Zusammenfassung:Hintergrund: Unter dem Konzept „Advanced Nursing Practice" (ANP) entstehen neue Handlungsfelder, in denen Pflegende mit Masterabschluss spezialisierte Pflege anbieten. In Österreich werden bereits Advanced Practice Nurses (APN) ausgebildet. Ziel: Das Ziel war zu untersuchen, welche Aufgaben einer erweiterten Pflegepraxis nach dem Hamric-Modell von Pflegenden auf unterschiedlichem Qualifikationsniveau in Österreich ausgeführt werden. Methoden: In einer Querschnittsstudie wurden diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegepersonen mittels eines auf dem Role Delineation Model basierenden und an den österreichischen Kontext angepassten Online-Fragebogens befragt. Mittels Faktorenanalyse wurden die Aufgaben entsprechend dem Hamric-Modell zugeordnet, geprüft und deskriptiv nach Qualifikationsniveau ausgewertet. Ergebnisse: Von 105 Teilnehmenden lagen vollständige Daten vor, darunter 80% mit abgeschlossener Grundausbildung, 20% mit einem Masterabschluss. Es zeigte sich eine Tendenz der durchgeführten Tätigkeiten in Zusammenhang mit dem Qualifikationsniveau. Je höher der akademische Grad, desto stärker liegen die Tätigkeiten im Bereich Führung. Die ANP-Kernkompetenzen Forschung und Edukation sind bei allen Befragten eher schwach ausgeprägt. Schlussfolgerungen: Es wird aus den Ergebnissen ersichtlich, dass eine heterogene Gruppe von Pflegepersonen Tätigkeiten übernimmt, die den Kompetenzen einer ANP entsprechen. Es müssen noch Rahmenbedingungen sowie ein einheitliches Verständnis für ANP geschaffen werden, um eine zum Kompetenzprofil passende Berufspraxis bieten zu können.
Abstract: Background: New fields of practice are emerging under the concept of "Advanced Nursing Practice" (ANP) that offer specialised care provided by nurses who hold master's degrees. In Austria, nurses are currently being trained as Advanced Practice Nurses (APN). Aim: The project aimed to investigate which advanced nursing practice tasks according to the Hamric model are undertaken by nurses at different levels of qualification in Austria. Methods: Certified nurses did participate in a cross-sectional survey through an online questionnaire based on the Role Delineation Model and tailored to the Austrian context. The tasks were assigned based on the Hamric model and were tested and evaluated descriptively according to the qualification level through factor analysis. Results: Completed data was available from 105 participants, among them 80% with undergraduate education, 20% with a master's degree. A tendency in the results showed that the level of qualification was related to the activities carried out. The higher the academic degree, the more activities were performed in the field of leadership. The central ANP-competencies, research and education, are rather weak among all respondents. Conclusion: The results show that activities corresponding to the competencies of an ANP are performed by a heterogeneous group of nurses. Conditions and a standardized understanding of ANP need to be established in order to offer a professional practice that matches the competency profile.
Keywords: Advanced Practice Nursing; berufliche Rolle; berufliche Kompetenz; Qualifikationsniveau; Befragung; advanced practice nursing; professional role; professional competence; qualification level; surveys
Nach dem Hamric-Modell verfügen Advanced Practice Nurses (APN) über fortgeschrittene Kompetenzen in der direkten Pflege, Führung, Forschung und Edukation.
In Österreich üben Pflegende mit unterschiedlicher Qualifikation in einer APN-Rolle am häufigsten Aufgaben der Führung aus.
Aktuelle demografische Veränderungen führen zu einer Zunahme der Anzahl älterer Menschen und damit verbunden zu einer wachsenden Prävalenz von Multimorbidität und chronischen Erkrankungen ([
Im Jahr 1996 entwickelten [
Im internationalen Kontext sind APNs bereits seit mehreren Jahren fester Bestandteil der pflegerischen Praxis ([
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ([
Ziel dieses Projektes war es, mittels einer Online-Befragung basierend auf dem Role Delineation Model zu untersuchen, welche Aufgabenfelder einer erweiterten Pflegepraxis nach dem Hamric-Modell von Pflegefachpersonen in Österreich ausgeführt werden und ob oder in welcher Form das Qualifikationsniveau dabei eine Rolle spielt. Die Fragestellungen lauten: 1. In welchen Bereichen sind in Österreich Pflegepersonen, die eine APN-Ausbildung haben oder in ihrer Rolle Aufgaben einer erweiterten Pflegepraxis wie die einer APN übernehmen, tätig? 2. Welche Tätigkeiten, die diese Pflegepersonen durchführen, entsprechen dem Kompetenzprofil des Hamric-Modells?
