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„Ähm, können Sie die Frage nochmal wiederholen?": Sprachsensible Gestaltung von Prüfungsaufgaben in der Pflege.

Dittmar-Grützner, Anna-Katharina ; Deiters, Marion
In: Padua, Jg. 19 (2024-04-01), Heft 2, S. 93-98
Online serialPeriodical

Lehren und Lernen „Ähm, können Sie die Frage nochmal wiederholen?": Sprachsensible Gestaltung von Prüfungsaufgaben in der Pflege  Die sprachbewusste Anpassung von Prüfungsaufgaben ist wichtig

In diesem Artikel erfahren die Leser_innen, warum die sprachsensible Gestaltung von Prüfungsaufgaben in der Ausbildung von Pflegefachfrauen und Pflegefachmännern zukünftig noch wichtiger sein wird als bisher, was die Abkürzung DaZ bedeutet und was unter dem Begriff der Sprachsensibilität überhaupt verstanden wird. Außerdem gibt es Impulse zur Erstellung von sprachsensibel formulierten mündlichen und schriftlichen Prüfungsaufgaben in der Pflege.

Die Zahl der Auszubildenden und Mitarbeiterinnen im Bereich der Pflege mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen und damit auch häufig einhergehender Mehrsprachigkeit steigt (Bethschneider & Settelmeyer, 2019; Dittmar-Grützner & Deiters, 2020). Bedingt wird die Vielfalt durch zahlreiche Faktoren, u.a. durch die Gesundheitspolitik, die dabei unterstützt, potenzielle Pflegekräfte im Ausland anzuwerben, dies mit dem Ziel, dem demographischen Wandel und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken (Baltzer, 2022). Viele Pflegeschulen stellen Bewerber_ innen aus dem Ausland wie z.B. Tunesien, Afghanistan, Iran, Mexiko oder Indien, die häufig in der deutschen Sprache noch anzugehende Sprachbarrieren aufweisen, ein. Zu einer größeren Vielfalt führt ebenfalls die generalistische Pflegefachausbildung, die seit 2020 drei pflegerische Berufsgruppen zu einer zusammenführt. In den Ausbildungskursen finden sich nunmehr Menschen mit den unterschiedlichsten Bildungsniveaus und sozialen, kulturellen und sprachlichen Hintergründen. Sowohl in der theoretischen als auch in der praktischen Ausbildung ist diese Vielfalt spürbar. Dieser Mix führt vor allem im sprachlichen Kontext zu wachsenden Schwierigkeiten, zeitweise sogar zu massiver Überforderung aller beteiligten Personen (Bundesinstitut für Bildung, 2017; Dittmar-Grützner & Deiters, 2020). Eine Herausforderung bilden u.a. die Prüfungen, da es für die Lehrenden häufig schwer zu erkennen ist, ob der oder die Auszubildende mit DaZ als Herausforderung aufgrund seiner verbesserungswürdigen deutschen Sprachkenntnisse oder aufgrund seines nicht vorhandenen Fachwissens negative Testergebnisse bei den mündlichen oder schriftlichen Lernerfolgskontrollen erreicht. Hier bedarf es einer genaueren Analyse.

Was bedeutet DaZ?

Die Abkürzung DaZ steht für Deutsch als Zielsprache oder Deutsch als Zweitsprache. Dies bedeutet, dass die deutsche Sprache nicht die Heimatsprache der Auszubildenden ist, die Auszubildenden die deutsche Sprache aber erlernt haben bzw. erlernen, um ihren (Berufs-) Alltag bewältigen zu können (Bundesinstitut für Bildung, 2017; Niedersächsische Landesschulbehörde, 2017). Häufig ist Deutsch die zweite, dritte oder sogar vierte Sprache, die der oder die Auszubildende spricht. Hier wird deutlich, dass Auszubildende häufig hohe Sprachfähigkeiten mitbringen, die es wertzuschätzen gilt. Vermehrt wird die deutsche Sprache von den Auszubildenden mit aktueller Zuwanderungsgeschichte jedoch nicht umfassend genug beherrscht und führt dadurch zu Herausforderungen. Auf diese Auszubildenden mit Deutsch als Zielsprache (DaZ) als Herausforderung fokussiert sich dieser Artikel.

