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„Skaten und Klugschei$en" – Wissenschaftliche Perspektiven auf das Skateboarding. Bericht zur 15. Jahrestagung der dvs-Kommission „Sport und Raum" in Dortmund, 05.–07.10.2023.

Edelhoff, Dominik ; Hübner, Christian ; et al.
In: Sport und Gesellschaft, Jg. 21 (2024-04-01), Heft 1, S. 109-111
Online serialPeriodical

„Skaten und Klugschei$en" – Wissenschaftliche Perspektiven auf das Skateboarding. Bericht zur 15. Jahrestagung der dvs-Kommission „Sport und Raum" in Dortmund, 05.–07.10.2023 

Die 15. Jahrestagung der dvs-Kommission „Sport und Raum" fand vom 05. bis 07. Oktober 2023 im Dietrich-Keuning-Haus Dortmund unter der Leitung von Benjamin [1] und Sebastian Karpinski (beide TU Dortmund) statt. Mit Skateboarding bot die diesjährige Veranstaltung erstmalig einen inhaltsorientierten Fokus, auf den bereits Philipp Zimmer (geschäftsführende Leitung des Instituts für Sport und Sportwissenschaft der TU Dortmund) sowie Tim Bindel (dvs-Kommissionssprecher Sport und Raum) in ihrer Eröffnung verwiesen.

In 18 Fachvorträgen, drei Keynotes und drei thematischen Workshops konnten unterschiedliche Perspektiven auf Skateboarding als kulturelle Bewegungspraxis eingenommen werden. In diese, vermutlich am stärksten in urbanen Räumen verankerte, Bewegungskultur wirken gesellschaftliche Transformationsprozesse hinein und erzeugen neue Potenziale und Spannungsfelder – sowohl in der Praxis als auch in der Wissenschaft.

Eckehart Velten Schäfer ging in der ersten Keynote „Same same but different: Wird Skateboarding ein ‚normaler Sport'?" auf Spurensuche und fragte kritisch, in welchem Verhältnis „Sport" und „Skateboarding" zueinanderstehen. Kritisch-reflexiv wird zwar die Frage, ob Skateboarding ein „normaler Sport" sei, nicht eindeutig mit „ja" oder „nein" beantwortet, allerdings wurde die These aufgestellt, dass zum einen sportkulturelle Praktiken des Skateboardings durch inszenatorische und präsentatorische „Sportivität" beschreibbar und überschneidend sind. Zum anderen sind charakteristische Aspekte des „Sports" im Wandel, wie beispielsweise der mit dem Skateboarding als olympische Disziplin einhergehende Ausbau der Vereins- und Verbandstruktur, einer Ausdifferenzierung der Szene entlang von Kategorien wie Geschlecht (zunehmender Anteil an FLINTA+-Personen im Skaten), Alter (nicht mehr nur Jugendliche, die skaten) oder körperlicher Voraussetzungen (z. B. Skaten im Rollstuhl wie bei Sit´n´Skate), sowie damit einhergehender unterschiedlicher Vermittlungsziele innerhalb dieser neueren Strukturen. Im Anschluss an die erste Keynote wurden in zwei Beitragspanelen die historischen Entwicklungen und Trends des Skateboardings zur Diskussion gestellt und soziale Lernprozesseim Skateboarding aus (sport-)pädagogischer Perspektive in den Blick genommen. Nach einer Mittagspause folgte die zweite Keynote von Christian Peters zum Thema „Playing with Possibilities. Skateboarding als Möglichkeitsraum", welche aufschlussreiche Hinweise darüber gab, weshalb Skateboarding eine zeitlich überdauernde attraktive Lifestyle-Praktik ist. Ausgangspunkt bildete der Begriff des Möglichkeitsraums, welcher zunächst mit der (wissenschaftlichen) Entwicklung des Skateboardings kontextualisiert wurde. Anschließend wurde das bildende Potenzial innerhalb dieser Möglichkeitsräume erläutert und abschließend die Chancen des Skateboardings für die Raum- und Stadtentwicklung ausgelotet. Der letzte wissenschaftliche Teil des ersten Tages wurde mit einem weiteren Beitragspanel beendet, in welchem die sozialen Strukturen und Räume des Skateboardings diskutiert sowie das Thema Lernen und Lehren im Skateboarding aufgegriffen wurde.

Der zweite Tag startete mit der dritten Keynote von Lea Schairer, welche in einem dialogischen Format von Anna Crumbach (Institut für Angewandte Trainingswissenschaft) zu Chancen und Herausforderungen des „Skateboardings als Leistungssport" befragt wurde. Dabei ging es vor allem um die Professionalität der Sporttreibenden, Trainer*innen und Betreuer*innen, die durch den Einzug des Skateboardings bei den Olympischen Spielen besondere Bedeutungszuwächse erfährt. Im Anschluss konnten die Teilnehmenden zwischen drei Workshops wählen, deren Ergebnisse im Rahmen einer Plenumsdiskussion vorgestellt wurden: (1) Potenziale von DIY-Skate-Räumen aus FLINTA-Perspektive, (2) Sportverletzungen im Skateboarding und (3) Skateboarding unterrichten und trainieren. Nach der darauffolgenden Mittagspause wurden im dritten Beitragspanel die Themen Skateboarding als Therapie und kompetitives Skateboarding aufgegriffen. Der inhaltliche Teil der Tagung endete mit einem Perspektivgespräch zum Thema Skateboarding in Deutschland.

