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Weniger Superreiche aus dem Retail- und Modebusiness: Das sind die Top-Milliardäre in der Sunday Rich List.

Diehl-Wobbe, Elsbeth
In: TextilWirtschaft Online, 2023-05-23, S. 1-4
Online serialPeriodical

Business Weniger Superreiche aus dem Retail- und Modebusiness: Das sind die Top-Milliardäre in der Sunday Rich List 

Die geopolitische Entwicklung und das härtere Geschäftsumfeld haben Spuren bei den Superreichen hinterlassen. Die 35. Sunday Times Rich List der vermögendsten Menschen in Großbritannien verzeichnet zum ersten Mal seit der Finanzkrise 2007/08 bei der Anzahl der Milliardäre einen Rückgang. Mit 171 Milliardären sind es in der diesjährigen Reichenliste sechs weniger als im Vorjahr. Das gesamte Vermögen der Milliardäre ist zwar um 4,5% auf 684 Mrd. Pfund (787 Mrd. Euro) gewachsen, angesichts zweistelliger Inflationsraten entspricht das aber einem realen Rückgang. Das Ranking der Reichen ist nicht auf britische Staatsbürger beschränkt. Es umfasst auch Einzelpersonen und Familien, die in anderen Ländern geboren wurden, aber überwiegend in Großbritannien arbeiten und/oder leben.

"Jedes Jahr sind ihre Vermögen gewachsen. Die Frage war nicht, ob der Boom enden würde, sondern wann - und was es für den Rest von uns bedeutet", sagt Robert Watts, Autor der Rich List. "Die Party ist vorbei und es wird Zeit, nüchtern zu werden". Er weist auch darauf hin, dass die Superreichen nicht in einem Vakuum operieren. Vorsichtige Milliardäre und Multimillionäre könnten weniger Unternehmen starten, die Arbeitsplätze schaffen, das wirtschaftliche Wachstum ankurbeln und die öffentlichen Finanzen stärken. Familie Weston gehört zu den Gewinnern In der Rich List 2023 gibt es auch weniger Mode- und Retail-Milliardäre. Als einzige im Club der zehn Reichsten haben sich wie im Vorjahr Guy, George und Alannah Weston mit Familie nicht nur behauptet, sondern sind auch noch aufgestiegen. Nach Schätzungen der Sunday Times ist das Vermögen der Weston-Familie um 1 Mrd. Pfund auf 14,5 Mrd. Pfund gewachsen.

Damit ist die Retail-Dynastie, deren Investments unter anderem Primark sowie Fortnum & Mason einschließen, im Ranking der Superreichen auf Platz sieben vorgerückt. An der Spitze der Top 10 führt die Zeitung, die seit 1989 alljährlich die Liste erstellt, die britisch-indische Industriellen-Dynastie der Brüder Sri und Gopi Hinduja mit einem Vermögen von 35 Mrd. Pfund.

Getrennt haben sich die Westons von der Department Store-Kette Selfridges und dem Grand Hotel in Brighton. Der Abschied von dem Fünf Sterne-Hotel, für den ein israelischer Käufer bis zu 60 Mio. Pfund zahlte, dürfte ein weiterer Hinweis auf den Generationenwechsel innerhalb der Familie Weston sein. Galen Weston, der zusammen mit seiner Frau Hilary das Unternehmen Penneys in Dublin gründete, woraus die Primark-Kette entstand, ist im April 2021 im Alter von 80 Jahren gestorben.

Im Dezember 2021 wurde der Verkauf der Selfridges Gruppe mit insgesamt 18 Department Stores für 4 Mrd. Pfund an die thailändische Central Group und die österreichische Signa Group bekannt. Die Londoner Kaufhaus-Ikone Selfridges war einer der Lieblingsvermögenswerte von Galen Weston, in die er seit deren Übernahme 2003 beträchtliche Summen investiert hatte.

Seine Tochter Alannah (51) war in den zwei Jahren bis zum Verkauf Chairwomen von Selfridges. Sir Guy Weston (62), Neffe des verstorbenen Galen Weston, ist der Chairman von Wittington Investments, in der die Beteiligung der Familie an dem Konglomerat Associated British (ABF) Foods zusammengefasst ist. ABF wiederum ist die Konzernmutter von Primark und Twinings Tea. Sie wird von Guy Westons Bruder George (59) als CEO geführt. Die Food- und Retailing-Geschäfte der Familie Weston umfassen Amerika, Europa, Australien, China und Südafrika. Absturz der Asos-Aktie macht Povlsen nicht ärmer Auf Platz 17 der Rich List folgt Anders Holch Povlsen, Inhaber der dänischen Bestseller Group und Aktionär des britischen Online-Retailers Asos, mit einem geschätzten Vermögen von 8,5 Mrd. Pfund. Das sind 2 Mrd. Pfund mehr als im Vorjahr, als er noch Rang 23 auf der Liste belegte.

