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Markt, Macht und Affekt: Ein Erklärungsversuch der widersprüchlichen Landwirtschaftsproteste in Deutschland.

Fickel, Thomas ; Anderl, Felix
In: Forschungsjournal Soziale Bewegungen, Jg. 37 (2024-06-01), Heft 2, S. 174-195
Online academicJournal

Markt, Macht und Affekt: Ein Erklärungsversuch der widersprüchlichen Landwirtschaftsproteste in Deutschland  1 Einleitung

Warum schließen sich so viele Bauern den Protesten an? Im Folgenden wollen wir uns der Beantwortung dieser Frage mit einem theoretischen Modell nähern. Hierfür schlagen wir eine politische Landkarte der deutschen Landwirtschaft vor, die sich zwischen vier Paradigmen aufspannt: Produktivismus, Multifunktionalismus, Nationaler Protektionismus und Marktliberalismus. Anschließend ordnen wir jenen Paradigmen spezifische Interessen zu und zeigen, wie diese sich zueinander (nicht) in Beziehung setzen lassen. Diese Interessen clustern wir anhand von fünf Idealtypen aus der Forschung zu „farming styles": Yield Optimiser, Traditionalists, Innovators, Support Optimiser und Idealists. Anschließend zeigen wir, welche dieser Interessen von welchen bäuerlichen Gruppen repräsentiert werden und welche von den aktuellen Protesten wahrscheinlich angesprochen werden. Darauf aufbauend diskutieren wir die Gründe, warum sich ein wesentlicher Teil der deutschen Bäuer:innen von Gruppen mobilisieren lässt, die ihren Interessen widersprechen, von anderen aber nicht. Dafür führen wir die Machtverteilung, das Gelegenheitsfenster und eine Affektschranke als zentrale analytische Konzepte ein. Mit dieser Erklärung bringen wir Ansätze kritischer Agrarforschung und politischer Ökologie mit jenen der Protest- und Bewegungsforschung zusammen und theoretisieren somit die ideologische Ausrichtung und Mobilisierungskraft der Landwirtschaftsproteste, die sich nur über ein Zusammendenken von ökonomischen Faktoren, ausdifferenzierten Interessens- und Einstellungsprofilen, Machtungleichheiten und affektiven Dynamiken verstehen lassen.

Why are so many farmers joining the protests? In the following, we want to approach the answer to this question with a theoretical model. To this end, we propose a political map of German agriculture that straddles four paradigms: Productivism, Multifunctionalism, National Protectionism and Market Liberalism. We then assign specific interests to these paradigms and show how they (do not) relate to each other. We cluster these interests on the basis of five ideal types from research on "farming styles": Yield Optimisers, Traditionalists, Innovators, Support Optimisers and Idealists. We then show which of these interests are represented by which farming groups and which are likely to be addressed by the current protests. Building on this, we discuss the reasons why a significant proportion of German farmers can be mobilised by groups that contradict their interests, but not by others. To this end, we introduce the distribution of power, the window of opportunity and an affect barrier as central analytical concepts. With this explanation, we bring together approaches from critical agricultural research and political ecology with those from protest and movement research and thus theorise the ideological orientation and mobilising power of agricultural protests, which can only be understood by thinking together economic factors, differentiated interest and attitude profiles, power inequalities and affective dynamics.

Im November 2023 erklärte das Bundesverfassungsgericht den Nachtragshaushalt der Bundesregierung für verfassungswidrig. Das daraus entstandene Haushaltsdefizit von 17 Milliarden Euro sollte deshalb für den Bundeshaushalt 2024 über Einsparungen gestopft werden. Vertreter:innen der Regierungsparteien („Ampel") einigten sich neben vielen anderen Kürzungsmaßnahmen darauf, Vergünstigungen beim Agrardiesel und die Kfz-Steuerbefreiung für Landwirtschaftsfahrzeuge zu streichen. Dies sollte Einsparungen von insgesamt bis zu 920 Millionen Euro einbringen. Der zuständige Minister Cem Özdemir (Grüne) kritisierte diese Entscheidung, konnte sie jedoch nicht rückgängig machen.

Daraufhin entlud sich unter Bäuer:innen eine länger angestaute Wut. Bereits am 15. Dezember kippten in Schweinfurt einige von ihnen Mist vor das Büro eines Grünen-Landtagsabgeordneten. Drei Tage später mobilisierte der Deutsche Bauernverband (DBV), gemeinsam mit „Land schafft Verbindung" (LsV), tausende Bauern vor dem Brandenburger Tor. Auch die „Freien Bauern" schlossen sich dem Protest an. Die Stimmung dort war äußerst hitzig. Der geladene Özdemir wurde ausgebuht und kam kaum zu Wort. Sprechchöre kündigten bereits an, dass neben Forderungen zur Rücknahme der geplanten Kürzungen auch ein größeres Frustpotenzial auf die Straße gebracht wurde.

Im Anschluss an die Großdemonstration überschlugen sich die Ereignisse dementsprechend. Angestachelt und koordiniert in verschiedenen Chatgruppen, insbesondere im Umfeld von LsV, schaukelte sich der Diskurs um Widerstand gegen die Bundesregierung zu einer ausgewachsenen Kampagne gegen die Ampel, aber insbesondere gegen die Grünen, hoch. Diese aufgeladene Stimmung kulminierte bereits am 4. Januar 2024, als über 100 Bauern mit Traktoren und weitere Protestgruppen im Hafen von Schlüttsiel in Nordfriesland die Fähre blockierten, mit der Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und seine Ehefrau nach einem privaten Ausflug zur Hallig Hooge auf das Festland zurückkehren wollten. Daraufhin berichteten mehrere Medien ausführlich über die teils rechtsextreme „Unterwanderung" der Proteste. Der DBV und LsV distanzierten sich explizit vom Rechtsextremismus.

Dennoch agitierten beide Verbände weiter mit markigen Worten und die Mobilisierungen der Bauern ließen nicht nach. Im Gegenteil: Im Januar rollte eine von DBV und LsV angekündigte Protestwelle über Deutschland hinweg. In einer beispiellosen regionalen Ausbreitung wurde das Repertoire der Straßenblockade mittels Traktoren entschlossen dargeboten und mit verschiedenen Forderungen, meist aber Unmutsbekundungen, auf die Straße gebracht. Im Zentrum stand dabei immer wieder der Appell „die Ampel muss weg". Auch die teilweise Rücknahme der ursprünglich angekündigten Kürzungen änderte daran nichts.

Im Verlauf der Proteste fragten sich Vertreter:innen der Politik, der Medien und der Öffentlichkeit immer wieder, wofür und wogegen diese Proteste denn eigentlich gerichtet seien. Gemessen am Ausmaß und auch am Gewaltpotenzial dieser Aktionen waren die Forderungen der Protestgruppen, insbesondere des führenden DBV, aber auch der beiden kleineren und noch offensiver auftretenden Gruppen LsV und „Freie Bauern" zu einem Großteil des Protestzeitraums noch erstaunlich schwammig. Wie schafften es diese Gruppen dennoch, solche Massen von Bäuer:innen zu mobilisieren? In den Medien kamen Zweifel auf, ob die Interessen der Verbände wirklich die Interessen der Breite der Landwirtschaft wiedergaben: Ungeduldig kommentierten Journalist:innen die „Aggro-Agrarproteste" und fragten, „wer hier eigentlich wessen Hand beißt und wer wen mit Subventionen unterstützt."

