Zum Hauptinhalt springen

Neue Oberstufenbücher für das Fach Musik.

EGELER-WITTMANN, SILKE
In: Musik und Bildung, 2012, Heft 1, S. 50-53
Online review

Neue Oberstufenbücher für das Fach Musik 

Das Unterrichtsfach Musik ist bundesweit zunehmend von massiven Kürzungen und Unterrichtsausfall betroffen. Das hat unterschiedliche Gründe, wie beispielsweise die Schulzeitverkürzung mit der Einführung von G 8, den allgemeinen Mangel an Schulmusiklehrkrüften oder die Einführungeines künstlerischen Fächerverbunds, um nur einige zu nennen. Besonders betroffen ist aufgrund dieser Entwicklung natürlich der Musikunterricht in der Sekundarstufe II, zumal es durch eine Reihe von Reformierungen in mehreren Bundesländern zu einer deutlichen Einschränkung und auch Abschaffung der Möglichkeit von Musik-Leistungskursen gekommen ist. Alles in allem keine rosigen Aussichten für die Bedeutung des Fachs Musik. Vor diesem Hintergrund ist es besonders erstaunlich, dass in den vergangenen drei Jahren in fast allen großen Schulbuchverlagen Neuerscheinungen und überarbeitete Neuauflagen von Schulbüchern für den Musikunterricht in der Sekundarstufe II erschienen sind. Was könnte also dahinter stecken? Schließlich müssen Verlage wirtschaftlich denken und haben ein Interesse am Erschließen neuer Absatzmöglichkeiten, die einen solchen Aufwand lohnend machen. Sicher spielt hier eine Rolle, dass im Zuge der bundesweiten Reformen auch neue Lehrpläne entstanden sind (wie zum Beispiel in Bayern), auf die die Verlage mit Neuerscheinungen reagieren. Aber vielleicht spiegelt sich dahinter auch die Angst vor einer verlorengehenden (musik-)wissenschaftlichen Legitimation des Fachs Musik? Denn ein Oberstufen-Fach, für das man zum Unterrichten kein Schulbuch braucht, verliert aus der Sicht von SchülerInnen und Eltern möglicherweise an Bedeutung und Wertschätzung. Nehmen wir es doch zunächst ganz optimistisch als ein positives Signal für die Bedeutung des Musikunterrichts, dass die Verlage inzwischen mit einer solchen Vielfalt an Publikationen und Materialien aufwarten.

Was wird aus der Sicht von MusiklehrerInnen von einem guten Oberstufenbuch erwartet?

Diese Leitfrage wird Ausgangspunkt bei der kritischen Betrachtung von vier neuen bzw. überarbeiteten Ausgaben sein, erhebt dabei jedoch nicht den Anspruch einer endgültigen Bewertung. Denn die Erwartungen und Schwerpunktsetzungen an den Musikunterricht in der Sekundarstufe II sind im Rahmen der unterschiedlichen Lehrpläne der Bundesländer so individuell wie die Lehrkräfte, die sie umsetzen. Daher geht es hier um eine Beschreibung dessen, was die Bücher anbieten und was ihnen möglicherweise fehlt. Die Entscheidung, welches Lehrbuch passt, muss also ebenso individuell getroffen werden. Umso erfreulicher ist es, dass dafür nun eine vielfältige Auswahl zur Verfügung steht.

Da es sich bei den Publikationen meist um ein ganzes Paket von Buch, Begleitmaterialien und Medien handelt, werden die Erwartungen hier entsprechend aufgeteilt:

Ein Schülerbuch sollte

optisch und inhaltlich klar gegliedert sein und hilfreiche Verweise auf die angebotenen Zusatzmaterialien haben (Hörbeispiele, Arbeitsblätter, Links),

sich sowohl für das selbstständige Arbeiten als auch als Arbeitsmittel im Unterricht eignen,

anregende und herausfordernde Aufgabenstellungen für den Unterricht und für Hausaufgaben bieten,

Noten-, Text- und Bildmaterial in für die Bearbeitung geeigneter Weise präsentieren (angemessene/r Umfang, Größe und Bildqualität),

weiterführende Quellentexte und Zitate beinhalten,

ansprechendes und umsetzbares Material zum Musizieren bieten,

eine ausgewogene Mischung aus kognitiven und musikpraktisch relevanten Inhalten vorweisen,

methodische Vielfalt ermöglichen und anregen,

mit den Anforderungen des Lehrplans kompatibel sein,

sich gleichermaßen für den Unterricht im Grund- wie im Leistungsfach eignen.