Als Zugangsvoraussetzung zur Ausbildung zum Pflegefachmann bzw. zur Pflegefachfrau müssen die Auszubildenden im Deutschen das Sprachniveau B2 des europäischen Referenzrahmens vorweisen. Dies heißt, dass sie die deutsche Sprache in alltäglichen Situationen gut verstehen und sprechen können. Haben die Auszubildenden ihren Schulabschluss in Deutschland absolviert, leben aber möglicherweise noch nicht lange in Deutschland, müssen sie diesen Nachweis nicht vorlegen.

Die Auszubildenden mit DaZ als Herausforderung benötigen zeitweise mehr sprachliche Anleitung im Schulalltag, um Gesagtes und Inhalte richtig zu verstehen, da sie, wie bereits geschildert, noch nicht lange in Deutschland oder aber in Gruppen mit gleichsprachigem Hintergrund leben und so mit (noch) wenig Zugang zur deutschen Sprache aufweisen (Grün et al., 2019; Bethschneider & Settelmeyer, 2019).

Dadurch, dass in der Pflegeausbildung nicht nur die Alltagssprache genutzt wird, sondern auch die Bildungssprache und die pflegerische und medizinische Fachsprache, kann dies Folgen für den Schulalltag und vor allem für Prüfungssituationen haben. Die Auszubildenden mit DaZ als Herausforderung sowie die Auszubildenden mit schwachem Leseverständnis verstehen möglicherweise sprachlich (noch) nicht alles.

Häufig wird auch von Auszubildenden, deren Muttersprache Deutsch ist, angegeben, dass die Prüfungsaufgaben kompliziert, unverständlich oder verwirrend formuliert waren und sie trotz intensivem Lernen und eigentlich vorhandenem Fachwissen schlechte Prüfungsergebnisse erzielt haben (Grün et al., 2019). Wie geht es dann den Auszubildenden mit DaZ als Herausforderung? In Prüfungssituationen ist eine zeitliche Beschränkung vorgegeben, die den Auszubildenden zusätzlich Stress bereiten kann. Prüfungsangst kann die Situation weiter erschweren. Die Auszubildenden stehen unter immensem Leistungsdruck, bei vielen mit aktueller Zuwanderungsgeschichte ist die Aufenthaltserlaubnis an die Ausbildung gebunden oder aber die Probezeitentscheidungen werden über Noten bestimmt. Somit ist verständlich, dass die Auszubildenden mit Sprachbarriere nervös sind und ggf. nicht alle Inhalte abrufen oder aber nachvollziehen können und somit nicht in der Lage sind, Anweisungen richtig umzusetzen (Buts, 2017). Werden die Prüfungsaufgaben jedoch sprachsensibel aufbereitet, erhalten die Auszubildenden eine größere Chance, die Aufgaben leichter zu verstehen (Bundesinstitut für Bildung, 2017).

Eine strukturierte Prüfungsvorbereitung sollte den Prüfungen immer vorangesetzt sein. In der Vorbereitung werden folgende Punkte thematisiert:

  • welche Informationen für die Prüfung benötigt werden,
  • wie viele Aufgaben die Prüfung enthält,
  • welche Typen von Aufgaben (z.B. Freitext-, Lückentext-, Multiple Choice-Aufgaben etc.) gestellt werden und
  • welche Aufgaben in der Bearbeitung die meisten Punkte bringen (Krautschun-Lindner& Niemeyer, 2016, S. 7).
Ein Einblick in den Schulalltag einer Pflegeschule

Die Prüfungs-AG der Pflegeschule Elvira-Stiftung1 sitzt nach den mündlichen und schriftlichen Zwischenprüfungen zusammen, um den Prozess der Prüfungen zu evaluie-ren. Es gibt großen Diskussionsbedarf bzgl. des unerwartet schlechten Abschneidens zahlreicher Auszubildender. Es wird heftig diskutiert, Aussagen wie "Ich bin die Aufgaben mit den Auszubildenden extra noch mal durchgegan gen!", "Mehr Hilfe geht ja wohl nicht!", "Ich habe denen alles erklärt, dann müssen die Auszubildenden mal besser zuhören!" bis hin zu "Noch weiter schraube ich das Niveau nicht herunter!" sind zu hören. Die Kolleg_innen wirken enttäuscht und sichtlich unzufrieden.

