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Konkurs-Chronologie: Diese Modeunternehmen haben 2023 Insolvenz angemeldet.

Rösch, Bert
In: TextilWirtschaft Online, 2023-12-19, S. 1-9
Online serialPeriodical

Business Konkurs-Chronologie: Diese Modeunternehmen haben 2023 Insolvenz angemeldet 

Dieser Artikel wird laufend aktualisiert.

Update vom 19. Dezember: Insolvenzverwalter stellt die Verkaufsliste der Signa-Holding vor.

In diesem Jahr haben mindestens 136 Modeanbieter hierzulande einen Insolvenzantrag gestellt. Bei vier Unternehmen ist die Sanierung bereits gescheitert. Mindestens neun Fashion-Anbieter haben sich in diesem Jahr gerettet. Ein Überblick mit vielen Zahlen, Fakten und Stimmen. Ein Überblick mit vielen Zahlen, Fakten und Stimmen. Die erste Insolvenzanmeldung der Branche dieses Jahres erfolgte Anfang Februar, als der oberfränkische Multichannel-Modehändler Schödlbauer Textilkaufhaus e.K. sein zuständiges Amtsgericht aufsuchte. Das Unternehmen betrieb zum Zeitpunkt der Insolvenzanmeldung neben einem Modehaus die Online-Shops Mode-Schoedlbauer.de und Hemden-Meister .de.

Das Modehaus wurde Ende April geschlossen, der Online-Shop aus dem Netz genommen. Anfang Mai wurde das Regel-Insolvenzverfahren eröffnet. Am 19. Juni fand sich dann mit dem Maßschneider und Herrenmode-Anbieter Regent ein Käufer für den Spezial-Shop Hemden-Meister.de.

Die Gläubiger haben den Deal am 12. Juli zugestimmt. Das Insolvenzverfahren wird voraussichtlich erst 2026 abgeschlossen sein, weil es sich um ein Insolvenzverfahren einer natürlichen Person handelt. Daher läuft sich die Abtretungsfrist auf drei Jahre.

Auf den Multichannel-Modehändler Schödlbauer folgte Ende Februar der Siegburger ModeEinzelhändler TK Fashion Group, der 135 Mitarbeiter beschäftigt. Am 1. Mai wurde das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eröffnet, das Geschäftsführer Thomas Herbert Kronefeld verantwortete.

Zum Sachverwalter wurde der Bonner Rechtsanwalt Biner Bähr ernannt, der auch Insolvenzverwalter der Ahlers AG ist. In den folgenden Monaten hat sich der Siegburger Modehändler neu aufgestellt.

Kernpunkte der Restrukturierung waren die Bereinigung des Ladennetzes, neu verhandelte Mietverträge, die Erhöhung des Depotanteils von 40 % auf 50 % und eine Überarbeitung des E-Commerce-Konzepts. Somit konnte das Amtsgericht Bonn das Verfahren am 23. August aufheben.

Anfang März musste der Modefilialist P&C Düsseldorf Insolvenz anmelden anmelden anmelden anmelden anmelden. Am 1. Juni wurde das Eigenverwaltungsverfahren eröffnet. Anfang Juli hat die Gläubigerversammlung grünes Licht für den Sanierungskurs des

Modehändlers gegeben. Am 25. August bestimmt die Gläubiger der Peek & Cloppenburg Düsseldorf KG den Insolvenzplan des Filialisten mit großer Mehrheit zu. Am 1. Oktober wurde das Eigenverwaltungsverfahren aufgehoben.

Die Gläubiger sollen jetzt 50 Mio. Euro erhalten. Über einen Besserungsschein sollen sie in einem zweiten Schritt an den Unternehmensgewinnen in den Jahren 2024 und 2025 beteiligt werden. Damit können sich die Gläubigen Hoffnungen machen, dass ihr Zitat in den zweistelligen Prozent-Bereich kommt. Mit über 80 % größten Gläubigern sind die Banken von P&C. Laut Insolvenzplan, welcher der TW vorliegt, glaubt sich die gesamte Forderung auf 380 Mio. Euro.

Davon entfallen 187,5 Mio. Euro auf Corona-Kredit, für welche die Staatsbank KfW zu 80 % gegebürgt hat. Anfan Oktober wurde das Verfahren aufgehoben.

