On January 1, 2021, Great Britain (England, Scotland and Wales) left the EU single market and customs union. Although the Trade and Cooperation Agreement between the UK and EU ensures that no tariffs or quotas are to be imposed on traded goods, there are still numerous non-tariff barriers to trade. These added a significant layer of trade complexity that did not exist pre-Brexit and it was thus inevitable that there would be ramifications for the UK economy. Carefully judging this impact is a complicated task, however, as a counterfactual must be used: how would the UK economy have fared if it were still in the EU? This difficulty is exacerbated by two other highly significant events affecting the UK economy at the same time, namely the Covid-19 pandemic and the Ukraine war. Disentangling Brexit from all this and deciding what is and is not a Brexit effect makes the evaluation thereof difficult. Nevertheless, there have been a number of studies published that have attempted such a task. UK-EU trade is widely judged to have taken a significant hit due to Brexit, with smaller firms producing a limited range of products being affected the most. The consensus view is that Brexit has also had a negative impact on UK investment levels and GDP, with the latter judged to be approximately 6 % lower than if the UK had stayed in the EU. In the long run, the UK economy may benefit from more skilled foreign labour due to the post-Brexit immigration rules. Nevertheless, any positive effects are likely to be outweighed by the non-tariff barriers in UK-EU trade, acting as a deterrent in exploiting comparative advantage and widely seen as being the main drag on UK productivity.
Am 1. Februar 2020 verließ das Vereinigte Königreich offiziell die Europäische Union. Nach einer Übergangsphase bis Ende 2020 wurde nach langwierigen Verhandlungen vereinbart, dass Großbritannien (England, Schottland und Wales) ab 1. Januar 2021 die EU-Zollunion und den EU-Binnenmarkt verlässt, Nordirland aber darin bleiben sollte. Am 24. Dezember 2020 wurde das sogenannte Handels- und Kooperationsabkommen zwischen dem UK und der EU unterzeichnet. Es sah unter bestimmten Umständen zoll- und quotenfreier Handel für alle Waren zwischen Großbritannien und der EU vor, aber es gab immer noch erhebliche nichttarifäre Hemmnisse, die die Kosten des Handels erhöhten.
Somit war ein gewisses Maß an wirtschaftlichen Reibungen zu erwarten. So schätzte das Office for Budget Responsibility, eine Institution, die unabhängige wirtschaftliche und steuerliche Prognosen und Analysen der öffentlichen Finanzen erstellt, schon im März 2021, dass die langfristige Produktivität im Vergleich zum Verbleib in der EU um 4 % sinken würde. Im Oktober 2021 schätzte dieselbe Institution, dass die Import- und Exportintensität schließlich um 15 % sinken würde.
Eine sorgfältige Beurteilung der Auswirkungen des Brexits auf die britische Wirtschaft ist jedoch schwierig, da eine kontrafaktische Betrachtung angestellt werden muss: Wie wäre es der britischen Wirtschaft ergangen, wenn sie noch in der EU wäre? Erschwert wird diese Aufgabe durch zwei andere, sehr wichtige Ereignisse, die die britische Wirtschaft zur gleichen Zeit betrafen, nämlich die Covid-19-Pandemie und der Krieg in der Ukraine. Die Abgrenzung des Brexits von all diesen Ereignissen und die Entscheidung darüber, was ein Brexit-Effekt ist und was nicht, verkompliziert seine Bewertung.
Eine Reihe von Studien wurde veröffentlicht, die sich an dieser Aufgabe versucht haben. Dieser Artikel soll daher einen Überblick über die bisherigen Auswirkungen des Brexits auf die britische Wirtschaft geben. Nach einem kurzen Abriss des Handels- und Kooperationsabkommens werden die wirtschaftlichen Auswirkungen des Brexits analysiert, wobei der Schwerpunkt auf dem internationalen Handel, den Investitionen und dem Bruttoinlandsprodukt liegt.
Das Handels- und Kooperationsabkommen bildet die Grundlage für die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen dem UK und der EU nach dem Brexit. Es stellt sicher, dass keine Zölle oder Quoten auf gehandelte Waren erhoben werden, jedoch nur auf solche, die den entsprechenden Ursprungsregeln entsprechen. Mit anderen Worten, es muss ein angemessener Grad der Verarbeitung im Exportland vorhanden sein, um für den zollfreien Handel in Frage zu kommen. Dies führte zu einer zusätzlichen Ebene der Komplexität, die es vor dem Brexit nicht gab, da die Handelsbehörden den Nachweis verlangen, dass die Waren den Ursprungsregeln entsprechen, und neue Kontrollen und Verfahren an den Grenzen eingeführt wurden.