Kennen Sie diese oder eine ähnliche Situation? Wie war Ihr Erleben? In diesen Fällen kann es als Entwickler_in der Prüfungsaufgaben sinnvoll sein, diese auf Sprachsensibilität hin zu analysieren. Dabei können Kolleg_innen behilflich sein, indem sie selbst die Prüfungsfragen beantworten, um mögliche Stolperfallen zu erkennen. Anschließend können die Prüfungsaufgaben gemeinsam mit Kolleg_in-nen sprachsensibel so aufbereitet werden, dass allen Auszubildenden die Bearbeitung erleichtert wird, wobei es hilfreich sein kann, die Prüfungsaufgaben nach einem gewissen Zeitraum erneut zu analysieren. Die Bearbeitung der Prüfungsaufgaben ist ein stetiger Prozess (Buts, 2017).

Was bedeutet Sprachsensibilität?

Um Aufgaben sprachsensibel zu gestalten, muss erst einmal die Einsicht vorhanden sein, dass ein sprachsensibles Vorgehen mehr Partizipation für alle ermöglicht. Den zuständigen Entwickler_innen der Prüfungsaufgaben muss zudem klar sein, dass eine sprachsensible Aufbereitung von Prüfungsaufgaben nicht mit einem Qualitätsverlust und dem Senken des inhaltlichen Niveaus einhergehen soll. Es profitieren nämlich mehr Auszubildende von den sprachsensiblen Formulierungen als meist angenommen, nicht nur die Auszubildenden mit Deutsch als Zielsprache mit Herausforderung (Buschfeld & Jurkschat, 2017; Bethschneider & Settelmeyer, 2019).

Die Offenheit, sich auf die sprachbewusste Gestaltung von Prüfungsaufgaben einzulassen, ist ein wichtiger Schritt, um Prüfungsaufgaben für alle verständlich zu gestalten. Aber was meint sprachsensibel nun genau? Sprachsensibles Vorgehen bedeutet, Worte, Begrifflichkeiten, also Sprache, bewusst einzusetzen und Formulierung zu hinterfragen. Durch die optische Aufbereitung von Texten und den bewussten Einsatz von Absätzen wird das visuelle Erfassen des Textes erleichtert. Es können zudem Hilfsmittel wie Bilder, Graphiken und Tabellen hinzugezogen werden, um u. a. das Leseverständnis zu erleichtern. Auch wird die Sprache auf ihre Verständlichkeit hin überprüft und das Verhältnis zwischen alltäglichen Ausdrücken und Fachsprache wird analysiert. Insgesamt wird sich auf das Wesentliche konzentriert. Sprachliche Ausschmückungen werden bewusst vermieden und finden nur dort Einzug, wo sie einen dringenden Zweck erfüllen (Giesau & Woerfel, 2018). Fremdwörter werden erklärt, ggf. wird eine Legende für die fachlichen Begrifflichkeiten hinterlegt. Sofern Fachbegriffe Teil einer Aufgabe sind, sind sie selbstredend nicht zu erklären. Fairerweise sollten sie jedoch zuvor im Unterricht erläutert werden.

Die Durchführung von mündlichen Prüfungen

Die Beschreibungen des sprachsensiblen Vorgehens werden im Weiteren auf mündliche Prüfungssituationen in der Pflege übertragen. Der oder die Prüfende trägt maßgeblich dazu bei, eine Prüfung sprachbewusst zu gestalten. Dazu ist im ersten Schritt eine Selbstreflexion des eigenen Sprachgebrauchs der oder des Prüfenden von Nöten. Folgende Fragen können Sie sich stellen: Rede ich in kurzen und präzisen Sätzen? Sind meine Sätze vollständig? Vermeide ich Doppeldeutigkeiten und Redewendungen? Habe ich ein angemessenes Sprechtempo? Vermeide ich Füllwörter und Satzeinschübe? Halte ich Sprechpausen aus? Vermeide ich es, im Dialekt zu sprechen?

Tatsache ist, dass Prüfungsaufgaben (auch die mündlichen) oftmals schwer verständlich geschrieben sind (Kraut-schun-Lindner & Niemeyer, 2016; Grün et al., 2019). Zur Vorbereitung auf die mündliche Prüfung formuliert der oder die Prüfende daher am besten die Fragen für die Prüfung vor und hält hierbei die Kriterien der Sprachsensibilität ein, damit auch die Nachfragen in der mündlichen Prüfung möglichst sprachsensibel gestaltet sind.

