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Rückzug ins Private? Zu Folker Reicherts Biographie und Briefausgabe Carl Erdmanns.

Hartmann, Martina
In: Historische Zeitschrift, Jg. 316 (2023-04-01), Heft 2, S. 382-389
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Rückzug ins Private? Zu Folker Reicherts Biographie und Briefausgabe Carl Erdmanns 

Folker Reichert, Fackel in der Finsternis. Der Historiker Carl Erdmann und das „Dritte Reich". Bd. 1: Die Biographie; Bd. 2: Briefe 1933–1945. Darmstadt, wbg Academic 2022. 880 S., 50 Abb. , € 150,–.

Im Jahr 2011 benannte der Historikerverband seinen Nachwuchspreis für Habilitationen nach dem Mediävisten Carl Erdmann (1898–1945) und gab zur Begründung an, dass mit seinem Namen „höchste fachliche Ansprüche, persönliche Integrität und menschlicher Anstand" verbunden seien und er „wie wenige andere Historiker seiner Zeit während des Nationalsozialismus unnachgiebig und ohne Rücksicht auf seine weitere akademische Karriere für die Freiheit und Unabhängigkeit der Geschichtswissenschaft" eingetreten sei; zudem sei seine Habilitationsschrift über die Entstehung des Kreuzzugsgedankens „immer noch das grundlegende Standardwerk zu diesem Thema". So hat eine biographische Würdigung Erdmanns gewissermaßen den Beweis für diese These des Historikerverbands anzutreten, und der Mediävist Folker Reichert, der durch sein Buch über Karl Hampe, die Mitherausgabe von Hampes Kriegstagebuch 1914–1918 ausgewiesen ist, arbeitete über zehn Jahre an den nun publizierten zwei Bänden, die unter der Herausforderung standen, dass Carl Erdmann es im Unterschied zu anderen Historikern, die in den vergangenen Jahrzehnten biographisch gewürdigt wurden, nicht zum Lehrstuhlinhaber gebracht und den zweiten Weltkrieg nicht überlebt hat; ein Nachlass hat sich zudem nicht erhalten.

„Auf welchem Wege unsere Fackel durch das anbrechende Zeitalter der Finsternis hindurchgetragen werden wird, wissen wir nicht; Cassiodors Klosterzelle bleibt uns verborgen", schrieb Erdmann am 1. Januar 1939 an seinen Freund Gerd Tellenbach (1903–1999). Aus diesem Zitat den Titel für die beiden Bände zu nehmen, ist gewagt, denn Erdmann selbst hätte sich sicher nicht als „Fackel in der Finsternis" begriffen, wie es der Titel nun dem Leser suggeriert. Die Wortwahl der „Fackel" entsprach vermutlich eher seiner feinen Ironie, der in einer ‚Zeit der Fackelzüge' lebte.

