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RegionaliaOpen – Open-Access für Citizen Science.

Heim, Gerrit
In: Bibliotheksdienst, Jg. 58 (2024-06-01), Heft 6, S. 324-333
Online academicJournal

RegionaliaOpen – Open-Access für Citizen Science  RegionaliaOpen – Open Access and Citizen Science 

Wichtige und traditionsreiche Träger landeskundlicher Forschung drohen im Zuge der aktuellen Transformation zu Open Access übersehen und von digitalen Publikationswegen ausgeschlossen zu werden. Es ist Aufgabe der Landesbibliotheken, die Interessen dieser Zielgruppe zu vertreten und Angebote zu entwickeln. Die Badische Landesbibliothek bietet mit RegionaliaOpen einen erfolgreichen Open-Access-Publikationsservice an. Dieser integriert sich in das übrige Serviceangebot der Bibliothek, ergänzt die Landesbibliographie mit Volltexten und stärkt die Verbindung zu den regionalgeschichtlich arbeitenden Akteuren.

In changing to Open Access, important and prestigious pillars of regional and cultural research are at risk of being ignored and excluded from digital publication channels. It is the task of regional state libraries to represent the interests of this specific target group and provide solutions. With RegionaliaOpen, the Baden State Library is offering an efficient Open Access publication service, which neatly integrates into the whole range of library services adding full texts to the State's regional bibliography and strengthening ties with key players involved in the regional history of Baden.

Keywords: Elektronisches Publizieren; Open Access; Citizen Science; Landesgeschichte; Landeskunde; Electronic publishing; citizen ccience; regional history; regional and cultural studies

1 Open-Access-Transformation ohne traditionsreiches Citizen Science

Die Open-Access-Transformation konzentriert sich seit einigen Jahren auf journalgetriebene Wissenschaftszweige, die über kostenintensive Transformationsverträge von Bibliotheken und nationalen Forschungsförderern finanziert werden. Zwar konnten dadurch in einigen Fächern deutliche Steigerungen des Anteils an Open-Access-Publikationen erreicht werden, doch wird die Nachhaltigkeit dieser teuer erkauften Transformation immer wieder in Frage gestellt. Offen ist bislang, wie die buchaffinen geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächer in Open Access überführt werden können. Durch die Fokussierung auf die Natur- und Lebenswissenschaften droht hier eine ganze Publikationskultur von der vorherrschenden Entwicklung abgehängt zu werden. Zwar gibt es auch hier zahlreiche Projekte und viele renommierte Verlage bieten Autorinnen und Autoren inzwischen die Möglichkeit, ihre Publikationen im Open Access zu veröffentlichen – sei es parallel zum gedruckten Buch oder zeitversetzt. Gemeinsam ist ihnen, dass entweder die Universitäten oder Bibliotheken dieses Open Access über Verfahren wie Pledge to Open oder einen Publikationsfonds für Monographien die Mindereinnahmen der Verlage finanzieren müssen oder die Autorinnen und Autoren über höhere Publikationsgebühren ihren Beitrag leisten. In jedem Fall ist auch bei diesen Open-Access-Varianten die Investition von erhebliche Summen notwendig, um eine überschaubare Anzahl von Titeln in Open Access zu überführen.

