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Flotten flotter laden.

SOLLER, GREGOR
In: Vision Mobility, 2024, Heft 1, S. 62-65
Online serialPeriodical

Flotten flotter laden 

Viel Neues bei der Ladeinfrastruktur: Nachdem die eichrechtskonforme Hardware weitgehend steht, geht es jetzt um noch einfachere Installation, Inbetriebnahme und Abrechnungsmodelle.

Der Schock saß tief: Mit dem Ende der Förderungen von Ladeinfrastruktur kollabierte der Markt der privaten Ladelösungen regelrecht und forderte seinen Tribut: ABL wurde von Wallbox übernommen, viele Hersteller senkten die Preise und fokussierten noch stärker gewerbliche, öffentliche oder halböffentliche Lösungen -- wenngleich das Tal der Tränen durchschritten zu sein scheint. So oder so sind die Tage der simplen Boxen gezählt -- die Ladelösung der Zukunft ist smart, langlebig und im Idealfall einfachst zu installieren und in Betrieb zu nehmen. Immer mehr Hersteller trennen die Installationsplatte von der Box, die dann erst bei Bedarf "aufgehängt" wird. Womit man Grundinstallation und die Inbetriebnahme der Ladelösung zeitlich separiert hat -- attraktiv vor allem für Neubau-Gebäudekomplexe, wo nicht alle ein E-Auto haben.

Das AqueductNeo kann künftig jeder installieren

Am weitesten aus dem Fenster lehnt sich hier sicher ChargeX mit dem AqueductNeo, das im "Plug Yourself"-Verfahren in Betrieb genommen werden kann. Es soll von jedem installiert werden können und benötigt keine gesonderte Inbetriebnahme. Bedingung dafür sind Sicherheitsfeatures wie Fehlerstromerkennung (AC und DC), automatisierte Sicherheitschecks und innovative "Unmount Detection" (Totschalter), um die nötigen Rahmenbedingungen dafür zu schaffen. Der Installations-Guide per App nimmt den Nutzer an die Hand und dokumentiert die einzelnen Arbeitsschritte. Laien können dann Installation und Inbetriebnahme mit Unterstützung der ChargeX Remote Technology durchführen. Aber auch hardwaretechnisch entwickelte man weiter: Ein neues LED Interface soll die Nutzung noch intuitiver, klarer und individualisierbar machen.

EVBox erweitert seine Lösungen für (halb-)öffentliches Laden derweil um die neue Wallbox Liviqo, die unter die Business Line geschoben wird. Sie bietet bis zu 22 kW und baut mit 6,5 Kilogramm Gewicht gegenüber der bisherigen Business Line deutlich leichter, bietet eine professionelle Nutzeroberfläche mit LCD-Screen, LED-Ring, Buzzer, Licht-und Berührungssensor, ist MID-zertifiziert und kann auf eine Clustergröße von bis zu 100 Anschlüssen ausgebaut werden.

Neues aus den nordischen Nationen

Die Professionalisierung sieht man auch bei Charge Amps, wo man die "Dawn" mit einem MID-zertifizierten Zähler gemäß der Richtlinie 2004/22/EG über Messgeräte (MID) ausgestattet hat. Einen Schritt weiter geht hier die Charge Amps Aura. Auch sie ist OCPP-kompatibel und kann mit dem bevorzugten Cloud-Dienst verbunden werden und zwei Fahrzeuge gleichzeitig mit bis zu 22 kW laden. Netter Funfact: Gestaltet wurde sie vom schwedischen Industriedesigner Joachim Nordwall, dem ehemaligen leitenden Designer von Koenigsegg, und produziert wird sie aus nachhaltig recyceltem Alu.

Stoffkreislauf: Bei Charge Amps

Ebenfalls aus Skandinavien kommt Zaptec, auch wenn man teils im mittelfränkischen Gunzenhausen produziert: Neu ist die "Pro", sie ist perfekt für das Laden in Mehrparteien-Immobilien oder auf Unternehmensparkplätzen. Sie lädt mit bis zu 22 kW und soll ab Anfang 2024 eichrechtskonform sein. Auch die Pro ist als smarte skalierbare Lösung konzipiert und bringt den patentierten Phasenausgleich mit. Das Solar-Laden im Heimbereich soll die Phasen-umschaltung bei der Zaptec Go optimieren, indem der Phasenumschalter, je nach Leistung der PV-Anlage, automatisch zwischen ein-und dreiphasigem Laden hin-und herswitcht. Das maximiert die Eigennutzung des selbstproduzierten PV-Stroms besonders bei wetterbedingt geringerer PV-Leistung.

ABL hat nach der Übernahme durch Wallbox (siehe Kasten) seine eM4 am Start: Auch sie können Elektrofachkräfte in weniger als zehn Minuten montieren. Spannend sind hier immer wieder Details wie zum Beispiel die verschiedenen Möglichkeiten der Kabeldurchführung: Die Stromleitung kann von oben, unten oder hinten zugeführt werden.