Der Mode-Einzelhändler hat nach Berechnungen der Insolvenzberatung Falkensteg im ersten Halbjahr die größte Pleite der Branchen Mode, Textil und Einzelhandel hingelegt. Die Sanierungsexperten machen diese Spitzenstellung am aktuellsten öffentlich zugänglichen Jahresumsatz des Einzelhändlers fest. Dieser hatte laut Bundesanzeiger 2021 mit durchschnittlich 9244 Mitarbeitern knapp 1,06 Mrd. Euro in Deutschland, den Niederlanden, Belgien und der Schweiz erwirtschaftet.

Mitte März beantragt der Berliner Multichannel-Schuhhändler Shoepassion ein vorläufiges Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung, das am 1. Juli eröffnet wurde. Nach Angaben von Geschäftsführer Björn Henning war das Unternehmen zu dem Zeitpunkt bei der Sanierung bereits deutlich vorangekommen. So wurde etwa das Store-Portfolio stark verkleinert. Von ehemals zehn Läden wurden sieben geschlossen.,,Weniger Retail, mehr Online" sei wichtiger Teil der neuen Strategie.

Außerdem eine "klare Fokussierung auf die drei Made in EU-Eigenmarken des Unternehmens: N91, Henry Stevens und Heinrich Dinkelacker. Die Kollektionen der Linien haben man verschlankt und so das Profil geschärft, heißt es aus dem Unternehmen.

Der Osnabrücker Schuh-Großhändler Pölking will sich ebenfalls in der Eigenverwaltung sanieren. Betroffen sind neben den 85 Mitarbeitern von Pölking auch die 60 Beschäftigten des Filialisten Lemax Shoe-Fashion, der 13 Stores betreibt. Am 1. Juni wurde das Insolvenzverfahren eröffnet und Stefan Meyer von der Osnabrücker Kanzlei Pluta zum ständigen Sachverwalter gewählt.

Am 10. August fand die erste Gläubigerversammlung statt. Diese genehmigte, dass Pölting vier Store des Filialisten P.S. Schuhe übernimmt, der von der Pölting-Schwester Lemax Shoe-Fashion betrieben wird. Sechs Lemax-Geschäfte werden geschlossen, weil sie nicht profitabel betrieben werden konnten. Schuhkay beendet Insolvenzverfahren Ende März trifft es schnell zeitgleich die Schuhfilialisten Reno und Schuhkay 1882. Während der Bad Mündener Reno Schuhcentrum GmbH die Eröffnung Ein Regel-Insolvenzverfahren hat beantragt, wird sich die Hamburger

KG Schuhkay GmbH & Co. im Rahmen eines Schutzschirm-Verfahrens sanieren. Ende Mai wurde das Insolvenzverfahren in der Eigenverwaltung eröffnet. Zum Sachwalter ernannte das Amtsgericht Neubrandenburg den ortsansässigen Anwalt Michael Busching. Anfang November genehmigte die Gläubigerversammlung einstimmig den Insolvenzplan. Damit war der Weg frei für die Aufhebung des Eigenverwaltungsverfahrens, die am 30. November erfolgte.

Gleichzeitig wurde Schuhkay von einer Kommanditgesellschaft (KG) in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) umgewandelt, teilte Sachwalter Busching der TW mit. Die Belegschaft wird voraussichtlich bis zum Jahresende um 15 % wachsen. Zur Zeit der Insolvenzanmeldung Ende März beschäftigte Schuhkay 120 Mitarbeitende, die vor allem in den 18 Filialen tätig waren.

Bei Reno steht bereits fest, dass die Schuhhändler-Gruppe Kienast neun Reno-Filialien übernimmt. Diese sollen unter dem alten Namen und mit dem bestehenden Personal weitergeführt werden.,,Zusätzlich könnten etwa 21 weitere Standorte außerhalb des Verfahrens dazugewonnen werden, sodass die Expansion insgesamt rund 30 Filialen umfasst", berichtet das Familienunternehmen aus der Wedemark, das mit rund 2300 Mitarbeitern die Retail-Konzepte ABC Schuh-Center, K+K Schuh-Center, Shoe 4 You, Schuhpark, Street Shoes und Claudio Schuhe betreibt.