Es wurde eine quantitative Querschnittsstudie durchgeführt. Zur Erstellung des Online-Fragebogens wurde das Role Delineation Tool, welches auf dem Strong Model für Advanced Nursing ([
Das Role Delination Tool wurde von den Autor_innen ins Deutsche übersetzt und an den österreichischen Kontext angepasst. Im Zuge der Adaptierung wurde das Item „Auf Anfrage führe ich Konsile bei komplexen Pflegesituation durch", im Falle einer Zustimmung, um drei zusätzliche Fragen erweitert – mit dem Ziel die Menge der Konsile, die Berufsgruppen, welche diese in Anspruch nehmen sowie die Umsetzung in der pflegerischen Praxis zu erheben. Die Items „Wie oft führen Sie eine Schulung für Ihre Patientengruppe durch", „Ich organisiere und führe Fallbesprechungen zur Lösung komplexer Pflegesituationen durch", „Ich führe mindestens 1x pro Monat eine Fallbesprechung durch", „Die Ergebnisse der Fallbesprechungen werden mit den Patient_innen besprochen" sowie „Die Ergebnisse der Fallbesprechungen werden mit den Angehörigen besprochen" wurden ergänzt um die spezifischen Tätigkeiten differenziert darzustellen. Das Item „Im Rahmen meiner Tätigkeit ist es notwendig, mit anderen Einrichtungen des Gesundheitssystems zusammenzuarbeiten" wurde um ein freies Textfeld ergänzt, um den Teilnehmer_innen die Möglichkeit zu geben darzulegen, mit welchen Einrichtungen sie zusammenarbeiten.
Der Fragebogen wurde mit soziodemographischen Daten, wie zum Beispiel Berufserfahrung, höchste abgeschlossene Ausbildung und Tätigkeitsbereich mit Schwerpunkt APN ergänzt.
Nach der Fertigstellung des Fragebogens wurde ein kognitiver Prätest durchgeführt, um die Verständlichkeit der Fragen zu überprüfen und Verbesserungsvorschläge einzuholen ([
Die Antwortmöglichkeiten waren entweder dichotom oder in Form von mehrstufigen Skalen gestaltet. Mittels sechsstufiger Antwortskala (1 = nie bis 6 = sehr häufig) wurde die Häufigkeit von Tätigkeiten und Aufgaben erhoben. Zusätzlich gab es offene Antwortfelder, zum Beispiel bei der Frage zur Spezialisierung auf ein bestimmtes Fachgebiet oder Pflegephänomen (siehe ESM2).
Einbezogen wurden diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegepersonen in österreichischen Krankenhäusern, welche eine mindestens zweijährige Berufserfahrung im gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege vorweisen können, sowie eine ANP-Stelle innehaben und/oder eine ANP-Ausbildung absolviert haben. Hinsichtlich der Stichprobengewinnung war die Schätzung der Grundgesamtheit der Personen im gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege, welche die Einschlusskriterien erfüllen, a priori nicht möglich, da die entsprechenden Daten in Österreich bislang fehlen.
Es wurde eine Gelegenheitsstichprobe gebildet, welche nach dem Schneeballprinzip rekrutiert wurde. Um Personen, welche eine Ausbildung zur ANP absolvierten zu erreichen, wurden die Absolvent_innen des Bachelorstudiengangs „ANP" (Fachhochschule Krems) und das ANP-Netzwerk (AAANP – Austrian Association of Advanced Nursing Practice) per E-Mail kontaktiert. Weiters wurde der Link zum Fragebogen über Social Media (Facebook Gruppe „Pflegewissenschaft Uni Wien", „Pflege und Wissenschaft" und „AAANP – Advance Nursing Practice") geteilt und den Teilnehmer_innen ermöglicht diesen zu teilen, um die Reichweite mittels Schneeballprinzip zu erhöhen. Zusätzlich wurden die Pflegedirektor_innen jener 15 Krankenhäuser kontaktiert, bei denen den Autor_innen bekannt war, dass dort Personen in erweiterter Pflegetätigkeit und/oder mit ANP-Ausbildung beschäftigt sind. Dabei gab es eine Häufung in Wien (8 Krankenhäuser), jedoch auch Stellen in Oberösterreich, Niederösterreich, Kärnten und Salzburg.