Weitgehend aus dem Fokus geraten sind die Möglichkeiten des Grünen Open Access. Insbesondere auch dann, wenn es um eine ebenfalls aus dem Blickfeld geratene Gruppe geht: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die ohne direkte institutionelle Anbindung publizieren. Im landeskundlichen Bereich sind es gerade die zum Teil auf eine über hundertjährige Tradition zurückblickenden regional organisierten Landeskunde- und Geschichtsvereine, deren Mitglieder einen erheblichen Teil der Forschungsleistung zu vielen historischen und landeskundlichen Fragestellungen beisteuern. Angesichts der jüngsten Fokussierung auf das Themenfeld Citizen Science ist es umso wichtiger, darauf hinzuweisen, dass dieser besonders traditionsreiche Bereich der Bürgerwissenschaft bei der Umstellung auf digitale Publikationsformen im Allgemeinen und bei der Open-Access-Transformation im Besonderen ins Hintertreffen zu geraten droht. Die Schließung dieser Lücke ist von großer Bedeutung, da Leserinnen und Leser zunehmend nur noch das wahrnehmen, was auch digital publiziert wird, und die Recherche nach einzelnen Artikeln in gedruckten Zeitschriften nicht mehr zu den Kernkompetenzen geisteswissenschaftlichen Arbeitens gehört. Die Überführung dieser Publikationen durch digitale Zweitveröffentlichungen zumindest in den sekundären Open Access ist eine effiziente Möglichkeit, diese Forschungsergebnisse sichtbar zu halten und muss neben der Förderung von Open-Access-Erstveröffentlichungen weiterhin im Blick behalten werden.

2 Open Access für die landeskundliche Forschung als Auftrag für Regionalbibliotheken

Die Badische Landesbibliothek hat einen besonderen Sammelauftrag für das Oberrheingebiet und erwirbt Literatur aus und über Baden mit einem Anspruch auf Vollständigkeit. Zudem führt die Badische Landesbibliothek auf Basis dieses Sammelauftrags zusammen mit ihrem württembergischen Pendant die Landesbibliographie für Baden-Württemberg und verfügt deshalb über eine sehr gute Kenntnis des regionalen Publikationswesens. Als wissenschaftliche Universalbibliothek ist die Badische Landesbibliothek in besonderem Maße den Nutzerinnen und Nutzern verpflichtet, die keine universitäre Anbindung haben und daher nicht zur primären Zielgruppe der Universitätsbibliotheken in der Region gehören. Dies gilt insbesondere auch für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die häufig im Rahmen der aktiven landeskundlichen Vereine publizieren. Wie die Universitätsbibliotheken sehen sich daher auch die Landesbibliotheken mit einer teilweisen Umkehrung ihrer Aufgaben konfrontiert. Neben der Literaturversorgung gehört es unter den Vorzeichen der Open-Access-Transformation auch zu den Aufgaben einer Landesbibliothek, ihre Zielgruppe bei der Veröffentlichung digitaler Publikationen durch Beratung und Bereitstellung von Infrastruktur zu unterstützen.

Der deutsche Südwesten bietet eine besonders rege landeskundliche Forschung. Diese verfügt über mehrere Lehrstühle und die Kommission für geschichtliche Landeskunde Baden-Württemberg als institutionelle Repräsentanten. Die Kommission für geschichtliche Landeskunde gibt zwei Zeitschriften sowie zwei monographische Reihen für Forschungen und Quellen heraus. Daneben gibt es zahlreiche regional organisierte Vereine mit teils mehreren tausend Mitgliedern, die als Bürgerwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler ihre Forschungsergebnisse in Form von Zeitschriften, Jahrbüchern und monographischen Reihen über die Vereine als Herausgeber oder als Einzelveröffentlichungen publizieren. Diese Publikationen erscheinen entweder über regionale Verlage oder im Selbstverlag und bis 2021 ganz überwiegend nur in gedruckter Form.

Diese gewachsene Forschungsstruktur agiert jedoch nicht losgelöst von den Veränderungen im wissenschaftlichen Publikationswesen. Dies betrifft zunächst die Rezeption. Ausschließlich gedruckt erscheinende Publikationen werden von den heutigen Studierendengenerationen weniger wahrgenommen. Damit verlieren die entsprechenden Publikationen an Relevanz für künftige Forschergenerationen, die derzeit ihre Ausbildung an den landeskundlichen Lehrstühlen absolvieren. Ein weiterer Aspekt betrifft die Veränderung der Forschungsförderung. Öffentlich geförderte Projekte enthalten inzwischen teilweise Open-Access-Policies oder gar verpflichtende Mandate. Die Verlage, bei denen die landeskundlichen Zeitschriften und Reihen bisher erschienen sind, bieten in der Regel keine adäquate Lösung an, um diese Anforderungen umzusetzen.

