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TW-Interview mit Dirk Schönberger: "Möbel sind eine Erweiterung meiner Erfahrung".

Bayer, Tobias ; Emig, Silke
In: TextilWirtschaft Online, 2024-04-23, S. N.PAG
Online serialPeriodical

TW-Interview mit Dirk Schönberger: "Möbel sind eine Erweiterung meiner Erfahrung" 

30 Jahre lang hat Dirk Schönberger in der Mode gearbeitet. Der frühere Adidas- und MCM-Designer ist inzwischen in die Welt der Möbel gewechselt und hat bei Vetsak als Chief Brand Officer angeheuert. Auf dem Salone del Mobile stellte er eine Collab mit Aspesi vor. Mit der TW sprach er über seinen Karrierewechsel, das Versprechen des Upcyclings und den Reiz der Verlangsamung. Die Fenster des Showrooms von Aspesi auf dem Mailänder Corso Venezia sind abgedunkelt. Der Raum wird durch verschiedenfarbige Lichtröhren erhellt, die horizontal auf dem Boden liegen und vertikal zur Decke streben. Verteilt stehen drei Sofas. Eines bunt, eines schwarz, eines grün.

Es ist das Werk Dirk Schönbergers. Der Modedesigner, der schon für Adidas und zuletzt für MCM gearbeitet hat, ist in die Welt der Möbel gewechselt. Er ist Chief Brand Officer von Vetsak. Schönberger hat den Auftrag, die 2012 in Südafrika gegründete Marke, die mit Sitzkissen bekannt wurde und jetzt mit Sofas für drinnen und draußen erfolgreich ist, in eine Lifestyle-Marke zu verwandeln, die nicht länger allein auf Möbel festgelegt ist, sondern theoretisch alles verkaufen kann.

Um Vetsak ins Gespräch zu bringen, hat Schönberger eine Collab mit Aspesi eingefädelt. Entstanden ist eine Kapsel aus drei Sofas, die die beiden Firmen auf dem Salone del Mobile in Mailand vorgestellt haben. Das Motto lautete: "Transformation". "Ich finde es spannend, etwas Bestehendes weiterzuentwickeln", sagt Schönberger der TW.

TextilWirtschaft: Sie sind von der Mode zu Möbeln gewechselt. Wie fühlt sich das an?

Dirk Schönberger: Ich finde das sehr spannend. Für mich ist das eine Erweiterung meiner Erfahrung. Mode und Möbel sind sehr ähnlich, wobei die Möbelwelt etwas langsamer ist, was ich gut finde. Sowohl Mode als auch Möbel haben mit dem Leben zu tun.

Sind Möbel schwieriger als Mode?

Nein, das würde ich nicht so sagen. Was die Mode anbelangt, ist diese permanente Erneuerung natürlich super. Andererseits bedeutet das, dass man dauernd dem Druck ausgesetzt ist, etwas neu, neu, neu zu machen. Nach 30 Jahren Mode finde ich es spannend, etwas Bestehendes weiterzuentwickeln. Man kann auch Neues bieten, ohne etwas total Neues zu machen. Es gibt den Salone del Mobile, es gibt die Möbelmesse in Köln. Man muss aber nicht alle drei Monate eine neue Kollektion vorstellen. Wir entscheiden, wann wir fertig sind und das Produkt lancieren. Bei den Möbeln ist man nicht saisonal abhängig, außer bei Outdoor vielleicht.

Während der Covid-19-Lockdowns haben viele Menschen bei sich zuhause angepackt und ihre eigenen vier Wände neu gestaltet. Sie auch?

Ja, das habe ich auch gemacht. Ich habe bei mir ein Sofa stehen, das sehr loungig und bequem ist. Dazu wollte ich einen Sessel haben. Deshalb habe ich mir ein paar Sessel und ein paar Regale gekauft.

Der Salone del Mobile wird für die Mode immer relevanter. Gerade die Luxusmarken sind omnipräsent. Wie erklären Sie sich das Phänomen?

Für mich war der Salone del Mobile schon immer wichtig. Jetzt merkt man halt, dass die Modemarken aktiv werden. Die richtigen Luxusmarken drängen hinein. Das ist eine logische Entwicklung für sie. Die Brands haben auf dem Salone die Möglichkeit, sich erweitert zu präsentieren. Es ist schon interessant, zu sehen, wie andere Fashion-Marken mit dieser Chance umgehen.

Was haben Sie sich auf dem Salone del Mobile angeschaut?

Ich habe gar nicht viel Zeit gehabt. Fast schon zufällig bin ich zu Bottega Veneta gegangen. Ich habe mich einfach angestellt und mir das angeschaut. Das war sehr schön.