Darüber hinaus beschloss die britische Regierung im Einklang mit der unter den Leave-Wählern weit verbreiteten Präferenz, dass die Souveränität des Landes in einer post-Brexit Welt an erster Stelle steht, sich nicht an die gesundheitspolizeilichen und pflanzenschutzrechtlichen (SPS) Vorschriften der EU anzupassen. Daher hat die EU am 1. Januar 2021 sofort Zollkontrollen aus Drittstaaten für britische Exporte von pflanzlichen und tierischen Erzeugnissen eingeführt. Dadurch hat sich die Komplexität im Handel mit diesen Waren erheblich erhöht, wie das Beispiel der Ausfuhr von Schweinekoteletts aus Großbritannien nach Frankreich zeigt. Der britische Verband der Fleischverarbeiter berichtet, dass das Verfahren im EU-Binnenmarkt nur zehn Minuten lang dauerte und ein einziges Dokument erforderte, bevor die Schweinekoteletts die britische Fabrik verließen. Das gleiche Verfahren erfordert jetzt zwanzig Dokumente, deren Bearbeitung vier bis zwölf Stunden dauert, bevor das Fleisch die Fabrik in Großbritannien verlässt, und weitere neun bürokratische Schritte, bevor es seinen endgültigen Bestimmungsort in Frankreich erreicht.
Es war zu erwarten, dass sich der Brexit am stärksten auf den internationalen Handel auswirken wird, da der Austritt aus dem Binnenmarkt unmittelbar zu erheblichen Handelshemmnissen führt. Du et al. (2023) zeigen, dass das Handels- und Kooperationsabkommen negative, große und statistisch signifikanten Auswirkungen auf die Exporte des UK hat und dass viele der negativ betroffenen Exporteure kleine Unternehmen sind, die nur ein einziges Produkt oder eine begrenzte Produktpalette exportiert haben, was Bailey et al. (2023) bestätigen. Buigut und Kapar (2023) schätzen, dass der Handel zwischen dem UK und der EU bereits in der Phase des Referendums (2016–2019) um 10,5 % und in der Übergangsphase (2020) nochmals um 15 % zurückging. Springford (2022) schätzt, dass der Warenhandel zwischen dem UK und der EU um 7 % niedriger ist, als er es ohne den Brexit gewesen wäre.
Dieser Rückgang im Handel zwischen dem UK und der EU wirkte sich auch auf den gesamten internationalen Handel des UK aus. Im Gegensatz zu anderen Industrieländern konnte das UK nicht vom Aufschwung des Welthandels nach der Pandemie profitieren. Nach Angaben des Office for Budget Responsibility lag das britische Handelsvolumen im dritten Quartal 2022 um 3 % unter dem Wert von 2019, während andere G7-Länder einen Anstieg von 5,5 % verzeichneten. Darüber hinaus lag die Handelsintensität – definiert als Exporte plus Importe im Verhältnis zum BIP – im UK um 2,6 % unter dem Niveau vor der Pandemie, während sie in den übrigen G7-Ländern um 3,6 % gestiegen ist.
Andererseits haben die britischen Dienstleistungsexporte weltweit zugenommen. Springford (2024) weist darauf hin, dass sie seit 2021 schneller als der G7-Durchschnitt gewachsen sind, was den britischen komparativen Vorteil in Bereichen wie Beratung, Versicherung und Rechtsdienstleistungen widerspiegelt. Da die Hemmnisse für den Handel mit Dienstleistungen seit dem verstärkten Einsatz von Fernarbeit während der Covid-19-Pandemie gesunken sind, scheint das UK auf den ersten Blick auf diesem Feld nicht beeinträchtigt worden zu sein. Springford (2024) zeigt jedoch, dass die britischen Dienstleistungsexporte, wenn man die steigende Nachfrage nach Dienstleistungen berücksichtigt, durchaus unter dem Brexit gelitten haben und bei einem Verbleib im Binnenmarkt noch stärker gestiegen wären. Dies ist auf die beiden Sektoren zurückzuführen, deren Wachstum schwächer als der G7-Durchschnitt war, nämlich Finanz- und Transportdienstleistungen. Beide Sektoren sind gut in den Binnenmarkt integriert und schaffen daher hohe Marktzugangsbarrieren für Dienstleistungsanbieter aus Drittländern wie Großbritannien.