Für beide Probleme sind die Regionalbibliotheken die natürlichen Ansprechpartner und können Lösungen für eine Zielgruppe anbieten, die von der Infrastruktur der Universitätsbibliotheken ausgeschlossen ist.

3 RegionaliaOpen als Konzept

Die Badische Landesbibliothek hat daher in Wahrnehmung ihres regionalen Auftrags im Jahr 2021 den Publikationsservice RegionaliaOpen für diese Zielgruppe etabliert. Das Angebot richtet sich sowohl an unabhängig arbeitende Autorinnen und Autoren als auch an institutionalisierte Herausgeber landeskundlicher Publikationen. Letztere sind vor allem Vereine, Kreis- und Stadtarchive und andere Gedächtnisinstitutionen wie Museen. RegionaliaOpen bietet eine stabile Publikationsinfrastruktur mit Langzeitspeicherung und dauerhafter Zugänglichkeit der digitalen Publikationen sowie der Vergabe von persistenten Identifikatoren in Form von DOIs. Dieser dauerhaften Verfügbarkeit kommt eine große Bedeutung zu. Neuere Studien zeigen, dass digitale Publikationen schnell verschwinden können. Landeskundliche Forschung ist aber oft viele Jahrzehnte über relevant und auch digitale Publikationen müssen bewahrt und durch Landesbibliotheken gesammelt werden. RegionaliaOpen ergänzt hier bestehende Angebote der Badischen Landesbibliothek wie BOA. Darüber hinaus erschließt das Team Landesbibliographie und RegionaliaOpen Sammelwerke und Zeitschriftenbände auf Einzelaufsatzebene in K10plus. Durch die LFER-Markierung in K10plus werden die Titelaufnahmen zudem in viele Bibliothekskataloge eingespielt, was die Sichtbarkeit der so verzeichneten Publikationen deutlich erhöht.

Die Badische Landesbibliothek fungiert als Betreiber des Publikationsdienstes und nicht als Herausgeber. Daher ist es notwendig, für die Auswahl Leitplanken zu setzen. Bei Zeitschriften und Reihen werden nur laufend erscheinende Publikationen aufgenommen, da die Retrodigitalisierung abgeschlossener historischer Zeitschriften in den Digitalen Sammlungen erfolgt. Die inhaltliche Betreuung der Zeitschriften und Reihen obliegt den Herausgebenden. Die Badische Landesbibliothek steht folglich in keiner direkten Beziehung zu den Autorinnen und Autoren der jeweiligen Einzelbeiträge in diesen Zeitschriften und Reihen. Lediglich bei Einzelpublikationen ohne Bezug zu einer Reihe oder Zeitschrift übernimmt das Team der Badischen Landesbibliothek die inhaltliche Qualitätssicherung.

Viele landeskundliche Zeitschriften können auf eine lange Geschichte zurückblicken. Oft reichen die durchgängigen Erscheinungszeiträume bis weit in das 19. Jahrhundert zurück. Daher war es notwendig, transparente Grenzen für das interne Ressourcenmanagement zu setzen. Bis zum Jahr 2000 erfolgt daher rückwirkend eine formale und inhaltliche Erschließung auf der Ebene der Einzelbeiträge. Darüber hinaus werden nur komplette Jahrgänge erfasst. Ältere Jahrgänge von Zeitschriften werden jedoch, sofern von den Herausgebern gewünscht, rückwirkend bis zum Erscheinungsbeginn als Gesamtband veröffentlicht.