Die Datenerhebung erfolgte mithilfe des Online-Programmes [
Die Datenanalyse erfolgte mittels des Programms [
Die teilnehmenden Pflegepersonen wurden vor Beginn der Befragung umfassend über Ziel der Studie, Wahrung der Anonymität, erforderlichen Zeitaufwand und Vertraulichkeit der Daten informiert. Die Befragung konnte jederzeit, ohne Angabe von Gründen, abgebrochen werden und impliziert dadurch die Freiwilligkeit der Teilnahme. Es wurden keine Daten erhoben, welche Rückschlüsse auf eine Person ermöglichten. Für dieses Forschungsprojekt wurde entsprechend der österreichischen Gesetzeslage kein Ethikvotum eingeholt, zusätzlich wurden die Teilnehmer_innen nicht als vulnerable Gruppe eingestuft.
Der Fragebogen wurde von 135 Personen aufgerufen, 105 Personen beendeten diesen und wurden bei der Auswertung der Ergebnisse berücksichtigt. Es beantworteten mit 79,0% überwiegend Frauen den Fragebogen und es konnte eine vermehrte Teilnahme im Osten Österreichs (Wien 44,8%, Oberösterreich 14,3%, Niederösterreich 30,5%) festgestellt werden. Die meisten Befragten (37,1%) waren 7–12 Jahre beschäftigt. 52,4% der Befragten wiesen einen Bachelor in „Nursing/Health Science" und 27,6% das Diplom des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege als höchste abgeschlossene Ausbildung auf. 10,5% absolvierten ein konsekutives Masterprogramm und 9,5% einen Weiterbildungslehrgang auf Masterniveau, keine_r der Befragten schloss ein Doktoratsstudium ab (siehe Tab. 1).
Graph
Tabelle 1 Merkmale der Teilnehmer_innen (n = 105)
Anzahl Anteil in Prozent Geschlecht weiblich 83 79,0% männlich 22 21,0% Bundesland Wien 47 44,8% Niederösterreich 32 30,5% Burgenland 0 0,0% Oberösterreich 15 14,3% Salzburg 1 1,0% Kärnten 2 1,9% Vorarlberg 1 1,0% Tirol 0 0,0% Steiermark 7 6,7% Beschäftigungsdauer bis zu 3 Jahre 6 5,7% 4–6 Jahre 11 10,5% 7–12 Jahre 39 37,1% 13–20 Jahre 29 27,6% mehr als 20 Jahre 20 19,0% Höchste abgeschlossene Ausbildung Diplom des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege 29 27,6% Bachelor in Nursing/Health Science 55 52,4% Masterstudium aufbauend auf einen Bachelor 11 10,5% Masterstudiengang/-lehrgang 10 9,5% Doktorat/PhD 0 0,0% Weiterbildungen § 64 GuKG Nein 43 41,0% Ja 62 59,0% Sonderausbildungen § 65 GuKG Nein 70 66,7% Ja 35 33,3%
Die Antworten der Befragten decken unterschiedliche klinische und extramurale Tätigkeitsbereiche ab, wobei die Teilnehmer_innen am häufigsten in operativen Fächern (13/105, 12,6%) tätig sind (Abb. 1).
Graph: Abbildung 1 Tätigkeitsbereiche der Befragten (n = 105 Personen; Angaben in Prozent).