Angesichts des Fokus auf die Agrarindustrie und des jahrelangen Eintretens des DBV für die überproportionale Subvention großer Agrarunternehmen durch die quadratmeter-gebundene Flächenorientierung der EU-Zahlungen kommt zunehmend Zweifel darüber auf, ob der DBV seiner Aufgabe angemessen nachkommt, oder ob er statt der Interessen aller Bäuer:innen nur die einer kleinen Minderheit vertritt. Doch was sind eigentlich die Interessen der Landwirtschaft und wie kommt es, dass sie so eindimensional auf die Bühne gebracht wurden?

Beobachtet man das Framing, das diese Proteste trägt und zusammenhält, fällt vor Allem der aggressive Kurs gegen die Ampel-Regierung auf, aber auch ein generelles Misstrauen gegenüber akademischen, urbanen und „grünen" Milieus sowie eine Abwehr von Politiken, die eine politisch gesteuerte sozial-ökologische Transformation der Landwirtschaft antreiben wollen. Diese Abwehr erscheint aus polit-ökonomischer Perspektive verwunderlich. Es steht außer Zweifel, dass der Landwirtschaft in Deutschland eine sozial-ökologischen Transformationen bevorsteht. Angesichts des Klimawandels, des fortschreitenden Biodiversitätsverlustes in Kulturlandschaften, aber auch einer abnehmenden Sympathie der Konsument:innen für Massentierhaltung und zunehmender Kenntnisse über die negativen Auswirkung hoher Nitratbelastung der Böden führt daran kaum ein Weg vorbei.

Zudem geht es gerade vielen kleinen und mittleren Höfen ökonomisch schlecht. Das neoliberale, internationalisierte Nahrungsmittelregime in Kombination mit der überproportionalen Marktmacht und Bezuschussung großer Player nutzt einem großen Teil der deutschen Agrarbetriebe nicht, was sich am kontinuierlichen Höfesterben zeigt. Doch auch die Angebote der „Freien Bauern" und LsV fordern diese Politiken nicht progressiv heraus. Sie ergänzen diese vielmehr nur um teilweise traditionalistische, national-protektionistische Elemente, und pochen weiterhin auf die Verteidigung „freier Märkte" und die Ablehnung von subventionsgetriebener oder ordnungspolitischer Steuerung des Sektors. Dieser Fokus hat der ökonomischen Misere kleiner Betriebe jedoch wenig entgegenzusetzen, sondern ist vielmehr eine ihrer Ursachen.

Gemessen an diesen Problemen und der gegenteiligen Programmatik des DBV stellt sich die Frage, ob viele Landwirt:innen derzeit gegen eigene Interessen protestieren. Gerade die kleinen und mittelgroßen Höfe, die für das Framing der Landwirtschaftsproteste die wesentliche lebensweltliche Komponente hergaben („echte Bauern" und „authentische mittelständische Familienhöfe"), sind es, die von einer sozialökologischen Transformation der Landwirtschaft vermutlich mehr profitieren würden, als von der Industrialisierungspolitik und einer Abwehr von Erneuerung, die auf den Protesten kommuniziert wurde.

Warum schließen sich dennoch so viele Bauern diesen Protesten an? Im Folgenden wollen wir uns der Beantwortung dieser Frage mit einem theoretischen Modell nähern. Hierfür schlagen wir eine politische Landkarte der deutschen Landwirtschaft vor, die sich zwischen vier Paradigmen aufspannt: Produktivismus, Multifunktionalismus, Nationaler Protektionismus und Marktliberalismus. Anschließend ordnen wir jenen Paradigmen spezifische Interessen zu und zeigen, wie diese sich zueinander (nicht) in Beziehung setzen lassen. Diese Interessen clustern wir anhand von fünf Idealtypen aus der Forschung zu „farming styles" ([1] et al. 2022), Yield Optimiser, Traditionalists, Innovators, Support Optimiser und Idealists. Anschließend zeigen wir, welche dieser Interessen von welchen bäuerlichen Gruppen repräsentiert werden und welche von den aktuellen Protesten wahrscheinlich angesprochen werden.

Darauf aufbauend diskutieren wir die Gründe, warum sich ein wesentlicher Teil der deutschen Bäuer:innen von Gruppen mobilisieren lässt, die ihren Interessen widersprechen, von anderen aber nicht. Dafür führen wir die Machtverteilung, das Gelegenheitsfenster und eine Affektschranke als zentrale analytische Konzepte ein. Mit dieser Erklärung bringen wir Ansätze kritischer Agrarforschung und politischer Ökologie mit jenen der Protest- und Bewegungsforschung zusammen und theoretisieren somit die ideologische Ausrichtung und Mobilisierungskraft der Landwirtschaftsproteste, die sich nur über ein Zusammendenken von ökonomischen Faktoren, ausdifferenzierten Interessens- und Einstellungsprofilen, Machtungleichheiten und affektiven Dynamiken verstehen lassen.

2 Die Landwirtschaft zwischen vier Paradigmen

Die Allianz der Bäuer:innen, die sich im Winter 2023/2024 in den Protesten zusammengefunden hat, scheint geeint in der Ablehnung der Agrarpolitik der Bundesregierung. Doch [13] et al. (2021) haben richtig bemerkt, dass die Landwirtschaftsproteste „Seismographen für tiefergehende Konflikte um landwirtschaftliche Produktionsweisen" sind. Um welche Konflikte handelt es sich und vor welcher Folie werden Politikkonzepte (wie die der Regierung) eigentlich bewertet? Nach welchen Idealen streben landwirtschaftliche Gruppen? Wo wollen die Bäuer:innen hin, wenn sie ein anderes Agrarsystem fordern? Um diese Frage zu beantworten, schlagen wir vor, Positionen in der Landwirtschaftspolitik anhand von vier Paradigmen einzuordnen, die wir aus bestehender Forschung ableiten ([7] 2022; [8] et al. 2019, S. 60; Daugbjerg/Feind 2017; [24] 2001). Diese prägten über Dekaden die Identität und Interessen von Landwirt:innen und bilden einen Rahmen für politische Aushandlung.

2.1 Achse der Produktion von Gütern und Werten

Das Produktivismus-Paradigma betont das Ziel der Ernährungssicherung und damit die herausgehobene Bedeutung der Landwirtschaft als Wirtschaftszweig und die fortwährende Steigerung der Modernisierung und Produktion (Wilson 2001). Das Paradigma festigte sich nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Priorität darauf lag, die Nahrungsmittelversorgung in Deutschland und Europa sicherzustellen. Durch die Erbringung dieser Leistung zur grundlegenden menschlichen Bedürfnisbefriedigung galt im Sektor lange Zeit eine exzeptionalistische (Duagbjerg/Feindt 2017) wirtschaftspolitische Sonderbehandlung (siehe unten). Auf der Akteursebene führte dieses Paradigma zur Herausbildung einer produktivistischen Identität und eines entsprechenden Arbeitsethos bei Landwirt:innen ([3] 2004; [6] 2014), die unter anderem „harte Arbeit" und eine uniforme, „aufgeräumte Ordnung" der Landschaft und des Hofs anstrebt.