Reicherts Biographie von Erdmann beginnt sozusagen mit dem Ende, indem sie mit dem großen Einschnitt in seinem Leben, nämlich seiner Einberufung 1944, anfängt und dann seinen Weg von der Ausbildung in der Dolmetscherkompanie in Straßburg bis zu seinem Tod im Mai 1945 bei Zagreb nachzeichnet, da sich aus den Quellen zu diesem Lebensabschnitt noch am ehesten Erdmanns Charakter und seine Eigenarten zeigen lassen. In den nächsten Kapiteln wird dann das Leben der deutschbaltischen Familie Erdmann in Livland und die Übersiedlung nach Deutschland, genauer gesagt nach Blankenburg im Harz, nach dem Tod des Vaters dargestellt, wobei offen bleibt, wie die junge Witwe mit fünf Kindern das stattliche Haus in Blankenburg finanzieren konnte. Die ersten beruflichen Stationen Carl Erdmanns nach seiner Promotion in Würzburg als Hauslehrer in Lissabon und von 1926 bis 1932 als Mitarbeiter am Preußischen Institut in Rom sowie seine Forschungsfelder, allen voran „die Entstehung des Kreuzzugsgedankens", folgen. Breiten Raum nimmt dann zunächst der „Fall Kantorowicz", so Erdmanns Formulierung, ein, denn er hätte an der Universität Frankfurt am Main die Professur vertreten können, nachdem der dortige Ordinarius, der Jude Ernst Kantorowicz, sich hatte beurlauben lassen, obwohl er das Frontkämpferprivileg besaß, d. h. zunächst nicht vom Gesetz zur Herstellung des Berufsbeamtentums betroffen war. Erdmann bestand aber darauf, den Studenten in Frankfurt seine Meinung über den von ihm sehr geschätzten Kollegen und über die Gründe für seine Vertretung mitzuteilen, woraufhin man, wie zu erwarten war, auf seine Vertretung verzichtete und stattdessen den damaligen Gießener Mediävisten Theodor Mayer (1883–1972) um Lehrveranstaltungen bat – ausgerechnet den Mediävisten, der später Erdmanns Chef wurde und sich nicht um eine Verlängerung seiner Unabkömmlichkeitsstellung bemühte. Ausgiebig werden dann Carl Erdmanns „Feinde" an der Berliner Universität behandelt, die zum Scheitern seiner akademischen Ambitionen zusammenarbeiteten, und sein Verhältnis zu Walter Frank (1905–1945) und dem SS-Ahnenerbe. Das „Refugium" MGH und die verschiedenen Präsidenten, unter denen Erdmann arbeitete, bilden gewissermaßen den Abschluss der Biographie sowie Überlegungen zu seinem „Nachleben" und seinem Leben im Dritten Reich.

In seiner Biographie zeichnet Reichert das Bild eines hochbegabten und unermüdlich tätigen Gelehrten, dessen Entfaltungsmöglichkeiten nicht nur eingeschränkt waren durch die politische Situation, sondern auch dadurch, dass er von Stipendien und Honoraraufträgen lebte. Die Tätigkeit als Hauslehrer in Lissabon und besonders die Jahre am Preußischen Institut in Rom hatten ihm gefallen und dort wäre er gerne geblieben, aber der mächtige Direktor Paul Kehr beorderte ihn zurück nach Berlin – möglicherweise der Keim für Erdmanns späteres Zerwürfnis mit Kehr, wobei die Darstellung Kehrs im Buch leider zur Karikatur geraten ist. Schließlich fand Erdmann seine ‚Heimat' bei den MGH, denn das ‚stille' Gelehrtendasein lag ihm deutlich mehr als eine Universitätskarriere, die den Umgang mit Kollegen und Studenten erfordert hätte, da Erdmann sich der Tatsache bewusst war, dass er kein mitreißender Redner war und sich nur im kleinen Kreis begabter Studenten und ihm wohlgesonnener Kollegen entfalten konnte. So klingt in den Briefen, vor allem in denen an seinen Freund Gerd Tellenbach, immer wieder die Erleichterung über die „Liquidation" seiner Venia an („deo gratias"). Insofern greift nach Lektüre seiner Briefe die Behauptung zu kurz, er habe aus Opposition gegen das Regime seine Venia aufs Spiel gesetzt, sondern man kann feststellen, dass seinem Wesen die Verwehrung einer Universitätskarriere sehr entgegenkam: Erdmann war der ‚klassische Typ' des zurückgezogenen und unangepassten Stubengelehrten, der eigentlich nur für seine Wissenschaft leben wollte und auch die Abende und Wochenenden am liebsten im Institut verbrachte, solange dies während des Krieges möglich war. Reichert zitiert auch diejenigen von Erdmanns Freunden und Kollegen, die ihm empfahlen, politisch etwas ‚geschmeidiger' zu agieren, und in der Tat ist Gerd Tellenbach ein prägnantes Beispiel dafür, denn er teilte Erdmanns politische Ansichten durchaus, denn sonst hätte sich kaum der Briefwechsel zwischen beiden ergeben, aber er gelangte trotzdem bereits im „Dritten Reich" auf einen Lehrstuhl, vermutlich auch, weil ihm im Gegensatz zu Erdmann die universitäre Lehre sehr viel bedeutete und er daher ‚geschmeidiger' agierte. Daher vermisst man in der Biographie, die mitunter weit ausholt, um Hintergründe darzustellen, die nicht unbedingt von Belang sind, eine intensivere Auseinandersetzung beispielsweise mit Tellenbach, der, soweit man sehen kann, eigentlich der einzige Freund Erdmanns war. Gerade angesichts der Unterschiede im Lebenslauf wäre dies aufschlussreich gewesen, um Karrieremöglichkeiten und -grenzen im „Dritten Reich" auszuloten. Carl Erdmanns „Feinde" an der Berliner Universität werden sehr ausführlich behandelt, aber Tellenbach, der sich beispielsweise auch mit Vorträgen an den Tagungen des sogenannten „Kriegseinsatzes der Geisteswissenschaften" beteiligte, erhält keine vergleichbare Aufmerksamkeit. Man vermisst außerdem eine Beschäftigung mit dem Editor Carl Erdmann, der im Programm der MGH mit mehreren, immer noch einschlägigen Editionen vertreten ist und zudem in verschiedenen Abteilungen seine große Arbeitsleistung bewies – nicht zuletzt mit der unvollendet gebliebenen, großen Edition der Rechtssammlung „Policarpus", die immerhin 541 Seiten umfasst und über die Internetseite der MGH zugänglich ist. Neben seinen Publikationen und Editionen erledigte „der stille Direktor" Carl Erdmann außerdem, was aus den Briefen deutlich hervorgeht, viele der anfallenden geschäftsführenden Tätigkeiten des Reichsinstituts, die in Kriegszeiten angesichts von Papierknappheit und anderen Einschränkungen zunehmend mühsamer wurden.