RegionaliaOpen wurde technisch als Komplettlösung konzipiert. Das Ziel war es, mit einem System alle Aufgaben umzusetzen, um den technischen Betreuungsaufwand in einem realistischen Rahmen zu halten. Hierdurch kann das System verschiedene Anforderungen gleichzeitig erfüllen. Besonders wichtig war die Möglichkeit für Autorinnen und Autoren, ihre Publikationen selbstständig einzustellen und die Einwilligungserklärung prozessbegleitend auszufüllen. Dadurch sollte das Angebot möglichst niedrigschwellig konzipiert sein und keine Kontaktaufnahme mit dem Team zwingend voraussetzen. Im Anschluss erfolgt anschließend eine Prüfung und Freigabe durch das betreuende Team. Gleichzeitig sollte die Plattform für die hierarchische Struktur von Reihen und Zeitschriften geeignet sein und eine Ablieferung an die DNB ermöglichen. Zur Gewährleistung der Katalogisierung bedurfte es zudem einer Anbindung an den K10plus, um Doppelarbeit bei der Titelaufnahme zu vermeiden. Nach Prüfung verschiedener Optionen fiel die Wahl auf OPUS, das alle Kriterien erfüllt. Den technischen Betrieb übernimmt das Bibliotheksservice-Zentrum Baden-Württemberg (BSZ), wodurch eine hohe administrative Betreuungsqualität gewährleistet wird und keine IT-Ressourcen innerhalb der Badischen Landesbibliothek gebunden werden.

4 RegionaliaOpen nach drei Jahren vollständig etabliert

In der Konzeptionsphase wurden Bedenken geäußert, ob ein solches Angebot überhaupt adressierbar sei. Im Gegensatz zu den Universitätsbibliotheken haben Landesbibliotheken keine originäre Zielgruppe, die sich durch die Zugehörigkeit zur Institution klar abgrenzen ließe. Durch den regionalen Auftrag und die Betreuung der Landesbibliographie gibt es zwar eine gute Kenntnis der regionalen Ansprechpartner, aber es war nicht bekannt, wie groß das Interesse an digitalen Publikationsdiensten sein würde. Erste Kooperationen erfolgten daher über zwei langjährige Partner der Bibliothek, die Badische Heimat und die Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins (ZGO). Über beide Publikationen und den mitgliederstarken Landesverband der Badischen Heimat sollte eine signifikante Reichweite erzielt werden.

Diese anfängliche Sorge erwies sich als völlig unbegründet. Die ersten Kontaktaufnahmen stießen auf positive Resonanz. Die meisten Herausgebenden hatten sich bereits mit digitalen Distributionsformaten beschäftigt und sahen den Bedarf für die eigene Publikation, es fehlte ihnen nur ein passendes Angebot. Entsprechend wohlwollend wurde das Angebot der Badischen Landesbibliothek aufgenommen, die von vielen Herausgebenden als natürlicher Partner wahrgenommen wird. Schnell konnten zahlreiche Vereinbarungen zur digitalen Publikation von Zeitschriften und Reihen auf RegionaliaOpen getroffen werden. Die Herausforderung für das Team Landesbibliographie und RegionaliaOpen bestand daher vor allem in der zügigen Bearbeitung dieser großen Nachfrage.

Parallel zur Bearbeitung erfolgte zwangsläufig eine Bestandsaufnahme des landeskundlichen Publikationswesens. Die meisten Zeitschriften erscheinen noch laufend und in hoher Qualität. Bis zum Start von RegionaliaOpen waren aber nur wenige Zeitschriften digital sichtbar. Zwei wurden über die Internetpräsenz des Vereins publiziert, aber damit natürlich ohne persistente Identifikation und langfristige Verfügbarkeitsgarantie. Zwei weitere Zeitschriften waren über persönliche Beziehungen ihrer Herausgeber in die Publikationsinfrastruktur der jeweiligen regionalen Universitätsbibliothek eingebunden. Sie entschieden sich jedoch für eine Umstellung der Erscheinungsweise bzw. für eine parallele Verfügbarkeit der älteren Jahrgänge auf RegionaliaOpen.