Im logischen Widerspruch hiermit betont das Multifunktionalismus-Paradigma hingegen die Rolle der Landwirtschaft nicht nur als Produzent von Marktgütern, sondern auch in der Bereitstellung von Biodiversität, Grundwasserschutz, Tierwohl, Landschaftspflege, Kohlenstoffbindung und anderen nicht produktivistischen oder monetären Leistungen (Feindt 2022). Die zunehmende Umschichtung der europäischen Subventionen in die sogenannte „zweite Säule" oder die zunehmende Steuerung des Sektors mit Bio- oder Tierwohlstandards drückt dieses Paradigma aus. Aktuell schlägt sich dieses Paradigma für landwirtschaftliche Betriebe in zunehmenden Regulationen von Praktiken, einer starken Erhöhung von Bürokratie und Kontrolle durch die EU, fehlender Planungssicherheit und in einer Differenz von Selbstbild als Produzent und gesellschaftlicher Erwartungshaltung nieder.

2.2 Achse der wirtschaftlichen Organisation

Die produktivistische Phase war nach dem Zweiten Weltkrieg unter Anderem vom wirtschaftspolitischen Paradigma des nationalen Protektionismus geprägt (Wilson 2001). Hierunter versteht man den Schutz der deutschen Landwirtschaft vor internationalem Wettbewerb durch eine Diskriminierung ausländischer Handelspartner oder die finanzielle Förderung einiger Exportsektoren ([19] 2008: 35–37). Dies beinhaltete die temporäre Aufrechterhaltung von Zöllen und anderen Einfuhrregulationen für ausländische landwirtschaftliche Produkte. Besonders deutlich ausgeprägt war dies in den 1960ern, als die Gemeinsame Europäische Agrarpolitik staatlich garantierte Preise für Milch, Getreide und Fleisch anbot und damit die Lebensmittelproduktion sicherte und stützte. Auch die weiterbestehenden flächengebundenen Subventionen der ersten Säule der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik verdeutlichen ein in diesem Sinne tendenziell protektionistisches politisches Interesse, die Produktion finanziell abzusichern und Wettbewerbsfähigkeit auf den Weltmarkt zu gewährleisten.

Das Paradigma des Marktliberalismus wiederum betont die grundlegende Konkurrenzfähigkeit von Landwirtschaft mit anderen Sektoren und zielt auf eine Reduktion von Protektionismus und staatlichen Markteingriffen ab (Feindt 2022). Zugrunde liegt die Idee des Freihandels, der für alle Handelspartner komparative Kostenvorteile bringt, wenn sie sich auf die Produktion von Gütern spezialisieren, in denen sie relativ niedrige Kosten haben ([10] 2018). Die Öffnung der Landwirtschaft zum Weltmarkt, deren zunehmende Verflechtung und die Erhöhung der Import und Exportkapazitäten ist ein Resultat dieses Paradigmas (Feindt et al. 2019: 60). Gleichzeitig erhöht es den Wettbewerbsdruck zwischen Betrieben maßgeblich und treibt damit die Intensivierung der Produktion weiter an.

Die Landwirtschaftspolitik, deren Verschränkung von Produktivismus und Protektionismus außergewöhnlich war, verschob sich in den letzten Jahrzehnten immer stärker in Richtung Marktliberalismus und Multifunktionalismus und verbleibt aktuell in einer umkämpften Zwischenposition, die keineswegs entschieden ist. Wie Daujgberg und Feind (2017) richtig feststellen, ist die aktuelle Situation als „incomplete transformation of ideas, institutions, interest constellations and policies with a significant legacy from past policy" zu bezeichnen. Gravierende Veränderungen sind jedoch, dass das internationale Lebensmittelregime zunehmend von der Logik der Agrarindustrie beherrscht und von der industrialisierten, globalisierten „Supermarktrevolution" angetrieben wird ([20] et al. 2003). Es profitiert von Just-in-time-Lieferungen und Skaleneffekten sowie dem weitergeführten Dumping subventionierter Nahrungsmittelüberschüsse aus dem Norden (z. B. Getreide, Milchpulver, Teile von tierischem Eiweiß), die im Rahmen der Liberalisierungsregeln der Welthandelsorganisation verstärkt wurden, wodurch „ineffiziente" Landwirte zunehmend verdrängt wurden und werden ([17] 2013: 6). Zwar regt sich international gegen dieses Regime Widerstand in Form von Kleinbäuer:innen, Fischer:innenn, Hirt:innen und landlosen Arbeiter:innen, insbesondere im Kontext der Bewegung La Via Campesina. Dieser Widerstand ist in Deutschland aber marginalisiert. Wie wir später zeigen, zielen die aktuellen Proteste in Deutschland vielmehr darauf ab, das derzeitig vorherrschende System trotz seiner destruktiven Effekte weiter zu verteidigen.

3 Unterschiedliche Interessen in der Landwirtschaft

Doch wie lässt sich nun die Interessenslage der Landwirt:innen in Deutschland stärker ausdifferenzieren und im Protest verorten? Es wurde zwar in Vergangenheit empirisch gezeigt, dass Landwirt:innen in Zentraleuropa im Durchschnitt vergleichsweise stärker konservativen Werten zugeneigt sind ([2] et al. 2016) und sich selbst in Deutschland zumeist in der gesellschaftlichen „Mitte" sowie konservativ und rechts verorten (Heinze 2022). Es gilt jedoch mittlerweile auch als Binsenweisheit, dass es „die Landwirtschaft" nicht gibt. Zu divers sind die Produktions- und Lebensbedingungen – und dementsprechend auch die Interessen – der verschiedenen agrarischen Regionen und Branchen.

In der Agrar-Soziologie werden unterschiedliche farming styles oder farmer types unterschieden, die diese Ausdifferenzierung im Wirtschaftssektor heuristisch verdichten. Wir beziehen uns im Folgenden auf fünf Typen, die von Schmitzberger (2005) für Österreich vorgeschlagen wurden und die wir in der Zusammenfassung des europäischen Forschungsstandes von Bartkowski (2022) bestätigt sehen (auch wenn letztere andere Namen verwenden): Yield Optimiser, Traditionalists, Innovatives, Support Optimisers und Idealists. Diese Typen von Landwirt:innen weisen Regelmäßigkeiten in ihrer Ausprägung von landwirtschaftlichen Praktiken, Einstellungen gegenüber Naturschutz und Werten unterschiedliche Ausprägungen auf.

