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Ultra Fast Fashion-Händler in der Kritik: Verbraucherzentrale mahnt Shein ab.

Rösch, Bert
In: TextilWirtschaft Online, 2024-04-29, S. N.PAG
Online serialPeriodical

Ultra Fast Fashion-Händler in der Kritik: Verbraucherzentrale mahnt Shein ab 

Der chinesische Online-Modehändler Shein bekommt immer mehr Gegenwind in Europa: Erst hat die EU-Kommission den umstrittenen Ultra Fast Fashion-Anbieter als "sehr große" Online-Plattform eingestuft und somit strengen Regeln unterworfen. Dann hat die deutsche Verbraucherzentrale den E-Commerce-Anbieter abgemahnt. Das sind die Vorwürfe und die neuen Regeln. Die Verbraucherschützer werfen Shein vor, mehrfach gegen Vorgaben der Europäischen Union verstoßen zu haben. Der Online-Händler habe nun die Gelegenheit, eine Unterlassungserklärung abzugeben und Anpassungen vorzunehmen.

Aus Sicht der Verbraucherschützer verstößt Shein gegen den Digital Services Act der EU, der die manipulative Gestaltung von Online-Plattformen verbietet. Die Mängelliste umfasst mehrere Punkte: Die Organisation mit dem sperrigen Namen Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) kreidet Shein beispielsweise an, dass, sobald eine Kundin oder ein Kunde die Website verlassen will, ein Pop-up-Fenster mit dem Inhalt "Du könntest jetzt Gutscheine erhalten! Bist du sicher, dass du gehen willst?" erscheint.

Shein ist ein Händler für Mode und Sportartikel, der 2008 von Chris Xu gegründet wurde und seinen Sitz inzwischen in Singapur und Los Angeles hat. Der Fast Fashion-Anbieter führe Verbraucher aufs Glatteis und missachte Regeln des Verbraucherschutzes, sagt die Chefin des Bundesverbands Verbraucherzentrale, Ramona Pop.

Abgemahnt wurde Shein auch für willkürlich erscheinende Rabatthöhen, fehlende Informationen bei Sternchen-Bewertungen und wegen eines unvollständigen Impressums. Außerdem werfen die Verbraucherschützer dem Händler Greenwashing vor: Auf der Seite heiße es, dass die Paketshop-Abholung einen positiven Beitrag zum Umweltschutz leiste.

Shein und andere Plattformen dieser Art setzen aber verstärkt auf den Transport mit dem Flugzeug. Bis zur Zustellung haben Pakete oft bereits lange Wegstrecken zurückgelegt. Shein hat auf eine schriftliche Anfrage der Nachrichtenagentur dpa zu den Vorwürfen bislang nicht geantwortet.

Handelsexperten und Verbände hatten bereits in den vergangenen Monaten ein strikteres Vorgehen gegen chinesische Billig-Marktplätze gefordert. Zuletzt stand insbesondere die Shopping-App Temu in der Kritik von Politik und Verbraucherschützern.

Dieser Plattform wirft der VZBV ähnliche Verstöße vor: Sie übervorteile Verbraucher mit willkürlich erscheinenden Rabatten, fragwürdigen Bewertungen und manipulativen Designs. Temu widersprach den Vorwürfen und gab demnach keine Unterlassungserklärung ab. Die Verbraucherschützer prüfen daher eine Klage gegen die Handelsplattform.

Die Einstuftung von Shein als "sehr große Online-Plattform" hat zur Folge, dass das Unternehmen innerhalb von vier Monaten dafür sorgen muss, dass es die strengen Vorschriften des Gesetzes über digitale Dienste einhalten kann. Dazu gehört etwa die Verpflichtung, spezifische Maßnahmen zu ergreifen, um Online-Nutzer zu schützen und "alle systematischen Risiken, die sich aus ihren Diensten ergeben, ordnungsgemäß zu bewerten und zu mindern", heißt es in einer Pressemitteilung der EU-Kommission.

