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LADEN UND SNACKEN: Auch Hotels und Restaurants investieren in Ladeinfrastruktur, denn sie bieten den Raum dafür – und den Rahmen für eine angenehme Ladezeit.

Jochen, Zimmer
In: Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung, 2023-11-11, S. 28-31
Online serialPeriodical

LADEN UND SNACKEN: Auch Hotels und Restaurants investieren in Ladeinfrastruktur, denn sie bieten den Raum dafür – und den Rahmen für eine angenehme Ladezeit 

Es werden immer mehr. Autos mit Elektroantrieb sind auf deutschen Straßen zwar noch in der Minderheit – aber auf dem Vormarsch. Von Januar bis September 2023 war fast jede zweite der insgesamt rund 2,1 Millionen Neuzulassungen ein E-Fahrzeug, rein batteriebetriebene Fahrzeuge (BEV) machten ein Fünftel aller Neuzulassungen aus.

Um so wichtiger wird es, dass mit dem Hochfahren der E-Mobilität das Ladepunktenetz wächst. Dabei gewinnen Hotels und Restaurants an Bedeutung, denn sie haben meist den Parkraum zur Installation von Ladesäulen und bieten gleichzeitig die Aufenthaltsqualität, die sich viele E-Fahrer während des länger als beim herkömmlichen Tanken dauernden Ladevorgangs wünschen.

Der Aufbau von Ladeinfrastruktur im Gastgewerbe nimmt zu

Hotels haben im Vergleich zur Gastronomie dabei noch einen Startvorteil, denn dank der längeren Aufenthaltsdauer über Nacht lassen sich die Ladevorgänge flexibler und entspannter handhaben. Vor diesem Hintergrund wundert es nicht, dass laut einer Anfang 2023 veröffentlichten Dehoga-Umfrage unter 1500 Mitgliedsbetrieben in der Hotellerie knapp 44 Prozent bereits eine Lademöglichkeit für E-Autos anbieten, während es in der Gastronomie knapp 9 Prozent sind. Jeder Dritte der befragten Betriebe plant binnen eines Jahres den Auf- beziehungsweise Ausbau der Ladepunkte.

Andererseits kommen insbesondere Businesshotels auch immer stärker unter Zugzwang, Ladeinfrastruktur vorzuhalten, denn größere Unternehmen setzen diese inzwischen vielfach als Voraussetzung für die Aufnahme in die Liste der Partnerhotels voraus, wie auch Hakan Ardic konstatiert.

Der Vice President Commercial Sales & Marketing des E-Mobility-Start-ups Wirelane, das zu den Unternehmen zählt, die sich auf Fullservice-Angebote von Ladeinfrastruktur für Hotels spezialisiert haben, berichtet von stark wachsender Nachfrage – sowohl von Hotelketten wie etwa Motel One und Living Hotels, die bereits zu den Kunden zählen, als auch von Individualhotels.

Wirelane fokussiert sich inzwischen auf Fullservice-Pakete für Hotels, von der Prüfung der technischen Voraussetzungen, über die Installation der Ladesäulen bis zu Handling und Abrechnung der Ladevorgänge – und geht dabei in Vorleistung: „Der Hotelier, dem die Immobilie vielfach nicht gehört, muss kein Geld in die Hand nehmen und schließt mit uns einen Vertrag über in der Regel zehn Jahre", erläutert Ardic.

Die Investitionskosten für vier Ladepunkte ohne Außenarbeiten schätzt Ardic auf etwa 25.000 Euro. Wirelane refinanziere sich über die Ladeentgelte der Nutzer, die sich an den ortsüblichen Tarifen orientierten, und die so genannte THG-Quote (siehe Kasten Seite 31).

Zu den Hotels, die auf die Dienstleistung von Wirelane zurückgreifen, zählen auch Häuser der Best-Western-Hotelkooperation. Anke Cimbal, Kommunikationschefin der BWH Hotels Central Europe in Eschborn, konstatiert ein starkes Interesse der unabhängig geführten Partnerhotels und schätzt, dass inzwischen fast die Hälfte davon über Ladepunkte verfügen dürfte.

Einige Hoteliers aus dem Best-Western-Kreis zählen dabei zu den Pionieren, die ihre Häuser aus Überzeugung schon lange an Nachhaltigkeitskriterien ausrichten, beispielsweise das Hotel Victoria in Freiburg oder die Villa Stokkum in Hanau.

