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KATZENSPRUNG.

Oberschmidt, Jürgen
In: Musik und Bildung, 2023-04-01, Heft 2, S. 30-35
Online serialPeriodical

THEMA KATZENSPRUNG  Ein Butler zwischen Regelvollzug und Improvisation

Für das Fernsehen ist die Wiederholung evident: Vom Frühstücksfernsehen bis hin zum Nachtjournal wird versucht, sich den Alltagsritualen des Publikums anzunähern. Manchmal erleben wir hier eine Disziplinierung des Alltags durch das Fernsehen, auch wenn es inzwischen Mediatheken gibt, um dem zu entrinnen. Die Zeit im Fernsehen verläuft zirkulär, einzelne Sendeformate und ihre Wiederholungen erleben wir als Ritual.

Es gibt wohl nur wenige Filmsequenzen, die sich so im Gedächtnis einer Nation befinden wie jene der Abendtafel anlässlich des 90. Geburtstags der ehrwürdigen Miss Sophie, die als Grande Dame ihre engsten Freunde zu diesem Ereignis eingeladen hat: Sir Toby, Admiral von Schneider, Mr. Pommeroy und Mister Winterbottom. Und da all die weltgewandten Herren bereits seit einigen Jahrzehnten verstorben sind, ist es der Butler James, der für ihre Gäste einspringt und die Tafel zu einem Dinner for One[1] macht. Mehr muss über den Inhalt eines Films, den alle kennen, nicht erzählt werden. Mit dem Siegeszug durch die dritten Programme wurde dieser Sketch zur meistwiederholten Sendung des deutschen Fernsehens und sicherte sich daher den verdienten Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde, bis heute erleben wir ihn als Wiederholungsschleife in allen dritten Programmen beim Raclette-Fest zum Altjahresabend. Es stellt sich auch eine gewisse Routine ein, wenn man dieses Stück immer wieder im Rahmen der Jahresendrituale betrachtet und sich beim Zappen durch die dritten Programme so manches Mal dabei fragt, warum dieser Einakter heute immer noch komisch wirkt.

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► HB 3: Georg Friedrich Händel: Menuett I, aus: Feuerwerksmusik

www.musikundbildung.de

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Deutlich wird in dieser Bewirtungsszene, dass auch eine kurze Wegstrecke zwischen Buffet und Abendtafel ganz unterschiedlich beschritten werden kann, der Terminus Running Gag darf hier einmal wörtlich genommen werden: Elfmal stolpert Butler James über den Tigerkopf und begibt sich in eine komplexe Gemengelage aus Wiederholung und regelvollziehender Routine, dabei handelt er unter dem Gebot, den kürzesten Weg zu nehmen. Er geht um mit Variantenbildungen, mit Widerständen, die sich ihm in den Weg stellen. Dies führt zu ausschweifenden Modulationen des Handelns, gerade wenn bei steigendem Alkoholspiegel die eingespielten Handlungsabläufe immer wieder durchkreuzt werden. So kommt es zu Störungen im festgelegten Ablauf, die dafür sorgen, dass ein Geschehen aus den Fugen, aus dem Takt gerät. Den Höhepunkt bildet ein angeheiterter, willensstarker, aber auch triumphaler Katzensprung über den Tigerkopf hinweg: Beckenschlag mit anschließender Generalpause! Die majestätische Großkatze scheint endgültig besiegt. Schließlich verkörpert der Tiger eine der höchsten Evolutionsstufen der Natur, ohne dass hier noch an historische Werbefilme von Esso-Extra erinnert werden muss. Über seinen Tod hinaus wird hier nun ein von Großwildjägern erlegter Tiger zum eigentlichen Protagonisten der Handlung in dieser Opera seria. In den heiteren Buffo-Formaten des Kasperletheaters übernimmt meist ein aktiveres Krokodil diese Rolle.