Einen vorläufigen Abschluss fand der inhaltliche Teil mit einer Fahrrad-Stadtführung durch die Tagungsstadt. Anlaufpunkt waren dabei verschiedene DIY-Spots sowie bekannte Sehenswürdigkeiten in Dortmund. Auf der Tour konnten die vorher gesammelten Eindrücke diskutiert und vertieft werden.

Der finale Tagungstag bot die Möglichkeit, die Themen der Vortage, wie z. B. Lehren und Lernen im Skateboarding oder das inklusive Potenzial von Skateboarding in der Praxis zu erfahren. Am ersten inklusiven Skatetag der Skateboardinitiative-Dortmund e. V. gab es verschiedene Workshop-Angebote, die sowohl den Tagungsteilnehmenden als auch der Öffentlichkeit frei zugänglich waren und große Resonanz erzeugten.

So wurde neben einem gut besuchten Workshop für Anfänger*innen durch Ramin Tehrani (www.skateboardtraining.de) auch ein Wheelchair Skating (auch WCMX)-Workshop des Projektes SIT'N'SKATE um David und Lisa Lebuser (www.sitnskate.de) umgesetzt. Der Praxistag endete mit einer inklusiven Skate-Olympiade, in der Kinder, Jugendliche und Erwachsene gemeinsam auf verschiedenen Boards, Wheelchairs und weiteren Rollgeräten kooperativ unterschiedliche Aufgaben lösen mussten. An diesem Tag war es das Ziel, den Raum Skatehalle allen Menschen zugänglich zu machen, die ihn nutzen möchten, es aber aufgrund von verschiedenen Barrieren (wie z. B. fehlendes Wissen, Angst, fehlende Ausrüstung) im Alltag nicht schaffen (Büscher et al. 2024).

Die 15. Jahrestagung der dvs-Kommission „Sport und Raum" machte deutlich, dass Skateboarding kein Randphänomen kultureller Bewegungspraxis ist. Vielfältige gesellschaftliche Transformationsprozesse (z. B. Ausdifferenzierung, Versportlichung, Institutionalisierung, Pädagogisierung, Digitalisierung, Globalisierung) haben und werden „das" Skateboarding sich weiter ausdifferenzieren lassen (u. a. [2] 2014). Diese Bewegungskulturtransformation wird mehr Menschen den Zugang zum Skateboarding ermöglichen und neue Forschungsdesiderate eröffnen. Diese erste sportwissenschaftliche ‚Skateboarding-Tagung' bietet eine fundierte und vielfältige Grundlage, um zukünftige Forschungen anzustreben.

Literatur 1 Büscher, Benjamin/Karpinski, Sebastian/Stemski, Cara Christina/Thorwarth, Anna: (2024): Skaten & Klugschei$en. Sportwissenschaftliche Perspektiven auf das Skateboarding. Book of Abstracts zur 15. Jahrestagung der dvs-Kommission „Sport und Raum", 05.–07.10.2023 [online]. https://sport.kmst.tu-dortmund.de/tagungen/organisation/abstractband/ [08.12.2023]. 2 Schweer, Sebastian (2014): Skateboarding. Zwischen urbaner Rebellion und neoliberalem Selbstentwurf. Bielefeld: transcript.

By Dominik Edelhoff; Christian Hübner; Fabian Muhsal and Christian Theis

Reported by Author; Author; Author; Author

Titel:
„Skaten und Klugschei$en" – Wissenschaftliche Perspektiven auf das Skateboarding. Bericht zur 15. Jahrestagung der dvs-Kommission „Sport und Raum" in Dortmund, 05.–07.10.2023.
Autor/in / Beteiligte Person: Edelhoff, Dominik ; Hübner, Christian ; Muhsal, Fabian ; Theis, Christian
Link:
Zeitschrift: Sport und Gesellschaft, Jg. 21 (2024-04-01), Heft 1, S. 109-111
Veröffentlichung: 2024
Medientyp: serialPeriodical
ISSN: 1610-3181 (print)
DOI: 10.1515/sug-2024-2004
Schlagwort:
  • CULTURAL movements
  • SKATEBOARDING
  • SPORTS
  • LECTURES & lecturing
  • CONFERENCES & conventions
  • DORTMUND (Germany)
  • Subjects: CULTURAL movements SKATEBOARDING SPORTS LECTURES & lecturing CONFERENCES & conventions
Sonstiges:
  • Nachgewiesen in: DACH Information
  • Sprachen: German
  • Language: German
  • Document Type: Article
  • Geographic Terms: DORTMUND (Germany)
  • Author Affiliations: 1 = Universität Duisburg-Essen, Institut für Sport- und Bewegungswissenschaften, Gladbeckerstr. 182 45141 Essen, Deutschland ; 2 = Bergische Universität Wuppertal, Institut für Sportwissenschaft, Gaußstraße 20 42119 Wuppertal, Deutschland ; 3 = Technische Universität Braunschweig, Institut für Sport- und Bewegungspädagogik, Pockelsstr. 11 38106 Braunschweig, Deutschland ; 4 = Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Institut für Sportwissenschaft, Albert Schweitzer Str. 22 55128 Mainz, Deutschland
  • Full Text Word Count: 849

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