Ein Lehrerband (sowie die eventuell zugehörige CD-ROM) sollte Folgendes enthalten:

eine Konzeptionsbeschreibung zum Lehrwerk,

ausführliche didaktisch-methodische Hinweise und Tipps zu den Unterrichtseinheiten,

Lernziele und Erwartungshorizonte zu den Arbeitsaufträgen,

vertiefende Informationen für die Lehrenden sowie weiterführende Materialien für die Lernenden,

Arbeitsblätter, Kopiervorlagen und Lösungsvorschläge,

klare Angaben und interne Verweise zu den vorhandenen Medien (z. B. Seitenangaben im Schülerbuch, Tracks der Hörbeispiele, DVD), eventuell Querverweise bei verwandten Themen.

Wünschenswert wäre eine Sammlung der Hörbeispiele aller behandelten Werke auf CD. Auch wenn die technische Entwicklung der Medien rasant voranschreitet, muss man davon ausgehen, dass in den meisten Schulen noch über einen längeren Zeitraum eine entsprechende Ausstattung mit Whiteboards, Beamern und Ähnlichem nicht vorauszusetzen ist.

ZU DEN EINZELNEN LEHRWERKEN

Hier werden nun einzelne besonders erwähnenswerte Aspekte zu den Lehrwerken herausgegriffen und kommentiert. Die Reihenfolge richtet sich chronologisch nach dem Erscheinungsjahr.1 Eine detaillierte tabellarische äußere und inhaltliche Beschreibung der Bücher finden Sie auf der Heft-DVD.

1. Duden Musik. Lehrbuch S II. Gymnasiale Oberstufe, Hg.: Peter Wicke, Duden Paetec Schulbuchverlag, Berlin 2006

Mit seinen 472 Seiten ist der Duden Musik mit Abstand das seitenstärkste der vier hier vorgestellten Lehrwerke. Die sieben Kapitel sind durchnummeriert und scheinen dadurch zwar ein chronologisches Vorgehen nahezulegen, lassen aber inhaltlich trotzdem ein baukastenartiges Verwenden der Kapitel zu. Bei der Beschreibung des Buchs verfällt man unwillkürlich in die Verwendung von Superlativen, denn es ist das mit Abstand bunteste Buch, am reichsten bebildert, mit den meisten Tabellen und Grafiken ausgestattet, mit der größten Anzahl an Aufgaben und ergänzt um die stets bräunlich unterlegten Definitionen und „inhaltlichen Kernsätze". Nicht zuletzt dadurch, aber auch in seiner inhaltlichen Gestaltung macht es als „systematisch aufgebautes Grundlagenwerk" den Eindruck eines äußerlich sehr ansprechenden Schüler-Lexikons. Die Struktur der Kapitel gliedert sich jeweils in vier Bereiche: Der größte Bereich ist das Thema mit entsprechenden sich immer weiter verzweigenden Unterkapiteln (z. B. Kapitel 5: Gattungen der Musik, 5.1: Vokalmusik, 5.1.1: Lied, 5.1.2: Madrigal usw.). Diese Strukturierung entspricht der häufig in wissenschaftlichen Arbeiten verwendeten Art, die jedoch in ihrer Kleinschrittigkeit nicht unbedingt zur Übersichtlichkeit der hier präsentierten Überfülle an Einzelinformationen dient. Der zweite Bereich sind die rötlich unterlegten sogenannten „Mosaik"-Seiten mit ergänzenden und vertiefenden Informationen und Modellanalysen, die man zur Verschlankung auch auf der CD-ROM hätte unterbringen können. Der dritte Bereich „summa summarum - das Wichtigste im Überblick" bietet eine Komprimierung des ohnehin schon komprimierten Stoffs in Form von bunten Schaubildern und deutlich verkleinerter Schriftgröße. Den vierten Bereich bilden die im Kapitel sonst komplett ausgesparten Aufgaben, unterteilt in vier Schwierigkeitsgrade (Anforderungsbereich I bis III sowie komplexe Aufgabe) und die sogenannte kreative / gestaltende Aufgabe. Hierzu muss Folgendes bemerkt werden: Die Herausgeber verweisen in ihren konzeptionellen Hinweisen zu Beginn des Lehrermaterial-Bands2 ausdrücklich auf die „36 kreativ-gestaltenden Aufgaben, die im Besonderen den spezifischen Anforderungen des Musikunterrichtes gerecht werden". Diese werden zu Beginn der Ausführungen auch benannt als „die wichtigen Umgangsweisen Musik hören, Musik erfinden, Musik übertragen und Musizieren". Man muss hier jedoch zur Kenntnis nehmen, dass diese 36 Aufgaben3 im Verhältnis zu sämtlichen anderen durchweg kognitiv ausgerichteten Aufgaben gerade mal ein Fünftel ausmachen. Hinzu kommt, dass die vermeintliche Kreativität sich wiederum in überwiegend kognitiv ausgerichteten Text-gestaltungsaufgaben erschöpft. Hier sollen beispielweise Fragenkataloge für Interviews erstellt werden, Moderationen, Hörerfahrungsbeschreibungen oder Geschichten geschrieben werden, Musiktexte erschlossen werden, und es findet sich sogar der Auftrag „Führen Sie eine Feldforschung durch". Die echten musikpraktischen Aufgaben sind dagegen häufig völlig überfrachtet,4 da sie zu viel voraussetzen und sich auf ein Minimum an didaktisch-methodischen Hinweisen beschränken. Hierzu ein Beispiel: „Improvisieren Sie auf dem Klavier ein Stück, dessen Harmonik gleichmäßig zwischen zwei leitereigenen Septakkorden der gewählten Tonart pendelt - vgl. z. B. Eric Satie, Gymnopédies."