Viele Hoteliers gehen aus nachhaltiger Überzeugung voran

Das familiengeführte 4-Sterne-Hotel Villa Stokkum hat sein bereits seit etwa einer Dekade bestehendes Angebot von fünf 22-KW-Ladesäulen um acht Supercharger mit bis zu 250 KW Ladeleistung für Teslas und andere E-Autos erweitert, acht weitere folgen. Ganz bewusst sollen damit nicht nur Hotelgäste, sondern E-Auto-Fahrer auf der Durchreise zum Hoitel gelockt werden.

„Wir kombinieren sehr schnelles Laden mit allen Annehmlichkeiten eines Hotels. E-Autofahrer können alle Services vor Ort nutzen", erläutert Hoteldirektor Achim Hunzinger. So bietet das Hotel für den Ladestopp nicht nur den Aufenthalt in der BEEbar oder auf der Terrasse, sondern auch eine eigens kreierte Snackkarte „BEE charged" oder die Restaurantkarte am Abend. „Beim Laden steht Gästen unsere Rezeption 24 Stunden zur Verfügung, es gibt kleine Speisen vom Frühstück bis zu Abendsnacks, Gäste können unsere Sanitärräume mit Baby-Wickeltisch nutzen oder auch Hygieneartikel oder andere Kleinigkeiten erwerben – eben alles, was sie während ihrer Ladepause brauchen."

Während das Gros der Hotels mit Ladeangebot sich auf die Übernachtungsgäste fokussiert, für die 22 KW-Standardleistung genügen, spielt der Zeitfaktor für Restaurants mit entsprechendem Service schon eine entscheidendere Rolle. Denn die meisten E-Auto-Fahrer, die sich mittels einer der zahlreichen Routenplanungs-Apps zu einem Ladepark mit gastronomischem Anschluss navigieren lassen, schätzen zwar ein angenehmeres Ambiente, als es die üblichen Autobahnraststätten bieten, wollen in der Regel aber doch ihre Fahrt rasch fortsetzen.

Snack-Charging wird für Quick-Service-Restaurants interessant

Deshalb sind Quick-Service-Restaurants mit benachbarten Schnellladesäulen vielfach erste Wahl. Kein Wunder, dass (nicht nur) die führenden Burger-Ketten McDonald's und Burger King an ihren Standorten den Ausbau von Schnellladesäulen mit Partnern forcieren. So kooperiert Burger King beispielsweise seit 2019 unter anderem mit ENBW. McDonald's hat sich 2020 das ambitionierte Ziel gesetzt, bis 2025 über 1000 Schnellladepunkte an seinen Standorten zu bieten. Im August 2022 wurde die 250. Ladesäule in Kooperation mit EWE Go in Delmenhorst eröffnet.

Doch dieses so genannte Snack-Charging ist nicht nur für die großen Foodservice-Player interessant. Autobauer wie Tesla, Audi und Porsche bieten an einigen eigenen Charging Hubs ebenfalls Aufenthaltsräume mit Snack- und Getränkeautomaten. Auch ambitionierte kleinere Foodservice-Anbieter setzen bei der Kombination von Laden und Snacken Maßstäbe. Beispielsweise der Hildener Biobäcker Schüren, der in der Region rund 20 Filialen führt – und seit 2020 in der Nähe des Hildener Autobahn-Kreuzes einen Ladepark mit angeschlossener Gastronomie betreibt.

Seed & Greet setzt Nachhaltigkeits- und Qualitäts-Maßstäbe

Unter dem Label Seed & Greet entsteht dort ein ganz auch Nachhaltigkeit ausgerichteter Komplex, der über ein Energiekonzept mit Wärmerückgewinnung und Solardächern verfügt sowie ein vierstöckiges Vertical-Farming-Gewächshaus vorsieht. Lucas Mertin, Geschäftsführer des Ladeparks, leidet zwar unter Verzögerungen beim Bauprozess, kann aber bereits jetzt mit 40 Superchargern von Tesla, 22 Schnellladestationen des niederländischen Betreibers Fastned und 40 AC-Ladestationen aufwarten. Die chinesische E-Auto-Marke Nio bietet eine Akkuwechselstation.

Mertin legt wie Inhaber Roland Schüren auch beim gastronomischen Angebot Wert auf Qualität und bietet im 150 qm großen Bistro am Ladepark regionale Bio-Produkte an, darunter verschiedene Frühstücksvarianten. „Wir stellen fest, dass die Gäste während des Ladens mehr Zeit mitbringen als an üblichen Raststätten, dennoch kommt es auch bei uns auf schnelle Verfügbarkeit des Essens an. Deshalb sind Pizzen wegen der längeren Zubereitungszeit bereits eine Herausforderung", sagt Mertin.