Bis Ende August haben mehr als 600 Gläubiger von Reno Klagen in Höhe von fast 99 Mio. erhoben. Euro angemeldet. Bei der Dachgesellschaft Reno Schuhcentrum sind es nur 1,6 Mio. Euro.

Die dritte Mode-Insolvenz des Monats März legte der Frankfurter Concept Stores The Listener hin. Fast drei Monate später fand sich ein Investor für den 2013 gegründeten Innenstadt-Händler. Dabei handelt es sich um ein Istanbuler Unternehmen, das in der Millionenmetropole zwei Modegeschäfte und einen Online-Shop für Sneaker und Streetwear betreibt.

Insgesamt haben im ersten Quartal hierzulande 27 Modehändler und 5 Modehersteller die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt. Das sind 60 % mehr als im Vorjahr. Das geht aus einer Insolvenzstatistik hervor, welche die Frankfurter Unternehmens- und Insolvenzberatung Falkensteg exklusiv für die TW erstellt hat.

Im ersten Monat des zweiten Quartals, dem April, erweiterte sich die Liste um den Damenmode-Anbieter Gerry Weber, die Ahlers AG und das Contemporary-Label Tigha. Ahlers meldete auch für die Tochter Ahlers P.C. GmbH sowie sechs weitere Gesellschaften der Gruppe Insolvenz an.

Dabei handelt es sich um die Ahlers Retail GmbH, die Ahlers Zentralverwaltung GmbH, die Ahlers Vertrieb GmbH, die Pionier Berufskleidung GmbH, die Pioneer Jeans-Bekleidung GmbH sowie die Baldessarini GmbH. Mitte Juli übernahm die Röther-Gruppe Teile des Herforder Modekonzerns.

Mitte Mai wurde mit der Klingel-Gruppe erstmals in diesem Jahr ein Katalog- und OnlineHändler zahlungsunfähig. Die Pforzheimer beantragten ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung, das am 1. August eröffnet wurde. Nur 27 tage später entschied die Gläubigerversammlung mit Zustimmung des Sachwalters, den Geschäftsbetrieb der Modeversender-Gruppe Ende Januar kommenden Jahres einzustellen.

Die Tochter Babista wurde Anfang September verkauft. Neuer Eigner des HerrenmodeVersenders ist der Berliner Wagniskapitalgeber Vanderstorm Ventures.

Die Schwestergesellschaft Happy Size folgte am 10. Oktober. Der Große Größen-Spezialist wird ab Januar 2024 von der Popken Fashion Group weitergeführt. Diese ist mit den Marken Ulla Popken, Laurasøn, Studio Untold und JP 1880 bereits gut im Plus Size-Markt vertreten. Am 4. Dezember kauften die Norddeutschen auch Klingels Große Größen-Marke Mia Moda.

Für Happy Size war die Transaktion bereits der zweite insolvenzbedingte Eigentümerwechsel. Das Frankfurter Unternehmen hatte bis vor elf Jahren zum Universalversender Neckermann gehört, der im Juli 2012 Insolvenz anmelden musste. Happy Size folgte zwei Monate später. Und wurde dann von der Klingel-Gruppe übernommen.

Mitte November dieses Jahren fanden die Pforzheimer auch einen Abnehmer für den Damenmode-Anbieter Mona. Dieser geht an den ortsansässigen Versender Bruno Bader. Dieser sicherte sich einen Monat später auch die Kernmarke Klingel.

Hallhuber ist zum zweiten Mal insolvent Ende Mai musste sich der Damenmode-Händler Hallhuber zum zweiten Mal in ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung begeben. Das erste Schutzschirm-Verfahren in der Eigenverwaltung war vor zwei Jahren durch ein ManagementBuy-out beendet worden.

Die zweite Sanierung wird mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern, da der DOB-Filialist keinen Käufer für das gesamte Unternehmen gefunden hat. Nach TW-Recherchen wird Hallhuber liquidiert. Für die Markenrechte interessieren sich nach TW-Informationen Görtz, Betty Barclay und Ex-Hallhuber-Chef Norbert Steinke.# Pleitewelle erreicht OnlineModehandel Im Juni erwischte es erstmals in diesem Jahr zwei reine Online-Unternehmen, und zwar die Secondhand-Plattform Mädchenflohmarkt und den Online-Sportartikel-Händler SC24.com. Das 2012 gegründete Start-up Mädchenflohmarkt hat am 7. Juni beim Amtsgericht Stuttgart die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt, das am 1. August eröffnet wurde.