Yield Optimiser fokussieren sich auf hohe Erträge und Intensivierung, streben große und/oder effiziente Betriebe an, lehnen Naturschutz eher ab und sind daher nicht sehr an Fördergeldern für multifunktionale Praktiken interessiert. Traditionalists sind oft ältere Landwirt:innen mit kleinen Betrieben, eher konservativer Orientierung und indifferenter, zögerlicher Position bezüglich der Modernisierung und Technisierung der Landwirtschaft. Innovatives sind tendenziell junge Unternehmer:innen, die große Offenheit für Wandel haben, jedoch rentabel wirtschaften wollen und neue Produktionsmethoden ausprobieren und Marktnischen erschließen. Gesellschaftlicher Wandel ist für sie eher eine Chance, als eine Bedrohung, solange er neue Absatzmärkte erzeugt. Support Optimiser zielen nach Schmitzberger (2005) auf den Erhalt von Fördergeldern ab. Hierunter fallen auch Naturschutzförderungen. Produktion steht nicht so sehr im Zentrum und es werden auch nicht-landwirtschaftliche Tätigkeiten zum Einkommenserwerb betrieben. Laut Schmitzberger (2005) sind die Betriebe oft divers, groß und nutzen die Förderlandschaft aus. Bartkowski (2022) bezeichnen diesen Typ als Diversifyer oder Multifunctionalist und können keine spezifischen Betriebscharakteristika ausmachen. Idealists sind in ihrem Wirtschaften stark von ihren Überzeugungen „für die Umwelt" beeinflusst und zielen auf die Bereitstellung multipler (Werte sozialer, ökologischer, ästhetischer etc.).

[23] et al. (2005) vermuten darüber hinaus, dass die verschiedenen Typen unterschiedlich positive oder negative Einstellungen gegenüber Naturschutz besitzen. Sind Yield Optimiser und Traditionals grundlegend eher negativ eingestellt, Innovatives indifferent, so scheinen Support Optimiser und Idealists eher positiv bezüglich Naturschutzmaßnahmen eingestellt zu sein.

Indem wir vorschlagen, die Interessen der farming styles-Typen idealtypisch in der politischen Landkarte zu verorten, besteht unser Modell nun in einer Kombination beider Heuristiken (Abbildung 1). Yield Optimiser sind immer noch eine der vorherrschenden und vom aktuellen Agrar-System geförderten farming-styles. Sie profitieren von einem stark produktivistischen Fokus und sind tendenziell wettbewerbsfähiger oder streben dies zumindest an. Große weltmarktorientierte Betriebe profitieren von flächengebundenen Förderungen und erhöhtem Marktdruck auf kleine Betriebe, deren Flächen aufgekauft oder gepachtet werden können.

Ein weiterer Idealtyp des aktuell angestrebten Lebensmittelregimes bleibt dementsprechend der Support Optimiser. Er wird durch den langsamen Umbau der EU-Förderung graduell gestärkt. Wer in der Lage ist, bürokratische Anreize geschickt zu nutzen, seine Arbeit im Sinne der Subventionen zu framen und die Regeln und bürokratischen Praktiken der EU zu bedienen, kann hiervon stark profitieren. Diese Strategie sowie die Streuung des Einkommens durch Diversifizierung der Produktion, machen die Betriebe tendenziell anpassungsfähig hinsichtlich einer langsamen Marktliberalisierung.

In geringerem Maße gilt dies auch für Idealists. Wenn auch die Hinwendung zur Ökologie im europäischen Agrarsystem äußerst zögerlich vorangeht, bestehen zunehmend Fördertöpfe, durch die sich alternative landwirtschaftliche Praktiken, insbesondere mit Bezug auf Tierwohl, Landschaftspflege und Energiegewinnung, rentieren. Idealists wollen jedoch keine zu große Marktliberalisierung, da freie Märkte dazu neigen, intensivere Anbaumethoden und einen singulären Fokus auf Ertragsoptimierung zu befördern.

Innovatives sind eine dynamische Gruppe, die sich verschiedenen Marktsituationen anpassen und daher weniger abhängig von der extremen Ausprägung eines Paradigmas sind.

Traditionalists hingegen sind die Verlierer dieser Konstellation, da sie weder mit den großen Yield Optimisern konkurrieren können, noch eine zunehmende Entwicklung des Multifunktionalismus favorisieren. In Deutschland sind sie jedoch neben Idealists diejenigen, die sich „klassisch" unter Landwirten vorgestellt werden. Sie sind nach wie vor ein entscheidender Block in der deutschen Landwirtschaft. Die Frage ist daher: Wem schließen sie sich an?

Graph: Abb. 1: Schematische Verortung der Interessen unterschiedlicher Landwirtschafts-Typen in einer politischen Landkarte der Landwirtschaft

Schauen wir uns nun die kommunizierten Frames der Proteste an, dann scheint es, dass diese große Gruppen innerhalb der Yield Optimizer, Traditionals, und teilweise der Innovators mobilisieren können. Support Optimiser und Idealists als Gruppen springen vielleicht teilweise auf die Proteste auf, dürften in den politischen Framings und Forderungen jedoch nicht so stark angesprochen werden. Da wir davon ausgehen können, dass Traditionals eher konservative Werte haben, ökonomisch schwach und eher höheren Alters sind und stark negative Affekte gegenüber dem Naturschutz haben, liegt die Vermutung nahe, dass diese Gruppe sehr stark von den populistischen Narrativen gegenüber den Grünen bei den Protesten mobilisiert werden konnte.

Interessant ist nun, dass die Yield Optimiser und Traditionals, die demnach zusammen auf der Straße protestierten, mittelfristig eigentlich stark entgegengesetzte Interessen haben. Yield Optimiser haben oft leistungsfähige, größere Betriebe, Traditionalists eher das Gegenteil. Doch das stark agonistische Framing gegenüber den „grünen, akadamischen, faulen, woken Städtern" dient dazu, diesen internen materiellen Konflikt zu kaschieren. Wir erklären später, warum das funktioniert.

4 Organisierung von Interessen und bröckelnde Hegemonie

Doch wie positionieren sich bestehende Interessensverbände in Spannungsfeld der Paradigmen? Wir beziehen uns auf die Verbände, die uns für die Einordnung der Proteste am relevantesten erscheinen (Abbildung 2).

Graph: Abb. 2: Schematische Verortung der Positionen landwirtschaftlicher Interessensverbände auf der politischen Landkarte der Landwirtschaft

Der Deutsche Bauernverband hat sich in den letzten Jahrzehnten als mächtige Vertretung aller landwirtschaftlichen Betriebe etabliert und dabei eine Politik vorangetrieben, die dem produktivistischen und marktliberalen Paradigma den Vorzug gab. Der Verband ist deswegen so erfolgreich, da er für kleine und mittlere Betriebe gute Serviceangebote und Interessensvermittlungsstrukturen auf lokaler Ebene anbietet, jedoch auf nationaler und europäischer Ebene Politik für große Betriebe macht. Gleichzeitig wehrte der Verband erfolgreich Teile von Maßnahmen ab, die man dem multifunktionalen Paradigma zuordnen kann, und kaschierte den inneren Widerspruch durch die Polarisierung gegen Anhänger des Multifunktionalismus.

Der Rückhalt des CDU-nahen DBV bröckelt jedoch. Eine vom NABU in Auftrag gegebene Studie (forsa Politik- und Sozialforschung GmbH 2019) zeigt, dass von knapp 300 befragten Landwirt:innen 46 % die Interessenvertretung des DBV „eher schlecht" oder „sehr schlecht" einschätzen. Die Interessensvertretung durch die damalige CDU-Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner schätzen 65 % als „eher schlecht" und „sehr schlecht" ein. Dennoch ist der Verband und seine Politik durch einen jahrzehntelang gewachsenen Korporatismus institutionell noch fest etabliert.