Es sind, das sollte in dieser Kurzbeschreibung anklingen, eben auch musikalische Kategorien, mit denen hier gespielt wird: Der Umgang mit Erwartungen, die erfüllt oder eben durchkreuzt werden, die Berechenbarkeit und Vorhersehbarkeit von Abläufen, die sich aus dem narrativen Setting einer Komposition absehen lassen. Es gibt aber auch so manche Störungen und überraschende Pointen, die wir vorhersehen, weil wir einfach wissen, dass sie eintreten werden, weil wir den Sketch nach unzähligen Silvesterwiederholungen so in unserem inneren Besitz wissen wie die 5. Sinfonie von Beethoven: Das Eintreten des zweiten Themas wird vorausgehört, vor dem Erklingen des Ta-tata-taaas haben wir die triumphale Fanfare des Schlusssatzes bereits im Ohr. Auch das Humoristische im Dinner for One lebt davon, dass wir die Pointen schon kennen.

Beschäftigen wir uns im Musikunterricht mit einer Sonate oder Sinfonie, ist es oft schwer, das unverhoffte Herauszögern oder plötzliche Einfallen einer Reprise als einen solchen Tigersprung zu erleben, weil Abweichungen von der Norm nicht nachvollzogen werden können, wenn diese als solche nicht internalisiert worden sind. Im Rahmen dieses Beitrags soll nun gezeigt werden, wie das Dinner for One uns solch grundlegende kompositorische Grundprinzipien offenlegt: Es lässt uns in ganz elementarer und nachvollziehbarer Weise narrative Gestaltungsprinzipien erleben, die sich auch auf musikalische Prozesse beziehen lassen.

Kult(ur)vergnügen zum Jahreswechsel

Die Präsenz eines Butlers fügt sich zunächst einmal gut in einen kunstwerkorientierten Musikunterricht: Dass solch ein Dienstbotenwesen hier bedient wird, zeugt von einer gewissen Anhänglichkeit an vergangene Zeiten. Hier erleben wir ein letztes Eintreten für die repräsentative Vornehmheit und Noblesse unserer Hochkultur, die sich außerhalb eines Musiksaals, im Leben, für das wir in der Schule lernen, bereits im Niedergang befindet. Aufgabe eines Dienstboten ist es eigentlich, unsichtbar zu bleiben, nicht in Erscheinung zu treten. Das ist im Übrigen auch das Rollenverständnis eines modernen Lernbegleiters, um nicht zum Störfaktor strebsamer Geschäftigkeit zu werden, auch wenn der Lernbegleiter (in den allermeisten Fällen) seinen Dienst natürlich nicht an der Flasche verrichtet und es ein historisch zu nennender Einzelfall war, wo ein honoriger Studienrat im Chemieunterricht zur Verkostung des sonst nur für den Eigenbedarf bestimmten Heidelbeerweins aufgerufen hatte.

Auf der anderen Seite rekurriert das Gebaren der betagten - aber durchaus noch lebenslustigen - Miss Sophie auf erstarrte Verhaltensschemata, die sich über Jahrzehnte gefestigt haben:,,The same procedure as every year", so lässt sich auch so manch eine Komposition beschreiben, ganz gleich, ob es sich hier um die Dienstregularien eines Menuetts oder um eine sich in Klischees ergießende Liebesbekundung eines Singer-Songwriters handelt. Manche Mucker:innen möchten auch die jährlichen Wiederholungen des Weihnachtsoratoriums unter dieses Motto fassen.

Motivisch thematische Arbeit mit Butler James

Aufgabe eines Butlers ist es eigentlich, bestimmte Aufgaben im gesellschaftlichen Bereich zu erfüllen und als Funktionsträger dabei selbst nicht in Erscheinung zu treten. Hans Heinrich Eggebrecht (1973) bezeichnet Tafelmusik, Tanzmusik, Arbeitsmusik als funktionale Musik und grenzt diese von der autonomen Musik ab, die nicht an äußere Zwecke gebunden ist. Auch wenn wir heute Auszüge aus Telemanns Tafelmusik gerne im Konzert hören, so dürfen wir nicht vergessen, dass es sich hier um Butler-Musik handelt, um Musik, die das Tafeln untermalt, festlich ausgestaltet, aber die höfische Zeremonie dabei nicht stören darf. Dass die männlichen Orchestermusiker die Bühne heute noch mit dem Frack besteigen, liegt daran, dass sie sich selbst in den Dienst der Kunst stellen: Der Frack,,sorgt für ein einheitliches Bild, bei dem keine Äußerlichkeiten vom musikalischen Geschehen ablenken sollen und das lässt das Individuum zurücktreten gegenüber dem großen Ganzen, dem Klangkörper, zu dem achtzig oder hundert Musiker verschmelzen" (Drost 2020).