Im Lehrerband gibt es hierzu u. a. folgende „didaktische Hinweise": „Für viele Schüler wird das Greifen eines Septakkordes (oder überhaupt eines Akkordes) etwas völlig Neues sein. […] Hilfreich ist:

- eine Skala ohne oder mit nur einer schwarzen Taste

- (bei sehr geringen Vorkenntnissen) das Markieren der relevanten Klaviertasten

- die Einteilung von je zwei Schülern pro Tastatur, wobei ein Partner ausschließlich begleitet."

Problematisch ist, dass die entsprechenden Hörbeispiele, die ja in eben dargestelltem Fall sehr hilfreich wären, nur sehr umständlich auf der CD-ROM zu finden sind und nur mit zusätzlichem technischem Aufwand im Musikunterricht zu Gehör gebracht werden können. Der Inhalt der CD-ROM ist jedoch äußerst umfangreich bestückt mit Biografien, Quellentexten, Audios, Videos und interaktiven Übungen zu Notenbeispielen. Dies ermöglicht den SchülerInnen eine eigenständige Nutzung, zumal die CD Bestandteil des Schülerbands ist und nicht wie bei den anderen Schulbuchmaterialpaketen nur den LehrerInnen vorbehalten.

2. Musik um uns. Sekundarbereich II, Hg.: Markus Sauter und Klaus Weber, Schroedel, Braunschweig 2008

Bereits 1996 erschien mit Musik um uns ein Oberstufenband, der nun unter der Mitarbeit vieler neuer Autorinnen in einer überarbeiteten und erweiterten Neuauflage vorliegt. Auch die Begleitmaterialien wurden ergänzt um einen wesentlich erweiterten Materialband für LehrerInnen mit DVD-ROM, ein nun acht CDs umfassendes Paket mit Hörbeispielen und mit einer Video-DVD mit 44 meist sehr kurzen Videosequenzen. Neben dem Umfang des Schülerbands hat sich auch das Format verändert - auf den größeren Seiten können die Texte weniger dicht gedrängt und übersichtlicher präsentiert werden. Die Unterscheidung von Überschriften, Thementexten, Zitaten und anderen Quellentexten sowie Aufgabenstellungen gelingt mittels unterschiedlicher Schriftarten, Schwärzungen und roten Hervorhebungen, ohne dabei das Gesamtbild zu überfrachten. Die Notenbeispiele sind gut lesbar und teilweise sogar so großzügig gesetzt, dass sich Analysen direkt im Buch bequem vornehmen lassen. Die Abbildungen sind überwiegend sehr klein gehalten, manchmal fast auf Briefmarkengröße geschrumpft.5 Das ermöglicht zwar eine Konzentration auf den eindeutig im Mittelpunkt stehenden Text und die Notenbeispiele, es ist jedoch nachteilig für die interdisziplinäre Betrachtungsweise. Gerade beim Thema Impressionismus und Expressionismus wäre es wünschenswert, wenn die SchülerInen bei der Bildanalyse mithilfe einer größeren Abbildung auch inhaltliche und formale Details eines Kunstwerks besser erkennen könnten. Die