Anfang 2024 erscheinen bereits 16 Zeitschriften laufend über RegionaliaOpen. Das Angebot ist thematisch breit gefächert und umfasst neben historischen auch naturkundliche Publikationen wie die Carolinea sowie politisch relevante Themen wie die Berichte der Dokumentationsstelle Rechtsextremismus des Landesarchivs Baden-Württemberg. Regional wird der gesamte Südwesten abgedeckt. Von den Publikationen des Heimatvereins Kraichgau über das Freiburger Diözesan-Archiv bis zu den Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung. Neu hinzugekommen sind kürzlich die ersten beiden monographischen Reihen. Mit weiteren Herausgebergremien wurden zudem bereits Vereinbarungen getroffen, die derzeit umgesetzt werden und weitere Partnerschaften zeichnen sich ab. Die Zahl der laufenden Reihen und Zeitschriften wird daher kurz- und mittelfristig weiter ansteigen. Auch wenn die Zeitschriftenbeiträge einen Großteil der derzeit über 5.500 Publikationen auf RegionaliaOpen ausmachen, darf nicht vergessen werden, dass über 100 Monographien auf RegionaliaOpen als Erst- oder Zweitveröffentlichung im Open Access erschienen sind.

RegionaliaOpen ist als Angebot der Badischen Landesbibliothek im Rahmen ihres regionalen Auftrages für Autorinnen und Autoren sowie für Herausgebende kostenfrei. Mit den Herausgebenden werden Vereinbarungen abgeschlossen. In dieser garantiert die Bibliothek ihre Publikationsdienstleistungen, während die Herausgebenden bestätigen, dass Sie die Rechte an den Publikationen haben und keine Rechte Dritter verletzten sowie eine Qualitätssicherung betreiben. Bei der ggf. notwendigen Einholung der Rechte bei den Autorinnen und Autoren unterstützt das Team die Herausgebenden, wobei es bei den Zeitschriften jedoch nicht zu einem vertraglichen Verhältnis zwischen den Autorinnen und Autoren und der Bibliothek kommt. Die Vereinbarungen enthalten zudem eine Creative-Commons-Lizenz und eine etwaige moving wall.

Letztere ist für die Herausgebenden von großer Bedeutung. Auf absehbare Zeit bleibt die gedruckte Fassung die Primärpublikation, da diese an die Mitglieder verteilt wird und auch käuflich bezogen werden kann. Viele Vereine und Archive produzieren und vertreiben ihre Publikationen daher über Verlage. Eine rein digitale Publikation entspricht hier nicht den Bedarfen. Das wirtschaftliche Interesse an den Printpublikationen schwindet aber bereits wenige Jahre nach dem Erscheinen, weshalb oft eine moving wall von zwei Jahren ausreichend ist. Im Einzelfall kann der Abstand zur Open-Access-Zweitveröffentlichung aber auch größer sein. Letztlich berät die Badische Landesbibliothek in dieser Frage nur, richtet sich aber in der Umsetzung nach den Wünschen der Hausgebenden.

5 RegionaliaOpen und der regionale Auftrag

Innerhalb weniger Jahre hat sich RegionaliaOpen zu einem wichtigen Baustein im Dienstleistungsangebot der Badischen Landesbibliothek entwickelt. Die Bibliothek fungiert nicht mehr nur als Literaturversorger für die Region, sondern bietet auch Publikationsberatung für landeskundlich arbeitende Autorinnen und Autoren an. In dem immer unübersichtlicher werdenden Feld der digitalen Publikationsmethoden und der sich rasant entwickelnden Open-Access-Landschaft wird dieses Angebot dankbar angenommen. Aufgrund der Nachfrage wurde es inzwischen auch auf Erstberatungen zu Fragen wie Autoreneinwilligungen und Zweitveröffentlichungsbedingungen ausgeweitet.

Die Neuauflagen der publizierten Zeitschriften und Reihen haben darüber hinaus zu einer Intensivierung der Kontakte zu Vereinen und Kommunalarchiven geführt. Änderungen in der Schriftleitung oder bei den Ansprechpartnern werden inzwischen in der Regel zeitnah mitgeteilt, und die regelmäßigen Ablieferungen führen zu einem routinierten Dialog zwischen der Landesbibliothek und den Herausgebenden.