Aus der Briefausgabe, die 218 Stücke aus den Jahren 1933 bis 1945 enthält, gewinnt man ein interessantes Charakterbild Erdmanns und kann sich gewissermaßen mit dem von Reichert entwickelten Portrait kritisch auseinandersetzen, denn dessen Sicht auf seinen Helden muss man nicht unbedingt teilen. Leider enthält die Ausgabe keine Briefe aus den Jahren vor der Machtergreifung und keine Briefe an Erdmann, die sicher aufschlussreich gewesen wären: Reichert zählt neben Tellenbach Ernst Kantorowicz (1895–1963) zu Erdmanns wenigen Freunden, was nicht überzeugend ist: zwei Briefe von „Eka" an Erdmann aus dem Jahr 1931 enthalten jedenfalls keinerlei persönliche Äußerungen, sondern nur Fachliches, und manches, was Kantorowicz 1946 über Erdmann schrieb, ist falsch, so dass der Begriff „Freundschaft" zu hoch gegriffen ist. Eine gezieltere Auswahledition hätte Redundanzen vermieden und Raum für eine ausführlichere Kommentierung gelassen, die oft nicht viel mehr als die Identifizierung von Personen ist. Die Briefe geben interessante Einblicke in das schwankende ‚Binnenklima' des Reichsinstituts für ältere deutsche Geschichtskunde: Die Präsidenten und die Mitarbeiter wechselten mehrfach und Carl Erdmann erlebte all das aus nächster Nähe mit und äußerte seine (fachlichen) Einschätzungen über Kollegen und Vorgesetzte gerade in den Briefen an Gerd Tellenbach ziemlich deutlich. So sind die Briefe eine Fundgrube, auch in politischer Hinsicht, weil schon Erdmann versuchte, Fragen zu beantworten, mit der eine noch zu schreibende Geschichte der MGH im Dritten Reich sich wird beschäftigen müssen, beispielsweise die, warum ausgerechnet Edmund Ernst Stengel 1937 zum Präsidenten des Reichsinstituts ernannt wurde. Erdmanns Vermutung, die guten Beziehungen von Stengels Adoptivsohn, dem Rassehygieniker Lothar Stengel-von Rutkowski (1908–1992), zu Heinrich Himmler seien der Grund gewesen, ist interessant und wäre genauer zu untersuchen. Besonders lesenswert sind Erdmanns ‚Soldatenbriefe', denn erstaunlicherweise und ähnlich wie bei dem Theologen und Schriftsteller Jochen Klepper (1903–1942) fügte sich der ‚Stubengelehrte' Erdmann nicht nur in sein Schicksal, er fand sogar Gefallen an diesem Dasein, das ihn bis nach Albanien und Kroatien führte, wo er schließlich tragischerweise im Mai 1945 wohl an Typhus starb.