Die Komponentenmatrix der Faktorenanalyse zeigte, dass die Variablen auf insgesamt sieben Komponenten geladen wurden, wobei einige Items in mehreren Faktoren auftraten. Im nächsten Schritt wurden diejenigen Komponenten zusammengeführt, die inhaltlich ähnlich waren und den Dimensionen des Role Delineation Tool sowie dem ANP-Modell von Hamric ([
Graph
Tabelle 2 Variablen und Items des Fragenbogens und Verortung im Hamric-Model
# Item (Variable) Item des Fragebogens Verortung im Hamric-Model Finaler Cronbachs Alpha direkte Pflege v_255 Die Anordnung diagnostischer Verfahren (z.B. Blutabnahme, Bildgebung) zur Abklärung für die weitere Behandlung einer Patientinnen- und Patientengruppe einleiten. v_256 Untersuchungsergebnisse (z.B. Laborbefunde, Röntgen) interpretieren. v_257 Ergebnisse von Assessments (z.B. Aufnahmestatus) interpretieren. v_258 Einer Patientengruppe erweiterte Behandlungs- und Pflegemaßnahmen (Beratung/Anleitung zum Symptommanagement, Handling spezifischer Zugänge etc.) für spezielle Krankheitsbilder (z.B. Demenz, Onkologie) anbieten. v_259 Patient_innen sowie deren familiäres Umfeld in die Pflege und Behandlung miteinbeziehen. v_260 Eine lückenlose Kommunikation über die geplanten Behandlungsschritte mit allen Beteiligten (multiprofessionelles Team, Patient_innen und deren Angehörige) gewährleisten. v_261 Beratungen und Schulungen für Patient_innen durchführen. v_262 Beratungen und Schulungen für Angehörige durchführen. v_127 ... mich für die Interessen meiner Patient_innen einzusetzen. Edukation v_263 Fallbesprechungen zur Lösung komplexer Pflegesituationen durchführen. v_264 An ethischen Fallbesprechungen teilnehmen. v_265 Gemeinsam einen interdisziplinären Behandlungsplan erstellen. v_128 ... Pflegepersonen in der Praxis bei komplexen Pflegesituationen zu unterstützen (Mentor). v_272 ... Konsile bei komplexen Pflegesituationen durchzuführen. Führung v_266 Mit anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens (z.B. andere Kliniken, Krankenkassen, Rehazentren) zusammenarbeiten. v_267 Den Austausch mit anderen Berufsgruppen suchen. v_268 Das Pflegemanagement hinsichtlich zukünftiger Entwicklungen beraten. v_269 Sich an der Entwicklung von zukunftsfähigen Strategien der Organisation beteiligen. v_122 ... Maßnahmen im Rahmen der Qualitätsentwicklung zu treffen. v_123 ... Veränderungsprozesse in Gang zu setzen. v_124 ... die Qualität der Versorgung inhaltlich zu bestimmen und die involvierten Personen zu motivieren, Visionen und Veränderungen mitzutragen. v_125 ... öffentliche/offizielle Stellung zu berufspolitischen Themen zu beziehen. v_126 ... mich für die Interessen meiner Berufsgruppe einzusetzen. v_129 ... interne Schulungen zu evaluieren. v_130 ... mich aktiv an der Programmerstellung von hausinternen Schulungen und Weiterbildungen zu beteiligen. v_131 ... Bedürfnisse hinsichtlich der hausinternen Schulungen und Weiterbildungsprogramme in meinem Berufsfeld zu erheben. v_132 ... Fortbildungen/Workshops zum Management von komplexen Pflegesituationen durchzuführen. v_133 ... Kolleg_innen in ihrer beruflichen Entwicklung zu fördern. Forschung v_134 ... mich an pflegerelevanten klinischen Forschungen zu beteiligen. v_135 ... Forschungsergebnisse aktiv in die Pflegepraxis zu integrieren. v_136 ... Forschungsanträge zu verfassen. v_138 ... aktuelles Wissen aus der Forschung (z.B. durch Präsentationen, Kongresse, Publikationen) weiterzugeben.
Es zeigt sich eine Verschiebung der den Zentral- und Kernkompetenzen des Hamric-Modells zugeordneten übernommenen Aufgaben und Tätigkeiten nach Höhe des Qualifikationsniveaus. Der geringste Unterschied zwischen den Qualifikationsniveaus zeigt sich in der Kernkompetenz direkte Pflege. Der größte Unterschied in der Zentralkompetenz Führung, da hier von Personen des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege im Schnitt rund 3,1 Aufgabenfelder und Tätigkeiten übernommen werden. Jedoch werden von Personen eines Weiterbildungslehrganges auf Masterniveau rund 4,9 Aufgabenfelder und Tätigkeiten übernommen (Abb. 2). Das bedeutet, dass Aufgabenfelder und Tätigkeiten im Bereich Führung häufiger von Personen eines Weiterbildungslehrganges auf Masterniveau durchgeführt werden.
Graph: Abbildung 2 Mittlere Häufigkeit ausgeübter Tätigkeiten in den Kompetenzbereichen nach Hamric (1 = nie bis 6 = sehr häufig).