Es ist unwahrscheinlich, dass sich diese insgesamt schwache Leistung des britischen Handels im Rahmen des derzeitigen Handels- und Kooperationsabkommens verbessern wird. Das Office for Budget Responsibility geht davon aus, dass die britischen Exporte und Importe langfristig um 15 % niedriger ausfallen werden, als wenn das UK in der EU geblieben wäre.
Das britische Statistikamt Office for National Statistics zeigt, dass die Unternehmensinvestitionen im UK im dritten Quartal 2023 nur geringfügig über dem Niveau vor dem Brexit-Referendum lagen, was auf einen negativen Einfluss des Brexits auf das Investitionsniveau hindeuten lässt. Dies wird durch eine Reihe von Studien bestätigt.
Bunn et al. (2021) erheben Daten aus einer großen und repräsentativen Stichprobe von Unternehmen im UK und schätzen, dass das britische Investitionsniveau 2020-21 um 23 % niedriger war, als wenn es im Binnenmarkt geblieben wäre. Springford (2022) verwendet ein Doppelgänger-Modell und beziffert die negativen Auswirkungen des Brexits auf die Unternehmensinvestitionen auf 11 %. Haskel und Martin (2023) nehmen eine kontrafaktische Wachstumsrate der Investitionstätigkeit von 0,5 % pro Quartal an, die dem Durchschnitt der Jahre 1997 bis 2016 entspricht. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass die Unternehmensinvestitionen im Jahr 2022 um etwa 10 % niedriger waren, als sie es ohne Brexit gewesen wären.
Cambridge Econometrics (2024) führen die negativen Auswirkungen auf die Investitionen auf Faktoren wie größere Unsicherheiten und höhere Handelskosten zurück. Bunn et al. (2021) vermuten, dass über 90 % des Investitionsrückgangs auf die Unsicherheit zurückzuführen sind. Sollte dies zutreffen, ist es denkbar, dass sich die Investitionen in den nächsten Jahren erholen, wenn sich die Unternehmen an die neuen Handelsregeln gewöhnt haben.
Wie schon ausgeführt werden die Auswirkungen des Brexits auf das BIP durch den gleichzeitigen Schock der Covid-19-Pandemie und des Krieges in der Ukraine erschwert. Um diese Effekte voneinander zu trennen, verwendet Springford (2022) das oben erwähnte Doppelgänger-Modell. Er kommt zu dem Ergebnis, dass das britische BIP im zweiten Quartal 2022 um 5,5 % niedriger war, als es ohne den Brexit gewesen wäre. Cambridge Econometrics (2024), die ebenfalls ein kontrafaktisches Modell, wenn auch ein anderes, verwenden, schätzen, dass das BIP im UK im Jahr 2023 aufgrund des Brexits um 6 % niedriger war.
Was die langfristigen Auswirkungen auf das britische BIP betrifft, so schätzt Cambridge Econometrics (2024), dass es bis 2035 um 10,1 % niedriger ausfallen wird, während Kaya et al. (2023) für denselben Zeitraum ein Defizit von 5–6 % des BIP erwartet. Die langfristigen Auswirkungen des Brexits auf das BIP werden entscheidend davon abhängen, über welche Kanäle er sich auf die Produktivität auswirkt, z. B. auf die Investitionen und das Arbeitskräfteangebot über die Zuwanderung. Während die Investitionen schon oben analysiert wurden, wird an dieser Stelle kurz auf die Auswirkungen des Brexits auf die Einwanderung eingegangen.