Diese Repräsentationskrise des DBV und seines Projektes führte unter anderem zur Gründung des Netzwerkes „Land schafft Verbindung" im Jahr 2019. Redet man mit Landwirt:innen über das Bündnis, schwanken die Meinungen, ob es sich als Gegenspieler zum DBV versteht, der die Interessen der kleinen und mittleren Betriebe auf der Straße organisiert, oder ob es eher als „Straßenorganisation" des DBV auftritt. Da LsV die aktuellen Demonstrationen mit dem DBV gemeinsam organisiert und das Framing gegen den Multifunktionalismus teilt und verbreitet, erscheint die zweitere Einordnung aktuell zutreffender.

Hört man jedoch aktuell den Reden von LsV-Organisatoren zu, wird deutlich, dass sich ein großer Teil zunehmend für eine stärkere Reglementierung der negativen Effekte von internationalem Lebensmittelhandel ausspricht. Auch die Abgrenzung zum Multifunktionalismus ist deutlich erkennbar. Insgesamt erscheint LsV dennoch eine stärker heterogene Bewegung zu sein und damit einen aktuell noch diffusen Attraktor zwischen den Paradigmen Marktliberalismus und Produktivismus zu bilden, obwohl er sich zunehmend ideologisch konsolidiert. Vor allem die personelle Nähe zur Partei der „Die Freien Wähler" ist auffallend. Die vielen Reden von Hubert Aiwanger auf den Demonstrationen und die Parteizugehörigkeit von wesentlichen Führungsfiguren der Bewegung sprechen eine deutliche Sprache. Eine langfristige Konsolidierung im konservativ-marktliberalen bis rechten Spektrum deutet sich an. Damit besetzt die Gruppe das Feld zwischen Produktivismus und Marktliberalismus.

Die Freien Bauern wiederum grenzen sich deutlich vom DBV ab, haben jedoch enge Verbindungen zu LsV und bilden einen Attraktor, der sich ganz klar produktionistisch und anti-multifunktional zeigt. Vor allem im Rahmen der aktuellen Demonstrationen sind die Freien Bauern durch öffentlichkeitswirksame Aktionen, einschlägige Pressemitteilungen, klar vorgetragene Programmatik gegen Freihandel und Multifunktionalismus und durch Offenheit nach rechts in der Lage, zu wachsen. Sie betonen die Rolle des frei (von äußeren Einflüssen) wirtschaftenden Bauers, kritisieren internationalen Freihandel und Agrar-Industrie scharf. Die Organisation etabliert gerade einen medienwirksamen Attraktor, der für Traditionals kleiner und mittlerer Betriebe, die sich als Bäuer:innen verstehen, funktioniert (die Einheit von Eigentum und Bewirtschaftung). Damit kopieren sie die Betonung des Bäuerlichen der Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft (s. u.), verbinden dies jedoch mit eher national-protektionistischen Ideen und suchen die Verbindung zu Akteuren im rechten Spektrum.

Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) versteht sich als Vertretung der bäuerlichen Betriebe in Deutschland. Die politische Programmatik ist tendenziell links-grün, eher progressiv und versucht, die Bewegung im Sektor hin zum Multifunktionalismus zu unterstützen. Die Organisation ist Teil des internationalen Bündnisses „La Via Campesina", das weltweit kleinbäuerliche Kämpfe verbindet. Die Organisation konnte von den aktuellen Protesten nicht so sehr profitieren wie die Freien Bauern und der LsV. Die „Wir haben es satt"-Demonstration, die von der AbL als Träger mitorganisiert wird, war vergleichsweise wenig von Landwirt:innen besucht und die mobilisierungsstarke Gruppe LsV kommuniziert Frames, die zumindest die Bündnispartner:innen der AbL (Naturschutzverbände und ökologisch-linke Spektren der Gesellschaft) als Gegner:innen markiert. Der Nachteil für die Organisation in dieser Konstellation ist, dass das aktuell starke Framing der anderen Verbände gegen den Multifunktionalismus die Organisation für viele Landwirt:innen unattraktiv erscheinen lässt.

Meine Landwirtschaft ist ein Bündnis unterschiedlichster Organisationen aus Landwirtschaft, Naturschutz, Lebensmittelhandwerk und Imkerei. Das Bündnis organisiert die jährlich stattfindende „Wir haben es satt!"-Demonstration und streitet für eine multifunktionale Landwirtschaft. Die AbL ist Teil des Bündnisses. Es betont das Multifunktions-Paradigma und hat es in den letzten Jahren nicht geschafft, breiten Rückhalt in der Landwirtschaft zu generieren, um auf eigenen Demonstrationen mobilisieren zu können. Bei „Wir haben es satt!" findet sich vor allem ein städtisches, akademisches, junges und politisiertes Milieu, das sich stark aus dem politischen Naturschutz und dem ökologischen Lebensmittelgewerbe rekrutiert ([18] et al. 2021).

Auf Grundlage des vorgestellten Models fassen wir folgende Thesen zum Protestgeschehen zusammen:

  • a) Die aktuellen Proteste bilden nicht die gesamte deutsche Landwirtschaft ab, sondern sind im Kern eine zeitweilig stabile Allianz zwischen Traditionals und Yield Optimisern (und stellenweise Innovatives).
  • b) Eine weitere Durchsetzung des Multifunktionalismus wird aktuell auf der Straße von großen Teilen der mobilisierten Landwirt:innen affektiv abgewehrt. Es entsteht eine Polarisierung zwischen dem Block Freie Bauern, LsV, DBV einerseits und Meine Landwirtschaft sowie AbL andererseits.
  • c) Das Politische Projekt des DBV der letzten Jahre, den Produktivismus zwischen Protektionismus und Marktliberalismus zu vereinen, bröckelt. Die Freien Bauern und Teile des LsV attackieren den DBV in Bezug auf dessen stark marktliberale Ausrichtung. Die AbL und das Bündnis Meine Landwirtschaft attackieren den DBV in Bezug auf dessen produktivistischen Fokus, können jedoch aktuell nicht stark auf der Straße mobilisieren.
5 Gründe für die aktuelle Protest-Koalition

Doch was erklärt die aktuelle Allianz von Traditionalisten und Yield Optimisern trotz offenkundiger Interessensverschiedenheiten? Hierzu besteht bisher im deutschen Kontext wenig empirische Forschung. Jedoch lassen sich unsere Beobachtungen der Landwirtschaftsproteste treffend mit drei Konzepten beschreiben, die zukünftige Forschung zu agrarischen Bewegungen in Westeuropa sinnvoll anleiten könnten. Diese Konzepte bringen klassische Dimensionen der Protest- und Bewegungsforschung mit kritischer Agrarforschung und der politischen Ökologie zusammen. Um das Allianzverhalten der verschiedenen Bauerngruppen zu verstehen, schlagen wir die Konzepte Machtverteilung, Gelegenheitsfenster und die Etablierung und Kultivierung einer Affektschranke vor. Im Zusammenspiel bilden sie plausible Voraussetzungen, die diese Koalition begünstigen.