Nur drei Tage später fand sich ein Investor für die Gebrauchtmode-Plattform. Dabei handelt es sich um die Berliner MFG Recommerce GmbH, hinter welcher der Secondhand-Spezialist und Seriengründer Christian Wegner steht. Dieser hatte 2006 den Berliner RecommerceAnbieter Momox gegründet, den er Ende 2019 mit dem Verkauf seiner letzten Firmenanteile verließ.

Nach Momox gründete Wegner die Recommerce-Anbieter Wisemarkt und Stuffle. Im September 2021 stieg er bei Mädchenflohmarkt ein. Anfang 2022 folgte ein Investment beim Multichannel-Secondhand-Händler Reverse Retail. Die Summe bewegte sich wie bei Mädchenflohmarkt im einstelligen Millionen-Euro-Bereich.

Seit dem 16. August haben die rund 37.000 Gläubiger von Mädchenflohmarkt die Möglichkeit, ihre Forderungen anzumelden. Dabei handelt es sich hauptsächlich um private Verkäufer, die schon seit vielen Monaten auf ihre Verkaufserlöse warten.

Der 2009 in Krumbach bei Memmingen gegründete Teamsport-Spezialist SC24.com meldete am 16. Juni Insolvenz an. Das Regel-Insolvenzverfahren wurde am 1. September eröffnet. Insolvenzverwalter ist der Ulmer Anwalt Klaus Tappmeier. Der aktuelle Umsatz ist nicht bekannt.

Laut Bundesanzeiger fiel 2020 ein Bilanzverlust in Höhe von fast 143.000 Euro an. Nach einem Gewinn von rund 223.000 Euro im Vorjahr. Die Wirtschaftsdatenbank North Data schätzt, dass SC24.com im ersten Corona-Jahr 6,6 Mio. Euro umgesetzt hat. Nach 7,4 Mio. Euro im Vorjahr. Auch Deerberg musste zum Amtsgericht Vier Tage später wurde der norddeutsche Katalog- und Online-Versender Deerberg zahlungsunfähig. Der Vertikalist betrieb zu dem Zeitpunkt Läden in Velgen, Oldenburg, Köln, Hannover, Münster und Nürnberg. Hinzu kamen Outlets in Flensburg und Büsum.

Am 22. August fiel die Entscheidung, den Betrieb im September einzustellen. Somit mussten sich 270 Angestellte neue Jobs suchen. Mitte November kamen die Firmenzentrale und das Logistikzentrum des norddeutschen Modehändlers unter den Hammer. Laut Pressemitteilung wurden über 2.600 Positionen aus der Insolvenzmasse des Unternehmens versteigert. Darunter die gesamte Ausstattung der Firmenzentrale in Hanstedt sowie des Logistikzentrums in Lüneburg.

Verkauft wurden Möbel, Ladenbau und Büroausstattung, Deko-Objekte, Regalanlagen, Fotografie-Ausrüstung, aber auch Werkzeug sowie der Fuhrpark. Und selbst übrig gebliebene Reinigungsmittel oder Mülleimer werden versteigert. Die Markenrechte hat sich der Kieler Modehändler Scandic gesichert.

Rätselraten über E-Commerce-Pleiten Die Insolvenzen von Klingel, Mädchenflohmarkt und SC24.com überraschten insofern, als der hiesige E-Commerce mit Mode und SecondhandBekleidung infolge des pandemiebedingten Bestell-Booms zwei Jahre lang stark gewachsen war. Allerdings hatten viele Unternehmen in dieser Zeit zusätzliche Kapazitäten aufgebaut, um das erhöhte Volumen abwickeln zu können.

Das rächte sich, als der coronabedingte Online-Boom in diesem Jahr deutlich abflachte. In der Folge rentierten sich die zusätzlichen Arbeitskräfte sowie Logistikflächen und -techniken häufig nicht mehr. Darüber hinaus machten sich Big Player wie Zalando und Otto Group den Fehler, wegen der Lieferketten-Probleme der vergangenen Jahre, mehr Ware zu bestellen, als letztendlich nötig war.

