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Richard North / Erin Goeres / Alison Finlay (Eds.), Anglo-Danish Empire. A Companion to the Reign of King Cnut the Great. (The Northern Medieval World.) Berlin/Boston, De Gruyter 2022.

Waßenhoven, Dominik
In: Historische Zeitschrift, Jg. 316 (2023-06-01), Heft 3, S. 715-717
Online review

Richard North / Erin Goeres / Alison Finlay (Eds.), Anglo-Danish Empire. A Companion to the Reign of King Cnut the Great. (The Northern Medieval World.) Berlin/Boston, De Gruyter 2022 

Richard North, Anglo-Danish Empire. A Companion to the Reign of King Cnut the Great. The Northern Medieval World. 2022 Walter de Gruyter GmbH Berlin/Boston, 978-1-5015-1981-9, € 139,95

Zum 1000. Jahrestag der dänischen Eroberung Englands fand 2016 in London und Winchester eine Tagung statt, aus der der vorliegende Sammelband hervorgegangen ist, der sich als Handbuch („Companion") zur Herrschaft Knuts des Großen verstanden wissen will. Er enthält insgesamt 22 Beiträge von durchgehend hoher wissenschaftlicher Qualität, die an dieser Stelle leider nicht alle gewürdigt werden können. Stattdessen sollen im Folgenden einige Themen sowie Stärken und Schwächen des Bandes vorgestellt werden.

Nach einer allgemeinen Einleitung von zweien der drei Herausgeber*innen sind die Beiträge drei Oberthemen zugeordnet, die in etwa gleichviel Raum einnehmen: Eroberung, Königtum und Imperium. Der interdisziplinäre Ansatz, der historische, philologische und archäologische Arbeiten zusammenbringt, ist über diese drei Hauptabschnitte etwas ungleich verteilt: Im Teil zur Eroberung findet sich ein archäologischer Schwerpunkt, für die Königsherrschaft dagegen ein literaturwissenschaftlicher. Manche der Beiträge sind allerdings selbst bereits interdisziplinär.

Insgesamt wird dem skandinavischen Teil des „Imperiums" von Knut, der König von England (ab 1016), Dänemark (ab 1019) und Norwegen (ab 1028) war, breiter Raum gegeben, besonders im dritten Teil. Dabei werden auch Skaldendichtung und Sagaliteratur gewinnbringend als Quellen fruchtbar gemacht. Der Begriff „Empire" wird allerdings nicht diskutiert, die Frage, ob Knut imperiale Ansprüche erhob, wird nur von Barbara Crawford angesprochen, die im Zusammenhang mit der Verbreitung des Clemens-Kultes unter anderem darauf verweist, dass die Verehrung des päpstlichen Heiligen eine Verbindung zum Papsttum herstellte und sich damit gut in Knuts imperiale Politik eingefügt habe. Leider wird auch das Kompositum „Anglo-Danish" aus dem Titel nicht weiter thematisiert. Die Herausgeber*innen weisen lediglich kurz darauf hin, dass dieser Begriff verwendet wird, um Skandinavier in England im frühen 11. Jahrhundert zu bezeichnen (S. XXII).

In der Einleitung werden mehrere Fragen aufgeworfen („opening questions"): Überwog bei der dänischen Eroberung der Wandel oder die Kontinuität? Welche Bedeutung hatten Winchester und London für Knuts Herrschaft in England? Wieviel Planung oder Improvisation steckte hinter Etablierung und Wahrung des Nordseeimperiums? Und welche Nachwirkungen hatte Knuts Herrschaft im späteren 11. Jahrhundert in London, England und Skandinavien? Diese Fragen scheinen eher ein Kondensat aus den Beiträgen zu sein als Leitfragen, die den Autor*innen als Richtschnur dienten, denn sie werden nirgends explizit adressiert. Leider fehlt dem Band auch eine Zusammenfassung, mit der einzelne Erkenntnisse gebündelt und aufeinander bezogen werden.

Der Band eignet sich nicht zum Einstieg ins Thema oder als Überblick über die Zeit Knuts des Großen, ist also kein Handbuch im klassischen Sinn. In der Einleitung wird lediglich ein kurzer Abriss von Knuts Eroberung und Herrschaft gegeben (S. 2–7), in Simon Keynes' Beitrag werden die Grundzüge der Herrschaft von Æthelred II. (978–1016) anhand von Karten nachgezeichnet, wobei der Schwerpunkt auf den Wikingereinfällen liegt. Es finden sich aber viele interessante, weiterführende Ergebnisse – ein Beispiel sei herausgegriffen: Caitlin Ellis legt überzeugend dar, dass die Rebellion von Sven Gabelbart (dem Vater von Knut) gegen seinen eigenen Vater Harald Blauzahn keinen paganen Hintergrund hatte und Knut demnach Christ in der dritten Generation war. Dieses Ergebnis stützt Laura Amalasunta Gazzoli aus einem anderen Blickwinkel. Hier wird eine Stärke des Bandes deutlich: Immer wieder wird explizit auf solche Querverbindungen hingewiesen, auch dort, wo die Interpretationen sich widersprechen (Gazzoli und Jakub Morawiec, S. 409–411 u. 419–424). Der Austauch der Beiträger*innen führt dazu, dass die Erkenntnisse oft gut aufeinander bezogen sind. Leider ist es den Leser*innen selbst überlassen, daraus ein Fazit für den gesamten Band zu ziehen.

By Dominik Waßenhoven

Reported by Author

Titel:
Richard North / Erin Goeres / Alison Finlay (Eds.), Anglo-Danish Empire. A Companion to the Reign of King Cnut the Great. (The Northern Medieval World.) Berlin/Boston, De Gruyter 2022.
Autor/in / Beteiligte Person: Waßenhoven, Dominik
Link:
Zeitschrift: Historische Zeitschrift, Jg. 316 (2023-06-01), Heft 3, S. 715-717
Veröffentlichung: 2023
Medientyp: review
ISSN: 0018-2613 (print)
DOI: 10.1515/hzhz-2023-1151
Schlagwort:
  • ANGLO-Danish Empire: A Companion to the Reign of King Cnut the Great (Book)
  • NORTH, Richard
  • GOERES, Erin Michelle
  • IMPERIALISM
  • NONFICTION
  • Subjects: ANGLO-Danish Empire: A Companion to the Reign of King Cnut the Great (Book) NORTH, Richard GOERES, Erin Michelle IMPERIALISM NONFICTION
Sonstiges:
  • Nachgewiesen in: DACH Information
  • Sprachen: German
  • Language: German
  • Document Type: Book Review
  • Author Affiliations: 1 = Universität zu Köln, Historisches Institut, Mittelalterliche Geschichte, Köln,, 50923, Germany.
  • Full Text Word Count: 609

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