5.1 Machtverteilung

Die Machtverteilung innerhalb agrarpolitischer Gruppen in Deutschland ist vielfältig und uneinheitlich. Dabei unterscheidet sich die Macht zwischen den Gruppen erheblich hinsichtlich Mitgliederzahl und politischem Einfluss. Die finanziellen Ressourcen konzentrieren sich vor allem bei den Yield Optimisern und der Agrarindustrie. Diese Akteure verfügen über beträchtliche Mittel, um ihre Interessen zu vertreten und politische Entscheidungsprozesse zu beeinflussen. Dadurch entsteht eine Schieflage in der Machtstruktur, die sich auf die Agenden der bäuerlichen Gruppen und politische Entscheidungen im Agrarsektor auswirkt und die ein wichtiger Faktor für die Erklärung der aktuellen Proteste ist.

Die Macht der Yield Optimiser zeigt sich einerseits strukturell in der Politik des DBV. Dieser hat über Jahre hinweg einen ausgewachsenen Korporatismus entwickelt, der ihm eine starke institutionelle Verankerung und Einflussnahme verschafft. Er repräsentiert nach außen hin eine Verbindung von konservativem Traditionalismus und moderner Technisierung der Landwirtschaft. Hierfür sind die Traditionals demnach symbolisch und auch in puncto Massenbasis wichtig. In Bezug auf die vertretenen Interessen spielt er jedoch vor Allem den Yield Optimizern in die Karten. Diese haben verbandsintern die politische Oberhand. Der Verband macht strukturelle Politik für eine Modernisierung und Marktliberalisierung der Landwirtschaft, was den Strukturwandel zuungunsten der Traditionals weiter anfeuert.

Besonders effektiv ist der DBV in seiner Lobbyarbeit. Dies geschieht sowohl über direkte Einflussnahme in deutschen Parlamenten (häufig über Mitglieder oder enge Kontakte in der CDU/CSU) als auch über den europäischen Verband COPA-COGECA, dem der DBV angehört und über den er maßgeblich an der Ausgestaltung des europäischen, quadratmetergebundenen Subventionssystem beteiligt ist.

Zusätzlich setzt sich LsV als Mobilisierungs-Netzwerk in der agrarpolitischen Landschaft durch. Obwohl die Organisation nicht über die gleichen finanziellen Ressourcen und institutionelle Anbindung wie der DBV verfügt, kann sie auf breite Unterstützung unter Landwirt:innen und der Bevölkerung zählen und so Einfluss ausüben. So hat die Organisation diverse Schwachstellen und Sollbruchstellen im Repräsentationsversprechen des DBV aufgedeckt. Gerade die Traditionals stellen zunehmend infrage, ob der DBV sie adäquat repräsentiert. Deshalb setzen diese Gruppen vermehrt auf Protest und vermischen häufig lokale Themen mit allgemeinen Anerkennungskämpfen – zumeist auf der Straße statt in der Lobby oder dem Parlament.

Dies zeigte sich schon in den Protesten 2019 eindrucksvoll. Jedoch stellt sich auch hier die Frage, was genau die Inhalte sind, beziehungsweise wessen Interessen vertreten werden. Zwar hat LsV noch kein klar definiertes Programm, doch hat die Organisation durchaus im Verlauf der Landwirtschaftsproteste inhaltliche politische Forderungen vorgelegt, die hauptsächlich nationalen Protektionismus, Bürokratieabbau und Produktivismus favorisieren. Der Multifunktionalismus wird tendenziell abgewiesen. Damit blenden die Forderungen immer noch einen wesentlichen strukturellen Baustein für die notwendige Transformation des Sektors aus.

Warum protestieren nun die Traditionals nicht klarer gegen die Privilegierung der Agrarindustrie, sondern gehen mit den Yield Optimizern Allianzen ein (und nicht mit anderen bäuerlichen Gruppen wie etwa der AbL, die eher die Support Optimiser und Idealists vertritt)? Eine grundlegende Einsicht aus der Forschung der politischen Ökologie ist, dass Proteste nicht notwendigerweise der Ausdruck des größten Leids (Grievances) sind, sondern sich erst dann ergeben, wenn mächtige Gruppen ein Interesse daran haben.

Das lässt sich etwa an Leguizamons (2020) Forschung zur Agrarindustrie in Argentinien und den politischen Auswirkungen des Sojabooms zeigen. Sie fragt sich, warum es nicht mehr Widerstand gegen die genmanipulierten Sojaplantagen gibt, die die Umwelt zerstören und erheblich höhere Krebsrisiken für Kleinbäuer:innen und Anwohner:innen aufweisen. Der ausbleibende Protest wird mit der Machtverteilung im argentinischen Agrarbusiness erklärt: „Powerful actors live upwind and upstream from the toxic facilities they command and benefit from, while communities of poor and people of color bear the burden of the toxic impact of the extraction and production processes and must ultimately mobilize for redress (2020: 16)." Den widerständigen Praktiken dieser Meistbetroffenen werden die Interessen der Gesamtökonomie und eingeübte Diskurse über Entwicklung und Gemeinwohl entgegengehalten: „Culture serves to shape and legitimate the political economy of extractivism—and thus promotes acquiescence and consent (Leguizamon 2020: 17)". Wenn Menschen wirtschaftlich von einem einzigen Wirtschaftszweig abhängig sind, ist es zudem weniger wahrscheinlich, dass sie dagegen protestieren. Vor Allem aber lässt sich am (ausbleibenden) Protestverhalten kleinbäuerlicher Gruppen das Framing agrarischer Eliten ablesen. Dafür mobilisieren jene nationale Mythen, also Diskurse, die man gerade als tendenziell konservative Gruppe nicht zu hinterfragen gewohnt ist.

Zwar erklärt Leguizamon eher das Ausbleiben von Protest. Ihr Modell einer nationalen Agrarelite, die den Interpretationsrahmen beeinflusst, in dem nationale Mythen wie Produktivität, Arbeitsmoral und kulturelle Werte beschworen werden, können aber auch den spezifischen Protest der Bäuer:innen erklären, die auf den ersten Blick in Deutschland „gegen ihre Interessen" auf die Straßen gehen. Eine zentrale Grundannahme in dieser Argumentation ist, dass sich die Interessenslagen sozialer Gruppen nicht direkt offenbaren, sondern sozial mediiert werden. Die spezifische Machtverteilung zugunsten der Yield Optimizer und der Mobilisierung ihrer Interessen durch einen national-kulturellen Interpretationsrahmen ist ein Grund für die Allianz von Yield Optimizern und Traditionals.

5.2 Gelegenheitsfenster

Wichtig ist zudem zu erkennen, dass die Unzufriedenheit der deutschen Bauernschaft schon lange Zeit andauert und nicht erst durch die aktuellen Kürzungen der Bundesregierung hervorgerufen wurde. Um zu protestieren, braucht es dennoch einen Auslöser, eine Plattform und organisationale Rahmenbedingungen, aber auch eine politische Situation, die es nützlich erscheinen lässt, gerade jetzt auf die Straße zu gehen. Ein solches Gelegenheitsfenster ergab sich aus polit-ökonomischen, institutionellen und berufspraktischen Gelegenheiten.

