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Mission Marzipan.

In: KOCA, 2024-06-15, Heft 6/7, S. 10-15
Online serialPeriodical

Mission Marzipan 

Ein Berliner Unternehmen vesprüht mit seinen Pralinen ein Aroma von Luxus in Hülle und Fülle.

Text: Florentine Hübscher

Leider vernascht" – heißt es im Shop, wenn andere schneller waren und die gewünschte Ware ausverkauft ist. Kein Wunder, wenn bereits die Verpackungen dazu einladen, sie mit den Augen zu verschlingen. Die farbenfrohe Hommage gilt dem im Logo verewigten König Friedrich-Wilhelm I. und seiner Beteiligung an der Gründung Rixdorfs, woraus später Berlin-Neukölln wurde. Mindestens genau so viel Historie bringt auch der Schachtelinhalt mit sich: Marzipan in verschiedensten Variationen.

Beim Gedanken an traditionsreiches Marzipan taucht nicht unbedingt Berlin zuerst vor dem inneren Auge auf. Dabei, so verkündet es die Firmenwebsite von „Ohde Berlin", sei die Stadt seit mehr als 160 Jahren weltweit führend in der Produktion von hochwertigstem Marzipan.

Der Markenname „Ohde" stehe für Vieles: zum einen sei es ein alter preußischer Familienname. „Das vermittelt den Eindruck von langer Tradition, die wir allerdings noch nicht haben, da wir ja noch nicht so lange am Markt sind. Aber wenn man uns sieht, denkt man, wir sind eine ganz alte Marke, die sich neu erfunden hat", erklärt Pascal Schlieske den findigen Marketing-Kniff. Ein weiterer Ausgangspunkt für die Namenswahl sei das Ziel gewesen, einen nationalen wie internationalen Verkaufsschlager zu erschaffen – ähnlich dem weltbekannten Kölner „Eau de Cologne". Dabei sei es keinesfalls ein Zufall, dass „Eau de" ganz genau wie „Ohde" klinge. „Storytelling ist mir bei einem Unternehmen am wichtigsten. Bei uns geht es um die Ode an den Genuss. Wie eine Ode an die Freude, nur dass sich ein ‚H' mit eingeschlichen hat, damit man uns auch findet, wenn man online danach sucht", so der Marketing- und Sales-Verantwortliche und Prokurist des 2017 gegründeten Unternehmens. Schlieske ist seit Anfang 2018, wenige Monate nach Gründung durch den Wahlberliner und Unternehmer Hamid Djadda, als Berater der Manufaktur tätig.

Viel Frucht und eine Prise Salziges

„Marzipan ist unser Steckenpferd. Wir machen neben Marzipan- auch Nougat- und Ganachepralinen, aber Marzipan ist schon das, was wir uns auf die Fahne schreiben. Dadurch und durch unsere Experimentierfreudigkeit setzen wir uns ab", sagt Schlieske. Dabei sind Kombinationen von Marzipan mit Fruchtpüree in verschiedenen Sorten wie etwa Kirsche, Sanddorn, Orange und Boysenbeerpüree, einer Brombeerart, das Ergebnis der Produktentwicklung. Auch Marzipan mit Salzkaramell ist Teil des Sortiments und soll ähnlich wie Fudge schmecken: „Das ist perfekt für Leute, die sich an den Geschmack und die Konsistenz von Marzipan herantasten. Wir arbeiten mit einem sehr hohen Mandelgehalt, das bringt eine andere Textur mit sich. Wir erstellen die Marzipanrezepte selbst und lassen sie dann in Berlin fertigen. Anfangs von Lemke, jetzt bei Moll (Marzipanhersteller, Anm. d. Red.). Aktuell arbeiten wir an einem Marzipan, das mit Wildmandeln aus dem Iran gemacht wird. Sie sind nicht blanchiert, und dementsprechend hat das Marzipan eine ganz andere Farbe, eine andere Konsistenz und schmeckt auch noch mal ganz anders", so Schlieske.

Im Schulterschluss geht's besser

Das „Wir" meint 15 Mitarbeiter, von denen vier in der Produktion tätig sind. In den Produktionsküchen werden neue Rezepturen ausprobiert und entwickelt. Dafür arbeitet das Unternehmen regelmäßig mit Konditormeisterinnen und -meistern zusammen. Obwohl für Markteinführungen vor Ort in den Küchen produziert wird, kommen die insgesamt mehr als 30 verschiedenen Pralinensorten auch aus Partner-Konditoreien. „Wir arbeiten ganz eng mit Berliner Unternehmen zusammen. Vor allem mit der Confiserie Reichert. Konditormeister Tobias Menge steht uns da mit Rat und Tat und vor allem auch mit Manpower zur Seite. Wir schicken die Marzipanmasse und Kuvertüre. Sie überziehen es mit ihren Anlagen und ihrem Personal. Dann ist das überhaupt nicht anders als unser Produkt – eins zu eins das Gleiche. Aber die Arbeitskraft, die es dafür braucht, kommt von einem Partner. Ich glaube, da können wir uns alle gegenseitig befruchten und zeigen, dass diese Ellenbogen-Mentalität nicht sein muss", so der Prokurist.