zwölf Kapitel sind in ihrer Reihenfolge offen angelegt und können im Baukastenprinzip verwendet werden. Den größten Raum nimmt das Thema Musikgeschichte ein, das sich über die ersten drei Kapitel erstreckt. Hier wurde auch eine sinnvolle Neuordnung und Zusammenfassung gegenüber der alten Ausgabe vorgenommen. Auffallend ist, dass man der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts sehr viel Raum gegeben hat und dass sogar die Donaueschinger Musiktage thematisiert werden, ein Festival, das für neue Musik weltweit als eines der ältesten und bedeutendsten gilt.

Die Aufgaben, hier als „Impulse" bezeichnet, sind jeweils den Inhalten direkt zugeordnet und enthalten auch weiterführende Hinweise auf andere Kapitel des Buchs sowie auf die entsprechenden Hörbeispiele. Es handelt sich ¨berwiegend um kognitiv ausgerichtete Aufgaben, die das Analysieren, Beobachten, Beschreiben und Diskutieren in den Vordergrund rücken. Dafür widmet sich das Kapitel „Musikwerkstatt" intensiv und glaubwürdig dem musikpraktischen Bereich des Musikunterrichts, der Musik zum Singen und Spielen wird sogar ein eigenes Kapitel mit zahlreichen Spielsätzen und Liedern gewidmet. Systematisch aufbereitet wird das Thema „Songwriting", wobei der Einsatz aktueller Computer-programme und Musiksoftware berücksichtigt wird. Die vorgestellten Anregungen für eigene Projekte erscheinen machbar und überzeugend. Hilfreich sind Extras wie die Grundlagen der Musiktheorie „Zum Nachschlagen" am Ende des Buchs, ebenso wie das kleine Kapitel „Analysieren und Verstehen", das, wenn auch sehr knapp, eine Systematisierung der musikalischen Analyse einschließlich zweier ausformulierter Analysebeispiele beinhaltet.

Geradezu unschlagbar erscheint der Materialband für LehrerInnen zu Musik um uns mit seinen 800 Seiten, praktisch angeboten in einem stabilen Ordner als Einzelblattsammlung. Etwa die Hälfte besteht aus Zusatzinformationen zu den einzelnen Kapiteln, sinnvoll aufgeschlüsselt in „Didaktische Hinweise", „Ergänzende Informationen", „Zu den Impulsen" (= Schüleraufgaben), „Zur weiteren Vertiefung" (= Literaturhinweise). Die andere Hälfte besteht aus 169 zum Teil mehrseitigen Materialblättern (darunter viele Partituren, Quellentexte und Lösungsvorschläge). Spätestens hier zeigt sich die deutliche Ausrichtung auf einen Musik-Leistungskurs, denn neben der (über-)großen Fülle an Material ist natürlich auch deren inhaltliches Niveau mit einem durchschnittlichen Grundkurs zum großen Teil nicht nutzbar. Für die Lehrkraft selbst jedoch kann das Musik um uns-Materialpaket ein wertvoller Fundus auch für die eigene Arbeit sein.