Zum ersten bilden die Haushaltskrise der Regierung und die Marktstörungen durch die Einfuhr ukrainischer Agrarprodukte sowie die Belastung aller landwirtschaftlichen Betriebe durch KFZ-Zeichen und Agrardieselpolitik eine Situation, die breite Proteste begünstigt. Dies ist der Fall, da alle Ereignisse in kurzer Zeit eine große Anzahl von Landwirt:innen betreffen und daher eine breite Unzufriedenheit – über verschiedene Hofgrößen und Produktionsmethoden hinweg – ausbildet. Daraus ergibt sich eine günstige Konstellation, um über Gruppen hinweg zu mobilisieren. Da die Streichung der KFZ-Begünstigung und Agrardieselrückerstattung fast alle landwirtschaftlichen Betriebe betrifft, konnte gleichzeitig eine breite akute Betroffenheit im Sektor aktiviert werden. Zudem ermöglichte die Haushaltskrise eine Gelegenheit, der Regierung fehlende Wirtschaftskompetenz zuzuschreiben. Dies machte es zusätzlich möglich, Innovators affektiv anzusprechen und möglicherweise teilweise in den Protest einzubinden.

Das Gelegenheitsfenster für die Proteste war, zweitens, vielversprechend, da sich ein schwacher politischer Gegner mit fragwürdigen Verhalten ausmachen ließ, der zumindest im Falle der Grünen für das multifunktionale Paradigma steht. Die Entscheidung der Kürzungen im Agrarbereich der Bundesregierung fiel spontan und die Begründung für die Belastung des Sektors war schwach. Die Reputation der Regierung war durch das Urteil des Verfassungsgerichts zum vorgelegten Haushalt zudem ohnehin angegriffen. Zusätzlich zeigten öffentlich ausgetragene Konflikte innerhalb der Regierung an, dass man es mit einer uneinigen Gegnerin zu tun hatte. Die Parteien suchten jeweils nach Schwachstellen der anderen, statt geeint als Koalition aufzutreten. Auch in der öffentlichen Meinung und in der Presse stand die Regierung zu diesem Zeitpunkt nicht gut da. Man konnte sich also einer relativ großen Sympathie in Bezug auf die eigene Opposition sicher sein.

Das Gelegenheitsfenster ergab sich drittens daraus, dass die Entscheidung der Bundesregierung in eine Zeit fiel, in der viele Bäuer:innen auf ihren Höfen abkömmlich waren. Sie konnten sich den Protesten anschließen, ohne große ökonomische Einbußen zu fürchten, da weder Ernte- noch Saatzeit war und ihre Höfe zu der Zeit (mit Ausnahme der tierhaltenden Betriebe) vergleichsweise wenig Arbeit machen. Selbst wenn einige Bäuer:innen also die angebotenen Protest-Claims und Allianzen nicht voll unterstützten, muss für sie ein Gefühl von „Jetzt oder nie" nahegelegen haben.

5.3 Gründung der Affektschranke in Alltagserfahrung

Zuletzt lässt sich die auf der Straße sichtbare Koalition darüber erklären, dass es weitverbreitete negative Affekte gegenüber dem Paradigma des Multifunktionalismus zu geben scheint. Diese diffusen und vielschichtigen Affekte gründen sich in alltäglich erlebten Ohnmachts- und Abwertungserfahrungen und wirken zusammengenommen wie eine Schranke, die Kommunikation und positive Rezeption multifunktionaler Ideen verunmöglicht. Die Organisator:innen des Protest aktivieren diese negativen Affekte der Landwirt:innen (und vor allem Yield Optimiser und Traditionals) in den dominanten Protest-Frames. Diese richten sich gegen den Multifunktionalismus und verknüpfen ihn mit eingeübten negativen Affekten gegenüber der EU, den Naturschutzverbänden und der aufsteigenden urbanen, post-materiellen Mittelschicht. Die Vehemenz und Stabilität dieser negativen Affekte begründen sich darin, dass sie strukturell reproduziert werden. Sie können daher nicht „einfach" durch gelungene Konflikt-Kommunikation beseitigt werden. Wir wollen nun drei Quellen negativer Affekte skizzieren, die wir für einschlägig halten.

Erstens ist das Erleben von konkreten Ertragseinbußen und Handlungsbeschränkungen zu nennen: Multifunktionalismus führte in Vergangenheit (neben dem gestiegenen Wettbewerbsdruck) bei vielen Betrieben zu weniger Gewinnen, da entweder die Bewirtschaftung von Flächen begrenzt wurde (bspw. Gewässerrandstreifen, Stilllegungsflächen, Grünlandumbruchsverbot) oder ertragssteigernde Hilfsmittel verboten wurden (bspw. Glyphosat, Neonicotinoide, Gentechnik). Die Bedrohungswahrnehmung in der Landwirtschaft in Deutschland gegenüber dem Naturschutz ist daher sehr hoch ([9] 2023). Da die Vergangenheit zeigte, dass politische Steuerung vom Produktivismus zum Multifunktionalismus auf diese Instrumente angewiesen ist, werden Landwirt:innen diese Erfahrungen auch in Zukunft weiter durchleben.

Zweitens sind der gesellschaftliche Strukturwandel und damit verbundene Erfahrungen von Anerkennungsverlust zu benennen. Der Aufstieg einer neuen akademischen Mittelschicht ([21] 2021) und damit eine gesamtgesellschaftlich steigende Wertschätzung singulärer Güter führt zu einer Abwertung der alten Mittelschicht (zu der man Traditionalists und Yield Optimiser zählen kann) und seriell hergestellter Grundgüter wie Nahrungsmittel (auf die sich ebenjene spezialisiert haben). Dieser Klassenkonflikt zeigt sich stark, wenn in Anspruch genommen wird, dass die Landwirtschaftsproteste mit Spediteuren und anderen Gewerben zusammen „Mittelstandsproteste" seien, die den Abstieg der „alten Mittelschicht" anprangern. Da sich dieser gesellschaftliche Strukturwandel aller Voraussicht nach in den Tiefenstrukturen der Gesellschaft vollzieht, wird sich die Abwertungserfahrung auch in Zukunft strukturell reaktualisieren.

Drittens führt die Kontrolle der Verwendung von EU-Subventionen seit Jahren zu immer neuer Bürokratie und neuen Kontrollmechanismen. Die affektiven, öffentlich sichtbaren Abwehrreaktionen der Landwirt:innen gegen Naturschutzmaßnahmen speist sich also zu großen Teilen nicht aus einer fehlenden Sensibilität für Klimawandel oder Biodiversitätsschutz, die, wie [15] et al. (2023) zeigen, in der Breite vorhanden zu sein scheint, sondern in begrenzten ökonomischen Mitteln, bürokratischer Belastung und fehlenden Spielräumen für die Umsetzbarkeit. Gleichzeitig nehmen wir an, dass die Disziplinarmechanismen der EU, wie beispielsweise die satellitengestütze Überwachung der Landwirtschaft, für viele Landwirt:innen im Alltag Ohnmachtserfahrungen erzeugen und damit starke Affekte gegen die EU und gesellschaftliche Kontrollmechanismen weiter konsolidieren.