Dabei konnten sie Anfang 2022 nicht ahnen, dass der Konsum kriegs- und inflationsbedingt so stark einbrechen würde. Die überschüssige Ware musste dann mit hohen Rabatten abgeschleust werden, was auf die Ergebnisse drückte. So rutschte etwa der weltweit tätige Handelskonzern Otto Group im Geschäftsjahr 2022/23 (28. Februar) zum ersten Mal seit acht Jahren wieder in die roten Zahlen.

Beim europaweit tätigen Online-Modehändler About You hat sich der bereinigte operative Verlust mehr als verdoppelt. Beim Berliner Mitbewerber Zalando ist der bereinigte operative Gewinn (Ebit) im Geschäftsjahr 2022 um 60,6% auf 184,6 Mio. Euro abgestürzt. Noch ein Fair Fashion-Hersteller ist zahlungsunfähig Anfang Juli musste der Betreiber der Düsseldorfer Fair Fashion-Anbieter Wunderwerk, die Rheinstoff GmbH & Co KG, Insolvenz anmelden. Das entsprechende Verfahren wurde am 1. Oktober eröffnet.

Mitte November fanden sich zwei Käufer für die Retail-Sparte. Dabei handelt es sich zum einen einen "weiteren Gesellschafter", der einen Minderheitsanteil halte und namentlich nicht genannt werden möchte. Zum anderen die ortsansässige Rheinstoff E-Commerce GmbH.

Diese betreibt seit 2014 den Online-Shop von Wunderwerk. Geschäftsführer des ITUnternehmens ist - wie beim Wundwerk-Betreiber Rheinstoff - der Unternehmer Heiko Wunder, der laut Handelsregister bei Rheinstoff E-Commerce rund 90% der Anteile hält.

Für die Wholesale-Sparte sucht Wunder noch nach einem Investor. Sollte sich kein Käufer finden, will Wunder das Großhandelsgeschäft einstellen.

Am 20. Juni musste die Bocholter Best Sales & Services GmbH ihre Zahlungsunfähigkeit eingestehen. Sie betreibt die Sweat- und Shirt-Marke Better Rich. Insolvenzverwalter Stephan Michels ist aber zuversichtlich, dass die Fortführung von Better Rich im Rahmen des Insolvenzverfahrens erfolgen kann. Er sei bereits in "sehr positive und intensive Verhandlungen mit namhaften Investoren", die an der Fortführung und strategischen Weiterentwicklung interessiert waren. Mehr als doppelt so viele Anträge Unterm Strich haben im ersten Halbjahr dieses Jahres 82 Hersteller und Händler von Mode hierlande einen Insolvenzantrag gestellt.

Das sind mehr als doppelt (105%) so viele Betriebe wie im Vorjahreszeitraum. Bei den Textilunternehmen hat sich die Zahl im ersten Halbjahr exakt verdoppelt, und zwar von 33 auf 66. Das hat die Insolvenzberatung Falkensteg für die Textilwirtschaft ermittelt.

In der Kategorie der Großunternehmen mit einem Jahresumsatz von mindestens 10 Mio. Euro ist die Zahl der Insolvenzanträge im ersten Halbjahr regelrecht explodiert. Sie schoss von 2 auf 17 empor. Das entspricht einem satten Plus von 750%, also dem Faktor 8,5. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres waren es nur noch drei. Das entspricht auf einem niedrigen Niveau einem Minus von 25%. Lala saniert sich in Eigenverwaltung Ende August musste das Contemporary-Label Lala Berlin den bitteren Weg zum Amtsgericht antreten. Die Hauptstädter wollen sich in der Eigenverwaltung sanieren. Das entsprechende Eigenverwaltungsverfahren wurde am 1. November eröffnet.

13 Tage vor Lala hat der Würzburger Multilabel-Modehändler Zeitzeichen Insolvenz angemeldet. Erste Konsequenz: Das vor 27 Jahren eröffnete Haupthaus macht Ende September dicht. Ebenso der Schuhladen in der fränkischen Stadt. Der Standort Wertheim soll aber erhalten bleiben und unter einem Namen weitergeführt werden. Bei Signa Sports zieht ein Sturm auf Von Anfang September bis Mitte Oktober blieb es ruhig an der Insolvenzfront. Vielleicht war das die Ruhe vor dem Sturm. Schließlich rollte ab der zweiten Oktoberhälfte eine gewaltige Pleitewelle über den Plattformbetreiber Signa Sports United (SSU) hinweg.