3. Soundcheck S II, Hg.: Walther Engel, Schroedel, Braunschweig 2008

Mit Soundcheck S II hat Schroedel seine Schulbuchreihe nun um einen Oberstufenband erweitert und damit zugleich zwei Oberstufenbücher im Programm. Das Kapitel „Musikgeschichte" nimmt hier einen deutlich kleineren Raum ein als in (im gleichen Verlag erschienenen) Musik um uns. Dennoch ist es sehr informativ und inhaltlich angereichert mit gut ausgewählten Zitaten, Notenbeispielen (mit entsprechenden Verweisen auf die Hörbeispiele der CD-Sammlung) und passenden Abbildungen, und es verzichtet bewusst auf Schülerarbeitsaufträge wie in den anderen Kapiteln. Die kompakte Zusammenfassung der abendländischen Musikgeschichte wird im Lehrer-Begleitband didaktisch begründet. Sie soll als Materialfundus entweder für das Selbststudium oder für die Vorbereitung von Referaten der SchülerInnen oder als Grundlage für einen „klassischen Lehrervortrag" dienen. Fraglich ist nur, ob dies bei der Komprimierung des Stoffs auch befriedigend möglich ist. Das umfassende Angebot von zusätzlichen Arbeitsblättern und Aufgabenstellungen im Begleitband ermöglicht jedoch auch einen methodisch anderen Umgang mit dem Material. Positiv fällt auf, dass man sich hier viele Gedanken um die konzeptionelle Begründung der einzelnen Kapitel gemacht hat und diese auch in unterschiedlichem Umfang (mit Hinweisen wie „Überblick", „Zur Konzeption", „Zum Umgang mit dem Kapitel") im Lehrer-Begleitband darlegt.

Auch zu den zahlreichen Abbildungen gibt es didaktische und erläuternde Kommentare, die zeigen, dass hier mit großer Sorgfalt ausgewählt und gestaltet wurde. Die Formate fallen entsprechend der Funktion, die die Bilder im Unterrichtszusammenhang erfüllen sollen, unterschiedlich aus. So ist beispielsweise die Reproduktion eines Kunstwerks, auf das inhaltlich und mit einer Aufgabenstellung Bezug genommen wird, größer als die eher illustrierenden Abbildungen. Auffallend sind die schön gestalteten Bildcollagen jeweils zu Beginn der auch farblich voneinander unterschiedenen Kapitel, welche nicht nur dekorative Zwecke erfüllen, wie beispielsweise im Kapitel „Instrumentalmusik": Hier ermöglicht die Bildcollage einen plausiblen Einstieg in die Unterrichtsreihe, unterstützt durch den Kommentar und die erläuternde Grafik im Lehrer-Begleitband.

Für methodische Abwechslung sorgen unter anderem die zahlreichen und unterschiedlichen Aufgabentypen, bei denen auch die Musikpraxis nicht zu kurz kommt.6 Auf der CD-ROM, die Teil des Materialbands für LehrerInnen ist, finden sich an die hundert zusätzliche gut gestaltete Arbeitsblätter.

Anders als die anderen Oberstufenbücher setzt Soundcheck S II einen deutlichen Schwerpunkt auf das Thema „Analyse", dem hier zwei große Kapitel gewidmet sind. Begründet wird dies von den Herausgebern damit, dass sie die intensive Beschäftigung mit Inhalten und Methoden der Analyse für ein zentrales Anliegen des Oberstufenunterrichts halten, um das eigentliche Ziel eines umfassenden Erkenntnisgewinns für die SchülerInnen zu erreichen. „Verständnis - und erst recht Erkenntnis im beschriebenen Sinn - entsteht nicht durch Wissen, sondern durch Auseinandersetzung." Und Letztere sollte nicht nur auf der kognitiven, sondern auch auf der affektiven Ebene geschehen. So bieten die Analysekapitel ein vielfältiges Repertoire an methodischen Zugängen und Beispielen aus verschiedenen Epochen, Gattungen und Stilen sowie mehrere ausführliche Beispielanalysen. Von Nachteil ist, dass hier musiktheoretische Kenntnisse (z. B. Melodie-, Harmonie- und Formenlehre) weitgehend vorausgesetzt werden und als Nachschlagemöglichkeit lediglich auf das Glossar am Ende des Schülerbuchs verwiesen wird. Man sollte jedoch bedenken, dass eine lexikalische Definition, beispielsweise im Zusammenhang mit Fragen zur Harmonielehre, für SchülerInnen wenig hilfreich ist.