Der Austritt aus der EU ermöglichte es dem UK, die Einwanderung aus der EU zu kontrollieren, was ein Hauptgrund für die Abstimmung über den Austritt war. Das Einwanderungssystem nach dem Brexit führte ein Punktesystem und eine Gehaltsschwelle für diejenigen ein, die im UK arbeiten möchten. Portes und Springford (2023) zeigen, dass dies zwar zu einem viel restriktiveren System für EU-Migranten geführt hat, die nun ihre Freizügigkeit verloren haben, aber im Vergleich zu den meisten anderen fortgeschrittenen Ländern insgesamt liberal ist. Ziel ist es, die Zuwanderung von Geringqualifizierten zu verringern und die Zahl der hochqualifizierten Zuwanderer zu erhöhen. Portes (2023a) räumt die kurzfristigen Probleme ein, die Unternehmen in Sektoren wie dem Beherbergungs- und Gaststättengewerbe haben, die zuvor auf niedrig bezahlte Arbeitskräfte aus der EU angewiesen waren, weist aber darauf hin, dass diese Probleme durch die langfristigen Vorteile der Zuwanderung von Hochqualifizierten mehr als ausgeglichen werden könnten. In der Tat stellt Portes (2023b) fest, dass die Einwanderungsregeln nach dem Brexit eine echte Chance darstellen.
Nichtsdestotrotz werden die durch den Brexit verursachten nichttarifären Handelshemmnisse zwischen dem UK und der EU weithin als Hauptbremse für die britische Produktivität angesehen, da die Nutzung komparativer Vorteile erschwert wird. Vor diesem Hintergrund schätzt das Office for Budget Responsibility (2023b) auf der Grundlage einer Reihe von Schätzungen einen Rückgang der langfristigen Produktivität von 4 %. Es geht davon aus, dass zwei Fünftel dieses Rückgangs zum Zeitpunkt der Umsetzung des Handels- und Kooperationsabkommens bereits eingetreten waren, was auf die Unsicherheit der Unternehmen und den daraus resultierenden Rückgang der Investitionstätigkeit zurückzuführen ist.
Der Austritt Großbritanniens aus dem EU-Binnenmarkt und der EU-Zollunion am 1. Januar 2021 ist ein Anschauungsbeispiel dafür, was passiert, wenn ein Land einen unmittelbaren Anstieg der Handelsschranken erlebt. Die Komplexität des Übergangs von reibungslosem Handel zu plötzlichen Handelsbarrieren ist nicht zu unterschätzen. Pascal Lamy, der ehemalige Generaldirektor der Welthandelsorganisation, wurde mit den Worten zitiert: „Der Brexit ist wie das Entfernen eines Eies aus einem Omelett". Die negativen Auswirkungen auf den Handel zwischen dem UK und der EU, insbesondere auf kleinere Unternehmen, waren daher unvermeidlich. Da die Ungewissheit im Zusammenhang mit dem neuen Handelsregime auch zu einem Rückgang der Investitionstätigkeit führte, kann angenommen werden, dass der Brexit insgesamt negative Auswirkungen auf die britische Wirtschaft hatte und durch die Behinderung der Nutzung komparativer Vorteile wohl auch langfristig haben wird. Derzeit scheint einer der wenigen wirtschaftlichen Vorteile das selektivere Einwanderungssystem nach dem Brexit zu sein, das auf mehr hochqualifizierte Arbeitskräfte ausgerichtet ist. Dies dürfte jedoch die anderen negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft nicht ausgleichen.
Es scheint daher naheliegend, den Brexit für die Unzulänglichkeiten der britischen Wirtschaft verantwortlich zu machen, wie etwa die im internationalen Vergleich schwache Produktivität oder gelegentliche Engpässe wie beim Gemüse im Februar 2023. Jedoch ist es fraglich, ob der Brexit die Ursache dieser Probleme ist. So ist beispielsweise das britische Produktivitätsniveau schon seit der Finanzkrise 2008 und somit weit vor dem Brexit hinter dem vieler fortgeschrittener Länder zurückgeblieben und wuchs nur halb so schnell wie das der reichsten 25 OECD-Länder. Zudem war die Knappheit der Gemüse im Februar 2023 aufgrund der Witterungsbedingungen in Spanien zurückzuführen. Jedoch hat der Brexit die Lösung dieser Probleme erschwert. Zusätzliche, durch den Brexit verursachte Kosten und Bürokratie drücken einerseits auf die Produktivität und machen andererseits die Versorgungsketten weniger effizient und resilient, was die Linderung der Probleme durch Engpässe erschwert. Adam Posen, Präsident des Peterson Institute for International Economics, brachte es in einem Artikel für die Financial Times vom 23. Juni 2023 auf den Punkt: „Der Brexit hat nicht alle wirtschaftlichen Probleme des Vereinigten Königreichs verursacht, aber er hat sie fast alle verschlimmert."
By Andrew Lee
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