Zahlungsunfähig wurden die Tennis-Point GmbH, die Internetstores GmbH, die Logistikgesellschaft Publikat, der Retail Media-Dienstleister Sports Media Services, der britische Online-Fahrradhändler Wiggle CRC und die Muttergesellschaft Signa Sports United (SSU). Für Tennis-Point und Internetstores gibt es nach Angaben des vorläufigen Insolvenzverwalters Christian Gerloff eine "große Anzahl von Interessenten aus dem In- und Ausland".

Hintergrund der vielen Insolvenzen ist eine massive Krise des E-Com-Konzerns Signa Sports United. Dieser hat sich Anfang Oktober von der New Yorker Börse verabschiedet und eine tiefgreifende Restrukturierung angekündigt. Kurze Zeit später brachen dem Berliner zugesagte Mittel weg. Inzwischen steht die Zukunft von Signas einstigem E-ComHoffnungsträger in den Sternen.

Kurz nach Signa Sports United und mehreren Töchtern der Gruppe stellte der Modeversender Peter Hahn einen Insolvenzantrag. Der Best Ager-Spezialist will sich in einem SchutzschirmVerfahren sanieren, das im ersten Quartal 2024 abgeschlossen werden soll. Bis dahin wollen die Schwaben auch dem Einstieg eines Investors unter Dach und Fach bringen.

Ende Oktober reicht der Betreiber des Fair Fashion-Label Bleed, Bleed Clothing, eine Insolvenzanmeldung ein. Zur vorläufigen Insolvenzverwalterin wurde Kerstin Fleissner bestellt. Der Store bleibt weiterhin geöffnet, ebenso der Online-Shop. "Verzögerte Lieferketten, gestiegene Preise und ein immenser Konsumrückgang machen uns das Wirtschaften unmöglich", schreibt Gründer und CEO Michael Spitzbarth in einem Statement.

Am 26. November musste der Dortmunder Modefilialist Aachener Insolvenz anmelden, der eigentlich sechs Standorte in Frankfurt, Cottbus, Coburg, Nürnberg, Leverkusen und Saarbrücken eröffnen wollte. Und zwar in den Immobilien, die der Warenhaus-Konzern Galeria Karstadt Kaufhof nach dem Abschluss seines zweiten Eigenverwaltungsverfahrens aufgegeben hatte.

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter der Betreiberfirma TEH Textilhandel GmbH - Modehaus Aachener wurde der Rechtsanwalt Christoph Schulte-Kaubrügger von der Kanzlei White & Koffer bestellt. Er soll das Unternehmen, das rund 355 Mitarbeiter beschäftigt, in einem Regel-Insolvenzverfahren sanieren. Immobilienfirma löst Insolvenzwelle bei Signa aus Am 27. November meldete ein Unternehmen Insolvenz an, das nur indirekt im Modehandel tätig ist. Die Signalwirkung ist aber enorm. Schließlich handelte es sich um die Signa-Tochter Signa Real Estate (Signa REM) Management Germany, die nach eigenen Angaben "zentraler Dienstleister für Immobilienentwicklung, Asset -Management, Vermietung und Research für die Signa-Immobiliengesellschaften in Deutschland" ist.

Dazu gehören auch die Department Stores KaDeWe, Oberpollinger und Alsterhaus, die dem Vernehmen nach etwa die Hälfte ihrer Umsätze mit Mode erwirtschaften. Branchenbeobachter befürchteten anschließend, dass der Signa REM GmbH noch viele weitere Gesellschaften des Handels- und Immobilienkonzerns Signa folgen würden, die durch die stark gestiegenen Zinsen und Baukosten in enorme finanzielle Schwierigkeiten gerieten und daher ab November händeringend neuer Geldgeber suchte. Offenbar ohne Erfolg. Am 29. November rettete sich die Dachgesellschaft Signa Holding in einem Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung. Wenige Stunden später beantragte die Schweizer Tochter Signa Retail Selection eine sogenannte Nachlass-Stundung, die zwei Wochen später ebenfalls genehmigt wurde. Mit dieser Maßnahme kann ein Unternehmen eine Insolvenz vermeiden und Sanierungsmaßnahmen ergreifen. Möglich ist auch ein teilweiser Schuldenerlass. In Deutschland spricht man von einem Gläubigerschutz-Verfahren. Das ist die Verkaufsliste der Signa-Holding Bei der Gläubigerversammlung der Signa Holding, die am 19. Dezember in Wien stattfand, teilte der Insolvenzverwalter Christof Stapf mit, dass bisher 43 Gläubiger Forderungen in Höhe von 1,1 Mrd. Euro konnte nicht. Einsendeschluss für weitere Forderungen ist der 15. Januar 2024.