Erdmanns langjährige Wirkungs- wie Rückzugsstätte, die 1935 von den Nationalsozialisten zum „Reichsinstitut für ältere deutsche Geschichtskunde" beförderten Monumenta Germaniae Historica, waren, und das zeigen seine Briefe immer wieder, für das Regime von Bedeutung für die Instrumentalisierung der mittelalterlichen Geschichte. Dass der Reichsführer SS Heinrich Himmler sofort reagierte, als er erfuhr, dass Erdmann in Quedlinburg gewesen war und Zweifel an den Theorien des Ahnenerbes zum Grab König Heinrichs I. geäußert hatte, illustriert dies. So war die Tätigkeit der Präsidenten und der Mitarbeiter nicht unpolitisch, d. h. die Selbststilisierung mancher Monumentisten nach dem Zweiten Weltkrieg, man habe ‚nur' Mittelalter betrieben und ediert und sich nicht um die Politik gekümmert, kann auch anhand der Erdmann-Briefe widerlegt werden. Ein „Rückzug ins Private", wie Reichert dies auf der ersten Seite seiner Biographie für Erdmann in Anspruch nimmt, war eben nicht möglich, wie seine Briefe immer wieder illustrieren, und sie belegen dabei auch eine gewisse Faszination Erdmanns für Vertreter des Regimes: sein Streitgespräch mit Walter Frank, sein Stolz, „als einziger aus der Historikerzunft" zur Eröffnung des „Reichsinstituts für Geschichte des neuen Deutschland" eingeladen worden zu sein, auch wenn er dieser Einladung nicht folgte; seine Bekanntschaft mit nicht nur einem, sondern zwei Mitarbeitern der „Abteilung für Kriegsgeschichtsschreibung beim OKW", nämlich mit Wilhelm Heinrich Scheidt (1912–1954), dem Adjutanten von Hitlers Beauftragtem Walter Scherff, der 1937/38 auch als Rezensent für das Deutsche Archiv tätig wurde, und dem früheren Mitarbeiter Ottokar Menzel (1912–1945). Reichert vermutet hier irrtümlich Claus Grimm als seinen Gewährsmann und hat Menzel in diesem Zusammenhang übersehen. Dass auch Carl Erdmann nach den üblen ‚Spielregeln' des „Dritten Reiches" zu spielen wusste, zeigt sein „Brandbrief" an die Göttinger Akademie bzw. Karl Brandi von Januar 1937, als er fürchtete, Paul Kehr werde die Materialien des Papsturkundenunternehmens außer Landes bringen und im Vatikan deponieren. Dies löste schließlich eine Beschlagnahmung durch die Gestapo aus. Auch wenn Erdmann sich 1937 nicht selbst an die Gestapo wandte, musste er wissen, was er auslöste, als er den kommissarischen Präsidenten des Reichsinstituts einschaltete und dann Brandi. 1941 gab es dann nochmals eine Denunziation, die Kehr im Unterschied zur ersten Erdmann selbst zuschrieb; dies alles wird von Reichert nur ganz knapp behandelt, da es nicht in das Bild passt, das er von seinem Helden zeichnet, für die Beurteilung von Charakter und politischer Einstellung wäre es aber wichtig gewesen, diese Angelegenheit genau zu untersuchen.