Demnach gehören unter anderem folgende Verpflichtungen:

Die sorgfältige Überwachung illegaler Produkte und Inhalte. Dazu muss Shein sogenannte Risikominderungsmaßnahmen ergreifen, um dafür zu sorgen, dass nachgeahmte oder unsichere Produkte auf der Plattform verkauft werden. Verstärkte Verbraucherschutz-Maßnahmen, um Schaden für Gesundheit und Sicherheit der Nutzer zu verhindern. Ein höheres Maß an Transparenz und Rechenschaftspflicht. So muss Shein etwa Forschern, die von der EU benannt werden, Zugang zu öffentlich zugänglichen Daten gewähren, regelmäßig einen Transparenzbericht veröffentlichen, einen Compliance-Verantwortlichen benennen und sich jedes Jahr einer externen unabhängigen Prüfung unterziehen.

Längst nicht so schmerzhaft, aber imagetechnisch keine große Hilfe war das Verbot eines Shein-Stores in Nizza Anfang dieses Monats. Nach Ansicht des örtlichen Bürgermeisters respektiert Shein die "humanistischen Werte der Stadt" nicht und sei "eine Bedrohung für die lokalen Geschäfte".

Im Vergleich zur chinesischen Video-App Tiktok kommt Shein auf politischer Ebene aber noch glimpflich davon. Schließlich droht Tiktok in den USA das Aus, nachdem die beiden Parlamentskammern ein Gesetz beschlossen haben, das die Plattform dazu verpflichtet, das US-Geschäft innerhalb von neun Monaten zu verkaufen. Andernfalls könnte das Netzwerk in den USA verboten werden.

In Europa hat die EU-Kommission bereits zwei Verfahren gegen Tiktok eingeleitet, zuletzt am 23. April. Das EU-Organ prüft nach eigenen Angaben, ob der chinesische Konzern mit der App Tiktok Lite die psychische Gesundheit von Minderjährigen gefährdet und damit gegen EU-Regeln verstößt. Kritik an chinesischen Online-Händler wächst Die aggressive Expansion der chinesischen Online-Händler nach Deutschland stößt auch bei Händlern und Verbänden immer mehr auf Kritik. Nicht nur wegen wettbewerbsverzerrender Dumping-Preise vieler Anbieter, sondern auch wegen der mangelnden Qualität und Nachhaltigkeit ihrer Produkte. Das gilt vor allem für die Erzeugnisse von Fast Fashion-Herstellern. Zudem wird vielen Versendern aus Fernost vorgeworfen, durch Tricks Umsatzsteuer und Zollgebühren zu sparen.

Zum Beispiel, indem sie den Warenwert der Sendungen als deutlich zu niedrig anzugeben. Schließlich müssen die Online-Händler für Pakete mit einem Warenwert von unter 150 Euro bei der Einfuhr in Deutschland keine Zollgebühren bezahlen. Oder die Händler teilen eine Bestellung in zwei Päckchen auf.

Für viel Unmut sorgt auch die Tatsache, dass der Weltpostverein China immer noch als Entwicklungsland einstufen. In der Folge müssen die chinesischen Online-Händler nur äußerst geringe Versandgebühren für Sendungen in westliche Länder bezahlen. Somit lohnt sich auch das Verschicken von niedrigpreisigen Produkten über lange Strecken.

By Bert Rösch

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Titel:
Ultra Fast Fashion-Händler in der Kritik: Verbraucherzentrale mahnt Shein ab.
Autor/in / Beteiligte Person: Rösch, Bert
Zeitschrift: TextilWirtschaft Online, 2024-04-29, S. N.PAG
Veröffentlichung: 2024
Medientyp: serialPeriodical
Schlagwort:
  • FASHION merchandising
  • CONSUMERS
  • INTERNET stores
  • EUROPEAN Commission
  • EUROPEAN Union
  • RETAIL industry
  • CRITICISM
  • Subjects: FASHION merchandising CONSUMERS INTERNET stores EUROPEAN Commission EUROPEAN Union RETAIL industry CRITICISM
Sonstiges:
  • Nachgewiesen in: DACH Information
  • Sprachen: German
  • Language: German
  • Document Type: Article
  • Full Text Word Count: 787

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