Im Detail zeigt sich in der Zentralkompetenz „Direkte Pflege", dass vier Tätigkeiten (Interpretation von Assessments, Einbeziehung von Patient_innen, Gewährleistung einer lückenlosen Kommunikation, Einsatz für die Interessen der Patient_innen) von allen Teilnehmer_innen häufig oder sehr häufig übernommen werden. Drei Tätigkeiten (Anordnung diagnostischer Verfahren, Interpretation von Untersuchungsergebnissen, Angebot von erweiterten Pflegemaßnahmen) werden von Teilnehmer_innen selten durchgeführt. Es zeigen sich jedoch Ausnahmen, so ordnen 32,1% (9/29) der diplomierten Pflegepersonen diagnostische Verfahren sehr häufig an und 36,4% (4/11) Absolvent_innen eines konsekutives Masterprogramms interpretieren Untersuchungsergebnisse sehr häufig. Von 40% (4/10) der Absolvent_innen eines Masterlehrgangs werden erweiterte Pflegemaßnahmen für spezielle Krankheitsbilder angeboten. Zwei Tätigkeiten boten ein sehr heterogenes Bild, so werden Beratungen für Patient_innen von diplomiertem Pflegepersonal häufig (5/29, 19,2%) und sehr häufig (6/29, 23,1%), jedoch von Absolvent_innen eines Bachelorstudiengangs selten (10/55, 18,5%) oder nie (14/55, 25,9%) durchgeführt. Beratungen für Angehörige führt diplomiertes Pflegepersonal häufig (5/29, 19,2%) und sehr häufig (5/29, 19,2%), jedoch Absolvent_innen eines Bachelorstudiengangs selten (7/55, 13,0%) oder nie (23/55, 42,6%) (ESM3, Tab. E2).
In der Kernkompetenz „Führung" zeigt sich, dass zwei Aufgaben (Austausch mit anderen Berufsgruppen, Einsatz für die Interessen der Berufsgruppe) von allen Teilnehmer_innen sehr häufig durchgeführt werden. Neun Aufgaben übernehmen Absolvent_innen eines Weiterbildungslehrgangs auf Masterniveau häufiger. Dazu zählen die Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens (3/10, 30%), Setzen von Maßnahmen im Rahmen der Qualitätsentwicklung (6/10, 60%), inhaltliche Bestimmung der Versorgungsqualität (8/10, 80%), Evaluierung interner Schulungen (4/10, 40%), Erstellung von Weiterbildungsprogrammen (6/10, 60%), Erhebung des Weiterbildungsbedarfes (5/10, 50%), Durchführung von Workshops (3/10, 30%), Förderung der beruflichen Entwicklung (6/10, 60%) und die Stellungnahme zu berufspolitischen Themen (3/10, 30%). Drei Aufgaben, die Absolvent_innen eines Masterprogramms häufiger übernehmen sind das Ingangsetzen von Veränderungsprozessen (9/11, 81,8%), Beratung des Pflegemanagements (6/11, 54,5%) und Beteiligung an der Strategieentwicklung (6/11, 54,5%) (ESM3, Tab. E3).
Die Ergebnisse der Kernkompetenz Forschung zeigen auf, dass zwei Aufgaben (Beteiligung an klinischer Forschung, Verfassung von Forschungsanträgen) von der Mehrheit der Teilnehmer_innen nie durchgeführt werden. Die Weitergabe von Wissen wird von 36,4% (4/11) der Absolvent_innen eines konsekutiven Masterprogramms sehr häufig übernommen und 50,0% (5/10) der Absolvent_innen eines Weiterbildungslehrgangs auf Masterniveau integrieren Forschungsergebnisse in der Praxis. (ESM3, Tab. E4).
In der Kernkompetenz Edukation werden zwei Aufgaben (interdisziplinäre Behandlungspläne erstellen, Konsile durchzuführen) von der Mehrheit der Befragten selten oder nie übernommen. Drei Aufgaben (Fallbesprechungen zu komplexen Pflegesituationen, ethische Fallbesprechungen, Unterstützung der Pflegepraxis bei komplexen Situationen) werden von den Angehörigen des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege selten oder nie durchgeführt. Jedoch übernehmen am häufigsten Absolvent_innen eines Weiterbildungslehrgangs auf Masterniveau (4/10, 40%) Fallbesprechungen zu komplexen Pflegesituationen, ethische Fallbesprechungen (3/10, 30%) und die Unterstützung der Pflegepraxis bei komplexen Situationen (5/10, 50%) (ESM3, Tab. E5).