Was zeichnet Vetsak aus?

Die Basis unserer Sofas ist total innovativ. Es handelt sich um einen Schaum, der für die Automobilindustrie hergestellt wird. Er ist sehr haltbar und sehr leicht. Die Cover lassen sich abziehen. Nach dem Waschen sind sie wieder wie neu. Unsere Möbel sind modular aufgebaut. Es gibt Module, die 63, 84 und 105 Zentimeter messen. Man kann also auch kleinere Sofas bauen, die sich für den urbanen Kunden eignen, der kleinere Flächen zur Verfügung hat.

Sie haben eine Collab mit Aspesi vorgestellt. Warum gerade Aspesi?

Bei Vetsak kann man sich das Sofa so zusammenstellen, wie man möchte, indem man das Cover austauschen kann. Man kann das Sofa neu anziehen. Diesen transformativen Aspekt fand ich sehr interessant. Irgendwann kam mir der Gedanke, etwas für Winter und Outdoor zu machen. Ich kam in Kontakt mit Aspesi. Aspesi habe ich schon immer gemocht. Das ist wirklich eine ganz coole Marke. Und sie steht für Outdoor, Military und Utility. Da dachte ich mir: 'Das ist eine tolle Story.'

Wie haben Vetsak und Aspesi zusammengearbeitet?

Wir fingen an, mit Jacken herumzuspielen. Dabei handelte es sich um Ware aus früheren Saisons. Die Idee bestand darin, den Ansatz des Upcyclings auszuspielen und One-of-a-kind-Stücke zu erschaffen. Die Sofas haben wir aus Jacken zusammengenäht. Man sieht noch die Taschen, die Armlöcher und die Front-Zips. Neben dem Sofa gibt es auch Kissen und Decken. Und einen Teddy. Wir dachten, dass so ein Gimmick, das Spaß bringt, ganz gut wäre.

Ein Sofa ist bunt, eines schwarz, eines grün. Solch kräftige Farben sind neu für Vetsak, oder?

Vetsak ist bekannt für Natur- und Sandfarben. Jetzt kommen wir mit solch einem Farbstatement. Was das bunte Sofa betrifft, fand ich die Idee des Color-Blockings sehr schön. Dann haben wir die schwarze Farbwelt. Das schwarze Sofa ist aus wattierten Aspesi-Hemden und Bomberjacken zusammengesetzt. Zudem haben wir das Futter der Parkas benutzt. Ein weiteres Sofa ist grün und khakifarben. Es inspiriert sich an der Military-Welt. Das Feedback, das wir bislang bekommen haben, ist extrem positiv. Ich bin sehr happy. Das ist eine gute Weiterentwicklung für die Marke.

Kann ich die Sofas nach draußen in den Garten stellen?

Das kann man schon. Das Material ist wasserabweisend. Allerdings darf man nicht vergessen, dass es für Bekleidung und nicht für Möbel gedacht ist. Die Ansprüche an ein Möbelstück sind viel höher. Deshalb rede ich noch von Labor.

Wird irgendeines der drei Modelle verkauft?

Das grüne Sofa werden wir verkaufen. Es wird auch Kissen, Decken und die Teddys geben. Das grüne Sofa ist aus einem Bomberjacken-Satin gefertigt. Das ist ein superschöner Stoff, der allerdings kein Outdoor-Stoff ist. Mir war wichtig, neben der Pufferidee auch ein wirklich funktionales Sofa zu bauen.

Was ist der nächste Schritt für Vetsak?

Der nächste Schritt sind neue Produkte. Wir fangen an, darüber nachzudenken, was man um das Sofa herum noch entwickeln kann. Das kann ein Tisch sein. Man kann gut herumspielen, um in Zukunft mit der Marke Vetsak weiter zu wachsen.

By Tobias Bayer and Silke Emig

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Titel:
TW-Interview mit Dirk Schönberger: "Möbel sind eine Erweiterung meiner Erfahrung".
Autor/in / Beteiligte Person: Bayer, Tobias ; Emig, Silke
Zeitschrift: TextilWirtschaft Online, 2024-04-23, S. N.PAG
Veröffentlichung: 2024
Medientyp: serialPeriodical
Schlagwort:
  • CLOTHING industry
  • SOFAS
  • FURNITURE
  • BRAND name products
  • JACKETS
  • Subjects: CLOTHING industry SOFAS FURNITURE BRAND name products JACKETS
Sonstiges:
  • Nachgewiesen in: DACH Information
  • Sprachen: German
  • Language: German
  • Document Type: Article
  • Full Text Word Count: 1069

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