Zu Beginn der Prüfung kann der oder die Prüfende zudem darauf achten, eine Vorentlastung zu schaffen. Dies bedeutet, dass die Auszubildenden ihr Vorwissen, ihre Erfahrungen und ihre bereits vorhandenen Fähigkeiten rekapitulieren können (Dittmar-Grützner & Deiters, 2020). Grundsätzlich kann alles, das hilft, eine Idee von der Prüfungsaufgabe zu bekommen, eingesetzt werden. So sind Bilder, aber auch Gegenstände, Attrappen oder Poster denkbar. Aber auch die Prüfungsaufgaben, die der oder die Geprüfte zur mündlichen Prüfung erhält, sollten sprachsensibel gestaltet sein (siehe dazu auch das sprachsensible Beispiel für die schriftliche Prüfung). Zusammengefasst lässt sich sagen: der "Brückenbau" durch Vorentlastung ist immens wichtig, damit die Auszubildenden Verknüpfungen zu bereits erlerntem Wissen, Erfahrungen und Erlebnissen herstellen können. Dieser Prozess kann beim Auszubildenden ohne Probleme in der Herkunftssprache erfolgen.

Von großer Bedeutung sind in einer mündlichen Prüfungssituation ebenfalls die informellen Sprachsituationen zu Beginn der Prüfung. Die oder der Auszubildende wird höchstwahrscheinlich aufgeregt und fokussiert auf den Inhalt sein, daher ist es gut, auf unnötig weit ausufernden Small Talk zu verzichten. Auch sollte der oder dem Prüfenden bewusst sein, dass das, was sie/er sagt möglichst wortwörtlich zu verstehen ist und keinen Raum zur Interpretation lässt.

Grün et al. (2019) weisen darauf hin, dass auch die oder der Prüfende nach jahrelangem Gebrauch eigener sprachlicher Muster und fachlicher Routinen das sprachsensible Prüfen erst einmal üben muss. Um in der Prüfungssituation sprachbewusst zu agieren, könnte ihr/ihm ein Spickzettel helfen. Dabei reichen kurze und knappe Aussagen wie: "Sprich in kurzen, ganzen Sätzen!", "Vermeide lange Erklärungen!", "Stelle pro Auftrag nur 1 Frage!", "Übersetze

Fachbegriffe!", "Vermeide Redewendungen!", "Sprich Irritationen an!" aus.

Allein die konstruktiv kritische sprachsensible Auseinandersetzung von Prüfungsszenarien kann dazu führen, die kommenden Prüfungen sprachsensibler zu gestalten.

Erstellen von schriftlichen Prüfungen

Um die sprachsensible Gestaltung von Prüfungsaufgaben in der Pflege zu verdeutlichen, wird nachfolgend mit einer optimierungsbedürftigen Beispiel-Prüfungsaufgabe gearbeitet. Sie wird schrittweise analysiert und möglichst sprachsensibel umformuliert.

Prüfungsaufgaben sind bestenfalls in drei Felder strukturiert: das Situations-Feld, welches in die Aufgabe einführt, das Frage-Feld, das die Aufgabe formuliert, und das Antwort-Feld, welches dem Prüfling den Raum zum Antworten gibt (Bethschneider & Settelmeyer, 2019; Grün et al., 2019; Buts, 2017).

Aufgabe 1

Zählen Sie die zwei Symptome einer tiefen Beinvenenthrombose auf, die im Fall beschrieben werden, und es können weitere Anzeichen vorhanden sein, zählen Sie zwei weitere auf und erklären Sie kurz deren Entstehung, bevor Sie anschließend drei ursächliche Faktoren der Virchow-Trias nennen, die sie anhand von jeweils 2 Beispielen erläutern. (16 Punkte)

Buschfeld und Jurkschat (2017) erläutern in ihrem Leitfaden zur sprachsensiblen Prüfungsgestaltung abschnittweise, wie eine sprachsensible Gestaltung von Prüfungsaufgaben gelingen kann. Hierzu werden zu Beginn alle Prüfungstexte-und fragen analysiert und hinterfragt: Hat die Aufgabe eine thematische Überschrift? Hat die Aufgabe eine nachvollziehbare Reihenfolge? Benötigt der Prüfling wirklich alle Informationen, die in der Aufgabe formuliert sind? Ist durch die Angabe der Punkte eindeutig zu erkennen, wie die Punkteverteilung für die einzelnen Fragen ist? Bietet die Darstellung der Aufgabe eine optische Orientierungshilfe? Hat die Aufgabe vorstrukturierte Antwortfelder? (Buschfeld et al. 2017).