Die Marzipan- und Nougatpralinen sind zu 95 Prozent Schnittpralinen. Bei denen mit Ganache handele es sich um Hohlkörperpralinen. Dafür würden die individualisierten Formen mit Mulden, Lederoptik und Holzlook ebenfalls den kooperierenden Konditoreien zur Verfügung gestellt.

Zu den Partnern am Ende der Produktionskette zählen bekannte Namen wie das Hotel Waldorf Astoria in Berlin, Ferrari Berlin-Brandenburg, der Duty-

Free-Bereich an den Flughäfen in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt und Hamburg sowie seit Anfang des Jahres die First Class der Lufthansa. „Die Kunden interessieren sich für Goodies und Give-aways, die hochwertig und vor allem regional sind. Wir haben anfangs noch analysiert, ob unsere Produkte für den Eigenkonsum oder mehr ein Geschenk sind und relativ schnell ganz eindeutige Daten bekommen", sagt Pascal Schlieske.

Kundschaft, die an den Stand im KaDeWe oder den in der Concept Shopping Mall „Bikini Berlin" komme, kaufe meist für Freunde und Verwandte ein. Auch im Onlineshop werde sehr viel an andere Haushalte versandt. „Wenn Niederegger VW ist und die komplette Welt beliefert, dann versuchen wir, Mercedes Benz oder Porsche zu sein. Wir versuchen von der Qualität her, aber auch vom Preis her darüber anzusetzen und eine Marktlücke für uns zu finden, die uns einen Platz gibt zum Atmen und zum Gedeihen und zum Wachsen", so der 40-Jährige.

Modulare Produkte und Verpackungen

Der Rixdorfer Würfel etwa, Signature Produkt und Bestseller, wird nicht nur geschmacklich in verschiedenen Varianten interpretiert, sondern auch optisch. Ziel bei der Produktentwicklung sei es gewesen, ein einzelnes Produkt zur Tasse Kaffee zu kreieren. Entstanden ist eine Art Praline in Dominosteinform. Als Würfel verpackte Achter, Sechser in Stangenform oder 49er-Sets als Schachbrett sind Teil des Sortiments. „Dank der Würfelform können wir die Produkte verschieden präsentieren. Etwa eine Pyramide daraus bauen, ein Bild aus Pixeln gestalten oder einfach einzeln abgepackt servieren", erklärt Schlieske.

Die 49er-Schachtel, wie auch alle anderen Verpackungen, habe Ohde Berlin gemeinsam mit einem Designer entwickelt. Auch hier, wie schon bei der

Inspiration zum Firmennamen, fungierte die Parfum- und Kosmetikbranche mit ihren High-End-Labels,

als Vorbild. Ziel sei es gewesen, eine nachhaltige Verpackung zum Wiederbefüllen zu erschaffen. Passend für Coffee Tables, Konferenztische und als großes Präsent: „Die haben sich während Corona super gut verkauft. Da wollte niemand in einen Pralinenkasten greifen, in dem schon mal jemand anderes die Finger drin hatte", so Schlieske.

Auch im Hinblick auf saisonale Anlässe werde auf langlebige Designs gesetzt, da kommen etwa Einschieber und Slider mit der Aufschrift „Winter" statt „Weihnachten" zum Einsatz. So könnten die Produkte länger verkauft werden, ohne sie rabattieren oder gar wegwerfen zu müssen.

florentine.huebscher@dfv.de

„Die Arbeitskraft, die es dafür braucht, kommt von einem Partner." Pascal Schlieske

PHOTO (COLOR): Fotos: Christian Kielmann 1 Kreativer Raum: Das Unternehmen legt viel Wert auf die perfekte Verpackung. 2 Stein auf Stein: Marzipan-, Ganache- und Nougat- pralinen sind im Sortiment. 3 Klotzen statt Kleckern: Ohde Berlin ist zur Luxusmarke avanciert. 1 Oranger Faden: Das Verpackungsdesign folgt einer klaren Linie. 2 Bestseller: Der Rixdorfer Würfel ist Ohdes Signature Produkt. 3 Luxusgut: Ohde-Pralinen gibt es im Flieger, Hotel und beim Autokauf. 4 Formvollendet: Hohlkörperpralinen passend zu den Schnittpralinen. 5 Mandelicious: Marzipanpralinen mit iranischen Wildmandeln.

1 Kontakt

Ohde Berlin

Teilestraße 11-16, Tor 3

12099 Berlin

www.ohde.berlin

Preisbeispiele:

Rixdorfer Würfel Klassik

8 Stück 12,90 €

Rixdorfer Royal Schachbrett

49 Stück 99,00 €

Königliche Marzipan Auslese

16 Stück 29,90 €

Titel:
Mission Marzipan.
Zeitschrift: KOCA, 2024-06-15, Heft 6/7, S. 10-15
Veröffentlichung: 2024
Medientyp: serialPeriodical
ISSN: 2569-961X (print)
Schlagwort:
  • BAKERIES
  • BRAND image
  • CARAMEL
  • FRUIT
  • CHOCOLATE candy
  • BERLIN (Germany)
  • Subjects: BAKERIES BRAND image CARAMEL FRUIT CHOCOLATE candy
Sonstiges:
  • Nachgewiesen in: DACH Information
  • Sprachen: German
  • Language: German
  • Document Type: Article
  • Geographic Terms: BERLIN (Germany)
  • Full Text Word Count: 1161

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