4. Tonart. Musik erleben - reflektieren - interpretieren, Hg.: Wieland Schmid, Helbling, Rum / Innsbruck, Esslingen 2009

Bei der Betrachtung des vorliegenden Oberstufenbuchs muss man berücksichtigen, dass es sich um eine Regionalausgabe für Bayern handelt und diese sich daher, sowohl den Umfang als auch die Themenfelder betreffend, stark an den Vorgaben des aktuellen bayerischen G 8-Musik-Lehrplans orientiert. Damit erklärt sich beispielsweise der im Verhältnis zu den anderen hier vorgestellten Lehrwerken deutlich geringere Gesamtumfang des Schülerbuchs, das sich ja zum einen nur auf die Jahrgangsstufe 11 und 12 sowie ausschließlich auf den Grundfachbereich bezieht. Die sieben Lernbereiche untergliedern sich wiederum in einzelne Kapitel und Module, die jeweils ein Werk in den Mittelpunkt stellen.7 „Es steht also das Prinzip des Exemplarischen im Vordergrund." Innerhalb der einzelnen Kapitel besteht, soweit es das Thema zulässt, eine chronologische Ordnung, die aber aufgrund des offenen Modulcharakters eine freie Kombination mit Modulen anderer Kapitel erlaubt. Das Lehrwerk ermöglicht also einen freien und individuell auf die Bedürfnisse der Lerngruppe zugeschnittenen Umgang.

Die Gestaltung des Schülerbands mit der optischen Gliederung der Lernbereiche in dezent gehaltenen Farbblöcken ist sehr klar und ansprechend. (Ebenso der Lehrerband, der hier in gebundener Form vorliegt.) Eindeutige Symbole ermöglichen die Einordnung der Arbeitsaufträge in verschiedene Kategorien.8 Das Format bietet ausreichend Platz für die zahlreichen Notenbeispiele in gut handhabbarer Größe, die eine Analyse im Buch bequem ermöglichen. Auffallend ist die sorgfältige Behandlung der Abbildungen, die zwar umfangreich, aber nicht überfrachtend sind. Sie spiegeln auch den Anspruch des fächerübergreifenden Ansatzes der Herausgeber. In diesem Zusammenhang steht auch eine Zeitleiste mit Daten und Ereignissen aus dem Umfeld des behandelten Werks, die sich am unteren Seitenrand über das gesamte Buch erstreckt. Allerdings hat die winzige Schriftgröße zur Folge, dass man die Angaben leicht übersehen kann.

Für den Bereich der Analyse hat man hier folgende Vorgehensweise gefunden: In 14 kleinen Kapiteln, die über das ganze Buch verteilt sind, werden unterschiedliche Methoden der Werkerschließung präsentiert. Diese umfassen nicht nur die musikalische Analyse (z. B. Rhythmik, Harmonik, Melodik, Form und Gattung), sondern auch Aspekte aus der Literatur (z. B. Untersuchung lyrischer Texte, Merkmale moderner Lyrik) und der Bildenden Kunst (Bildbetrachtung). Man mag nun darüber streiten, ob für die SchülerInnen die Vorstellung von Analyse nicht zu sehr in einzelne Aspekte zerfällt, die sich dann nicht mehr in einem sinnvollen Gesamtzusammenhang erschließen, welcher ja bestenfalls immer mehrere analytische Aspekte gleichzeitig berücksichtigt. Hier wäre vielleicht eine exemplarische Analyse im Anhang des Schülerbands oder als Arbeitsmaterial im Lehrerband hilfreich gewesen. Andererseits bietet gerade die Konzentration auf einzelne Aspekte der Analyse die Möglichkeit eines individuellen Zuschnitts auf die Lerngruppe und deren Leistungsniveau.

Das Medienpaket umfasst neben den Hörbeispielen auf fünf CDs noch eine DVD (incl. einem informativen Booklet) mit Filmausschnitten und Videoclips sowie eine CD-ROM mit zusätzlichen Arbeitsblättern und Lösungsvorschlägen. Diese bieten den entscheidenden Vorteil, dass man sie als Word-Datei selbst bearbeiten und individuell zuschneiden kann.