Wie sein musizierendes Pendant bewegt sich auch ein Butler in seinem Möglichkeitsraum zwischen vorgeschriebenen Handlungen und autonomen Aktionen, zwischen Wiederholung und Veränderung; wobei in dem hier vorgehaltenen Sketch die Veränderungen immer aus Störungen resultieren, die den Butler dazu zwingen, vom Urtext der Handlung abzuweichen. Aus dieser ihm gebotenen Anonymität tritt der Butler nur heraus, weil er die ihm auferlegten Rollenwechsel zwischen Butler und Gast zu vollziehen hat, in der Musikwissenschaft wird so ein Rollenwechsel auch Charaktervariation genannt.

Ein Vergleich mit der in der Figur des Butlers personifizierten motivisch-thematischen Arbeit bietet sich hier an: Veränderungen sind erst als solche erkennbar, wenn sie als Gegenstück zur Wiederholung zu werten sind. Musik scheint geradezu davon zu leben, dass sie nicht den kürzesten Weg von der Abendtafel zum Buffet beschreitet und damit im hier nun wörtlichen Sinne zur Routine wird. Und wenn dies hier nun behauptet wird, ist zugleich einzuwenden, dass es ganz bestimmte musikalische Praxen sind, die sich solch motivisch-thematische Arbeit zum Kriterium erkoren haben. Wir reden hier nicht über die Kompositionen Debussys, nicht über Musik, die uns auf ausgedehnten Wanderungen in Trance versetzen möchte - und wir reden auch nicht über Dienstbotenmusik, die wie eine ständig im Haushalt wohnende angestellte Hilfskraft ihre Arbeiten in der Haus- und Landwirtschaft verrichtet.

Dinner for One im Unterricht

Für den Musikunterricht werden hier nun zwei Projektideen vorgeschlagen, die für sich stehen können, sich aber auch in etwas modifizierter Form zusammenfügen lassen. Die erste (AB 1) befasst sich mit allgemeinen Gestaltungsprinzipien und einer offenen Auseinandersetzung mit ihnen, in der zweiten (AB 2) geht es um eine thematische Verdichtung: Betrachtet werden Musik und Text unter dem Begriff der ‚Störung'.

Diesen Projekten liegt die musikpädagogische Idee zu Grunde, dass sich Musikunterricht nicht damit begnügen darf, mit eilig herbeigerufenen Lebensweltbegriffen zu operieren: In einer falsch verstandenen Topos-Didaktik ging es allzu oft um die Lebenswelterscheinung selbst, die Musik erschien beliebig austauschbar und blieb als Appendix einer Lebenswelt wenig durchdrungen, wenn Musik den Topos garniert: Wenn etwa das Thema Liebe mit einem Musical-Ausschnitt, einer Mozart-Arie und dem verpflichtenden Schubert-Lied verhandelt wurde, verkam der Musikunterricht zum angewandten Deutschunterricht. Auf der anderen Seite sollte hier auch keine wissenschaftliche Formanalyse betrieben werden, die Musik hinsichtlich ihrer zugänglichen Parameter vermisst und dabei ihren eigentlichen Wesenskern vermisst:,,Er, der Musikunterricht, schlägt sich einseitig und bar jeder Begründung auf die sog. Formal-Analyse mit dem Ziel, kompositorische Details zu untersuchen, Strukturen festzustellen, Formen zu benennen, Kompositionsmodelle zu trüffeln und mit Namensschildchen zu versehen" (Schmidt-Banse 2022, S. 48).