Zu den Kunden zählen lagebedingt viele holländische E-Auto-Fahrer, die den Ladepark beim Transit via App angezeigt bekommen. Spezielle Werbung macht Seed & Greet nicht, das Qualitätsangebot spreche sich herum, so dass die Abfahrt von der Autobahn bewusst in Kauf genommen werde.

Ein weiterer Anbieter, der – mit völlig anderem Konzept – auf Nachhaltigkeit setzt, ist bk-World. Das bayerische Unternehmen hat modulartige Qubes entwickelt, die transportabel und kombinierbar sind, und über Sanitäranlagen, eine Lounge, Büroecken und einen Kinderspielbereich sowie eine PV-Anlage verfügen. Damit können Ladeparks unkompliziert mit Aufenthaltsqualität bereichert werden. Das gastronomische Angebot beschränkt sich jedoch auf ein automatisiertes Shopsystem für kalte Speisen und Getränke. Ein Pizzaautomat backt in vier Minuten eine Pizza auf. Das Unternehmen plant binnen fünf Jahren die Eröffnung von 300 Standorten, bislang sind es jedoch erst drei in Füssen, Endsee und Schierling.

Jochen Zimmer

"WIR KOMBINIEREN SEHR SCHNELLES LADEN MIT ALLEN ANNEHMLICHKEITEN EINES HOTELS." ACHIM HUNZINGER DIREKTOR BEST WESTERN PREMIER HOTEL VILLA STOKKUM

"PIZZEN SIND BEI LADEPAUSEN WEGEN DER LÄNGEREN ZUBEREITUNGSZEIT BEREITS EINE HERAUSFORDERUNG." LUCAS MERTIN GESCHÄFTSFÜHRER LADEPARK HILDEN

PHOTO (COLOR): Aufenthaltsqualität: Premiumhersteller wie hier Tesla bieten an Ladeparks Lounges mit Getränke- und Snack-Automaten. © IMAGO/Bernd Feil/M.i.S. Standardservice: Hotelgäste erwarten zunehmend eine Lademöglichkeit für Elektroautos. © IMAGO/Georg Ulrich Dostmann Pioniergeist: Direktor Achim Hunzinger forciert im Best Western Premier Hotel Villa Stokkum die E-Ladeinfrastruktur – auch für externe Gäste. © Best Western Snack-Charging: Der Biobäcker Schüren baut am Hildener Kreuz das Projekt Seed & Greet aus – mit Schnellladesäulen und qualitativem Snackangebot. © Seed & Greet Wegweiser: Apps wie Charge Holidays führen zum Ladeziel. © ChargeHolidays

1 Förderung von Ladesäulenbau

Für den Aufbau von Ladeinfrastruktur gibt es Fördermaßnahmen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene, die zum Teil bereits wieder ausgelaufen sind und insgesamt sehr unübersichtlich. In dem neu aufgelegten Programm „Öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge in Deutschland" stellt das BMDV von Sommer 2021 bis Ende 2025 insgesamt nochmals 500 Millionen Euro zur Verfügung. Interessant ist auch die THG-Quote. Sie verpflichtet z.B. Mineralölkonzerne, ihre CO2 -Emmissionen zu reduzieren – auch mittels THG-Quoten-Handel. Betreiber öffentlicher Ladestationen können so 15 Cent für jede geladene kWh gutgeschrieben bekommen.

By Zimmer Jochen

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Titel:
LADEN UND SNACKEN: Auch Hotels und Restaurants investieren in Ladeinfrastruktur, denn sie bieten den Raum dafür – und den Rahmen für eine angenehme Ladezeit.
Autor/in / Beteiligte Person: Jochen, Zimmer
Zeitschrift: Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung, 2023-11-11, S. 28-31
Veröffentlichung: 2023
Medientyp: serialPeriodical
ISSN: 1863-8996 (print)
Schlagwort:
  • CARBON dioxide mitigation
  • INFRASTRUCTURE (Economics)
  • ELECTRIC charge
  • BURGER King Corp.
  • ELECTRIC automobiles
  • GREENHOUSE gases
  • HOTEL chains
  • Subjects: CARBON dioxide mitigation INFRASTRUCTURE (Economics) ELECTRIC charge BURGER King Corp. ELECTRIC automobiles GREENHOUSE gases HOTEL chains
Sonstiges:
  • Nachgewiesen in: DACH Information
  • Sprachen: German
  • Language: German
  • Document Type: Article

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