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Wieder auf Kurs.

Frauke, Brodkorb-Kettenbach
In: GV Praxis, 2024-04-15, Heft 4, S. 24-27
Online serialPeriodical

Wieder auf Kurs 

Chicco di Caffè macht Tempo beim Wachsen. Der Kaffeebar-Primus der Gemeinschaftsgastronomie kommt 2024 bereits auf 10 Neueröffnungen. Vertriebsleiter Jörg Daubenschmidt sieht den konsequenten Kurs auf nachhaltiges Wirtschaften und hohe Qualität bestätigt.

Einen fulminanten Start ins Jahr 2024 hat der Kaffeebar-Primus der Gemeinschaftsgastronomie hingelegt. Wie geplant, hat Chicco di Caffè (cdc) seit Anfang Januar 10 neue Locations eröffnet – und das bei echten Prestige-Partnern. Neben je einem neuen Barista-Standort bei führenden Autobauern im Süden und Norden steht mit Autoliv auch ein wichtiger Zulieferer von Autokomponenten für die Sicherheit der Insassen auf der Neueröffnungsliste.

„Ein bisschen", sagt Jörg Daubenschmidt, „profitieren Kaffeebars als Konzept vom Homeoffice-Effekt. In einigen Unternehmen oder an kleineren Standorten ist eine Kantine nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben. Das ist unsere Chance, mit überzeugenden Verpflegungskonzepten zu punkten." Konsequent baut Chicco di Caffè also, wo es passt, sein Speisenangebot aus. Eine leichte Mittagsverpflegung, frische Snacks. Das Ganze getreu dem Markenkern „Nachhaltig und in die Zukunft gedacht".

Noch vor gar nicht so langer Zeit hatte sich die Lage durchaus sorgenvoller dargestellt. Der Vertriebsleiter: „Chicco di Caffè hatte in der Zeit der Corona-Pandemie massive Rückgänge der Gästefrequenz an den Standorten zu verzeichnen. Zahlreiche Kaffeebars mussten aus wirtschaftlichen Gründen sogar ganz geschlossen werden." Doch nun wurden allein beim Flexible-Space-Anbieter We Work sieben neue Standorte mit einer Barista- Bar eröffnet. Und hier probiert auch der Kaffeebar-Betreiber Neues aus.

Beim New-Work-Pionier gehört das Pausen- und Networking-Feeling einer Barista-Bar zur „Membership"-Leistung dazu. Das heißt, hier zahlen die Afficionados gehobener Kaffeespezialitätenkunst ihren Genuss nicht extra pro Getränk. Der Service Kaffeegenuss ist Teil des Gesamtpakets des Arbeitsplatz-Vermieters. Ein weiteres typisches Feature: Mitglieder können jederzeit dort arbeiten. Nine-to-Five, also so etwas Ähnliches wie Kernarbeitszeiten, sind im New-Work- und Start-up-Milieu nicht mehr zeitgemäß. Wer lieber nachts arbeitet, ist also herzlich willkommen – und freut sich natürlich über frischen Kaffee. Den gibt es jederzeit an den mit cdc-Bohnen gefüllten Vollautomaten.

Der holistische Nachhaltigkeits-Anspruch von Chicco di Caffè ist für einen New-Work-Dienstleister der Gen Z also der passende Kaffeepartner. Die Bohnen werden zum Beispiel in Bad Aibling südlich von München CO_2-neutral geröstet, wenn auch natürlich mithilfe von Kompensationsprojekten. „Kaffee ist nun einmal ein Produkt, das nicht regional wächst", bemerkt Jörg Daubenschmidt.

Ergänzend zu den frisch gebrühten Heißgetränken bietet Chicco di Caffè an nahezu allen Standorten ein täglich frisch zubereitetes Snack-Konzept. Die Baristas vor Ort produzieren Stullen und Co individuell nach Kundengruppe. Gäste an einem Hochschul-Campus haben andere Wünsche als etwa bei einem Autobauer. Darauf gehe Chicco di Caffè individuell ein, belegt Brötchen, Flaguettes und Laugendreiecke entweder klassisch mit Salami und Käse oder eben bei Bedarf mehr vegetarisch und vegan. Dazu gehören neue Wraps mit Fleischersatz (ab 3,90 Euro pro Hälfte) oder Stullen mit veganem Aufstrich (ab 3,80 Euro). Ergänzt wird das Snack-Angebot um leichte Mittagsgerichte der Münchner Suppenküche. Sie biete mit ihren Suppen und Currys sowie Reis als Beilage ein abwechslungsreiches Sortiment bei Preisen zwischen 6,90 und 8,50 Euro. „Wichtig ist hier immer, dass die Gerichte wenig Aufwand in der Zubereitung benötigen", erläutert Jörg Daubenschmidt, „da die Chicco-Standorte oft nur mit zwei Baristas besetzt sind."