Als Alternative für solch eine Wesensschau und,,Ausweitung zur Orientierung des Musikunterrichts an lebensweltlichen Topoi" schlägt Christoph Richter die Auseinandersetzung mit,,allgemeinen Prinzipien der Gestaltung" (Richter 2012, S. 59) vor, die einerseits an den Erfahrungskontext der Lernenden anknüpfen, die sich aber andererseits als,,Schlüssel für das Verstehen" auch direkt an Grundfragen der Formgestaltung anlehnen: Stören, Überraschen, Wiederholung, Veränderung. An Regeln halten, Regeln verletzen, sind solche Gestaltungsprinzipien, die er benennt - und die sich zunächst einmal am Dinner for One erleben lassen:,,Sie haben darüber hinaus gleichermaßen Geltung für die Malerei, die Bildhauerei, die Architektur, die Literatur, für verschiedene Arten der Kommunikation - kurz: für alle [Hervorh. J. O.] Weisen der Gestaltung von Leben" (ebd., S. 59f.), Zeremonien zur Feier eines 90. Geburtstags sind hier also ausdrücklich eingeschlossen. Die Wege zu musikalischen Entsprechungen können sich daraus natürlich frei entfalten, um an die im Unterricht eingeschlagenen Wege anzuknüpfen oder an das bereits Geplante anzuklopfen. Natürlich ist es klar, dass man in das oberste Regalfach anmutiger Orchesterkultur greifen muss, um auf einen musikalisch so grazil ausgeführten Katzenspung zu stoßen, wie er hier vom Butler ausgeführt wird. So etwas finden wir wohl nur in Haydns Sinfonie mit dem Paukenschlag, über dessen Entstehungsgeschichte die Zeitgenossen Unterschiedliches berichten und es offen bleiben muss, ob nun wirklich der Gott des Schlafs besiegt werden oder ob der urplötzliche Donner einfach nur Neues hervorbringen sollte, um sich als Darbietungsmusik von den Butlerklängen der umgebenden Kleinmeister abzugrenzen (Schmitz & Ure 2016, S. 631). Stolperfallen finden wir hingegen in jedem artgerecht gehaltenen Scherzo.

Im hier vorgeschlagenen Unterricht soll ein offenes Feld von musikalischen Gestaltungsprinzipien angeboten werden, das zunächst als,,Schlüssel und Begleiter" (Richter) für das Verstehen und den Umgang mit dem Sketch Dinner for One befragt wird und auf diesen bezogen werden soll: Von den Lernenden können hier einzelne Gestaltungsprinzipien ausgewählt werden, die sich besonders eignen, um einzelne Leitmotive, den Umgang mit Überraschungen, erfüllten und/oder enttäuschten Erwartungen herauszuarbeiten. Erst in einem zweiten Schritt gilt es dann, sich kompositorisch mit diesen auseinanderzusetzen: Dies geschieht entweder an ausgewählten Filmsequenzen entlang und damit im Zeitfluss der Handlungssequenzen oder frei schwebend, wobei einzelne Handlungselemente, wie etwa das Stolpern über den Tigerkopf, durchaus als Auslöser oder Inspirationsquelle herangezogen werden können. In einem nächsten Schritt können sich die Lernenden dann selbst auf die Suche begeben, wie die einzelnen Gestaltungsprinzipien in verschiedene Musiken einwirken: Wiederholung, Kontrast, Traditionen benutzen, übersteigen, aushebeln, überraschen usw. Ob diese Auseinandersetzungen ausschließlich an Vorerfahrungen aus dem Unterricht anknüpfen mögen, eigene Erfahrungen eingebracht oder neue gemacht werden sollen, dürfte auch davon abhängen, auf welche eingewohnten Arbeitsweisen zwischen Regelvollzug und Improvisation im Unterricht selbst zurückgegriffen werden kann.

Das zweite Materialangebot (AB 2 + HB 3) möchte dazu anregen, sich mit einem Gestaltungsprinzip etwas detaillierter auseinanderzusetzen. Vorgeschlagen wird hier der Begriff,,Störung". Was unter einer Störung verstanden wird, ist jedem Bahnfahrer geläufig. Als,,Betriebsstörung" bezeichnet man unerwartet eintretende Ereignisse, die auf geplante Geschäftsprozesse einwirken und den vorhergesehenen Arbeitsablauf einschränken. Die Komik im Sketch Dinner vor One entsteht durch solche Störungen. Ähnlich wie bei der Deutschen Bahn sind diese Störungen jedoch keineswegs unerwartet, sondern durchaus vorhersehbar - nur gestalten sich die Absonderlichkeiten transparenter, weil hier Einblicke in die Betriebsabläufe gewährt werden. Außerdem - und vielleicht gerade deshalb - lassen sich die Fremdeinflüsse auch leichter mit Humor nehmen. Über ein Abendessen ohne solche Störungen lässt sich nicht lachen.