Zum Menschen Carl Erdmann lässt sich wenig sagen, da es in den Briefen nur ganz selten um Privates, sondern fast immer um die Wissenschaft geht. Aus diesem Grund sind die Kapitel spannend, in denen es um die wissenschaftlichen Kontroversen der Zeit geht, so etwa die Auseinandersetzung um das Grab Heinrichs I. in Quedlinburg mit Himmler und dem SS-Ahnenerbe oder die Kontroverse um die Bewertung Karls des Großen. Hier rückte Erdmann in der Tat nicht von seinen wissenschaftlichen Überzeugungen ab, sondern arbeitete unermüdlich daran, wichtige Fachkollegen für eine Publikation zu gewinnen, um sich von der ideologischen Sicht der ‚kämpfenden Wissenschaft' Walter Franks abzuheben.

Reichert stellt in seiner Biographie, was Erdmanns ‚Nachleben' anbelangt, nicht die Frage nach der Instrumentalisierung seiner Person in der Nachkriegszeit, obwohl es dazu eine Vorarbeit gibt, nämlich Joseph Lembergs 2015 erschienenes Buch, in dem er dies herausgearbeitet hat; stattdessen listet Reichert die ‚Rezeption' Erdmanns nach 1945 auf, wobei der letzte Titel in Erdmanns Schriftenverzeichnis zu 2022 etwas merkwürdig wirkt, denn es ist Reicherts Briefausgabe. Neben Baethgen gilt auch für andere Kollegen, die den Krieg überlebt hatten, wie auch sicher für Tellenbach, dass sie das Gefühl hatten, den Kollegen, der noch gegen Ende des Krieges zugrunde gegangen war, überhöhen zu müssen, auch um sich selbst damit ‚Regimeferne' zu attestieren – dies kritisch zu analysieren, wäre Aufgabe der Biographie gewesen, denn auch Carl Erdmann war, ob er das wollte oder nicht, geprägt vom Leben im Dritten Reich und keine „Fackel in der Finsternis", wohl aber ein fleißiger Gelehrter. Es ist das Verdienst von Folker Reichert, in jahrelanger intensiver Beschäftigung mit Erdmann eine große Fülle von Material zusammengetragen zu haben, das den Anstoß gibt, sich weiter mit diesem interessanten Gelehrten zu beschäftigen.