Die schlechte Performance des Online-Konzerns Asos, an dem er eine Beteiligung von 25% hält, hat ihn nicht ärmer gemacht. Der Fast Fashion-Onliner, dessen Geschäft während der Pandemie boomte, hat seit Wiederöffnung des stationären Handels Federn gelassen. Die Asos-Aktie ist in den vergangenen zwei Jahren um 90% gefallen. Povlsens Asos-Beteiligung ist laut Times jetzt noch 183 Mio. Pfund wert und hat sich damit über das vergangene Jahr halbiert. Das wurde aber durch das starke Bestseller-Wachstum ausgeglichen. Reicher mit Mode und Film Um 930 Mio. Pfund auf 8,1 Mrd. Pfund ist das Vermögen von François-Henri Pinault und seiner Frau Salma Hayek gewachsen. Die Eigentümer des französischen Luxusmode-Konzerns Kering sind damit auf Platz 21 aufgestiegen. Der Aktienkurs des Mode-Konglomerats Kering, zu dem Luxusmarken wie Saint Laurent und Alexander McQueen ebenso gehören wie Gucci und Balenciaga, hat sich von den Pandemie-Folgen erholt, sodass das Unternehmen nun mit 63,4 Mrd. Pfund bewertet wird.

Die Pinault-Familie hält eine Beteiligung von rund 41,7% an Kering, durch ihr Investmentvehikel Artemis. Die Sunday Times taxiert den Wert der Beteiligung auf 26,4 Mrd. Pfund. Das Londoner Auktionshaus Christie's und das Weingut Chateau Latour steuern wenigstens weitere 5 Mrd. Pfund zu Pinaults Reichtum bei. Da Francois-Henri zwei Geschwister hat, wird ihm in der Rich List ein Viertel des Familien-Vermögens zugerechnet. Das Vermögen seiner Frau, der Schauspielerin Salma Hayek, wird auf rund 100 Mio. Pfund geschätzt. Sportswear-Milliardäre legen zu Gut gelaufen ist es im vergangenen Jahr auch für Stephen Rubin und seine Familie, deren Vermögen um 100 Mio. Pfund auf 6,2 Mrd. Pfund gestiegen ist. Damit belegen sie Platz 28 in der Rich List. Rubin und Familie gehören die Pentland-Brands und sie sind Aktionär bei dem britischen Sportswear-Riesen JD Sports Fashion. Mike Ashleys Vermögen um fast 30% gewachsen Mike Ashley, dem die Frasers Group (vormals Sports Direct International) mehrheitlich gehört und der Hugo Boss-Aktionär ist, hat sich gut durch das Krisenszenario in der Retail-Branche navigiert. Sein Vermögen ist um 845 Mio. Pfund auf 3,84 Mrd. Pfund gewachsen. Damit steht er auf Rang 49 der Reichenliste.

Das Tagesgeschäft der Frasers Group mag nun sein Schwiegersohn Mike Murray als CEO übernommen haben, aber Mike Ashley (58) dürfte noch die Fäden ziehen. Nach wie vor widersetzt er sich den Regeln des Einzelhandels und folgt seinen eigenen. Während der Pandemie und Lockdown-Flauten hat er in neue Retail-Formate investiert und expandiert.

Seine Kontrolle über die Frasers Group, zu der Sports Direct, House of Fraser, Game, Jack Wills, Evans Cycles, Slazenger, Lillywhites und die Luxusmode-Kette Flannels neben weiteren High Street- und Leisure-Brands gehören, hat er ausgebaut. Ashley hält jetzt einen Anteil von 70% an Frasers Group und es gibt Gerüchte, dass er die volle Kontrolle der Gruppe anstrebt.

Frasers beschäftigt 30.350 Mitarbeiter und betreibt rund 1000 Stores. Ashley hat eine ganze Reihe von Labels gerettet und solche aufgekauft, die der Konkurrenz nicht mehr ins Portfolio passten. Im März hat die Gruppe die fast 50 Mio. Pfund schwere Akquisition von 15 Modelabels abgeschlossen, die Konkurrent JD Sports veräußerte.

Dazu gehören Namen wie Brown Bag Clothing, Missy Empire, Rascal Clothing und Pretty Green. Im vergangenen Sommer kaufte Ashley den Online-Retailer Missguided für 20 Mio. Pfund aus der Insolvenz und stieg bei dem Maßschneider Gieves & Hawkes ein.

Der Management-Stil und der Lifestyle des Selfmade-Milliardärs, der für sein wenig zimperliches Auftreten berühmt ist, trägt immer noch die Züge aus vergangenen Tagen der achtziger Jahre. Aber das florierende Geschäft bei Frasers hat den Wert seiner Beteiligung an der Gruppe um 845 Mio. Pfund auf 2,63 Mrd. Pfund hochgetrieben.