Wie Störungen in eine Menuett-Komposition einwirken, lässt sich an der Geschichte des dritten Sinfoniesatzes leicht nachvollziehen. Dass der Gestus eines Menuetts hier dem eines servierenden Butlers entspricht und die Geschichte vom Menuett zum Scherzo auch mit eigenen Darbietungen unter simuliertem [!] Alkoholeinfluss szenisch ausgestaltet werden kann, braucht hier nicht vorgeschlagen zu werden, auf diese Idee werden die Lernenden selbst kommen. Anleitungen zum Menuett-Tanz sind auf den gängigen Videoportalen[2] genauso zugänglich wie Sinfoniesätze mit bereits eingepflegten Notentexten. Eigene Gestaltungsarbeiten, die auf eine hier vorgeschlagene Menuett-Komposition reagieren und sie in eine Menuett-Scherzo-Collage verwandeln, sind in der ersten Projektphase (AB 1) bereits vorbereitet. Wenn dann die Auswertungsgespräche noch in einen soziologischen Kontext gestellt werden, der Übergang von funktionaler Musik im Rahmen höfischer Zeremonien in ein bürgerliches Konzertleben diskutiert wird, lässt sich auch hinterfragen, warum das Bürgertum sich ausgerechnet den manieriertesten Tanz der Barockzeit in der Sinfonie zu eigen machen wollte. In der Milieubeschreibung Dinner for One, wo sich eine verblichene Zeit den Status des Erhabenen bewahren möchte, finden wir eine mögliche Antwort.

Musik beruht auf allgemeinen Gestaltungsprinzipien

Wer sich mit Formen beschäftigt, sich auf die Suche nach einem stimmigen Design macht, der richtet sich nach Gestaltungsprinzipien, egal ob er nun Kleider, Möbel, Häuser oder Musik designt. Der Musikpädagoge Christoph Richter schlägt allgemeine Gestaltungsprinzipien vor, die sich nicht an überlieferten Formmodellen orientieren, sondern das grundlegende Prinzip der Formung betrachten, das dann auch über die Musik hinaus diskutiert werden kann:

Öffnen - Schließen

Anfang - Schluss

Wiederholung - Veränderung

Reihung

Verbinden - Voneinander absetzen

Kontrast

Erweiterung

Verlängern - Verkürzen

Stören

Überraschen

Verdichten - Ausdünnen

Auflösen - Anreichern

Monolog - Dialog

Szenisches

Bewegung - Stillstand

Dramatik

Erwartungen erfüllen

Erwartungen enttäuschen

Traditionen benutzen - Traditionen aufheben, übersteigen

an Regeln halten - Regeln verletzen

Neue Regeln konstituieren

hell - dunkel

monochrom - polychrom

eng - weit

Fließen - Stehen - Springen

Ruhe - Unruhe

Um sich musikalisch-kompositorisch mit dem Sketch,,Dinner for One" auseinanderzusetzen, können Sie

  • den Sketch betrachten und ihn hinsichtlich der hier angebotenen Gestaltungsprinzipien analysieren,
  • ausgewählte Szenen vertonen und/oder sich von den Filmszenen lösen und eigene Gestaltungsideen umsetzen,
  • die eigenen Kompositionen in Bewegung transformieren und,,in Szene" setzen,
  • die einzelnen Kompositionsbausteine zu einer schlüssigen Großform zusammenfügen (lateinisch: componere = zusammenstellen).
Ein Menuett mit Störungen im Betriebsablauf

In höfischen Kreisen war das,,Menuett" bis ins späte 18. Jahrhundert hinein ein beliebter Gesellschaftstanz. In stilisierter Form verselbständigte sich das Menuett und wurde zu einem wichtigen Bestandteil der Instrumentalmusik. Der traditionelle Tanzsatz wurde von der Sonate, der Sinfonie und anderen Formen der sogenannten Wiener Klassik übernommen. Die funktionale Tanzmusik wurde zur Darbietungsmusik. Aus der Musik zum Tanz wurde so eine Musik zum Zuhören. Um den Konzertbesucher ganz in den Bann zu ziehen, wurde mit seinen Erwartungen gespielt: es galt Regeln zu durchkreuzen, zu überschreiten. So entwickelte sich aus dem Menuett das Scherzo (italienisch:,,Scherz, Spaß").