Fest montierte (Spiral-)Kabel erleichtern die Nutzung enorm

Viel Feinarbeit im Detail steckt auch in der Technagon P40 mit zwei 22-kW-Ladepunk-ten. Der Clou bei allen Technagon-Produk-ten ist definitiv das eichrechtskonforme Lademodul als separate Komponente. Sollte sie irgendwann getauscht werden müssen, kann sie als komplettes Bauteil gewechselt werden. Der Kunde respektive Installateur erhält ein neues, bereits eichrechtlich geprüftes Modul zugeschickt, sodass vor Ort lediglich der Aus-und Einbau durchzuführen ist. Dabei legt man laut Marke tin gleiterin Sandra Kampf großen Wert darauf, dass die verbaute Technologie "absolut zukunftssicher" ist: "Durch die 100-prozentige in house Entwicklung haben unsere Ingenieure stets den vollen Zugriff auf Hardware und Software. So können wir auch auf künftige Anforderungen oder Gesetzesänderungen flexibel reagieren und unseren Kunden Investitionssicherheit bieten." Optional liefert Technagon die P40 auch mit einem fest montierten Spiralkabel, was den Ladenden das Hantieren mit ihrem eigenen Kabel erspart. Natürlich kann man auch die Ladeinfrastruktur von Technagon im Nach gan g erweitern, dynamisches Lastmanagement inklusive. Dazu kommt auch hier die Anbindung an ein EnergieManagement-System, um sie so mit Batteriespeicher und PV-Anlage zu vernetzen.

Für Dienstwagenfahrer hat Technagon auch eine hochwertige Home-Lösung: die eichrech ts-konforme Wallbox W30 mit einem 22-kW-Ladepunkt. Der extrem hochwertige Technagon-Baukasten verspricht Langlebigkeit und Updatefähigkeit. Ein weiteres heißes Eisen im öffentlichen und halböffentlichen Raum ist das Payment: Bei Technagon ermöglicht ein zentrales Bezahlterminal das Bezahlen mit Kreditkarte, Girocard, RFID-und Flottenkarten sowie Apple und Google Pay. Zudem können verschiedene Nutzergruppen angelegt werden. Anhand dieser kann die Abrechnung transparent und automatisiert erfolgen.

Juice: Einfach installieren und abrechnen

Auch Juice legte beim Flottenladen nach: Als Weltneuheit präsentieren die Schweizer eine zuverlässige Zählerund Abrechnungslösung, die gänzlich ohne Installation auskommt und damit das zentrale Problem elektrifizierter Fahrzeugflotten auf einen Schlag löst. Die Flottenmanager profitieren von einer automatischen Abrechnung und auf Wunsch übernimmt Juice auch die Spesenauszahlung an die Fahrerinnen und Fahrer. Die Juice-Lösung funktioniert in allen Infrastruktur-Szenarien, ohne Installation, ohne Rückbaukosten. Gründer und CEO Christoph Erni erklärt, wie: "Anstatt Ladekarten für öffentliches DC-Laden, das zu längeren Wartezeiten, höheren Kosten und schnellerer Akkualterung führen kann, erhalten Mitarbeitende den Juice Booster 3 air, eine ultrakompakte mobile Wallbox mit integriertem Stromzähler und die zugehörige ,j+pilot'-App." Und sind damit lade-und abrechnungsbereit!

Juice: Einfach installieren und abrechnen

Auch Mennekes erweitert sein Portfolio 2024 um die neue Doppelwallbox Amtron Professional TWincharge, die neue Kreditkarten-Bezahlmöglichkeit HecPay und den Charge Point Manager, eine Software zur Verwaltung von Ladeinfrastruktur. Die Twincharge ist mit der Standard -- Amtron und der Säule Amedio kompatibel. Alle lassen sich modular zusammenstellen, erweitern und mit verschiedenen Bezahlmöglichkeiten kombinieren. Auch sie bietet eine intelligente Vernetzung per OCPP 1.6, Lastmanagement, Plug-and-Charge-Funktionalität, Eichrechtskonformität und professionelle Abrechnung.

Interessant: Mennekes trennt jetzt ebenso die Installation per Anschlussbox. Damit kann man mehrere Ladepunkte in einem Zug vorinstallieren, ohne das ganze Gerät installieren zu müssen, was größere Installationen und zeitlich entkoppelte Vorab-Ins-tallationen ermöglicht. Alle wichtigen Schutzeinrichtungen wie FI/LS oder optional der Überspannungsschutz sind bereits im Gerät integriert. Praktisch: Per Standfuß kann man aus zwei Amtron Professional Twincharge ein Ladepunktquartett machen. Geliefert wird ab Ende des ersten Quartals 2024. Ab dann ergänzt zudem eine neue Bezahlmöglichkeit die Professional-Produktfamilie. Dirk Burghaus, Leiter Produktmanagement, erklärt uns dazu: "Das separat aufstellbare Bezahlterminal HecPay der Firma Hectronic ist mit allen Produkten der Professional-Serie kompatibel. Das Terminal eignet sich für das kontaktlose Zahlen von Ladevorgängen mit allen gängigen Debit-oder Kreditkarten und -- ein großer Vorteil -- ermöglicht im öffentlichen Bereich schon heute das, was in den neuen europäischen Anforderungen aus der Verordnung über den Aufbau der Infrastruktur für alternative Kraftstoffe (AFIR) zum Ad-hoc-Zahlen an öffentlich zugänglichen Ladepunkten gefordert ist und ab dem 13. April 2024 umgesetzt werden muss." HecPay wurde speziell für die E-Mobilität entwickelt. Praktisch: Bestehende Ladeinfrastruktur kann damit nachgerüstet werden. Die Abwick-lung der Bezahlvorgänge inklusive Belegstellung erfolgt über Hectronic und einen entsprechenden Payment Service Provider.