Aufgabe 1. Die tiefe Beinvenenthrombose und die Virchow-Trias

Zählen Sie die zwei Symptome einer tiefen Beinvenenthrombose auf, die im Fall beschrieben werden. (3 Punkte)

a )

b )

Ergänzen Sie zwei weitere Anzeichen und erklären Sie kurz deren Entstehung. (4 Punkte) Symptom Entstehung

Nennen Sie die drei ursächlichen Faktoren der Virchow-Trias und erläutern Sie diese anhand von jeweils 2 Beispielen. (9 Punkte)

1

Beispiel 1 Beispiel 2

2

Beispiel 1 Beispiel 2

3

Beispiel 1

Beispiel 2 (Gesamtpunktzahl 16 / )

2. Faktor:

Ursache 1:

Ursache 2:

3. Faktor:

Ursache 1:

Ursache 2:

(Gesamtpunktzahl 16 / )

Im nächsten Schritt folgt die Satzanalyse. Ist die Aufgabe so formuliert, dass es sich um kurze Sätze handelt, die möglichst keine Nebensätze aufweisen? Gibt es pro Satz nur eine Kernaussage und sind die Satzzeichen korrekt gewählt? Ist die Aufgabe aktiv formuliert und enthält Subjekt (ein Akteur), ein Prädikat (macht was?) und ein Objekt (womit?) (Buschfeld & Jurkschat, 2017)?

Aufgabe 1. Die tiefe Beinvenenthrombose und die Virchow-Trias

Frau Saleh hat eine tiefe Beinvenenthrombose.

1. Nennen Sie fünf Symptome einer tiefen Beinvenenthrombose. (5 Punkte)

a )

b )

c )

d )

e)

2. Erklären Sie die Entstehung von zwei Symptomen. (2 Punkte)

Symptom Entstehung

  • 3. Nennen Sie die drei Faktoren der Virchow-Trias. (3 Punkte)

1.

  • 2.
  • 3 .
  • 4. Nennen Sie zu jedem Faktor je zwei mögliche Ursachen. (6 Punkte)

1. Faktor:

Ursache 1:

Ursache 2:

Aufgabe 1. Die tiefe Beinvenenthrombose und die Virchow-Trias

Frau Saleh hat eine tiefe Beinvenenthrombose. 1. Nennen Sie fünf Symptome einer tiefen Beinvenenthrombose. (5 Punkte)

1)

  • 2)
  • 3 )
  • 4 )
  • 5 )

Zum Schluss erfolgt die Wortanalyse, in der die Verständlichkeit der Wörter überprüft wird.

Sind die Worte präzise gewählt? Sind Komposita (Wortzusammensetzungen) wirklich nötig? Wenn ja, dann sollten diese aufgrund der besseren Lesbarkeit mit Bindestrich geschrieben werden. Aus diesem Grund werden Mengengaben auch als Ziffern geschrieben. Sofern Abkürzungen genutzt werden, sollten diese nur auf bekannte Fachbegriffe begrenzt sein. Gibt es Verneinungen in der Aufgabe, so sollten diese als Hilfe zur besseren Lesbarkeit fettgedruckt oder unterstrichen sein -- hier ist nur eine Variante zu wählen (Buts, 2017; Buschfeld & Jurkschat, 2017). Bei der Aufgabenbeschreibung werden die relevanten Wörter, also die Operatoren, ebenfalls fett und farblich gedruckt. Die Operatoren erklären dem Prüfling, was bei der Aufgabenstellung zu tun ist. Die Aufbereitung der Wörter in fett und bunt dient der Visualisierung und hilft den Augen, die wesentlichen Aspekte zu fokussieren. Es sollte bei der Wahl der Operatoren darauf geachtet werden, dass möglichst die gleichen gewählt und nicht aufgrund stilistischer Mittel unterschiedliche Operatoren genutzt werden. Bei den Operatoren sollte zudem darauf geachtet werden, diese aus dem passenden Anforderungsbereich zu wählen. Ideal ist, die Operatoren bereits im Unterricht zu erklären und zu verwenden. Eventuell erhalten die Prüflinge vor den ersten Leistungsüberprüfungen eine Übersicht mit einer entsprechenden Erklärung (Buts, 2017).