Um sich anhand dieses Menuett-Satzes unter der Leitidee,,Störung" auseinanderzusetzen, können Sie

  • die zentralen Merkmale eines Menuetts zusammentragen,
  • das Menuett nachspielen und mit,,Störungen" versehen,
  • eine,,gestörte" Klang-Kollage mit einzelnen Motivbausteinen anfertigen,
  • verschiedene Menuette und Scherzo-Sätze recherchieren und hinsichtlich ihrer Stilisierungen untersuchen,
  • das Menuett in seiner Originalgestalt in eine,,Dinner-for-One"-Szene ohne Störungen inszenieren,
  • die,,gestörten" Klangkollagen in Bewegung transformieren.
ANMERKUNG 1 Dinner for One: https://www.ardmediathek.de/video/dinner-for-one/dinner-for-one-dasoriginal/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLm5kci5kZS80NDM3XzIwMjAtMTItMzEtMTUtNTA 2 Tanzschritte Händel Menuett: https://www.youtube.com/watch?v=fL8U8la72A8

PHOTO (COLOR): Fernsehlegenden: Sondermarke aus dem Jahr 2018

PHOTO (COLOR): Der Tiger (hier lebend dargestellt) verkörpert eine der höchsten Evolutionsstufen der Natur.

PHOTO (COLOR): Während des Zweiten Weltkriegs gab es in Großbritanien noch etwa 30.000 Butler. Inzwischen haben Spülmaschinen und sprachbasierte Clouddienste wie Alexa ihre Aufgaben übernommen.

PHOTO (COLOR): Christoph Richter (2012): Musik verstehen. Vom möglichen Nutzen der philosophischen Hermeneutik für den Umgang mit Musik. Augsburg: Wißner, S. 60.

PHOTO (BLACK & WHITE): Dinner for One: https://www.ardmediathek.de/video/dinner-for-one/dinner-for-one-das-original/das-erste/ Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLm5kci5kZS80NDM3XzIwMjAtMTItMzEtMTUtNTA

PHOTO (BLACK & WHITE): Georg Friedrich Händel: Menuet I aus der Feuerwerksmusik

PHOTO (BLACK & WHITE)

PHOTO (BLACK & WHITE)

LITERATUR Drost, Mascha (2020): Endlich mal erklärt. Warum tragen Orchestermusiker schwarz [https://www.deutschlandfunk.de/endlich-mal-erklaert-warum-tragen-orchestermusiker-schwarz-100.html, letzter Zugriff: 13.02.2023]. Eggebrecht, Hans Heinrich (1973): Funktionale Musik. In: Archiv für Musikwissenschaft (30), S. 1-25. Richter, Christoph (2012): Musik verstehen. Vom möglichen Nutzen der philosophischen Hermeneutik für den Umgang mit Musik. Augsburg: Wißner. Schmidt-Banse, Hans Christian (2022): Zehn Gründe, warum mich aktueller Musikunterricht bekümmert. In: Diskussion Musikpädagogik (96), S. 48-52. Schmitz, Rainer & Ure, Benno (2016): Tasten, Töne und Tumulte. Alles, was Sie über Musik nicht wissen. München: Siedler.

By Jürgen Oberschmidt

Titel:
KATZENSPRUNG.
Autor/in / Beteiligte Person: Oberschmidt, Jürgen
Zeitschrift: Musik und Bildung, 2023-04-01, Heft 2, S. 30-35
Veröffentlichung: 2023
Medientyp: serialPeriodical
ISSN: 0027-4747 (print)
Sonstiges:
  • Nachgewiesen in: DACH Information
  • Sprachen: German
  • Language: German
  • Document Type: Article
  • Full Text Word Count: 2727

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