Um die Forderungen bedienen zu können, wurde eine umfangreiche Verkaufsliste erstellt . Diese enthält unter anderem das berühmte Chrsyler Building in New York, an dem das insolvente Unternehmen über die amerikanische Tochter Signa RFR US Selection AG beteiligt ist.

Trennen muss sich die Holding wohl auch von ihren Medienbeteiligungen (Kurier, Kronen Zeitung) und alles, was der Repräsentation diente: Die Verwertung des Privatjets Cessna Citation XLS sei bereits im Gange. Alle "nicht unbedingt notwendigen Bestandsverträge" - etwa die Mietpapiere für die noblen Firmensitze Palais Harrach und Palais Ferstl in Wien - würde aufgelöst, teilte Stapf mit. Wer kauft Sport Scheck? Am 30. November wurde die Sporthandelstochter Sport Scheck in München insolvent. In der Folge sagte der britische Handelskonzern Frasers Group die geplante Übernahme von Sport Scheck ab, hielt sich aber die Option offen, zu einem späteren Zeitpunkt zumindest Teile des Filialisten aus der Insolvenzmasse zu erwerben . Sport Scheck teilte mit, dass der Merger & AkquisitionProzess neu gestartet sei. Signa REM zieht zwei Töchter in die Insolvenz Am Nikolaustag (6. Dezember) folgten das Architekturbüro Scax und das Immobilienunternehmen Signa REM Germany Rent der Mutter Signa REM Insolvenz. Hinzu kam das Unternehmen Signa Financial Services, das ebenfalls im Immobiliensektor aktiv.

Dazu gehört laut Handelsregister unter anderem der An- und Verkauf von Grundstücken und Immobilien, die Entwicklung und Umsetzung von Bauprojekten, die Vermietung und Verwaltung von Immobilien, die Erbringung von Dienstleistungen im Immobilienbereich sowie der Erwerb und das Halten von Beteiligungen. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter der drei Signa-Töchter wurde Professor Torsten Martini ernannt.

Der Berliner Anwalt betreute damals bereits die Muttergesellschaft Signa REM. Am 12. Dezember übernahm der Sanierungsexperte auch die vorläufige Insolvenzverwaltung der Signa REM-Tochter Signa RE Transactions GmbH & Co. KG. Die Münchner Gesellschaft hält laut Handelsregister Beteiligungen an Immobilienunternehmen. Vorweihnachtlicher Insolvenzreigen Neben den drei Signa-Gesellschaften ging am Nikolaustag auch der Damenmode-Spezialist Erfo in die Insolvenz. Auslöser war eine CyberAttacke gewesen. Dadurch wurden bestehende Probleme wie sinkende Umsätze und steigende Kosten verschärft. Am selben Tag wurde bekannt, dass am 15. November ein vorläufiges Insolvenzverfahren über den Modehersteller Strick Zella eröffnet wurde.

Dieses Modeunternehmen Strickwaren als Auftragsproduktion, Produktentwicklung und Private Labeling (Eigenmarken) an. Darüber hinaus betreiben die Thüringer die Labels Mia Mai und Leonard Mai, deren Kollektionen online auch im Wholesale und sowohl in vier eigenen Stores verkauft werden.

Am 7. Dezember reihten sich die in Albstadt bei Tübingen ansässigen Kindermode-Hersteller Bellybutton und der Sindelfinger Einzelhändler Trender Jeansmode GmbH Co KG in den vorweihnachtlichen Insolvenzreigen ein. Letzterer betreibt den Jeansmode-Filialisten Jeans Halle und wird sich in einem Eigenverwaltungsverfahren sanieren. Bellybutton strebt ein sogenanntes Regelinsolvenz-Verfahren an.