Gleichzeitig kann der Publikationsservice RegionaliaOpen erhebliche Mehrwerte für bestehende Angebote erzeugen. So wird RegionaliaOpen und die Landesbibliographie Baden-Württemberg bereits seit der Konzeptionsphase durch das gleiche Team betreut. Zunächst konnten dennoch nur wenige Synergieeffekte erzeugt werden, da die Landesbibliographie bis Ende 2023 in einem eigenen System erfasst wurde und keine Datenübernahme in den K10plus erfolgte. Durch die erfolgreiche Migration der Landesbibliographie in den K10plus können nun mehrfache Synergieeffekte genutzt werden. Bei der Publikation über RegionaliaOpen können nun die Formal- und Sacherschließungsdaten der Landesbibliographie nachgenutzt werden. Gleichzeitig unterfüttert der Publikationsservice die Landesbibliographie mit Volltexten, die deren Mehrwerte für die Nutzenden über die rein bibliographische Erfassung erhöht. Dazu werden alle in RegionaliaOpen erfassten Publikationen im K10plus mit der gedruckten Primärform verknüpft und lassen sich somit über die Landesbibliographie leicht auffinden. Für die Nutzerinnen und Nutzer der Landesbibliographie bietet RegionaliaOpen somit einen niedrigschwelligen Zugang zu den Inhalten, ohne auf die physischen Bestände der Bibliothek zugreifen zu müssen.

6 Zusammenfassung und Ausblick

Die Badische Landesbibliothek hat mit RegionaliaOpen ein völlig neues Angebot für Open-Access-Publikationsdienste etabliert. Es ermöglichte die Zweitveröffentlichung zahlreicher Zeitschriften und Reihen. Damit ist es gelungen, für diesen zentralen Bereich der regionalen geisteswissenschaftlichen Forschung einen Weg zu digitalen Publikationsformen und Open Access zu ebnen, ohne mit den traditionellen Publikationsstrukturen zu brechen. Finanziert wird dieses Angebot der Badischen Landesbibliothek durch gezielte Personal- und Mittelumschichtungen.

RegionaliaOpen befindet sich nach wie vor in einer Phase exponentiellen Wachstums, da ständig neue Zeitschriften aufgenommen werden. Allerdings ist das Wachstumspotenzial in diesem Bereich natürlich durch den regionalen Auftrag und die Anzahl der bestehenden Zeitschriften begrenzt. Als nächstes werden monographische Reihen in den Fokus gerückt, bei denen eine große Nachfrage nach Open-Access-Zweitveröffentlichungen besteht.

Der Publikationsservice für Autorinnen und Autoren, die ihre Erstveröffentlichung im Open Access direkt über RegionaliaOpen vornehmen wollen, soll verstärkt werden. Hier besteht bereits eine Nachfrage, die aber durch eine weitere Steigerung des Bekanntheitsgrades von RegionaliaOpen und gezielte Werbemaßnahmen bekannt gemacht werden soll.

Die Nachfrage nach Forschungsdatenpublikationen nimmt zu. Diese ebenfalls von den Natur- und Lebenswissenschaften ausgehende Entwicklung gewinnt nun auch in anderen Wissenschaftsbereichen an Bedeutung. Auch hier sind die Möglichkeiten für nicht institutionell gebundene Forschende begrenzt oder können von kleineren Einrichtungen nicht bedient werden. Der Bedarf wird daher an die Landesbibliotheken herangetragen. Derzeit ist RegionaliaOpen technisch nicht für die Ablage größerer Forschungsdaten geeignet.

Bei der technischen Weiterentwicklung ist RegionaliaOpen letztlich von den Fortschritten bei der Entwicklung von OPUS abhängig. Nachdem hier die Entwicklung vorübergehend ins Stocken geraten war und grundlegende Arbeiten an den Frameworks erforderlich waren, besteht nun wieder eine positive Perspektive, von der RegionaliaOpen in den kommenden Jahren profitieren wird.

Der Betrieb eines Publikationsdienstes ist somit wenige Jahre nach dem Start ein selbstverständliches Serviceangebot der Badischen Landesbibliothek.

