivformen in den Medien und der modernen Literatur durchaus vorkommen (barnaáranna fyrimynd, í hjørtum manna (Hanus Kamban, [9]), heimsins frægasta tekniska universitet (Jógvan Isaksen, [8])), stellt sich die Frage, wie der Genitiv – die Spannungsfelder zwischen Fossilierung und Restitution einerseits und Mündlichkeit und Schriftlichkeit andererseits berücksichtigend – sich theoretisch und terminologisch gegenstandsgerecht erfassen lässt.

Band 3 Ljóðlæra schließlich ist neben Árnason ([2]) die bislang umfassendste Veröffentlichung zur Aussprache des Färöischen. Hier kommen Konsonanten, Vokale, Betonung, Silbenstruktur und Satzintonation – in freilich sehr unterschiedlicher Ausführlichkeit – zur Sprache. Neben den üblichen phonetischen Grundlagen bietet auch Band 3 ein Füllhorn konzise besprochener Beispiele, welches weit über das hinausgeht, was in der Literatur bisher zugänglich war. Gelegentlich fällt jedoch die eine oder andere Erläuterung etwas unklar aus. Bei bint (← binda) und halt (← halda) liegt trotz des graphemischen Wechsels synchron gesehen keine finale Desonorisierung vor, denn Petersen unterscheidet nicht stimmlose und stimmhafte, sondern prä-, post- und unaspirierte Plosive (auch in Band 1 wird das präteritale Dentalsuffix -di stimmhaft genannt). Im Zusammenhang mit den Plosiven ist positiv zu vermerken, dass sich Petersen für /tɕʰ/ und /tɕ/ (keypa, geva) statt der traditionellen Notation /tʃʰ/ und /tʃ/ entschieden hat, so dass der Unterschied zu /ʃ/ (skera) deutlich wird (Band 1 hat allerdings noch [ʰtʃ, tʃʰ, tʃ]).

Bei der Definition von Diphthongen wäre eine Präzisierung wünschenswert gewesen, denn zumindest aus phonetischer Sicht bestehen diese – anders als es die Notation nahelegt – nicht aus der Abfolge zweier Monophthonge. Vielmehr handelt es sich bei einem phonetischen Diphthong um eine isosyllabische, artikulatorische Bewegung von einer Monophthongposition zu einer anderen. Deswegen ist es auch problematisch, in Wörtern wie navn [aʋ, auː], nøvn [œʋ, œuː] das Zweitglied der Diphthongnotation [uː] analog zu [ʋ] als ein Allophon von /v/ anzusehen. In diesem Zusammenhang hätte man zudem gerne gewusst, ob mit nón/nøvn und ón/ovn (← ovnur) bei den jeweils relevanten dialektalen Realisierungen von ó [œuː, ɔuː] tatsächlich homophone Wortpaare vorliegen oder ob es sich hier um neue Diphthonge handelt.

Etwas unklar sind die Angaben zur Frage, wie Quantität zugrundeliegend erfasst wird. Petersen scheint nicht Árnason ([2], 152) zu folgen, der für eine Längung zugrundeliegender Kürzen in betonter, offener Silbe argumentiert. Stattdessen werden phonetische Längen und Kürzen bei den Konsonanten allophonisch erfasst wie etwa /f/ = /[f], [fː]/. Gleichzeitig aber werden die Phonemangaben der Vokale mit dem Merkmal Länge versehen, wenn es sich um phonetische Langvokale handelt. Zur phonemischen Wertung der Kurzmonophthonge finden sich keine systematischen Angaben. Vor diesem Hintergrund ist die uneinheitliche Notation bei /ai/–/aiː/, /ʉu/–/yuː/ und /eiː/–/ɛi/–/ɛiː/ verwirrend. Wenn auch der Schwerpunkt von Band 3 in der Phonetik liegt, wäre gerade hier mehr phonologische Klarheit hilfreich gewesen.

Viele Ausführungen laden zum Weiterdenken ein. So werden bei den einleitenden Erläuterungen zu Grundbegriffen die beiden Wörter ald [alt] und alt [al̥t] herangezogen, um [l̥] neben [l] als Allophon von /l/ zu begründen. Die Gründe, weshalb [l] und [l̥] nicht stattdessen zwei verschiedenen Phonemen zuzuordnen sind, bleiben indes zunächst unerwähnt und werden erst bei der Behandlung der Laterale genannt. Der Fall ist nicht trivial, denn schließlich handelt es sich ja um ein Minimalpaar, das durch produktiven kombinatorischen Lautwandel entstanden ist (vgl. auch gleða/glaða [eː/e̞ː], søkt/søgd [ʰkt/kt]).