Footnotes 1 Reichert , Fackel in der Finsternis, Bd. 2, 196. 2 Unverständlich ist, warum Reichert den Beitrag von Hedwig Munscheck-von Pölnitz , Der „Liber Vitae Pauli Fridolini Kehr" oder eine neue Quelle zu Paul Fridolin Kehr, in: Arno Mentzel-Reuters/Martina Hartmann/Martin Baumeister (Hrsg.), Das Reichsinstitut für ältere deutsche Geschichtskunde 1935 bis 1945 – ein „Kriegsbeitrag der Geisteswissenschaften"? Beiträge des Symposiums am 28. und 29. November 2019 in Rom. (MGH. Studien zur Geschichte der Mittelalterforschung, Bd. 1.) Wiesbaden 2021, 221–240 nicht zitiert, obwohl er an der Tagung teilgenommen hat und selbst im Band vertreten ist. Das Gleiche gilt für den Beitrag von Franziska Rohloff („Sie haben Ihre Sache in Rom ebenso gut gemacht wie ihr Berliner Antipode schlecht" – Die institutionelle Verfasstheit des Reichsinstituts für ältere deutsche Geschichtskunde auf dem Prüfstand [1940–1942]) über die Auseinandersetzung zwischen Stengel und Kehr über die Leitung des Römische Instituts (ebd. 71–102). 3 Treffend ist manches in dem Portrait, das Gerd Tellenbach , Aus erinnerter Zeitgeschichte. Freiburg i. Br. 1981, 82–94 gezeichnet hat: „Es fehlte Erdmann freilich das Zeittypische mit seiner entschiedenen Abneigung gegen den Konformismus, mit der Lust, gegen den Strom zu schwimmen, mit der Empfindlichkeit gegen jeden falschen Ton", ebd. 94. 4 Reichert bemerkt zu dieser Edition im Briefband lediglich, dass Erdmann „sie nicht zum Abschluss gebracht" habe, s.Reichert , Fackel in der Finsternis, Bd. 2, 29. 5 Beide Briefe liegen in Rom, DHI Archiv R 2 Registratur 1919–1945 Nr. 12 von 1931. Den Brief von Kantorowicz an Lucy von Wangenheim vom 27.5.1946, in dem er auch Unzutreffendes über Erdmann schreibt („Erdmann ist tot, einer der lautersten Menschen, die ich gekannt habe, und der bei weitem beste Mittelhistoriker der Gegenwart; er war zehn Jahre jünger als ich: er hatte damals gegen Frank, den späteren Statthalter von Polen, zu schreiben den Mut gehabt"), hat mir dankenswerterweise Dr. Eckhart Grünewald (Frankfurt) zugänglich gemacht. 6 Carl Erdmann an Gerd Tellenbach am 25. Dezember 1937, in: Reichert , Fackel in der Finsternis, Bd. 2, 174. 7 Ebd. Bd. 1, 258. 8 Ebd. Bd. 2, 77: „Er (= Walter Frank) trat mir mit dem größten Wohlwollen und wirklich vornehmer Anständigkeit gegenüber. Ich meinerseits war schrankenlos offen und ritt eine Attacke nach der anderen gegen den Nationalsozialismus." 9 Ebd. Bd. 2, 107. Ebd. Bd. 2, 263. Scheidts Besprechungen finden sich im DA 2, 1938, 251 u. 287; Briefe und Karten von Scheidt finden sich in München, MGH-Archiv B 572 und B 704/II. Reichert , Fackel in der Finsternis, Bd. 2, 146–149. Ebd. Bd. 1, 279 f. mit Anm. 84, wo Reichert nur aus Kehrs Autobiographie die Bezeichnung „Oberschurke" für Erdmann zitiert, nicht aber Kehrs kompletten Satz, der lautet: „Schreiben an das Ministerium wegen der zweiten Denunziation Erdmanns, des Oberschurken". Ebd. Bd. 2, 107: „Aus ausgezeichneter Quelle erfuhr ich, dass Hitler ‚unseren Charlemagne' seinerzeit in der Hand gehabt [...] ob sich auf diesem Wege die stellenweise auffallenden Berührungen zwischen seiner letzten Nürnberger Rede und einigen Stellen gerade meines Beitrages erklären, kann ich nicht sagen." Wer war diese Quelle? Joseph Lemberg , Der Historiker ohne Eigenschaften. Eine Problemgeschichte des Mediävisten Friedrich Baethgen. Frankfurt am Main/New York 2015; rezensiert u. a. von Letha Böhringer , HZ 305, 2017, 596–598. Reichert , Fackel in der Finsternis, Bd. 2 Anhang, 438.

By Martina Hartmann

Reported by Author

Titel:
Rückzug ins Private? Zu Folker Reicherts Biographie und Briefausgabe Carl Erdmanns.
Autor/in / Beteiligte Person: Hartmann, Martina
Link:
Zeitschrift: Historische Zeitschrift, Jg. 316 (2023-04-01), Heft 2, S. 382-389
Veröffentlichung: 2023
Medientyp: review
ISSN: 0018-2613 (print)
DOI: 10.1515/hzhz-2023-0012
Schlagwort:
  • FACKEL in der Finsternis: Der Historiker Carl Erdmann und das "Dritte Reich": Die Biographie (Book)
  • FACKEL in der Finsternis: Der Historiker Carl Erdmann und das "Dritte Reich": Briefe 1933-1945 (Book)
  • REICHERT, Folker
  • ERDMANN, Carl
  • NONFICTION
Sonstiges:
  • Nachgewiesen in: DACH Information
  • Sprachen: German
  • Language: German
  • Document Type: Book Review
  • Author Affiliations: 1 = Monumenta Germaniae Historica, München,, 80539, Germany.

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