Auch sollten Eigennamen und keine Synonyme verwendet werden. Frau Saleh würde in diesem Beispiel Frau Saleh bleiben und nicht die Patientin, die Kundin oder die Pflegeempfängerin werden. Auch dieses Vorgehen dient der Orientierung, dem Verständnis und der besseren Lesbarkeit.

2. Erklären Sie die Entstehung von zwei Symptomen

einer tiefen Beinvenenthrombose. (2 Punkte) Symptom Entstehung

Aufgabe 2. Die Virchow-Trias

1. Nennen Sie die drei Faktoren der Virchow-Trias. (3 Punkte)

1)

  • 2)
  • 3)
  • 2. Nennen Sie zu jedem Faktor je zwei mögliche Ursachen. (6 Punkte)

1. Faktor:

Ursache 1:

Ursache 2:

2. Faktor:

Ursache 1:

Ursache 2:

3. Faktor:

Ursache 1:

Ursache 2:

(Gesamtpunktzahl 16 / )

Abschließend ist anzumerken, dass Menschen, die Deutsch als Zielsprache mit Herausforderung haben, oder auch Menschen mit geringer Literalität Texte häufig Wort für Wort und Zeile für Zeile lesen. Ein einfaches "Überfliegen" ist in den meisten Fällen nicht möglich. Das Vorgehen, Füllwörter und unnötige Informationen daher aus Prüfungen zu streichen, ist für die genannten Gruppen sehr hilfreich und spart wichtige Prüfungszeit ein. Die im

Artikel genannten Kriterien auch in der Formulierung von Fallbeispielen zu beachten wäre wünschenswert.

Die Entwickler_innen von Prüfungsaufgaben besitzen bestenfalls sehr viel fachliche Expertise. Das eloquente, in der Formulierung anspruchsvolle Ausdrücken und Verschriftlichen von Prüfungsaufgaben soll das Wissen und Können der Prüfenden darlegen und zur Anerkennung der Profession Pflege beitragen. Dies ist sehr gut nachvollziehbar und in vielen anderen Settings auch richtig und wichtig. Bei der sprachsensiblen Formulierung von Prüfungsaufgaben besteht die Herausforderung jedoch darin, sprachlich so einfach wie möglich zu schreiben und didaktisch so weit zu reduzieren, dass auch Menschen mit geringer Lite-ralität und Menschen mit Deutsch als Zielsprache die Prüfungsaufgaben möglichst schnell erfassen, gut verstehen und beantworten können, ohne dass das inhaltliche Niveau gesenkt wird. Um diese sprachsensiblen Formulierungen zu erzielen und in Prüfungssettings allgegenwärtig umzusetzen, bedarf es weiterer Haltungsänderungen und praxisorientierter Schulungen.

Checkliste zur Erstellung sprachsensibler Prüfungsaufgaben

1) Ich formuliere kurze Sätze.