Petersen schlägt [ʂː] als Allophon dem Phonem /s/ zu, obwohl sich (wenn auch wenige) Minimalpaare wie kassi/karsi finden, die ein eigenes Phonem rechtfertigen würden, dem sich auch kurzes, von Petersen nicht berücksichtigtes [ʂ] (norskur) zuordnen ließe. Ohne nähere Begründung zählt Petersen unaspiriertes [k] in der nicht palatalisierten Verbindung sk- zum Phonem /kʰ/, obwohl eine Zuordnung zu /k/ (góður [k] → /k/) auch möglich wäre – die synchrone Phonemanalyse muss ja nicht der historisierenden Schrift folgen.

Zur Betonung im Färöischen liegt überaus wenig Forschung mit nicht immer überzeugenden Analysen vor. Petersen gelingt es jedoch, die wichtigsten Erkenntnisse konzise zusammenzutragen.

Trotz der vielen phonetischen Transkriptionen finden sich in Band 3 nur wenige Tippfehler. So liefert rópt kein Beispiel für [ʰt], sondern für [ʰp]; skera [ʃ] ist kein Beispiel für unaspiriertes [k]; statt stjól wäre stjølur wohl ein besseres Beispiel für [ʃ]; kurzes [ʰk] (leka, vakt) fehlt in der Liste der /kʰ/-Allophone; im Fließtext genanntes [ɹː] fehlt in der Liste der /ɹ/-Allophone (murra); einige Wörter werden mit [r] statt mit [ɹ] transkribiert.

Band 3 schließt mit einigen Überlegungen zur u. a. sonoritätshierarchisch bedingten Silbenstruktur und zur so gut wie unerforschten Intonation. Er enthält wie die beiden ersten Bände ein Sachregister, ein Literaturverzeichnis und ein Verzeichnis mit Definitionen der verwendeten Fachtermini. Es finden sich auch zusammenfassende Lauttabellen am Ende des Bandes, wo jedoch die präaspirierten Plosive fehlen.

Insgesamt legt Petersen mit den drei Bänden ein umfangreiches Werk vor, welches viel vom vorhandenen Wissen zum Färöischen sehr gelungen synthetisiert und oftmals über dieses hinausgeht. Allerdings hätte das Werk vom Verlegerischen her eine bessere und einheitlichere Aufmachung verdient. Band 1 und 3 enthalten einige arg klein gesetzte Tabellen und Band 3 enthält ein paar unscharfe Abbildungen. In meinem Exemplar von Band 2 ist das Druckbild (bis auf S. 381) durchgehend unscharf. Band 3 ist mit Blocksatz gesetzt; die beiden anderen Bände haben Flattersatz. Band 3 leidet optisch aber vor allem darunter, dass für die phonetischen Umschriften zwei sehr unterschiedliche Zeichensätze zum Einsatz gekommen sind, manchmal sogar in ein und demselben Wort. Durch ein sorgfältigeres Lektorat hätten sich zudem einige fehlerhafte Kapitel-, Bild- und Beispielnummern, ein paar ärgerliche Tippfehler und zwei unmotiviert fast leere Seiten in Band 3 vermeiden lassen.

Petersens Werk ist aber dennoch und nicht nur aus linguistischer Sicht, sondern auch in einem weiteren Sinn eine bemerkenswerte Leistung. Mit ihm liegt nämlich der gelungene Entwurf vor, für eine Gesamtdarstellung des Färöischen eine einheitliche und systematische Terminologie zu finden. In der Tradition von Jakob Jakobsen werden neue Bezeichnungen anhand explikativer Glossen eingeführt wie z. B.: „kynstillutanarregla (e. gender assignment rule)", „Sambindingarheildin (SbH) (e. complimentizer phrase)", „gerðarnavnorð/nomen agentis". Beispiele wie „komplementer distributión" und „sonoritetsstigi" zeigen aber auch, dass es Petersen keineswegs darum geht, auf Biegen und Brechen eine puristische Terminologie anhand ererbter Wortstämme zu schaffen. Vielmehr entwickelt er mit einer Mischung aus etablierten Bezeichnungen und verschiedenen Typen von Entlehnungen einen zweckmäßigen Fachwortschatz. Gelegentlich werden sogar etablierte Bezeichnungen ausgetauscht: Syntax heißt nun bei Petersen syntaks und nicht mehr orðalagslæra oder setningafrøði. Auch das wird nicht jedem gefallen.