Die vorliegende Forschungsarbeit ermöglicht eine aktuelle Darstellung der Situation in Österreich bezüglich der APN-Rolle. Die Ergebnisse zeigen, dass nur 20% der 105 Befragten Pflegefachpersonen einen Master-Abschluss in „Pflege oder Gesundheitswissenschaften" besitzen. Im internationalen Kontext und im Positionspapier der drei deutschsprachigen Berufsverbände ([
Die Ergebnisse zeigen, dass ein Zusammenhang zwischen dem Qualifikationsniveau und der Art der ausgeübten Aufgabenfelder besteht. Sowohl die APN-Guideline des [
International sind APNs sowohl im akut klinischen Setting, im tertiären als auch im extramuralen Bereich eingesetzt und ihre Präsenz ist international zunehmend ([
Durch den fehlenden Zugang zur Grundgesamtheit konnten in der Stichprobe zwei Bundesländer (Tirol, Burgenland) nicht erfasst werden, auch besteht auf Grund des Schneeballsystems keine Klarheit über den Rücklauf, weshalb ein Selektionsbias nicht ausgeschlossen werden kann. Zudem ist die resultierende Gelegenheitsstichprobe klein, weshalb die Repräsentativität der Ergebnisse im statistischen Sinn nicht gegeben ist. Die Stärken der Studie liegen in der theoretischen Fundierung, da ausgehend von einem soliden theoretischen Fundament die Items formuliert und ein kognitiver Prätest sowie multiple Überarbeitungen durchgeführt wurden, um den Fragebogen hinsichtlich Verständlichkeit und Relevanz zu überprüfen. Dadurch ist trotz der der geringen Stichprobe geschuldeten Unsicherheiten eine Tendenz erkennbar.
Aus den Ergebnissen dieser Forschungsarbeit lässt sich schlussfolgern, dass in Österreich eine heterogene Gruppe von Pflegefachkräften Tätigkeiten ausübt, die denen einer APN entsprechen. Es gibt jedoch keine klare Definition der APN-Rolle in Österreich, was auf die späte Akademisierung und das Fehlen einer nationalen Ausformulierung zurückzuführen ist. Die Ausbildung von APN wird hauptsächlich durch Initiativen an Fachhochschulen und Universitäten vorangetrieben, aber es fehlen nachhaltige nationale Initiativen zur Reglementierung und einheitlichen Qualifikation. Um eine erfolgreiche Implementierung der APN-Rolle zu ermöglichen, sind gesetzliche Rahmenbedingungen und Vergütungsregeln unerlässlich.
Da vergleichbare Studien zu diesem Thema in Österreich fehlen, ist das vorgestellte Forschungsprojekt ein wichtiger Beitrag zur Erkenntnisgewinnung. Es kann als Grundlage für sachliche Diskussionen dienen, welche die Entwicklung von Gesundheits- und Berufspolitik anregen und die Einführung der APN-Rolle im österreichischen Gesundheitssystem vorantreiben sollen. Es bedarf jedoch weiterer Forschungsinitiativen, die sich mit der inhaltlichen Gestaltung der APN-Rolle und der internationalen Positionierung von APN auseinandersetzen.
Die elektronischen Supplemente sind mit der Online-Version dieses Artikels verfügbar unter https://doi.org/10.1024/1012-5302/a000985.
- ESM1. Methodik und Ergebnisse der Fragebogenerstellung.
- ESM2. Fragebogen.
- ESM3. Ergebnisse der Fragebogenerhebung.
Die Autor_innen bedanken sich bei den Pflegefachpersonen, welche die Datenerhebung unterstützen und den Fragebogen beantworteten.
Substanzieller Beitrag zu Konzeption oder Design der Arbeit: MH, BS, MB, PG, CA, MNC, HM
Substanzieller Beitrag zur Erfassung, Analyse oder Interpretation der Daten: MH, BS, MB, PG, CA
Manuskripterstellung: MH, BS, MB, PG, CA
Einschlägige kritische Überarbeitung des Manuskripts: MH, BS, MB, PG, CA, MNC, HM
Genehmigung der letzten Version des Manuskripts: MH, BS, MB, PG, CA, MNC, HM
Übernahme der Verantwortung für das gesamte Manuskript: MH, BS, MB, PG, CA, MNC, HM
By Michaela Herzog; Birgit Schönfelder; Melanie Barton; Pia Gugler; Christiana Aghaizu; Martin Nagl-Cupal and Hanna Mayer
Reported by Author; Author; Author; Author; Author; Author; Author