Doch eines sei auch klar: „Unser hoher Anspruch und die bereits erreichten Ziele auf dem Weg zum enkeltauglichen Kaffeebar-Angebot sind heute ein spürbarer Wettbewerbs-Vorteil." Unternehmen legten Wert darauf, nachhaltig aufgestellt zu sein. „Es ist ein zunehmend entscheidender Faktor bei der Personalakquise und -bindung." Das bestätigt eine Studie der Bertelsmann-Stiftung, die Anfang Februar veröffentlicht wurde. „Insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels und der gestiegenen Ansprüche potenzieller Mitarbeitender an die Nachhaltigkeit ihrer Arbeitgeber können es sich Unternehmen oft nicht leisten, das Thema zu ignorieren", kommentiert Laura Marie Edinger-Schons, Professorin für nachhaltiges Wirtschaften an der Universität Hamburg und Chief Sustainability Officer der Hochschule, die Ergebnisse der Studie. „Der Wettbewerb um die besten jungen Köpfe ist also ein stärkerer direkter Treiber der Nachhaltigkeit in den Unternehmen als Klima-Aktivismus auf der Straße."

Akquise-Punkt für Chicco di Caffè. Das Unternehmen ist der bislang einzige Kaffeebar-Spezialist, dessen Hauptstandort in München das EU-weit gültige Green Coffeebar-Siegel für nachhaltiges Wirtschaften trägt. „Unser Kaffee und Service sind zwar etwas teurer, aber der Faktor Nachhaltigkeit ist es den Unternehmen absolut wert", sagt Jörg Daubenschmidt. Also auch: Punkt für die Umwelt.

Zurück zu den neuen Erfahrungen mit We Work.Weil seine Mitglieder an den Bars kostenfrei Kaffeespezialitäten trinken können, bezahlt der New- Work-Pionier die Barista-Spezialisten auf Stundenbasis. An seinen anderen Standorten verkauft cdc seine Produkte auf eigene Rechnung. Der jeweilige Kunde erhält eine Umsatzprovision. An kleineren Standorten wird über eine Subvention mit dem Kunden abgerechnet.

Katharina Von Schacky, General Manager von We Work Deutschland und Zentraleuropa, beschreibt die neue Partnerschaft mit Chicco di Caffè wie folgt: „Bei We Work sind wir bestrebt, unseren Mitgliedern ein außergewöhnliches Arbeitserlebnis zu bieten, bei dem hervorragender Kaffee und die lebendige Atmosphäre unserer Baristas eine zentrale Rolle spielen. Wir freuen uns sehr, unseren Mitgliedern in Zusammenarbeit mit Chicco di Caffè eine Auswahl an nachhaltigen und köstlichen Kaffeespezialitäten anbieten zu können und damit unser Engagement für das Wohlbefinden unserer Community weiter zu verstärken."

An 18 Standorten fließt bei We Work nachhaltiger cdc-Kaffee aus über 150 Franke Vollautomaten, also in Meetingräumen, auf den Fluren, überall, wo die Free Lancer und Start-up-Youngsters ihre Kaffeespezialitäten direkt selbst zapfen möchten. Der SB-Kaffee wird nach Menge mit We Work abgerechnet. Den Betrieb der Kaffeevollautomaten übernimmt der Facility-Dienstleister inklusive Bohnenauffüllen, Wartung etc.

Fachkräfte selbst schulen. Sieben fest angestellte Baristas und mehrere Aushilfen sind also seit Jahresbeginn zusätzlich für Chicco di Caffè im Einsatz und wurden eigens dafür eingestellt. Keine leichte Aufgabe in Zeiten extremer Personalnot. Doch hat das Unternehmen einige Vorteile aufgrund seiner Unternehmens-DNA. Erstens ist Nachhaltigkeit nicht nur für Kundenunternehmen ein Plus-Faktor, sondern auch für cdc. Zweitens ist nachhaltige Personalentwicklung eines der Kriterien, die dem Unternehmen das Green-Coffeebar-Siegel eingebracht hat. Unter anderem bildet cdc selbst aus und weiter, betreibt eine eigene Barista-Akademie in München. So sind konkrete Entwicklungs- und Aufstiegschancen ganz real bei der Münchner Wisag-Tochter. Jörg Daubenschmidt: „Wir können im Grunde jeden einstellen, der ausreichend Deutsch spricht und motiviert ist. Einen Barista-Profi machen wir selbst aus den Newcomern." Eine Investition, ganz klar. Denn die angehenden Baristas kosten erst einmal, bevor sie für das Unternehmen auch Geld verdienen können. Doch: „Es ist ein Win-win. Wir sind absolut sicher, dass unsere Teams vor Ort bestens ausgebildet sind. Und jeder und jede kann sich immer weiterbilden. Nicht wenige sind seit ihrem Einstieg bei uns zu Regionalleitern aufgestiegen oder selbst Barista-Trainer."