Drei weitere Signa-Töchter in Not In der Woche zwischen dem zweiten und dritten Advent sorgten drei Signa-Töchter für negative Schlagzeilen: Über die Lei Ki Einrichtung Holding GmbH wurde ein Konkursverfahren und über die Signa Informationstechnologie GmbH ein vorläufiges Insolvenzverfahren eröffnet. Beide Unternehmen sind in Wien ansässig. Die Lei Ki Einrichtung Holding hat die Beteiligung am mittlerweile verkauften Möbelfilialisten Leiner & Kika gehalten. Signa Informationstechnologie ist die zentrale IT-Einheit des SignaKonzerns.

Hinzu kam die Züricher Signa European Invest Holding AG (EIH ), die - wie zuvor ihre Schwestergesellschaft Signa Retail Selection AG - eine sogenannte Nachlass-Stundung beantragt hatte, welche einem deutschen Gläubigerschutz-Verfahren entspricht. In der EIH sind die Beteiligungen an den Department Store-Betreibern KaDeWe Group und Selfridges und dem Schweizer Warenhaus-Filialisten Globus gebündelt. 24 Mode-Großinsolvenzen Zwei Wochen zuvor, Ende November, hatte die Unternehmensberatung Falkensteg die neuesten Insolvenzzahlen für die Mode- und Textilbranche vorgelegt. Demnach haben im Zeitraum Januar bis September 24 Großunternehmen Insolvenz angemeldet. Viermal so viel wie im Vorjahr. Für die Frankfurter Insolvenzberater gelten Modefirmen dann schon als Großunternehmen, wenn sie jährlich mehr als 10 Mio. Euro Umsatz generieren.

Im gesamten Jahr 2022 waren 11 große Modeanbieter zahlungsunfähig geworden oder mussten wegen drohender Zahlungsunfähigkeit ein Schutzschirm-Verfahren beantragen. 13 weniger als in den ersten drei Quartalen dieses Jahres.

Im Textilbereich lag die Zahl der Großinsolvenzen im vergangenen Jahr bei sechs. In den ersten drei Quartalen dieses Jahres nur bei drei, genauso wie im Vorjahreszeitraum. Fast doppelt so viel (plus 86%) wie im Vorjahr, als Falkensteg 66 Insolvenzanmeldungen im Fashion-Sektor zählte. Mit dem genannten 123 Verfahren hat die Branche die Vorjahresmarke von 102 bereits im September deutlich überschritten.

Im Textilbereich erhöhte sich die Zahl der Insolvenzanmeldungen in den ersten neun Monaten dieses Jahres um 34 (plus 64 %) auf 87. Das sind 13 mehr als im gesamten Vorjahr, als Falkensteg 74 Verfahren zählte.

Allianz kommt auf andere Zahlen Der Kreditversicherer Allianz Trade hat für die ersten drei Quartale 12 Großinsolvenzen in der Mode- und Textilbranche gezählt. Sechsmal so viel wie im Vorjahreszeitraum. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2022 waren nur sieben Großunternehmen der Branche zahlungsunfähig geworden oder hatten eine drohende Zahlungsunfähigkeit angezeigt.

Der große Unterschied zu den Falkensteg-Zahlen erklärt sich damit, dass für Allianz Trade Betriebe erst dann als Großunternhemen gelten, wenn sie im Jahr mehr als 50 Mio. Euro erwirtschaften.

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By Bert Rösch

Titel:
Konkurs-Chronologie: Diese Modeunternehmen haben 2023 Insolvenz angemeldet.
Autor/in / Beteiligte Person: Rösch, Bert
Zeitschrift: TextilWirtschaft Online, 2023-12-19, S. 1-9
Veröffentlichung: 2023
Medientyp: serialPeriodical
Schlagwort:
  • BANKRUPTCY
  • FASHION merchandising
  • CLOTHING industry
  • TEXTILE industry
  • SUPPLY chains
  • RENO (Nev.)
  • GERMANY
  • DUSSELDORF (Germany)
  • Subjects: BANKRUPTCY FASHION merchandising CLOTHING industry TEXTILE industry SUPPLY chains
Sonstiges:
  • Nachgewiesen in: DACH Information
  • Sprachen: German
  • Alternate Title: Bankruptcy chronology: These fashion companies filed for bankruptcy in 2023.
  • Language: German
  • Document Type: Article
  • Geographic Terms: RENO (Nev.) ; GERMANY ; DUSSELDORF (Germany)
  • Full Text Word Count: 3685

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