  • 2) Ich schreibe möglichst nur 1 Aussage pro Satz.
  • 3) I ch arbeite mit einer überschaubaren Anzahl an Operatoren.
  • 4) Ich markiere die Operatoren fett und farbig.
  • 5) Ich nutze Symbole und Bilder, um die Aufgabestellung zu visualisieren.
  • 6) Ich verwende keine Synonyme, sondern wiederhole das Wort lieber mehrfach.
  • 7) I ch schreibe "ich" und "Sie" und nicht "man" oder "Teilnehmerinnen".
  • 8) Ich formuliere positiv und vermeide doppelte Verneinungen.
  • 9) Ich strukturiere die Aufgabe visuell, z. B. mit Hilfe von Abschnitten und Tabellen.
  • 10) Ich verwende, wenn möglich, Beispiele aus der Lebenswelt der Auszubildenden.
Footnotes 1 Hierbei handelt es sich um ein Fallbeispiel. Die Pflegeschule Elvira-Stiftung ist fiktiv und steht sinnbildlich für viele Gesundheitsschulen im deutschsprachigen Raum, mit denen die Autorinnen zusammengearbeitet haben. Literatur Balzter, S. (2022, 15. Januar). Mitten im Fachkräftemangel. Wenn 80 Prozent durch die Krankenpflegeprüfung fallen. Frankfurter Allgemeine. https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/der-fehlschlag-von-stuttgart-17708681.html Bethschneider, M. & Settelmeyer, A. (2019). Sprachbewusst prüfen: wen und wie? Berufsbildung und Wissenschaft, 6(48), 30-32. https://www.bwp-zeitschrift.de/dienst/veroeffentlichungen/ de/bwp.php/de/bwp/show/10722 Bundesinstitut für Bildung. (2017). Sprachliche Hürden in der Ausbildung und wie man ihnen begegnen kann. Ein Leitfaden für die Praxis. W. Bertelsmann Verlag. https://www.bibb.de/dienst/ver oeffentlichungen/de/publication/show/8371 Buschfeld, D. & Jurkschat, J. (2017). Sprachsensible Gestaltung von Prüfungsaufgaben -- ein Leitfaden für Prüferinnen und Prüfer im Handwerk. Forschungsinstituts für Berufsbildung im Handwerk an der Universität zu Köln. Buts, N. (2017). Prüfungsaufgaben sprachsensibel gestalten für Fachkräfte im Berufsfeld Pflege. Eine Handreichung für Fach-Lehrkräfte, Ausbilderinnen und Ausbilder. Netzwerk IQ. https://www.deutsch-am-arbeitsplatz.de/fileadmin/user%5Fupload/PDF/10%5F Fachstelle / passage%5FBS%5F04%5FPru%CC%88fungen%5FWeb.pdf Dittmar-Grützner, A.-K. & Deiters, M. (2020). Sprachsensibel unterrichten. Pflegezeitschrift, 70(73), 48-51. Grün, P, Seidel, A. & Hak-Behrmann, M. (2019). Sprachsensible Gestaltung von mündlichen Prüfungen -- eine Gratwanderung zwischen Empathie und Prüfungskonformität? BIBB. https://www.bibb.de/veroeffentlichungen/de/publication/download/10719 Krautschun-Lindner, H. & Niemeyer, I. (2016). Zur Sprache im Unterricht. Eine Handreichung für Fach-Lehrkräfte. Netzwerk IQ. https:// www.deutsch-am-arbeitsplatz.de/fileadmin/user%5Fupload/ PDF/03%5Fpassage%5FBS%5FSprache%5Fim%5FUnterricht%5Fweb.pdf Niedersächsische Landesschulbehörde. (2017). Handreichung DaZ-Unterricht in der Schule. Infos & Tipps für den schnellen Einstieg in die Praxis. https://docplayer.org/49419118-Handrei chung-daz-unterricht-in-der-schule.html Woerfel, T. & Giesau, M. (2018). Sprachsensibler Unterricht. Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache (Basiswissen sprachliche Bildung). https://www.mercator-institut-sprachfoerderung.de/de/themenportal/thema/sprachsensibler-unterricht/

Beide arbeiten als pädagogische Mitarbeiterinnen in der Aus-, Fort-und Weiterbildung an der Akademie der Mathias-Stiftung, Rheine. Gründerinnen "Die Denkstation" in Steinfurt: www.diedenkstation.de,info@diedenkstation.de

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By Anna-Katharina Dittmar-Grützner and Marion Deiters

Anna-Katharina Dittmar-Grützner Gesundheits-und Krankenpflegerin, Pflegemanagerin B. A., Berufspädagogin im Gesundheitswesen M. A., Interkulturelle Trainerin, Weiterbildungsstudium "DaZ Schule"

Marion Deiters Gesundheits-und Krankenpflegerin, Diplom-Berufspädagogin (FH) -- Fachbereich Pflege, Interkulturelle Trainerin, Weiterbildungsstudium "DaZ Schule"

Titel:
„Ähm, können Sie die Frage nochmal wiederholen?": Sprachsensible Gestaltung von Prüfungsaufgaben in der Pflege.
Autor/in / Beteiligte Person: Dittmar-Grützner, Anna-Katharina ; Deiters, Marion
Link:
Zeitschrift: Padua, Jg. 19 (2024-04-01), Heft 2, S. 93-98
Veröffentlichung: 2024
Medientyp: serialPeriodical
ISSN: 1861-6186 (print)
DOI: 10.1024/1861-6186/a000793
Sonstiges:
  • Nachgewiesen in: DACH Information
  • Sprachen: German
  • Language: German
  • Document Type: Article
  • Full Text Word Count: 3026

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