Bernard Lewis (97) und Familie wird mit einem Vermögen von 2,69 Mrd. Pfund auf Rang 66 geführt. Damit ist der Reichtum der Lewis-Familie um 1,25 Mrd. Pfund gewachsen. Standbeine des Unternehmens sind die Modemarke und Filialkette River Island sowie Immobilien. Während der Pandemie hat man die Lockdown-Folgen besonders stark zu spüren bekommen und sich von diesem Einbruch erholt. Schwere Zeiten für Fast Fashion-Onliner Mit Gegenwind hat der Fast Fashion-Onlinehandel nach der Sonderkonjunktur während des Lockdown-Booms zu kämpfen. Bei zweistelligem Umsatzrückgang ist die Boohoo Group tief in die Verlustzone geraten. Boohoo-Mitbegründer Mahmud Kamani (58) hat das in der Vorjahres-Liste bereits den Milliardärs-Status gekostet.

Nun ist sein Vermögen um 45 Mio. Pfund auf 675 Mio. Pfund geschrumpft. Damit belegt er Rang 249 der Reichenliste. Hohe Retouren-Raten, Frachtkosten und Lieferkettenprobleme belasteten das Ergebnis. Die Aktien des Fast Fashion-Anbieters sind seit dem Höhepunkt vor drei Jahren eingebrochen.

Kamani ist seit kurzem Director von sieben Firmen, die von seinen Söhnen geführt werden. Dazu zählen verschiedene Immobilien und Fashion Brands sowie die Agentur Four Models Management, die mit Modemarken wie Jack Wills und French Connection zusammengearbeitet hat.

Mahmut Kamanis Bruder, Jalal Kamani, war ebenfalls ins Modegeschäft eingestiegen. Seine Brand I Saw It First wurde offizieller Partner der ITV2 Dating Show Love Island. Als das Business in Schwierigkeiten geriet, wurde I Saw It First im Dezember 2022 von Mike Asleys Frasers Group für 1 Pfund aufgekauft. Das Immobilien-Portfolio der Familie reicht von London, Manchester, Bombay und Dubai bis nach New York.

Spekuliert wird, dass der fallende Aktienkurs den Kamalis die Möglichkeit bietet, zusammen mit einer Private Equity-Firma die anderen Aktionäre auszukaufen und Boohoo von der Börse zu nehmen. Davon würden sie sich größere Kontrolle über das Unternehmen versprechen, heißt es. In der Sportswear-Nische zum Multimillionär Dass sich mit Innovationen und Ideen in Nischen Geld verdienen lässt, beweist Ben Francis. Der Gründer der Sportswear-Gruppe Gymshark wird in der Rich List der unter 35-Jährigen geführt und nimmt dort mit einem Vermögen von 900 Mio. Pfund Platz 11 ein.

Zunächst als Online Only-Retailer gestartet, hat Francis im vergangenen Herbst seinen ersten Flagship-Store an der Londoner Regent Street eröffnet. Nach dem Einstieg des US-amerikanischen Investors General Atlantic stieg der Firmenwert von Gymshark auf 1 Mrd. Dollar. Der Deal bewertete den 71%-Anteil von Ben Francis mit 700 Mio. Pfund.

Seither hat sich der Umsatz verdoppelt. Inzwischen werden mehr als 900 Mitarbeiter beschäftigt, und Niederlassungen gibt es in Denver, Hongkong, auf Mauritius und in London, sowie einen großen Campus in den Midlands. Die Brand wird mit 1,5 Mrd. Pfund bewertet, sodass die Sunday Times Francis Anteil auf 1,05 Mrd. Pfund taxiert.

By Elsbeth Diehl-Wobbe

Titel:
Weniger Superreiche aus dem Retail- und Modebusiness: Das sind die Top-Milliardäre in der Sunday Rich List.
Autor/in / Beteiligte Person: Diehl-Wobbe, Elsbeth
Zeitschrift: TextilWirtschaft Online, 2023-05-23, S. 1-4
Veröffentlichung: 2023
Medientyp: serialPeriodical
Schlagwort:
  • BILLIONAIRES
  • FAST fashion
  • FASHION merchandising
  • FINANCIAL crises
  • PRIMARK Corp.
  • VALUE investing (Finance)
  • COVID-19 pandemic
  • LUXURY
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  • UNITED Kingdom
  • Subjects: BILLIONAIRES FAST fashion FASHION merchandising FINANCIAL crises PRIMARK Corp. VALUE investing (Finance) COVID-19 pandemic LUXURY INTERNET stores
Sonstiges:
  • Nachgewiesen in: DACH Information
  • Sprachen: German
  • Alternate Title: Fewer super-rich from the retail and fashion business: These are the top billionaires in the Sunday Rich List.
  • Language: German
  • Document Type: Article
  • Geographic Terms: UNITED Kingdom
  • Full Text Word Count: 1594

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