Bei Fachsprache geht es aber nicht nur um Terminologie, sondern auch darum, einen dem Genre morphologisch, syntaktisch, textgrammatisch und rhetorisch angemessenen Stil zu finden. Das gelingt Petersen vollauf, was sein inhaltlich anregendes Werk auch zu einer angenehmen Lektüre macht. Damit zeigt er exemplarisch und zukunftsweisend auf, wie man eine sprachliche Domäne erfolgreich erobert. So ist auch folgerichtig, dass Petersen für die beiden ersten Bände von Føroysk mállæra im Jahr 2020 mit Mentanarvirðisløn M. A. Jacobsen (Kulturpreis M. A. Jacobsen), dem angesehensten Preis für Literatur in färöischer Sprache, ausgezeichnet wurde.

References 1 Adams, Jonathan/Petersen, Hjalmar P. 2009: Faroese. A Language Course for Beginners. Vol. 1: Grammar, Vol. 2: Textbook. Tórshavn. 2 Árnason, Kristján 2011: The phonology of Icelandic and Faroese. Oxford et al. 3 Dahl, Jacob 1908: Føroysk mállæra til skúlabrúks. Givið út hevur hitt føroyska bókmentafelagið. Keypmannahavn/Kristiania. 4 Henriksen, Jeffrei 2000: Orðalagslæra. Tórshavn. 5 Hesse, Andrea 2009: Zur Grammatikalisierung der Pseudokoordination im Norwegischen und in den anderen skandinavischen Sprachen. Tübingen/Basel. 6 Hammershaimb, V. U. 1854: „Færøisk Sproglære". In: Annaler for Nordisk Oldkyndighed og Historie, 233-316. 7 Hammershaimb, V. U. 1891: Færøsk anthologi. Bd. I. Tekst samt historisk og grammatisk indledning, Bd. II. Ordsamling og register udarbejdede af Jakob Jakobsen (= Samfund til Udgivelse af gammel nordisk Litteratur; XV). København. 8 Isaksen, Jógvan 2020: Paranoia. Nivå. 9 Kamban, Hanus 2010: Gullgentan. Stuttsøgur. Keypmannahavn. Lockwood, W. B. 1955: An introduction to modern Faroese. København. Petersen, Hjalmar P. 2009: Gender Assignment in Modern Faroese. Hamburg. Petersen, Hjalmar P. 2010: The Dynamics of Faroese-Danish Language Contact. Heidelberg. Poulsen, Jóhan Hendrik W. et al. (Hg.) 1998: Føroysk orðabók. Tórshavn. Thráinsson, Höskuldur et al. 2004: Faroese. An Overview and Reference Grammar. Tórshavn. Zieseler, Laura 2017: „Hey nørdar! Investigating Faroese-English Language Contact in Computer-Mediated Communication / Hey nørdar! Føroyskt-enskt málsamband í teldusamskifti". In: Fróðskaparrit 64, 35-66. Zieseler, Laura 2019: On the Integration of Non-Native Nouns in Faroese [unveröff. Dissertation; Universität Greifswald].

By Christer Lindqvist

Reported by Author

Titel:
Hjalmar P. Petersen:Føroysk mállæra 1. Kyn, orðmyndan og bending.
Autor/in / Beteiligte Person: Lindqvist, Christer
Link:
Zeitschrift: European Journal of Scandinavian Studies, Jg. 52 (2022-10-01), Heft 2, S. 327-333
Veröffentlichung: 2022
Medientyp: academicJournal
ISSN: 2191-9399 (print)
DOI: 10.1515/ejss-2022-2016
Schlagwort:
  • INFLECTION (Grammar)
  • SECONDARY school students
  • PHONETICS
  • TERMS & phrases
  • NOUNS
  • Subjects: INFLECTION (Grammar) SECONDARY school students PHONETICS TERMS & phrases NOUNS
Sonstiges:
  • Nachgewiesen in: DACH Information
  • Sprachen: German
  • Language: German
  • Document Type: Article
  • Author Affiliations: 1 = Institut für Fennistik und Skandinavistik, Universität Greifswald, Greifswald, Deutschland

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