Außerdem bespielt Chicco di Caffè für die Personal-Akquise sehr professionell die Social-Media-Kanäle. „Das Ausspielen der Anzeigen können wir sehr gezielt regional und nach Zielgruppen steuern, das kostet zwar. Doch es funktioniert – und so lohnt sich der Invest."

So professionell und zukunftsorientiert aufgestellt, hatte das Unternehmen 2023 die Wahl, welcher große Player unter den Catering-Unternehmen bei der Übernahme zum Zuge kommen sollte. „Die Entscheidung für die Wisag war eindeutig. Unsere Vorstellungen, wie mit Personal, Ressourcen und Partnern umgegangen wird, passen perfekt zusammen", betont Jörg Daubenschmidt. Die Wisag hat zum Beispiel seit rund fünf Jahren ihre eigene Fairtrade-Kaffeemarke Doña Victoria. Sie wird nicht unter die neue Markentochter eingereiht, gehört aber unter ihrem Namen zukünftig zum cdc-Sortiment. Und die Doña-Victoria-Bohnen sollen dann bald auch klimaneutral dort geröstet werden, wo Chicco di Caffè seine Bohnen rösten lässt. „Dass sich die Wisag mit dem Übergang aus Rücksicht auf den bisherigen Röster anderthalb Jahre Zeit lässt, ist typisch für das Familienunternehmen. Diese Haltung war für Ralf Meyer entscheidend." Wie sagte Wisag Catering-Chef Peter Theissen: „Die ausgezeichnete Güte des Kaffees hat für uns oberste Priorität. Genau wie unser Streben nach Nachhaltigkeit. Das fängt beim Anbau an und geht bis zur Verpackung und zum Verkauf: Unser Ziel ist es, überall den ökologischen Fußabdruck kontinuierlich zu reduzieren."

So hat Chicco di Caffè also nicht nur eine zusätzliche, faire Kaffeemarke im Sortiment – kein Nachteil, wenn rund die Hälfte des Kaffee-Umsatzes im Direktvertrieb liegt –, sondern seit einem Jahr auch auf einen Schlag eine viel größere Reichweite. Die Wisag Catering ist mit über 150 Verträgen bundesweit (+13 in 2022) ein Multiplikator für die cdc-Kaffeebars. Der Contract Caterer gewinnt seinerseits die Option hinzu, Kaffeebars dort als Lösung zu präsentieren, wo ein Restaurantbetrieb sich nicht (mehr) rechnet, Stichwort: mobiles Arbeiten.

Dem inspirierenden Mutmacher-Jahresstart werden noch einige weitere Neu-Eröffnungen folgen, verrät Jörg Daubenschmidt. „Die Verhandlungen sind kurz vor dem Abschluss. Dann machen wir so tatkräftig weiter, wie wir gestartet sind."

Frauke Brodkorb-Kettenbach

Employer Branding ist Nachhaltigkeits-Treiber.

PHOTO (COLOR): Seit 2016 betreibt Chicco di Caffè die eigene Kaffeerösterei im Süden von München. Dort wird sortenrein und klimaneutral geröstet. © Chicco di Caffè Frische und Saisonales sind Prio gegenüber Fleisch und Wurst. Chicco di Caffè bietet mit frischen Snacks attraktive Alternativen zum warmen Mittagessen. © We work Der Kaffee ist für We-Work-Mitglieder im Preis inbegriffen. „Ein bisschen profitieren Kaffeebars als Konzept vom Homeoffice-Effekt." Vertriebsleiter Chicco di CaffèJörg Daubenschmidt

1 Chicco di Caffè

Geschäftsführer Ralf Meyer

Hauptsitz München

Barista-Bars über 140

Kaffee-SB-Stationen in Betrieb 10

Kaffeeabsatz in Kilo/Jahr über 100 Tonnen

Beschäftigte über 350

By Brodkorb-Kettenbach Frauke

Reported by Author

Titel:
Wieder auf Kurs.
Autor/in / Beteiligte Person: Frauke, Brodkorb-Kettenbach
Zeitschrift: GV Praxis, 2024-04-15, Heft 4, S. 24-27
Veröffentlichung: 2024
Medientyp: serialPeriodical
ISSN: 0342-376X (print)
Schlagwort:
  • WEWORK Cos. Inc.
  • TELECOMMUTING
  • SUSTAINABILITY
  • MARKET leaders
  • SOCIAL media
  • COFFEE
  • Subjects: WEWORK Cos. Inc. TELECOMMUTING SUSTAINABILITY MARKET leaders SOCIAL media COFFEE
Sonstiges:
  • Nachgewiesen in: DACH Information
  • Sprachen: German
  • Language: German
  • Document Type: Article
  • Full Text Word Count: 1475

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