Wir gehen davon aus, dass die aktuell konsolidierte Affektschranke dazu beiträgt, die widersprüchliche Allianz zwischen Yield Optimisern und Traditionals durch deren Reaktivierung auf Protesten und in interner Kommunikation aufrecht zu erhalten. Diese Affekte werden aktuell im Rahmen der Proteste durch politisches Framing kanalisiert und mit einem tendenziell eher reaktionären politischen Projekt verwoben, das stark an den politischen Verlauf in den Niederlanden erinnert ([25] 2020). So haben etwa die Freien Bauern explizit keine Abgrenzung zum rechten Rand. Doch obwohl eine große Zahl von Bäuer:innen sich selbst nicht „rechts" verortet, scheint die Affektschranke zum Multifunktionalismus so stark ausgeprägt zu sein, dass man teilweise eher bereit ist, mit Rechten zu demonstrieren oder deren Aufspringen auf den Protestzug zu tolerieren, als das eigene Bündnis infrage zu stellen oder sich umzuorientieren.

6 Fazit

Seit dem Beginn der Protestwelle deutscher Bäuer:innen im Winter 2023/2024 kamen in der öffentlichen Debatte zunehmend die Fragen auf, was diese eigentlich bedeuten, warum sie sich auf diese emotionale und teilweise kompromisslose Art und Weise entladen und warum die Ablehnung ökologischer Belange, insbesondere der Partei Bündnis 90/Die Grünen, so stark ist. Gerade die kleinen und mittelgroßen Höfe, die für das Framing der Landwirtschaftsproteste eine wichtige argumentative Ressource bilden, sind es, die innerhalb der Wertschöpfungskette sowie von der europäischen Agrarpolitik wenig profitieren bzw. sogar benachteiligt werden. Denn letztere setzt vor Allem auf Größe und subventioniert die Agrarindustrie per Quadratmeter. Dieses Modell wurde maßgeblich vom DBV gefördert und weiterhin verteidigt.

Eine sozialökologische Transformation der Landwirtschaft würde vermutlich den kleinen und mittleren Höfen langfristig mehr nützen als die Verteidigung von einzelnen Zuschüssen in einem insgesamt nachteiligen System. Die Äußerungen auf Demonstrationen und in Verlautbarungen des DBV und LsV sowie der Freien Bauern – insbesondere zu Beginn der Proteste – waren allerdings im Rahmen der agrarischen Industrialisierungspolitik verortet und artikulierten eine deutliche Abwehr von Erneuerung. In diesem Artikel haben wir deshalb versucht zu beantworten, warum sich so viele Bäuer:innen bei diesen Protesten anschlossen, deren Ziele langfristig ihren eigenen Interessen zuwiderlaufen.

Wir haben dafür ein Modell vorgeschlagen, um die politischen Konfliktlinien und Strategien der aktuellen Landwirtschaftsproteste in Deutschland besser zu verstehen und haben dabei argumentiert, dass die Proteste eine Allianz zweier eigentlich widersprüchlicher Visionen von Landwirtschaft sind, die jedoch beide das produktivistische Paradigma der Landwirtschaft gegenüber dem multifunktionalen Paradigma verteidigen. Dabei haben wir festgestellt, dass die aktuellen Proteste nicht die gesamte deutsche Landwirtschaft abbilden und zeigen, dass die jahrzehntelange Repräsentation des Berufsstandes durch den DBV weiter herausgefordert wird. Darüber hinaus argumentierten wir, dass das aktuelle Protestbündnis vor allem aufgrund von bestehenden Machtstrukturen, einem temporären Gelegenheitsfenster und der Aktivierung von in der Alltagspraxis vieler Landwirt:innen verwurzelten negativen Affekten gegenüber dem grünen, städtischen Milieu und der EU entsteht.

Wie die Proteste weitergehen werden, ist aktuell noch unklar. Vor allem, wie sich die deutschen Protestunternehmer:innen mittelfristig zu den Landwirtschaftsprotesten in den deutschen Mitgliedsländern verhalten, ist jetzt noch nicht eindeutig abzusehen. Auch der Bezug zu außereuropäischen Kämpfen ist aktuell wenig gegeben. Doch um das Landwirtschaftssystem in Deutschland grundlegend sozial-ökologisch zu transformieren und resilient zu gestalten, braucht es eine globale Perspektive auf die multiplen Krisen, da die Lieferketten, die politische Regulation und Machtverhältnisse sowie die Stoffströme längst nur noch im globalen und transnationalen Maßstab zu verstehen sind. Es kann sein, dass sich hier das Dilemma der Strategie einer einfachen Rückbesinnung auf nationale Protektionismen schnell offenbart.

Wie sich vor diesem Hintergrund die Koalitionen und Wahrnehmungen der Landwirt:innen in Zukunft verfestigen oder verschieben und neue politische Projekte in Erscheinung treten, bleibt abzuwarten. Für alternative Angebote, wie etwa der AbL oder dem Bündnis Meine Landwirtschaft, wird es wichtig sein, ihre Ideen auf eine Weise zu kommunizieren, die nicht direkt von der Affektschranke abgewehrt wird, wie wir in diesem Artikel ausgeführt haben. Zur Frage, wie dies gelingen kann, bedarf es dringend der Forschung im Bereich Mobilisierung und kollektives Handeln in ländlichen, agrarischen Milieus.

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Unsere sinngemäße Übersetzung des englischen Begriffs „tidyness" bei Burton (2004) und Emery (2014). Schmitzberger (2005) und Bartkowski et al. (2022) benennen noch weitere weniger relevante Typen, die wir jedoch hier nicht berücksichtigen werden. Siehe das Forderungspapier „Werner für Wertschöpfung und eine starke heimische Landwirtschaft" auf der Webseitelsvdeutschland.de. Hier ließe sich auch eine Parallele zum Konzept der gesellschaftlichen „Triggerpunkte" anbringen ([16] et al. 2023). https://taz.de/Streit-ueber-Erklaerung-zu-Bauernprotesten/!5992747/

By Thomas Fickel and Felix Anderl

Reported by Author; Author

Titel:
Markt, Macht und Affekt: Ein Erklärungsversuch der widersprüchlichen Landwirtschaftsproteste in Deutschland.
Autor/in / Beteiligte Person: Fickel, Thomas ; Anderl, Felix
Link:
Zeitschrift: Forschungsjournal Soziale Bewegungen, Jg. 37 (2024-06-01), Heft 2, S. 174-195
Veröffentlichung: 2024
Medientyp: academicJournal
ISSN: 2192-4848 (print)
DOI: 10.1515/fjsb-2024-0018
Schlagwort:
  • AGRICULTURE
  • AGRICULTURAL research
  • POLITICAL ecology
  • PROTECTIONISM
  • FARMERS
  • PROTEST movements
  • Subjects: AGRICULTURE AGRICULTURAL research POLITICAL ecology PROTECTIONISM FARMERS PROTEST movements
Sonstiges:
  • Nachgewiesen in: DACH Information
  • Sprachen: German
  • Language: German
  • Document Type: Article
  • Author Affiliations: 1 = Goethe-Universität Frankfurt, Fachbereich 03 Gesellschaftswissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Frankfurt, Deutschland ; 2 = Philipps-Universität Marburg, Zentrum für Konfliktforschung Marburg, Deutschland
  • Full Text Word Count: 7035

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