Footnotes 1 Göttker, Susanne: Open Access: Koste es, was es wolle? In: Bibliotheksdienst 56 (2022), S. 295–315. Online: https://doi.org/10.1515/bd-2022-0046. 2 Matthias, Lisa; Jahn, Najko; Laakso, Mikael: The Two-Way Street of Open Access Journal Publishing: Flip It and Reverse It. In: Publications 7 (2019) S. 23. Online: https://doi.org/10.3390/publications7020023. 3 Weinreich, Oliver: Zur digitalen Transformation in den Geisteswissenschaften. In: o-bib. Das offene Bibliotheksjournal. Online: https://doi.org/10.5282/O-BIB/5913. 4 Fund, Sven: Acht Lehren aus acht Jahren Open Access. In: Bibliotheksdienst 54 (2020), S. 450–457. Online: https://doi.org/10.1515/bd-2020-0056. 5 Informationen zu Open-Access-Publikationswegen bei open-access.network:https://open-access.network/informieren/open-access-grundlagen/open-access-gruen-und-gold [Zugriff: 18.03.2024]. 6 Smolarski, René; Carius, Hendrikje; Prell, Martin (Hg.): Citizen Science in den Geschichtswissenschaften: methodische Perspektive oder perspektivlose Methode? Göttingen 2023. 7 Seifert, Wolf Christoph: Regionalbibliotheken und die Open-Access-Transformation: Ergebnisse einer Umfrage. In: Informationspraxis 7.1 (2021). Online: https://doi.org/10.11588/IP.2021.1.80331. 8 Schütte, Jana Madlen: RegionaliaOpen. In: o-bib. Das offene Bibliotheksjournal 4 (2021). Online: https://doi.org/10.5282/O-BIB/5746. 9 Wild, Sarah: Millions of research papers at risk of disappearing from the Internet. In: Nature 627.256 (2024). Online: https://doi.org/10.1038/d41586-024-00616-5. Wiesenmüller, Heidrun: Langzeitarchivierung von Online-Publikationen an Regionalbibliotheken. Das Projekt ‚Baden-Württembergisches Online-Archiv' (BOA). In: Bibliotheksdienst 38 (2004), S. 471–479. Online: https://doi.org/10.1515/bd.2004.38.4.471. Vgl. Schütte, Jana Madlen: RegionaliaOpen. In: o-bib. Das offene Bibliotheksjournal 4 (2021), S. 4. Online: https://doi.org/10.5282/O-BIB/5746. https://www.blb-karlsruhe.de/recherche/baden-wuerttemberg/regionaliaopen/zeitschriften [Zugriff: 16.03.2024].

By Gerrit Heim

Reported by Author

Leiter der Abteilung Regionalia, Fachreferent für Geschichte

Titel:
RegionaliaOpen – Open-Access für Citizen Science.
Autor/in / Beteiligte Person: Heim, Gerrit
Link:
Zeitschrift: Bibliotheksdienst, Jg. 58 (2024-06-01), Heft 6, S. 324-333
Veröffentlichung: 2024
Medientyp: academicJournal
ISSN: 0006-1972 (print)
DOI: 10.1515/bd-2024-0051
Schlagwort:
  • BADISCHE Landesbibliothek Karlsruhe
  • OPEN access publishing
  • BIBLIOGRAPHY
  • ELECTRONIC publishing
  • CULTURAL studies
  • LIBRARIES
  • Subjects: BADISCHE Landesbibliothek Karlsruhe OPEN access publishing BIBLIOGRAPHY ELECTRONIC publishing CULTURAL studies LIBRARIES
  • citizen ccience
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  • regional and cultural studies
  • regional history
  • Citizen Science
  • Elektronisches Publizieren
  • Landesgeschichte
  • Landeskunde
  • Open Access Language of Keywords: English; German
Sonstiges:
  • Nachgewiesen in: DACH Information
  • Sprachen: German
  • Alternate Title: RegionaliaOpen – Open Access and Citizen Science.
  • Language: German
  • Document Type: Article
  • Author Affiliations: 1 = Badische Landesbibliothek, Abteilung Regionalia, Erbprinzenstraße 15 76133 Karlsruhe, Deutschland
  • Full Text Word Count: 2851

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