Die neue Währung: Installateurszeit

Die Verwaltung der Professional-Geräte funktioniert via Mennekes Charge Point Manager. Mithilfe der kostenlosen Software können alle Ladestationen der Professional-Reihe unkompliziert eingerichtet und konfiguriert werden. Der effiziente gleichzeitige Zugriff auf alle im Netzwerk befindlichen Geräte spart im Arbeitsalltag wertvolle Zeit: Installateure können durch das Speichern und Laden von Projekten z. B. zwischen verschiedenen Installationen wechseln und werden bei der Inbetriebnahme großer Installationen effektiv unterstützt. Wenn kein Betrieb der Ladeinfrastruktur über ein E-Mobility-Backend oder Mennekes Ativo gewünscht ist, können Betreiber und Verwalter trotzdem vom Massenexport der Ladestatistiken aller Ladepunkte im Netzwerk sowie dem Import und Export der lokalen Whitelist der RFID-Zugangskarten profitieren.

Reev und Gewiss bieten einen vorkonfigurierten Mix aus AC und DC

Auch softwareseitig wird weiterentwickelt: Softwarespezialist Reev hat mittlerweile diverse Partnerschaften. Die jüngste schloss man mit dem italienischen Wallboxhersteller Gewiss ab, um erstmals vollständig vorkonfigurierte AC-und DC-Ladelösungen als abgestimmtes Gesamtpaket anbieten zu können. Damit reagieren beide auf die wachsende Nachfrage des Marktes nach smarten AC-und DC-Mischinstallationen, die sich zentral und einfach verwalten sowie abrechnen lassen. In den Paketen ist die Reev-Ladesoftware bereits auf der Gewiss-Hardware installiert, in denen eine Reev-SIM-Karte sitzt. Das soll die Vielseitigkeit für Betreiber von Ladeinfrastruktur (CPOs) maximieren, zudem soll die Installation auch komplexer AC-D С-Systeme so merklich einfacher und schneller klappen. Die Betreiber können die Reev-Software in den ersten drei Monaten gratis und vollumfänglich testen: Monitoring, Nutzergruppenverwaltung, Ladetarifmanagement und vollautomatisierte Abrechnung sind nach Inbetriebnahme und Aktivierung des Dashboards inbegriffen. Nach dem kostenfreien Testzeitraum kann man sich dann für die individuell passende Reev-Softwarelizenz entscheiden. Klar ist: Auch Joachim See, Geschäftsführer von Gewiss Deutschland, zielt damit natürlich vor allem auf die Vereinfachung der Prozesse.

PHOTO (COLOR): Gerade bei Flotten wichtig: die Zeit der Installation. Die verkürzt nicht nur Zaptec (im Bild).

PHOTO (COLOR): ABLs "All-in"- Lösung: die eM4 mit Reev-Software als Bundle.

PHOTO (COLOR): Schick: Technagon erweitert sein Portfolio um die neue W30.

PHOTO (COLOR): Schlauer Schweizer Minimalismus: Ein Booster 3 und die j+-App und schon kann man mit Juice Flotten laden und abrechnen.

PHOTO (COLOR): Neuer Zwilling im Programm: Mennekes Amtron Professional Twincharge.

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By GREGOR SOLLER

Titel:
Flotten flotter laden.
Autor/in / Beteiligte Person: SOLLER, GREGOR
Link:
Zeitschrift: Vision Mobility, 2024, Heft 1, S. 62-65
Veröffentlichung: 2024
Medientyp: serialPeriodical
ISSN: 2512-6601 (print)
Schlagwort:
  • INFRASTRUCTURE (Economics)
  • ELECTRIC charge
  • PRICES
  • MANUFACTURING industries
  • SUBSIDIES
  • ELECTRIC vehicles
  • Subjects: INFRASTRUCTURE (Economics) ELECTRIC charge PRICES MANUFACTURING industries SUBSIDIES ELECTRIC vehicles
Sonstiges:
  • Nachgewiesen in: DACH Information
  • Sprachen: German
  • Language: German
  • Document Type: Product Review
  • Full Text Word Count: 1522

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