Dateien - DVD

* Tabellarische Beschreibung der Oberstufen - Schulbücher für das Fach Musik

schott-musikpädagogik.de

* Beitrag als PDF-Datei

1In diesem Jahr ist auch im Klett-Verlag die Oberstufenausgabe der Spielpläne erschienen. Zum Redaktionsschluss lag jedoch der Lehrerband noch nicht vor, sodass hier keine vollständige Beschreibung vorgenommen werden konnte.

2Dieser Begleitband bezieht sich ausschließlich auf den Bereich der Aufgaben, die hier noch einmal komplett abgedruckt und mit Lösungsvorschlägen, weiterführenden Informationen und didaktischen Hinweisen ergänzt sind.

3Diese Anzahl wird von den Herausgebern selbst explizit heraushebend genannt.

4So werden beispielsweise Aufgaben zur Improvisation und Komposition gestellt, ohne auch nur ansatzweise auf die Voraussetzungen der SchülerInnen oder didaktisch-methodische Grundfragen einzugehen. Improvisations- und Kompositionsaufgaben sind zwar im Sinne der Musikpraxis wünschenswert, müssen aber in dieser Form zwangsläufig scheitern, da sie die Beteiligten aufgrund der oberflächlichen und unkonkreten Aufgabenstellungen völlig alleine lassen.

5Die Abbildungen sind auf der CD-ROM verfügbar, deren Einsatz im Unterricht verlangt jedoch entsprechende technische Voraussetzungen.

6Das Schülerbuch bietet hier ausreichend Notenmaterial zum Singen und Klassenmusizieren.

7Zum Beispiel: lernbereich = Musik und Sprache, Kapitel = Vokale Formen in der Popularmusik, Modul = Stimmen im Jazz; Liedermacher und Chansonniers; Text im englischen Popsong; Sprechen als Kunstform; Text im deutschen Popsong.

8Aufgabenarten wie: Hören, Musik erfinden, Film / Video sehen, Singen und Musizieren.

By SILKE EGELER-WITTMANN

Titel:
Neue Oberstufenbücher für das Fach Musik.
Autor/in / Beteiligte Person: EGELER-WITTMANN, SILKE
Zeitschrift: Musik und Bildung, 2012, Heft 1, S. 50-53
Veröffentlichung: 2012
Medientyp: review
ISSN: 0027-4747 (print)
Schlagwort:
  • SCHMID, Wieland
  • TONART: Musik erleben: Reflektieren: Interpretieren (Book)
  • SAUTER, Markus
  • WEBER, Klaus
  • MUSIK um uns (Book)
  • ENGEL, Walther
  • SOUNDCHECK (Book)
  • NONFICTION
  • Subjects: SCHMID, Wieland TONART: Musik erleben: Reflektieren: Interpretieren (Book) SAUTER, Markus WEBER, Klaus MUSIK um uns (Book) ENGEL, Walther SOUNDCHECK (Book) NONFICTION
Sonstiges:
  • Nachgewiesen in: DACH Information
  • Sprachen: German
  • Alternate Title: New Secondary School Books for the Music Profession.
  • Language: German
  • Document Type: Book Review
  • Full Text Word Count: 2946

Klicken Sie ein Format an und speichern Sie dann die Daten oder geben Sie eine Empfänger-Adresse ein und lassen Sie sich per Email zusenden.

oder
oder

Wählen Sie das für Sie passende Zitationsformat und kopieren Sie es dann in die Zwischenablage, lassen es sich per Mail zusenden oder speichern es als PDF-Datei.

oder
oder

Bitte prüfen Sie, ob die Zitation formal korrekt ist, bevor Sie sie in einer Arbeit verwenden. Benutzen Sie gegebenenfalls den "Exportieren"-Dialog, wenn Sie ein Literaturverwaltungsprogramm verwenden und die Zitat-Angaben selbst formatieren wollen.

xs 0 - 576
sm 576 - 768
md 768 - 992
lg 992 - 1200
xl 1200 - 1366
xxl 1366 -